Ursula Reinhold - Gemütlichkeit

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1938, zwölf Jahre nach meinem Bruder kam ich auf die Welt. Zu dieser Zeit war die Lage meiner Eltern so, dass sie sich ein zweites Kind leisten wollten. Mein Vater hatte seit 1934 Arbeit, seit 1935 baute er als gelernter Klempner in den Henschel-Werken in Schönefeld an Flugzeugen. Die Wohnlaube auf der Ko-lonie «Gemütlichkeit» im Südosten Berlins war leidlich winterfest. Wohnzim-merschrank, Schlaguhr, Kachelofen machten die um 1925 als Sommerlaube gebaute Behausung beinahe behaglich. Nach meinem Bruder, der nicht unbe-dingt gewollt zur Welt gekommen war, hatte meine Mutter mehrere Abtreibun-gen, was für sie ziemlich schlimm gewesen sein muss. Meist musste sie sich selber helfen, wenn kein Geld da war. Der Arzt, den sie aufsuchte deshalb, sag-te ihr, dass sie erster, zweiter oder dritter Klasse fahren könne. Er war Jude, in Neukölln ansässig. Aber meine Eltern wurden deshalb keineswegs Antisemiten. Sie hatten damals schon ihre Überzeugungen. Hitler hatte die Abtreiberei ent-schiedener noch unter Strafe gestellt. Es gab nicht einmal mehr einen Arzt, bei dem man dritter Klasse fahren konnte. Für den bevorstehenden Krieg wurden Soldaten und Heldenmütter gebraucht.

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Es war ähnlich wie mit den Radios, die auf Geheiß der Besatzungsmacht aus allen Haushalten eingesammelt werden mussten und dann in der Vereinslaube auf einem großen Haufen lagen. Meine Eltern waren sehr traurig, dass sie ihren für damalige Verhältnisse guten Apparat abgeben mussten. Denn er hatte ihnen für das Hören von "Feindsendern" gedient, von denen sie erfuhren, wie es an den Kriegsschauplätzen wirklich bestellt war. Von deren Empfang war ich natürlich ausgeschlossen gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass wir das Radio damals nur brauchten, um die Nachricht über den nächsten Luftangriff mitzubekommen. Deshalb teilte ich ihren Kummer nicht, noch dazu sie diese Maßnahme sowieso als Teil der notwendigen Wiedergutmachung für den durch die deutsche Wehrmacht angerichteten Schaden akzeptierten. Die Radios lagen wochenlang in der Vereinslaube herum und warteten auf ihren Abtransport. Dann hieß es plötzlich, sie sollten von den Leuten nach Britz, der für uns damals zuständigen Verwaltung gebracht werden. Dieses Ansinnen war meinem Vater nun schon zu viel. Er meinte: "Es kann ja nicht jeder selber seinen Apparat nach Russland tragen." Nachdem noch einige Zeit vergangen war, sagte mein Vater den Leuten, dass sie ihre Radios wieder abholen sollten.

Das Fahrrad stand gewiss nicht länger als acht Wochen in unserem Schuppen. Aber noch in der Erinnerung erscheint mir diese Zeit endlos. Als ich es plötzlich nehmen durfte, war es immer noch Sommer, allenfalls Frühherbst. "Sie haben es vergessen", sagte mein Vater zur Erklärung seines Sinneswandels. Allerdings wurde der Gebrauch des Fahrrads streng kontingentiert. Ich durfte nur im näheren Umkreis unserer Behausung fahren und das auch nur nach ausdrücklicher Erlaubnis durch meine Eltern. Denn es gehörte uns allen und nicht mir, obwohl es nur selten benutzt wurde. Ich erinnere mich an ein einziges Mal, dass mein Vater mit dem Fahrrad nach Johannisthal fuhr, weil wir in den ersten Monaten nach dem Krieg nur dorthin ohne Schwierigkeiten kamen. Er kehrte ohne das Rad zurück. Seinem Bericht war zu entnehmen, dass ein sowjetischer Militärlastwagen gehalten, mehrere Soldaten hinten abgesprungen waren und ihn zum Absteigen aufgefordert hatten. Sie warfen das Fahrrad auf den Lastwagen und fuhren ab. Irgendwie war ich von meinem Vater enttäuscht, dass er es so einfach hingegeben hatte.

Bisher hatte ich ihn immer als furchtlosen Mann erlebt, der, zierlich und klein von Wuchs, aber zäh und gewandt, auch wilden Soldaten entgegentrat und uns vor mancher Unannehmlichkeit bewahrte. Daher hatte sich in mir das Gefühl verfestigt, dass uns eigentlich nichts passieren könnte. Es war die kindliche Gewissheit, Glück zu haben, in mir entstanden. Diese Vorstellung bekam durch das Abhandenkommen des Rades einen Riss. Ich verstand nicht, dass mein Vater sich nicht gewehrt hatte. Es wunderte mich, ich fragte meine Mutter, ob er vielleicht doch feige sei. Sie schüttelte den Kopf, ihren Augen sah ich an, dass sie mich unverschämt fand. Es fehlten ihr die Worte für diesen Augenblick, und ich spürte, dass es nicht gut war, darauf zurückzukommen. Meinem Vater gegenüber schon gar nicht. Er bekam dann seine blitzenden Augen, die ich fürchtete.

