Abb. 3: Haus Kirchbühl, Konolfingen (Aufnahmedatum ca. 1953)
[1]Schreiben meiner Mutter vom 28.09.2006.
[2]Schreiben meiner Mutter vom 05.02.2008.
[3]Die Waldau ist eine psychiatrische Klinik der Universitären Psychiatrischen Dienste der Stadt Bern (UPD)
[4]Basierend auf den Akten der Vormundschaftsbehörde Bolligen, des Staatsarchivs des Kantons Bern und den Berichten der Heimleitung und eines Psychologen.
[5]Vormundschaftsbericht des Amtsvormundes in Bolligen vom 23.12.1968.
[6]Von den Heimleiterinnen geführtes Journal, welches Aussagen über Gesundheitszustand, durchgestandene Kinderkrankheiten, psychische Auffälligkeiten und schulische Probleme bzw. Leistungen enthält.
[7]Vormundschaftsbericht des Amtsvormundes in Bolligen vom Dezember 1974.
[8]Vormundschaftsbericht des Amtsvormundes in Bolligen vom Dezember 1976.
[9]Bericht des zuständigen Psychologen vom 10. Juni 1976.
[10]Bericht des zuständigen Psychologen vom 24. März 1974.
[11]Vormundschaftsbericht des Amtsvormundes in Bolligen vom Dezember 1972.
[12]Vormundschaftsbericht des Amtsvormundes in Bolligen vom Dezember 1980.
[13]Zweckgebundene Abgaben auf Spirituosen zur Bekämpfung der Folgen der Alkoholsucht
[14]Schreiben des Fürsorgedirektors vom 23. Januar 1957 (Zusicherung Deckung Defizit), Quelle: Staatsarchiv des Kantons Bern
[15]Jahresbericht 1981, Quelle: Staatsarchiv des Kantons Bern
[16]Ich verwende hier die Begriffe Sensibilität und Sensitivität synonym und erkläre den Unterschied in Teil III, Kapitel 13.3: Schizophrenie: Begabung oder Krankheit?
1.3. Mobbing und suizidale Krise
Die Krebserkrankung und die Begegnung mit meiner Mutter haben eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung gespielt, den Kannibalen zu verraten und zu überführen. Beides kann aber nicht erklären, wie es überhaupt zu dieser Begegnung gekommen ist und warum diese zu einer tödlichen Gefahr wurde. Auf die psychologische Analyse gehe ich an dieser Stelle noch nicht ein, ich zeige nur die Geschehnisse auf, die schließlich dazu führten, dass ich suizidal wurde und in diese gefährliche Spirale hineinschlitterte. Ich versuche, die Ereignisse so genau und detailliert wie möglich wiederzugeben, und stütze mich dabei auf mein Personaldossier, das ich für dieses Buchprojekt vom BIT (Bundesamt für Informatik und Telekommunikation) angefordert habe.
Nachdem ich mich von meiner zweiten Operation im März 2007 relativ gut erholt habe, mache ich mich auf die Suche nach einer neuen Arbeit. Die letzte Stelle war befristet und der Vertrag wurde nicht mehr verlängert. Angesichts der vielen Abwesenheiten wegen meiner Krebserkrankung kam mir das entgegen. Ich überlege mir nun, wie die ideale Stelle aussehen sollte. Die gesundheitlichen Probleme legen den Spielraum und die Grenzen fest. Für mich ist rasch klar, dass es möglichst eine unbefristete Stelle im Raum Bern sein muss. Des Weiteren sollte es sich um ein Fachgebiet handeln, in dem ich sattelfest bin, damit die Einarbeitung keinen zu großen Stress verursacht. Eine Führungsfunktion kommt im Moment für mich nicht infrage, obwohl ich durchaus dazu qualifiziert wäre. Damit ist das Feld für die Stellensuche abgesteckt.
Aufgrund der günstigen Wirtschaftslage finde ich relativ viele Stellen, die meinen Anforderungen entsprechen, und erhalte auf meine Bewerbungen auch oft eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Bis es konkreter wird, dauert es aber noch ein paar Monate.
Schließlich erhalte ich Ende Juli vom Bundesamt für Informatik und Telekommunikation ( BIT ) ein konkretes Angebot als Datenbankspezialist. Nach Unterzeichnung und Rücksendung des Vertrages schickt mir das Amt im August diverse Unterlagen, um Auskünfte über meinen Gesundheitszustand und eventuelle Vorstrafen einzuholen. Beim Vorstellungsgespräch erwähnte ich meine Krebserkrankung nicht, weil es grundsätzlich keine Auskunftspflicht gibt, außer die Erkrankung würde die Ausübung der Tätigkeit behindern oder unmöglich machen. Ob es korrekt war oder nicht, hat rechtlich keine Bedeutung mehr, da ich gegenüber dem Medical Service (AeD) meine Melanomerkrankung nicht verheimliche. Das Amt weiß also, dass es jemand einstellen wird, der vor Kurzem ernsthaft erkrankt war. Ich erwähne all dies, weil der Arbeitgeber später versuchen wird, mir unredliches Verhalten zu unterstellen.
