1) Kliniksterben und Corona-Lockdown – der große Widerspruch
2) These: Entscheidungsjahr 2021 für die deutsche Kliniklandschaft
3) Dramaturgie zweiter Corona-Lockdown
31) Zweite Lockdown-Phase mit steigenden Corona-Infektionen - These a)
32) Vorschlag zur Klinikkonzentration in der Corona-Pandemie - These b)
4) Zuspitzung
41) Der Aufschrei der Kliniken - These a)
42) Umsetzung des Kliniksterbens im Corona-Jahr 2020 - These b)
5) Aktionen und Bündnisse gegen Kliniksterben - These a)
51) Bundesebene Bündnis Klinikrettung
511) Repräsentative Forsa-Umfrage
512) Anschreiben der Gesundheitsminister
513) Anschreiben an die MinisterpräsidentInnen
514) Anschreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel
515) Video-Pressekonferenz: Gründung Bündnis Klinikrettung
516) Aufklärungs-Homepage www.klinikrettung.de
52) Landesebene Aktionen in Bayern
521) Anschreiben an Ministerpräsident Dr. Markus Söder
522) Anschreiben an Fraktionsvorsitzende des Bayerischen Landtags
523) Petition STOPPT DEN EINFLUSS DER GESUNDHEITS- BERATER AUF KRANKENHAUSREFORMEN
524) Homepages
525) Facebook-Plattform
6) „Erfolge“ der Gesundheitsberater - These b)
61) Das wahre Gesucht der Gesundheitsberater
62) Schicksalsjahr 2021
7) Anhang
7.1) Quellenverzeichnis
7.2) Abkürzungsverzeichnis
1) Kliniksterben und Corona-Lockdown – der große Widerspruch
Ein schauriges Szenario, das sich im Dezember 2020 in Deutschland abspielt:
- Die Corona-Infektionsrate steigt auf über 30.000 pro Tag.
- Krankenhäuser rufen den Notstand aus (vgl. Kap. 4.1).
- Der zweite Lockdown 2020 wird beschlossen.
Trotzdem schließen im Jahr 2020 Krankenhäuser, die im Frühjahr teilweise noch Covid-behandelnde Krankenhäuser waren (Beispiel Bayern: Krankenhäuser in Vohenstrauß, Waldsassen, Fürth in Bayern).
Was im Jahr 2020 in Deutschland passiert, kann als einer der größten Skandale Deutschlands bezeichnet werden. Das Land steht still. Das Leben der Bevölkerung ist gefährdet. Menschen begeben sich in die Isolation, weil eventuell die klinischen Behandlungskapazitäten in Deutschland nicht ausreichen könnten. Aber trotzdem geschieht das Unfassbare:
- Krankenhäuser in Deutschland schließen im bedrängten Corona-Jahr 2020.
- Der Schließungsprozess beschleunigt sich sogar.
- Und als Spitze des Eisbergs gibt es im Jahr 2020 Gesundheitsberater und Institute, die
dieses Krankenhaussterben institutionalisieren wollen. Sie streben eine ganz neue
Kliniklandschaft an, und das gegen den mehrheitlichen Willen der Bevölkerung
(vgl. Kap 4.2).
Das Erschütternde: Diese Zerschlagung interessiert in der Landes- und Bundespolitik, aber auch in der Presse, scheinbar niemanden!
- Das rüttelt an den Grundfundamenten der deutschen Demokratie.
- Das stellt die Solidargemeinschaft in Frage, in der bisher jeder Bürger Anspruch auf eine
ausreichende klinische Versorgung hatte.
- Das ist eine beispiellose Zerstörung der Daseinsvorsorge.
- Dem klinischen Personal, den „Corona-Helden“, wird die Existenzgrundlage entzogen.
Dieser Eruptionsprozess ist beispiellos in einem der reichsten Länder der Welt. Ökonomie vor flächendeckender klinischer Gesundheitsvorsorge, Partikularinteressen vor dem Gemeinwohl der Bevölkerung – dies wird das vorliegende Fachbuch auf erschütternde offen legen.
Während die Menschen darum bangen, ob sie an Corona erkranken, und ob sie im Falle einer Erkrankung ausreichende Hilfe erfahren, wird die Zerschlagung einer gut funktionierende Kliniklandschaft aus überwiegenden wirtschaftlichen Interessen vorbereitet.
