Alexandra Sonnental - Zimmer in Berlin

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Berlin, kurz vor Weihnachten 2016: Ein Mann bezieht mit einer Frau ein luxuriöses Hotelzimmer im Prenzlauer Berg. Seine romantische Absicht: «Heute sollst du glücklich sein.»
Entspannte Stunden im Spa, ein King-Size-Bett für eine sinnliche Liebesnacht und ein opulentes Frühstücksbuffet am nächsten Morgen – auf all das darf sich die Dame freuen. Aber tut sie das wirklich?
"Zimmer in Berlin" ist nach «Zurückbleiben, bitte!» der zweite gesellschaftskritische Berlin-Roman von Alexandra Sonnental, die 2015 mit dem Lyrik- und Prosaband «Das ist Berlin, Baby!» ihr literarisches Debüt feierte.

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Alexandra Sonnental

Zimmer in Berlin

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Inhaltsverzeichnis Titel Alexandra Sonnental Zimmer in Berlin Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Die Ankunft

Das Zimmer

Das Fußbad

Die kalte Sauna

Dampfsauna

Im Ruheraum

Zweiter Versuch

In der Badewanne

Vor dem Einschlafen

Erwachen

Beim Frühstück

Checkout

Impressum neobooks

Die Ankunft

Die Frau im schwarzen Wintermantel hakt sich bei ihrem Begleiter unter. Seite an Seite betreten sie eine weihnachtlich dekorierte Hotel-Lobby im Prenzlauer Berg. Unter den bunten Stiefeln der Dame ist ein roter Teppich ausgebreitet und an den hellen Marmorwänden hängen wuchtige Spiegel mit dicken Goldrahmen voller Blumen-Ornamente. An der weißen Stuck-Decke funkelt ein Kronleuchter mit Kristallen, die wie Diamanten das Licht brechen und regenbogenfarbene Blitze abfeuern.

„Wow! Das ist ja wirklich todschick!“, bewundert die Frau das Ambiente und lächelt verhalten.

„Freut mich, dass es dir gefällt“, sagt der dunkelhaarige Mann, der ein paar Zentimeter kleiner ist als sie und mit leichtem osteuropäischen Akzent spricht.

Immer noch untergehakt schreiten sie über den roten Teppich zur Rezeption. Den braunen Holztresen zieren Schnitzereien.

„Das nenne ich Luxus!“, meint die Frau mit den schulterlangen braunen Locken.

„Heute sollst du glücklich sein“, antwortet er sanft und haut mit der rechten Hand auf die Glocke an der Rezeption. Hinter dem Tresen sitzt niemand.

Einen Moment später kommt ein blonder Mann mit Dreitagebart um die verspiegelte Ecke gewuselt. Der Mittvierziger trägt blaue Jeans und ein graues Sakko, unter dem ein pinkes Hemd hervorlugt.

„Herzlich willkommen! Ich hoffe, sie haben nicht zu lange gewartet“, begrüßt er das Paar mit femininem Tonfall.

„Nein, gerade erst angekommen“, antwortet der Dunkelhaarige.

„Das ist schön. Wie war noch mal Ihr Name?“

„Melnik.“

„Jan Melnik? Ein Doppelzimmer für eine Nacht“, fragt der Rezeptionist verschmitzt und beäugt den Gast.

„Ja, ich habe letzte Woche online reserviert.“

„Perfekt! Sie bekommen eines unserer ganz neuen Zimmer im zweiten Stock!“

„Und den Spa-Bereich können wir auch gleich nutzen?“

„Ja, natürlich! Wenn sie ein bisschen später gehen, haben Sie unsere drei Saunen sogar ganz für sich.“

Der Rezeptionist zwinkert den beiden mit einem breiten Grinsen zu.

„Egal. Hauptsache, Sauna“, sagt die Frau.

„Wirklich? Also, ich hasse Menschen!“

Sowohl die blauen Augen als auch die Lippen des Rezeptionisten lächeln.

„Stimmt! Ich auch“, antwortet die Frau mit der Andeutung eines Lächelns. „Übrigens habe ich meine Badelatschen vergessen. Kann ich mir hier welche ausleihen?“

„Aber natürlich können Sie das! Welche Größe haben sie denn?“

„40.“

„Moment, die Dame!“

Der Rezeptionist huscht in ein dunkles Zimmer hinter dem Tresen und kommt mit einem weißen Paar Badelatschen in durchsichtiger Plastikfolie zurück: „Die hier sollten Ihnen passen!“

„Super. Vielen Dank!“

„Haben Sie auch Bademäntel?“, will Jan wissen.

„Ach, machen Sie doch nicht solche Hektik!“, erwidert der Rezeptionist und lacht.

Die Frau grinst übers ganze Gesicht: „Sind wir so stressige Gäste?“

„Das war ein Scherz! Natürlich bekommen Sie Bademäntel“, tirilliert der Rezeptionist und tänzelt zurück in die Kammer hinter sich.