1.3.1. 01. September 2007: Antritt der Stelle beim BIT
Um acht Uhr meines ersten Arbeitstages beim BIT finde ich mich am Empfang ein, wo bereits mindestens zehn Leute warten. Kurze Zeit später holt uns ein Mitarbeiter des Personaldienstes (HR) ab und führt uns über verwinkelte Korridore in ein Zimmer. Dort erhalten wir während zwei Stunden verschiedene Informationen über das BIT sowie den Badge inklusive Erklärung über dessen Verwendung. Zum Abschluss werden für das Intranet Fotos der neuen Mitarbeiter gemacht. Nach einer kurzen Kaffeepause nehmen die zuständigen Vorgesetzten die neuen Mitarbeiter in Empfang und begleiten sie an ihren Arbeitsplatz.
Wilfried Kackebart (Name geändert), so heißt mein neuer Vorgesetzter, bittet mich umgehend für eine Besprechung in sein Büro. Er eröffnet mir, dass er vom Medical Service ein Schreiben mit Fragen erhalten habe, die ihn irritieren würden. [1]Unter anderem wollen die Ärzte wissen, wie hoch der zu erwartende Arbeits- und Zeitdruck sein werde. »Für mich tönt das so, als hätten Sie ein Burn-out gehabt.« Ich verneine das. »Na gut, dann ist das ja in Ordnung. Es werden noch medizinische Abklärungen durchgeführt. Wir warten vorerst das Ergebnis ab.« Jetzt bin aber ich irritiert. Ich finde das Vorgehen etwas sehr forsch. Ich als Vorgesetzter hätte nichts gesagt, vor allem nicht am ersten Arbeitstag. Dieses Ereignis ist insofern interessant, weil es etwas über die Kultur in diesem Amt aussagt.
Auf ein gemeinsames Essen mit dem Vorgesetzten und dem Projektleiter, mit dem ich in den nächsten Monaten eng zusammenarbeiten werde, folgen der Bezug des Arbeitsplatzes und Erklärungen zu administrativen Arbeiten. Damit ist der erste Arbeitstag auch schon zu Ende.
1.3.2. Die Zeit bis zur ersten Eskalation
Nun beginnt die dreimonatige Probezeit. Bereits ab dem zweiten Tag arbeite ich in dem Projekt, für das ich angestellt worden bin. Es folgt ein Kick-off-Meeting mit dem Projektleiter sowie einem Architekten. Zu dritt besuchen wir den Kunden, das Bundesamt für Statistik (BFS) in Neuenburg, um uns einen Überblick zu verschaffen. Wir erhalten in einer längeren Sitzung einige grundlegende Informationen, allerdings scheint mir das Ganze noch ziemlich unausgegoren zu sein. Soweit ich es verstanden habe, geht es darum, aus den Telefonanschlüssen aller Haushalte der Schweiz ein Register zu erstellen. Daraus sollen nach diversen Kriterien Stichproben für Haushaltsbefragungen gezogen werden. Das Projekt bzw. zu bauende System heißt Castem [2].
Ein Knackpunkt des Projektes ist der Umstand, dass die Daten aus der Notrufdatenbank der Swisscom stammen. In dieser sind alle Personen der Schweiz mit einem Festnetzanschluss gespeichert, auch solche, deren Adresse im Telefonbuch nicht auffindbar ist, wozu Personen des öffentlichen Lebens und gefährdete Personen gehören. Geraten die Daten in falsche Hände, könnte dies für die betroffenen Personen verheerende Folgen haben. Warum also nimmt man die Daten aus dieser Datenbank und begnügt sich nicht mit denjenigen aus dem offiziellen Telefonbuch? Dies hängt damit zusammen, dass der Abdeckungsgrad, also der Prozentsatz der Bevölkerung mit einem Eintrag im öffentlichen Telefonbuch, unter die für Stichproben notwendige Schwelle von 95 Prozent abgesunken ist. Denn nicht nur gefährdete oder prominente, sondern auch gewöhnliche Personen lassen ihren Eintrag immer öfter aus dem öffentlichen Telefonbuch löschen. In der Notrufdatenbank sind sie aber noch drin und folglich ist hier die Abdeckung konstant bei nahezu 100 Prozent. Der Nachteil ist, dass man sich diese hohe und auch notwendige Abdeckung mit einem Datenschutzproblem erkauft.
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