Heimwerken macht sexy
Männer in der Halbzeitpause des Lebens
Paul Kavaliro
Published by: epubli Gmbh, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2015 Paul Kavaliro
ISBN 978-3-7375-8232-2
Willkommen in der Lebensmitte – dem Auge des Sturms, dem höchsten Punkt der Achterbahnstrecke!
Das Spiel Ihres Lebens geht in die Halbzeitpause und es ist Zeit für ein paar Momente der Besinnung. Was zeigt Ihr Gefühlskompass an? Dreht die Nadel auf „nicht mehr jung“ oder pendelt sie optimistisch um „noch nicht alt“?
Positiv denken: Sie stecken mitten in der perfekten Mischung – aus bereits gesammelter Lebenserfahrung und dem Leben, das noch vor Ihnen liegt. Schließlich geht auch eine Achterbahnfahrt erst so richtig ab dem höchsten Punkt der Strecke los. Es ist also die beste Zeit!
Selten ist einem dieses Alter gleichgültig: man verharrt, denkt über das Große und das Ganze nach. Verdrängen gilt nicht! Man tritt dem Thema mutig wie ein Revolverheld im Duell entgegen und weicht ihm nicht aus wie ein Torero dem Stier. Dabei kreisen alle Gedanken um das eine Gravitationszentrum: Das Leben ist endlich. Also können wir nicht mehr alle Vorhaben bequem in die unbestimmte Zukunft verschieben. Und diese Erkenntnis verfolgt uns wie ein dunkler Schatten. Eine böse Zunge mit Hang zu Anglizismen haucht uns kalt ins Ohr: „Midlife-Crisis.“ Und hat die nicht auch noch ihre Geschwister namens Stagnation und Niedergang im Schlepptau dabei? Schon schauen wir uns bang nach den Verfolgern um …
Dabei kannten wir solche Gedanken früher nur aus Filmen und sie prallten an uns ab. Kümmerte uns das Alter? Ja schon, aber immer nur die Alterstreppe hinauf. Als junger Halbwüchsiger schielte man zu den älteren Halbwüchsigen hinüber, die prahlten, wie lange sie abends aufblieben und was sie noch alles im Fernsehen anschauten. Und die blickten zu denen auf, die schon alleine ins Kino gehen durften. Die wiederum beneideten diejenigen, die bereits mit Moped oder gar Motorrad beim Filmpalast vorfuhren. Und diese sehnten sich nach den Verheißungen der noch ferneren Zukunft – nach Urlaub ohne Eltern oder nach eigener Bude. Immer ging es vorwärts.
Jetzt in unserem Alter schweifen die sehnsuchtsvollen Blicke nicht nach oben, sondern hinab – in die Niederungen der Jugend. Damals dachte man noch nicht an Beruf und Karriere und auch nicht an gelegentlichen Ehestress, genauso wenig wie an schulpflichtige Kinder, die man beim Hausaufgabenmachen antreiben muss (so wie uns früher). Damals machten Geburtstage doppelt Spaß – man freute sich über den Jubeltag und war gleichzeitig stolz auf das neue, höhere Alter, das einen wieder ein Stück ans Erwachsenwerden annäherte. Heute bleibt uns zwar der Feiertag; das Altersplus hingegen ist eine üble Begleiterscheinung.
Und noch andere Sachen ändern sich: Früher konnte man noch ohne Leiter auf Kirschbäume klettern, bei einem zackigen Treppenaufstieg nebenher noch ein Gespräch führen – ohne die Geräuschkulisse einer Dampflok – und man ließ Aufzüge verächtlich links liegen.
Das war damals. Der Blick zurück nährt die Sehnsucht nach dem alten Elan und der Unbeschwertheit dieser Zeit. Doch anstelle unsere Wehmut zu kultivieren, sollten wir eigentlich froh sein, dass wir die Leiter und den eiligen Treppenaufstieg ohne Knie- und Rückenschmerzen nehmen. Die wiegen schwerer als die leicht reduzierte Dynamik in unseren Bewegungen. Und auch das Treppengeländer dient uns nach wie vor nur zur Orientierung und nicht als willkommene Steighilfe wie bei älteren Semestern. Aber auf diese Art Wertschätzung und Zufriedenheit bewegen wir uns erst noch zu.
Doch will man die Uhr auf die Jugendzeit zurückdrehen? Nein. Warum auch? Man besinnt sich stattdessen lieber auf das Leben im besten Alter, auf Erkenntnisse, neue Möglichkeiten und positive Aussichten. Damit hat man schon ein gutes Stück die Stellschrauben der Lebensfreude des Mittelalters justiert.
