3) Dramaturgie zweiter Corona-Lockdown
„ Noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland hat es eine so große Herausforderung für die bundesdeutschen Krankenhäuser gegeben wie zur aktuellen Corona-Pandemie 2020/2021.
Jetzt zählt das Leben der Menschen!
Jetzt zählt auch die Sicherheit der Krankenhäuser, von denen aktuell jedes (!) gebraucht wird.
Bundesregierung und Bundesländer haben sich in ihrer Gesundheitspolitik nicht wirklich auf Pandemien eingestellt – sie haben diese Gefahr schlichtweg ignoriert. Denn Vorsorge gegen Pandemien und Katastrophen kostet Geld.
Der Maßstab für ausreichende Krankenhausbetten ist stets eine bundesdurchschnittliche Bettenauslastung der Krankenhäuser. Sie liegt – je nach Bundesland – bei ca. 75% bis 80%. Zum Jahreswechsel gibt es Spitzenauslastungen wegen Influenza mit Auslastungen von bis zu 95%. Das kann dazu führen, dass Patienten auf Stationsgängen betreut werden müssen. In Urlaubszeiten bedeutet dies oft eine Auslastung von nur 2/3 aller Betten.
Doch jetzt ist sie da – die „unerwartete“ Corona-Pandemie.
Und mit der Pandemie müssen Patienten isoliert und Doppelzimmer in Einzelzimmer umgewandelt werden. Engpässe drohen. Zweitbetten in Doppelzimmern werden wegen der Isolierung nicht genutzt. Einnahmeausfälle drohen. Mitarbeiter werden angesteckt, fallen aus und müssen durch zusätzliches Personal, z.B. ausgeschiedene Mitarbeiter oder Rentner, kurzfristig ersetzt werden.“ *6)
Und schon befinden wir uns mitten in der Dramaturgie des 2. Lockdown in der Corona-Pandemie 2020. Angesichts der Video-Pressekonferenz zur Gründung eines bundesweiten Bündnis Klinikrettung hat Klaus Emmerich die aktuelle Situation der Krankenhäuser in einer Kurzpräsentation plastisch geschildert. Diese Präsentation dient als Leitfaden für das vorliegende Kapitel. *7)
*6) Klaus Emmerich, 2020, Bundesweites Bündnis gegen Kliniksterben - Erfolgsaussichten in und nach der Corona-Pandemie, Berlin, neopubli GmbH, S. 6 https://www.epubli.de//shop/buch/Bundesweites-B%C3%Bcndnis-gegen-Kliniksterben-Klaus-Emmerich-9783752950403/98711?utm_medium=email&utm_source=transactional&utm_campaign=Systemmail_PublishedSuccessfully,
*7) Klaus Emmerich, Präsentation „Klinikschließungen“, 2020, Herausgeber. Gemeingut in BürgerInnenhand, Berlin, https://www.gemeingut.org/wp-content/uploads/2020/12/2020-12-21-Referat-Klinikschliessungen-Klaus-GiB-Design.pdf
31) Zweite Lockdown-Phase mit steigenden Corona-Infektionen -These a)
Corona stellt Deutschland vor große Herausforderungen: Deutsche Krankenhäuser kommen an ihre Belastungsgrenzen. Das Uniklinikum Augsburg verhängt einen teilweisen Aufnahmestopp.
Abb. 3: Klaus Emmerich, Präsentation Kliniksterben *8)
„ Corona-Krise: Aufnahmestopp am Uniklinikum Augsburg
Die Lage am Universitätsklinikum Augsburg spitzt sich weiter zu. Das Klinikum hat einen Aufnahmestopp für alle stationären Patienten und ambulanten Eingriffe verhängt, die nicht dringend sind. Auch andere Kliniken in Schwaben sind derzeit am Limit.
Die Situation am Uniklinikum Augsburg (UKA) ist offenbar extrem angespannt. Deshalb hat das Uniklinikum einen Aufnahmestopp für alle stationären Patienten sowie ambulante Eingriffe verhängt, die nicht dringend vom UKA behandelt werden müssen. Nicht betroffen vom Aufnahmestopp ist die Geburtshilfe, so das UKA.
