George Tenner - Der Tod zwischen den Inseln

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Die afrikanische Kiliwhite Limited hat zum Ziel, in Black Rock-Manier Geld zu verdienen, um jenseits der bekannten Fluchtwege möglichst vielen Menschen den Weg von Afrika nach Europa zu bahnen. Zu diesem Zwecke kauft die Gesellschaft unter anderem eine süddeutsche Metallfabrik, die im Verdacht steht, über Drittländer Teile für das Atomprogramm des Irans geliefert zu haben.
Um die Geschäfte voranzutreiben, treffen sich vier der afrikanischen Führungskräfte in der Ostsee – scheinbar mit schwedischen Mittelsmännern. Doch irgendetwas geht schief. Als ihr gecharterter Motorsegler im Anschluss daran spurlos in der Ostsee verschwindet, wird Lasse Larsson mit der Fahndung beauftragt. Zusammen mit seinen Kollegen vom BKA deckt der Kriminalkommissar Zusammenhänge mit der Ermordung Olof Palmes und Uwe Barschels in den 80er Jahren auf. Mit Hilfe der schwedischen Dienste setzen sie schließlich alles daran, herauszufinden, was mit dem Motorsegler passiert ist und welche Motive dahinterstecken.

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George Tenner

Der Tod zwischen den Inseln

Die Lasse Larsson Reihe, 7. Band

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Impressum

Copyright 2020 © by George Tenner

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Telefon: +49 (0) 15784495128

E-Mail: gtenner@tonline.de

Coverfoto: © Henry Böhm

DAS FOTO henry boehm

E-Mail: henry. boehm@tonline.de

Tel.: 01795275483

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Covergestaltung: VercoDesign, Unna

Herstellung

Der Tod zwischen den Inseln - изображение 1

Neuauflage 2020

George Tenner

Der Tod zwischen den Inseln

Usedom-Krimi

1. Kapitel

25. Juni 2007

Gaston Lloyd fuhr hinter die weiße Ferienanlage, die unmittelbar vor dem Becken des Hafens von Karlshagen auf Usedom lag. Er stieg aus dem silbergrauen BMW, einem Mietwagen von Europcar mit einer Wiesbadener Registriernummer aus, und schlenderte seelenruhig zum Eingang.

Die Haustür war geschlossen.

Lloyd zog einen Schlüsselbund aus der Tasche, öffnete die Türe mit dem durch einen roten Kunststoffring gekennzeichneten Schlüssel. Es begegnete ihm niemand auf der Treppe. Das herrliche Sonnenwetter hatte die Gäste in ihrer Mehrzahl an den Strand gezogen, oder zu Wanderungen ins Usedomer Hinterland verführt. Aus der Wohnung neben seinen Räumen hörte er leise Musik.

Als er die Tür der Ferienwohnung geschlossen hatte, schaute er sich in aller Ruhe um. Die Wohnung bestand aus einer kleinen Pantry, dem Wohnraum mit dem faszinierenden Ausblick auf den Hafen sowie einem Schlafzimmer. Er schaute in die Schränke des Schlafzimmers, des Wohnraumes und des Flurs. Zu seiner Zufriedenheit waren sie leer. Nur in der Pantry fand er komplett vor, was ein vierköpfiger Haushalt brauchte. Außer dem modernen Herd verfügte sie über einen Geschirrspüler, ferner eine Kaffeemaschine. In den Hängeschränken fand er die notwendigen Töpfe nebst Pfannen. Von der Wand ließ sich ein kleiner Tisch abklappen, der zwei Menschen ausreichenden Platz zum Essen bot.

Gaston Lloyd ging zum Fahrzeug zurück. Er entnahm dem Kofferraum des Wagens eine Reisetasche, eine längliche Lederhülle im Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern und einer Länge von einem Meter. Sein Blick überflog den Rest der mitgebrachten Habseligkeiten. Er beschloss, sie vorerst zurückzulassen.

Er ging zur Ferienanlage zurück, blieb einen Augenblick stehen, als wolle er die Tasche in die andere Hand nehmen. Seine Blicke suchten den Hafen ab.

Vor ihm an der Pier, offensichtlich kurz vor dem Ablegen, zog eine Frau die Leine vom Poller auf das Vorschiff. Die Maschine arbeitete bereits, was er an dem leisen Motorengeräusch und dem Wasserausstoß bestätigt sah, der in unregelmäßiger Folge eine runde Aussparung an Backbord verließ. Plätschernd ergoss sich das Kühlwasser in den Hafen. Eilig ging die Frau zum Achterdeck, um dort ebenfalls die Vertäuung einzuholen, die das Schiff an Land festhielt. Auf dem erhöhten Steuerstand überwachte ein braun gebrannter Mittvierziger das Manöver. Als er sah, dass das Boot frei schwamm, ließ er es langsam anziehen. Dabei justierte er die ersten Meter mit dem Bugstrahlruder, um nicht die geringste Möglichkeit einer Kollision mit einem der anderen Boote zu gestatten. Majestätisch bot sich der Anblick der weißen Jacht, wie sie auf die Mitte des Hafenbeckens, dann in Richtung Norden Fahrt aufnahm.