Dass es in Deutschland seit den 90-er Jahren ein Kliniksterben gibt, wurde in der Literatur hinreichend erörtert. Die Gründe dafür, die Auswirkungen und auch die Methoden zur Förderung des Kliniksterbens sind ebenfalls hinreichend erläutert. *1)
Als Beleg mögen lediglich die aktualisierten Statistiken des Zeitraums 1991 bis 2019 dienen:
2019: 1.914 Krankenhäuser
1991: 2.411 Krankenhäuser
- 497 Krankenhäuser = - 21,6%
2019: 494 255 Klinikbetten
1991: 665.565 Klinikbetten
-171 310 Klinikbetten = - 25,7%
Es wäre hilfreich, wenn es während der Corona-Pandemie noch eine Klinikausstattung des Jahres 1991 in Deutschland gäbe!
Die Gesamtentwicklung 1991 bis 2019:
|
Krankenhäuser |
Klinikbetten |
1991 |
2 411 |
665 565 |
1992 |
2 381 |
646 995 |
1993 |
2 354 |
628 658 |
1994 |
2 337 |
618 176 |
1995 |
2 325 |
609 123 |
1996 |
2 269 |
593 743 |
1997 |
2 258 |
580 425 |
1998 |
2 263 |
571 629 |
1999 |
2 252 |
565 268 |
2000 |
2 242 |
559 651 |
2001 |
2 240 |
552 680 |
2002 |
2 221 |
547 284 |
2003 |
2 197 |
541 901 |
2004 |
2 166 |
531 333 |
2005 |
2 139 |
523 824 |
2006 |
2 104 |
510 767 |
2007 |
2 087 |
506 954 |
2008 |
2 083 |
503 360 |
2009 |
2 084 |
503 341 |
2010 |
2 064 |
502 749 |
2011 |
2 045 |
502 029 |
2012 |
2 017 |
501 475 |
2013 |
1 996 |
500 671 |
2014 |
1 980 |
500 680 |
2015 |
1 956 |
499 351 |
2016 |
1 951 |
498 718 |
2017 |
1 942 |
497 182 |
2018 |
1 925 |
498 192 |
2019 |
1 914 |
494 255 |
Tab. 1: Kliniken und Klinikbetten 1991-2019 *2)
Abb. 1: Krankenhäuser 1991 bis 2019
Abb. 2: Klinikbetten 1991 bis 2019
Die Gründe, …
- eine systematische Unterfinanzierung
- und der systematische Entzug bestimmter Leistungsangebote,
bei kleinen Krankenhäusern wurden hinreichend in der unter Fußnote *1) angegebenen Literatur dargelegt. Sie sind nicht Gegenstand dieses Fachbuchs.
Aber die Zeiten hatten sich im im Frühjahr 2020 geändert. Corona schien die Stimmung zunächst zu Gunsten der deutschen Krankenhäuser zu ändern:
„ Heil zur Corona-Krise "Einige Krankenhäuser kaputtgespart"
Alles muss sich rechnen: Das Gesundheitswesen ist marktwirtschaftlich organisiert. Arbeitsminister Heil kritisiert, dieses Modell komme nun an seine Grenzen. Er fordert, der Staat müsse mehr Verantwortung übernehmen.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat für die Zeit nach der Corona-Krise eine Überprüfung des deutschen Gesundheitssystems gefordert. "Wir müssen einfach darauf reagieren, dass Gesundheit kein rein marktwirtschaftliches Gut sein kann", sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post". Zwar müssten die Kommunen über die Trägerstruktur von Krankenhäusern entscheiden. Grundsätzlich gelte aber, dass es eine staatliche Gewährleistungsverantwortung gebe.
Mehr Geld für Gesundheit und Pflege? Heil verlangte, der öffentliche Bereich müsse gestärkt werden. "Einige Krankenhäuser sind kaputtgespart worden." Es müsse darüber gesprochen werden, "ob wir nicht dauerhaft mehr für Gesundheit und Pflege ausgeben müssen". Die Gesellschaft müsse auch begreifen, dass Pfleger und auch Verkäuferinnen - die "jetzigen Helden des Alltags" - besser bezahlt werden müssten.
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