Bettenkapazitäten in den Covid-Stationen nicht überstrapazieren
Nur so könne gewährleistet werden, dass die Intensivkapazitäten und die Bettenkapazitäten in den Covid-Normalstationen nicht überstrapaziert werden, teilte das UKA mit. Die Behandlung von Tumorpatienten ist von dieser Regelung ausgenommen.“ *9)
Die Kliniken sind überlastet, die Intensivkapazitäten und das Personal reichen nicht!
Abb. 4 Klaus Emmerich, Präsentation „Klinikschließungen“ *10)
„ Mit deutlichen Worten hat der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité vor einer Überlastung der Kliniken gewarnt. Freie Intensivbetten mit ausreichend Personal gebe es in Deutschland nicht mehr viele, sagte er in den Tagesthemen.
Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité, Heyo Kroemer, hat eindringlich vor einer Überlastung der Krankenhäuser wegen der Corona-Pandemie gewarnt. "Wir sind schon sehr bald an der Grenze des Machbaren", sagte Kroemer in den Tagesthemen. Von 442 Betten auf Intensivstationen der Charité seien bereits 129 mit Corona-Patienten belegt. Diese Patienten müssten sehr umfangreich betreut werden, etwa 70 Prozent von ihnen würden künstlich beatmet.
"Die Zahl der freien Intensivbetten, die in Deutschland häufig kommuniziert wird, suggeriert meines Erachtens einen falschen Tatbestand", so Kroemer. Ein Intensivbett könne nur dann als frei gelten, wenn genügend Ausrüstung und Personal für die Versorgung der Patientin oder des Patienten zur Verfügung stünden. Von solchen Intensivbetten gebe es jedoch "nicht mehr sehr viele freie in der Bundesrepublik".
Kroemer sagte, das Personal sei in einer Art und Weise belastet, wie es seines Erachtens nicht sehr lange durchgehalten werden könne. Viele Ärzte und Pfleger habe man von anderen Stationen abgezogen, um Corona-Patienten zu versorgen. Außerdem sei das Programm an sonstigen Operationen bereits auf 65 Prozent des Üblichen gekürzt worden.“ *11)
Der am 10. Dezember 2020 von der Tagesschau.de prognostizierte zweite Lockdown wurde wenige Tage später vollzogen. Die Zahlen haben sich jedoch weiter verschärft.
Abb. 5: Klaus Emmerich, Präsentation „Klinikschließungen“ *12)
„ Das RKI vermeldet mit 1129 Corona-Toten innerhalb eines Tages einen neuen Höchstwert. Immer mehr Vertreter aus Politik und Wissenschaft rechnen mit einer Fortsetzung der Corona-Beschränkungen über den 10. Januar hinaus.
In Deutschland sind erstmals mehr als 1000 Todesfälle innerhalb eines Tages im Zusammenhang mit einer Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden weitere 1129 Todesfälle erfasst. Die bisherige Rekordzahl lag bei 962 Verstorbenen binnen 24 Stunden und war am Mittwoch vergangener Woche registriert worden.“ *13)
Und so steigert sich zur Jahreswende 2020/201 die Dramatik erhöhter Corona-Infektionen und steigender Belastungen der deutschen Krankenhäuser:
Die bangen Fragen zur Jahreswende 2020/2021:
- Werden die Behandlungskapazitäten der Krankenhäuser ausreichen?
- Muss im Zweifelsfall der Klinikarzt entscheiden, welcher Corona-Patient wegen besserer Erfolgsaussichten behandelt wird, und welcher nicht?
Abb. 6: Klaus Emmerich, Präsentation „Klinikschließungen“ *14)
„ Kommt es in Sachsen bereits zu einer Triage - zu einer Lage, in der Ärzte entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen? Die Aussage eines Klinikdirektors sorgt für Aufsehen - das Krankenhaus sieht die Intensivmedizin an ihren Grenzen.
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