Ein Stück begleiteten Lloyds Blicke die Stella Maris aus Hamburg. Abrupt wurde seine Aufmerksamkeit von einem Auto beansprucht, das kurz vor ihm zum Halten gezwungen war. Er machte eine entschuldigende Geste zu dem maulenden Fahrer, gab den Weg frei. Der Wagen rollte an ihm vorbei. Lloyd schaute zurück, zu dem zu dieser Stunde mäßig besuchten Lokal Veermaster. Dort werde ich essen gehen, bevor der Mittagsansturm einsetzt, dachte er.

Im Treppenhaus piepte das Handy. Er stellte das Gepäck kurz ab. Skagerrak Mélisande 25/14/15 Salamander.

Er schob das Handy in seine Tasche. Dann setzte den Weg zur Wohnung fort.

In der Wohnung angekommen, warf er die Tasche auf das Doppelbett im Schlafzimmer. Er packte ein Gestänge aus, steckte es im Wohnzimmer zusammen, sodass es dem Ständer einer Kameraausrüstung glich. Lloyd ging zum Schlafzimmer zurück. Er entnahm der Tasche ein kleines Bündel. Seitlich des Wohnzimmerfensters wickelte er ein Richtmikrofon aus, steckte es auf den Gestängeständer. Er ließ einen Sicherungsbügel über dem Mikrofon einrasten, das ein hochauflösendes Einrohrfernglas tragen würde, sofern er es aufsteckte. Er schaute auf seine Seiko-Astron-GPS-Weltzeituhr, einen 2.400 Euro teuren Solar-Herrenchronografen, den er sich von einem Teil der Entlohnung des letzten Auftrages gekauft hatte. Lloyd glaubte, sich das gönnen zu müssen. Wer weltweit operiert, sollte auch stets auf die weltweite Zeit zurückgreifen können. Schließlich pendelte er ständig zwischen seinem Geburtsort Wellington sowie London, seinem derzeitigen Hauptwohnsitz, hin und her. Da war eine solche Uhr von Nutzen. Eine halbe Stunde würde es ein warmes Essen geben.

Gaston Lloyd freute sich auf eine Mahlzeit mit einem schönen Stück Fisch. Zum Schluss prüfte er, ob der Akku des Aufzeichnungsgerätes für Tonaufnahmen über eine ausreichende Ladung verfügte. Das war der Fall.

Probehalber steckte er das Einrohrfernglas auf; er ließ seinen Blick durch das Glas über den Hafen gleiten, suchte durch Verstellung des Okulars die jeweils beste Auflösung zur erreichen. Wie genau es war, konnte er ermessen, wenn es ihm gelang, den Kassenbon, den die Verkäuferin in der Fischverkaufsstelle, die ein ortsansässiger Fischer mit seiner Familie betrieb, und die linksseitig zum Hafenbecken lag, mühelos zu entziffern. Ein Lächeln huschte ihm übers Gesicht. Ihm entging nichts. Nicht einmal die Fliegen, die sich auf die Fischreste stürzten, die einem Kind aus dem Brötchen gefallen waren. Bei der Wärme gäbe es bald ein Gewimmel von Maden.

Gerade als er das Stativ durch ein Tuch abdecken wollte, fiel ihm ein, das nur wenige Meter neben seinem Domizil befindliche Restaurant in Augenschein zu nehmen. Er sah ein jüngeres Pärchen den Veermaster verlassen. Es lief auf eines der nahe liegenden Segelboote am Pier zu. Zurück blieb die Bedienung des Restaurants. Der Anblick der Brünetten regte seinen Jagdinstinkt an. Es dauert nicht mehr lang, da setzt der Mittagsansturm ein, dachte Lloyd. Es ist besser, ich gehe gleich.

Gewissenhaft schloss er die Türe des Appartements ab, lauschte, ob er noch Musik der Nachbarwohnung hören könnte. Das war nicht der Fall. Beherzt setzte er den Weg fort. Kurze Zeit später stand er vor dem Veermaster. Auf einer der Segeljachten tingelte die Musik einer vergangenen Hitparade und hallte zu ihm herüber. Nicht übermäßig laut, dennoch konnte er ABBAs Hit Dancing Queen erkennen. Schon lange hatte er die Gruppe nicht mehr gehört. Leise summte er die Melodie mit. Eine Familie mit zwei Kindern kam auf ihn zu. Er wandte sich ab. Als sie an ihm vorbei waren, zog er eine Sonnenbrille mit sehr dunklen Gläsern aus der Brusttasche des Hemdes und setzte sie auf. Er ging die sechs Stufen hoch.

Durch vier polygonale Kantsäulen wurde der Anbau an das Haupthaus, einem zweistöckigen rotgrau melierten Ziegelanbau, getragen. Im Parterre lag das Außenrestaurant, das wegen der unmittelbar davor am Pier liegenden Boote ein überaus begehrter Sommerplatz war. In diesem Moment wurde gerade wieder einer der Tische besetzt. Er beschloss, ins Innere des Restaurants abzutauchen. Beherzt betrat er die Speisewirtschaft. Sein Kalkül, dass er in dem dunklen Raum um diese Zeit auf wenige Gäste treffen würde, ging auf.

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