Und dies ist das passende Büchlein dazu – für die Halbzeitpause des Lebens, in der man sich überlegt, wie man das Spiel in der kommenden Hälfte angeht, wie man einen Vorsprung verteidigt und ausbaut oder wie man einen Rückstand aufholt und das Spiel dreht.
Es ist ein Buch für Männer, die über ihr Leben nachdenken und die abwägen, was sie so lassen können, wie es ist, und was sie ändern sollten. Das ist schon der halbe Plan für die zweite Halbzeit. Erst recht ist es ein Buch für Planlose, die noch auf der Suche sind oder die vielleicht noch gar nicht wissen, was sie eigentlich suchen.
Wir steigen bei dem ein, was Sie für sich tun können, für Ihre Partnerschaft, für Ihre Familie. Weiter geht der Blick über die Haupt- und Nebensachen des Lebens, über Kinder, Hobbys und über einen wichtigen Schatz, den viele suchen, aber nicht alle finden: die Gelassenheit. Ein Blick auf die Lebensphasen rundet das Bild ab. Das alles passt auf eine überschaubare Zahl von Buchseiten: schließlich sollen Sie Ihr Leben leben und nicht die ganze Zeit lesen. So lang ist eine Halbzeitpause nun auch wieder nicht.
Doch dieses Buch ist nicht nur auf Männer geeicht; es ist auch eins für Frauen: verstehen Sie die Männer oder verstehen Sie wenigstens Ihren eigenen Mann; tauchen Sie in seine Gedankenwelt ein! Wie bleibt er sexy in den Augen der Dame des Herzens? Wie startet er gemeinsame Projekte mit Ihnen? Reden wir überhaupt vom gleichen Mann – von Ihrem Mann, mit dem Sie schon einige bis viele Jahre lang verheiratet sind? Es lohnt sich, ihn neu zu entdecken!
Überhaupt – ist Ihnen schon einmal aufgefallen: es gibt tausende Lieder von der beginnenden Liebe, dem ersten Feuer und wie man den Partner erobert. Aber es gibt wenige Lieder über die Zeit 10 Jahre danach, über die Ehe, wie man ihr dauerhaft den richtigen Pep gibt und das Feuer der Liebe am Brennen hält. Nun, dieses Buch reicht Ihnen den Feuerhaken dazu. Und der hilft bei Verheirateten genauso wie bei frisch Verliebten: für das Schüren der Glut genauso wie für brandneue Beziehungen.
Aber was hat das alles mit dem Bauen von Möbeln zu tun? Ganz einfach: das vorrückende Alter hat auch seine guten Seiten für den Mann und seine Umgebung – die Zeit arbeitet für ihn, denn mit der Zeit verschieben sich die Werte und das kann Man(n) sich zunutze machen. Und hoch im Kurs steht dabei: Heimwerken.
Mal ehrlich, hätten Sie sich mit 16 Jahren vorstellen können, dass Sie wenige Dekaden später den Zollstock schwingen und am Wochenende „Projekte“ angehen? Und nicht nur das – darüber hinaus sind Sie dankbar dafür, dass die Heimwerker-Latzhose aus dem letzten Sonderangebot unauffällig Ihren Bauchansatz verbirgt.
Gut, im Baumarkt Sachen auszusuchen – das klingt nach Spaß. Sie tun das gleich einem großen Kind, dem diese Kultstätte des Konsums der Ersatz für den Spielzeugladen der Kindheit ist. Auch leuchtet Ihnen ein, dass dem Erfolg eines selbst gebauten Möbelstücks oder eines renovierten Zimmers ein Zauber innewohnt. Dass Sie sich aber modisch derart erniedrigen und eine Latzhose anziehen? Niemals!
Doch das Beste ist: es ist Ihnen egal! Sie schätzen die Wirkung dieses Heimwerkeranzugs: seine vielen Taschen, die Hose rutscht nicht und sie gibt damit keine Erkältungs-empfindlichen Körperpartien Wind und Wetter preis. Das sind Ihre Prioritäten und über den modischen Zweifel sind Sie als Mann erhaben. Nun gut, nicht in den Augen Ihrer halbwüchsigen Kinder, die so etwas nie freiwillig anziehen würden. Aber damit können Sie leben. Denn: der Zweck heiligt die Mittel und Ihre Handwerkerkluft kleidet Sie 1A, während Sie an Ihren Projekten arbeiten. Und nur deren Erfolg zählt und lässt Sie in einem ganz besonderen Licht erstrahlen - in den Augen Ihrer Familie und insbesondere Ihrer Frau.
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