Bald darauf machte ich eine Erfahrung mit mir, die mich ahnen ließ, wie meinem Vater zumute war, als ihm das Fahrrad weggenommen wurde. Es war an einem Oktobertag des Jahres 1945, als ich mit meiner Mutter nach Britz unterwegs war. Wir gehörten damals, nachdem die westlichen Alliierten im August 1945 nach Berlin gekommen waren, zum amerikanischen Sektor. Unsere Lebensmittelkarten mussten wir aus Britz holen und nicht mehr wie bisher aus Johannisthal, wo wir ohne Schwierigkeiten hinkamen, weil man dorthin keinen Kanal queren musste. Von allen angrenzenden Bezirken war Britz am schwersten zu erreichen. Nach Baumschulenweg kamen wir über die zwar gesprengte, aber noch schief im Wasser liegende Brücke, über die wir kriechen mussten. Neukölln war auf direktem Wege überhaupt nicht zu erreichen, sieht man vom zeitweiligen Fährverkehr an der Straße 6 ab. Auch die Brücke über den Teltowkanal, die die Späthstraße in Richtung Britz überquerte, war zerstört. Es gab nur eine Möglichkeit, den Teltowkanal zu überwinden, der mit unserem Stichkanal in Höhe der Grenzallee zusammenfließt. Dort gab es eine Brücke für die Treidelbahn. Sie fuhr an dieser Stelle über zwei hohe Brücken. Der eine Brückenbogen überspannte den Stichkanal in Richtung Westen und der andere den Teltowkanal in Richtung Süden. Gegen Ende des Krieges fuhr sie immer seltener, nach dem Krieg wurde sie völlig stillgelegt, nur die schmalen Gleise lagen noch an den Ufern. Über die schmalen Brücken mit den Schienen mussten wir, um nach Britz zu gelangen.

Mit meiner Mutter und mir ging Lina, eine Frau, die damals für einige Monate bei uns wohnte, weil sie nicht wusste, wohin. Da sie später niemals wieder in meinem Gesichtskreis aufgetaucht ist, habe ich nur eine ganz blasse Erinnerung an sie. Wir machten uns auf den Weg, für Hin- und Rückweg wurde jeweils eine Stunde veranschlagt. Beide Frauen ahnten nicht, was uns erwartete, denn sonst hätten sie mich gewiss zu Haus gelassen. Die erste Wegstrecke bis zum Kanal ging reibungslos. Treidelbahnbrücken waren eigentlich nicht für Menschen gebaut, daher waren sie sehr schmal. Nicht viel breiter als die Schiene der Treidelbahn, etwa einen Meter breit. Die Metallkonstruktion besaß kein Geländer, sondern war nach beiden Seiten hin offen. Auf dem aus Eisenträgern bestehenden Boden lagen die Schienen, die wie Eisenbahnschienen mit Holzbohlen befestigt waren. Diese bildeten die Festpunkte für die Klettertour, die uns bevorstand. Hin und wieder fehlte eine der Bohlen, sie war wohl schon in den letzten Kriegsjahren demontiert und verfeuert worden. Der erste Abschnitt der Brücke, die unseren Stichkanal in Richtung Neukölln überwand, ging noch allenfalls. Dann fehlten immer mehr Bohlen, und wir konnten uns nur noch auf die Knie herablassen und über die verrosteten Schienen krauchen, wobei man hier und da zur Unterstützung auf die Eisenträger ausweichen konnte, wenn die Balance zu schwinden drohte. Meine Mutter ließ mich vor sich kriechen und unterstützte mein Vorwärtskommen durch Berühren und Zureden. Sie versuchte mir die Angst zu nehmen, die mich fast betäubte. Sicherlich machte sie sich auf diese Weise auch selbst Mut. Die Rücktour war noch schlimmer, denn wir wussten ja nun, was uns erwartete. Dazu drängte meine Mutter zur Eile, weil wir vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein wollten. Ich erinnere mich, dass sie mit der anderen Frau beratschlagte, ob sie mich nicht zu ihrer Schwester nach Neukölln bringen sollte, um mich später abzuholen. Ich wollte nicht, ich wollte in ihrer Nähe bleiben. Auch diesem Brückenerlebnis verdanke ich einen der stets wiederkehrenden Albträume meines Lebens. Hoch oben, dann abstürzend, in Schweiß gebadet erwachend. In immer verschiedenen Variationen.

Irgendwie haben wir es übers Wasser geschafft. Aber wir waren noch nicht zu Hause. In Höhe der Späthschen Baumschule, an der Baracke, die damals Schnitterkaserne hieß, wurden wir aufgehalten. Hier waren sowjetische Soldaten untergebracht, und wir hörten schon von Weitem laute Stimmen, Singen und Mundharmonika-Spiel. Es dämmerte bereits, aber es standen alle Fenster offen. Die Soldaten saßen auf den Fensterbrettern und auf der Türschwelle, das Gebäude schien von Menschen überzuquellen. Eine Gruppe von zwei oder drei Soldaten kam mit lautem Hallo auf uns zu. Sie ergriffen meine Mutter und zogen sie mit sich. Lina rannte davon, ohne sich um meine Mutter zu kümmern, und auch ich ergriff das Hasenpanier, ihr nach. Als wir nicht mehr rennen konnten, blieben wir stehen und schauten uns um. Niemand verfolgte uns. Die Straße war leer. Lina wollte nun so schnell wie möglich nach Hause. Aber ich hatte plötzlich Angst um meine Mutter. Ich wollte zurück, aber Lina hielt mich davon ab. Wir verbrachten bange Minuten, wartend, hoffend, auf ein Wunder scheint mir heute. Dieses eine Mal geschah ein Wunder. Meine Mutter kam nach kurzer Zeit in Begleitung eines höheren Dienstranges. Er hatte sie vor den Soldaten geschützt, es war ihr nichts passiert. Aber sie war vollkommen aufgelöst und fassungslos. Sie riss in solchen Momenten ihre braunen Augen immer weit auf. Sie sagte nichts, aber ich bezog ihre Fassungslosigkeit auch auf mich. Auf meine Feigheit.

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