Ein paar Sekunden später huscht er mit zwei weißen Bademänteln unterm Arm hinter den Tresen und sagt: „Sie können sich gerne auf dem Zimmer umziehen und mit dem Aufzug in den Keller fahren. Dies ist kein öffentlicher Bereich. Also fühlen Sie sich einfach wie zu Hause.“

„Das werden wir!“, bemerkt Jan.

Der Rezeptionist reicht ihm zusammen mit der Anmeldung zwei weiße Plastikkarten in der Größe von EC-Karten: „Diese hier ist für Ihr Zimmer. Sie haben die Nummer 74 im zweiten Stock. Mit der anderen kommen Sie in den Spa-Bereich im Keller. Unser WLAN-Passwort steht da auf der Anmeldung. Wenn Sie sonst noch Wünsche haben, rufen Sie mich einfach unter der 100 an. Ich bin stets zu Ihren Diensten!“

„Das ist nett“, sagt Jan.

„Ja, nicht wahr? Ich wünsche Ihnen einen recht angenehmen Aufenthalt. Der Aufzug ist da den Gang runter auf der rechten Seite. Da befindet sich übrigens auch der Eingang zum Frühstücksraum. Damit Sie für morgen früh schon mal Bescheid wissen.“

Der Mann und die Frau bedanken sich und gehen mit den Bademänteln Richtung Aufzug. Als sich die Tür des gläsernen Lifts hinter ihnen verschlossen hat, kichert die Dame: „Der ist ja süß schwul!“

„Ja, aber total nett.“

„Was heißt hier 'aber'? Mein lieber Freund Luigi ist auch schwul.“

„Der aus Rom?“

„Ja, mein italienischer Bruder!“

„Nein, natürlich kein Aber!“, beteuert Jan und legt seinen Arm um seine Begleiterin.

In dem Moment öffnet sich die Aufzugtür.

Das Zimmer

An den Wänden auf dem Gang klebt eine seidene, hellrote Tapete mit etwas dunkleren Rosen-Ornamenten und feinen, schimmernden Goldfäden. Die Frau streicht im Vorbeigehen mit den Fingerspitzen darüber.

„Was für weicher Stoff! Das Hotel ist ja ein richtiges Schloss!“

„Freut mich, dass es dir gefällt“, sagt Jan. „Nur wo ist das Zimmer? Alles so verwinkelt hier!“

Sie gehen ein paar Meter weiter über den roten Teppich und kommen rechts an eine Abzweigung.

„Schau mal, da ist ein Wegweiser! Hier geht es zu den Zimmern 70 bis 85“, fällt der Dame auf.

„Wie gut, dass ich dich habe!“

Jan wirft ihr von links einen verliebten Blick zu. Ihre Augen heften sich an die Nummern an den Zimmertüren.

In goldenen Ziffern prangt die 74 an einer weißen Tür mit Messingknauf, unter dem ein Schlitz für die Karte angebracht ist. Jan lässt einen der beiden Plastik-Türöffner darin verschwinden. Er drückt die Klinke nach unten, aber die Tür bleibt verschlossen.

„Bist du dir sicher, dass das gerade die richtige Karte war?“

„Oh! Ich sehe es! Das war die fürs Spa“, fällt ihm auf.

Sie lachen, während Jan die Karte mit der Nummer 74 in den Schlitz schiebt. Der Durchgang wird frei.

Die Frau schaltet das Licht an und ruft: „Wie geil! Jan, das ist ja fantastisch!“

„Dann bin ich ja froh, dass es genauso super aussieht wie im Internet.“

Die schwarze Tapete hinter dem massiven King-Size-Doppelbett ist mit goldenen Blumenranken bedruckt. Auf den beiden rotbraunen Nachtschränken rechts und links davon stehen zwei Messinglampen mit schlichten Tiffany-Lampenschirmen, die mit der Stehlampe neben dem riesigen Goldrahmen-Spiegel an der Wand harmonieren. Unter der Decke hängt ein sechsarmiger Leuchter. Die Glühbirnen stecken in wuchtigen Messingblüten, die mit schnörkeligen Blättern umrankt sind.

Die Frau zieht ihr Smartphone aus der Manteltasche und legt es auf den rotbraunen Schreibtisch aus Massivholz. Dort landet auch ihre schwarze Handtasche.

Jan stellt seine Reisetasche auf dem plüschigen roten Ohrensessel daneben ab. „Ich habe übrigens Schampus und Wasser mitgebracht“, verkündet er. „Falls du Durst hast.“

„Echten Champagner?“

„Kann sein. Ich hoffe, er schmeckt. Für später in der Badewanne. Kerzen gibt es auch.“

„Apropos Badewanne. Lass uns mal das Badezimmer inspezieren.“

Die Frau macht einen Satz über den dicken dunkelroten Teppich und öffnet die Badezimmer-Tür: ein urbanes Bad mit Wanne, schwarzen Fliesen und blendend weißem Waschtisch.

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