Charlotte Emma Haberland - Johannas Reise

Здесь есть возможность читать онлайн «Charlotte Emma Haberland - Johannas Reise» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Johannas Reise: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Johannas Reise»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Hamburg 1990: Die achtzigjährige Hebamme Johanna Grünberg möchte zum ersten Mal nach ungefähr 50 Jahren «ihr» Schwerin wiedersehen. Die Stadt, in der sie ihre schönsten Jahre verbrachte. Diese Reise kann sie allerdings nur mit ihrer Enkelin und ihrer Tochter unternehmen.
Zu ihrer Reisevorbereitung gehört die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Familiengeschichte. Mit dem Umzug nach Schwerin 1933 durchlebt Johanna ihre eigene Geschichte als junge Mutter, Ehefrau und Hebamme bis zum Kriegsende erneut.

Johannas Reise — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Johannas Reise», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Vor fünfundvierzig Jahren war ihr die Heimkehr missglückt. Statt der Elbe hatten sie damals einen Nebenarm der Elbe überquert und waren dann in Richtung Hamburg unterwegs, wie sich bald herausstellte. Seitdem saß sie hier fest. „Harvestehude - von Außenalster und Isebekkanal umschlossen“, murmelte sie, es klingt wie das Zitat aus einer Broschüre für Touristen.

„Harvestehude!“, dabei liegt immer noch Ablehnung auf ihrem Gesicht. Sie wendet sich vom Fenster ab und geht zum Schrank.

In Hamburg ist Johanna nie richtig angekommen. Das wollte sie auch nie, innerlich ist sie praktisch immer noch auf Durchreise.

Aus der Tiefe des Schranks holt sie eine hölzerne Schatulle hervor, geht mit ihr unter dem Arm langsam zu ihrem Sessel. Die Schatulle legt sie auf ihren Schoß. Sie muss sich einen Augenblick ausruhen und schließt die Augen.

1946 bekam sie diese Wohnung. 55 m², drei Zimmer. Und seitdem hat sich kaum etwas verändert. Außer die Anzahl der Mitbewohner.

Ja, die erste Zeit in Hamburg war schwer gewesen. Sie waren Flüchtlinge. Sie bekam das Gefühl, unerwünscht zu sein. Sie gewöhnte sich an, nicht aufzufallen und sich nicht kopflos auf die Menschen einzulassen. Zunächst war das Essen knapp. Ihre Lage besserte sich, als Lucas auf dem Schwarzmarkt handelte. Sara, ihr Sorgenkind, ging erst zwei Jahre später zur Schule und blieb eine mittelmäßige Schülerin, sie hatte zuviel verpasst.

Johanna selbst bekam bald eine feste Anstellung in der Klinik in Harvestehude. Sie konnte zu Fuß hingehen. Als Hebamme arbeitete sie damals auf der Wochenstation. In Wirklichkeit war sie froh, nicht mehr im Kreißsaal zu arbeiten. Sie war unsicher geworden. Nach dem Krieg hatte es eine große Umstellung gegeben und viele Neuerungen. Sie fühlte sich dem nicht mehr gewachsen. Auf der Wochenstation dagegen hatte sie ihre Ruhe, meistens normale Fälle. Das war es, was sie brauchte, ihr half, wieder normal zu werden.

Wie fürchterlich war es ihr gegangen, als sie einmal auf der Kinderkrankenstation hatte einspringen müssen und es hieß, einem Kind müsse unbedingt ein Beruhigungsmittel verabreicht werden.

Sie strich mit der Hand über die Schatulle: „Schön anzusehen ist sie immer noch. Hat nicht sonderlich gelitten, all die Jahre. Nur ein bisschen staubig in den Intarsien“, sagte Johanna halblaut zu sich selbst und öffnete sie.

Sie nahm einige Schwarzweißaufnahmen und den Brief heraus, den letzten Brief von Therese. Mit Poststempel von 1944. Daneben gab es einen zweiten Stempel; eine Rücksendung vom Deutschen Roten Kreuz. „Ich hätte ein zweites Mal nach ihr suchen sollen“, sagte sie, „schließlich ist sie meine Schwester.“ Unter den Fotos und dem Brief rutschte eine kleine Kette mit einem lila Amethyst hervor. Als sie das Puppenkleidchen sah, in das die Kette eingewickelt gewesen war, begannen ihre Hände zu zittern: Auf der Brust war ein Judenstern aufgenäht. Schnell Schloss sie die Schatulle und versuchte sich zu beruhigen: 'Die Fotos, schau dir schnell die Fotos an!'

Längere Zeit starrte sie das Bild an. Ihre Hände beruhigten sich allmählich. Ihre Familie auf dem Marktplatz, im Hintergrund das Kaufhaus Weidenbinder.

Jetzt erinnerte sie sich sogar an das Muster des Kopfsteinpflasters, über das sie jahrelang gegangen war. Sie hörte die Stimmen der Menschen, die im Cafe Resi oder in der Weinstube saßen. Sie spürte wieder die Gemütlichkeit und Wärme in diesem Karree, die nicht nur von den ersten Sonnenstrahlen im Jahr ausging.

„Franz, Sara, Francesca, Josef“, seufzte sie. Es drückte in der Magengegend. Francesca war in Johannas Augen die Mutter gewesen, die sie sich immer gewünscht hatte, auch wenn sie vor ihrem großen, gütigen Herz und ihrem Temperament immer zurückschreckte - es war ihr nicht geheuer. Ihre Art war ihr zu unvertraut. Francesca verfügte über eine große Kraft und Stabilität, über ein kaum zu erschütterndes Vertrauen in die Welt und in die Menschen. Ganz anders als Johanna selbst. Nur Stückchen um Stückchen durfte Francesca ihr näher kommen. Francesca hatte Zeit, konnte auf ihre Schwiegertochter warten, aber die Geschichte wartete nicht: bevor sich Johannas Herz für Francescas Fürsorge öffnete, trennte die Kristallnacht die beiden Familien.

Johanna wurde klar, dass sie sie nach dem Krieg einfach vergessen und, wie zu ihrer Schwester, anscheinend einen Vorhang zwischen ihr altes Leben in Schwerin und das neue in Hamburg gezogen hatte. „Es war nicht meine Absicht. Überhaupt nicht“, zitternd streicht sie über das Foto, „es ist mir einfach passiert. Ich habe euch einfach vergessen!“

Ihr Zeigefinger hielt auf Franz' Fotografie inne, zärtlich umfuhr sie seine Figur. Das Bild von Franz war bislang nur in ihrem Gedächtnis aufbewahrt gewesen, sie hatte sich nicht getraut, sein Foto anzuschauen. „Wie schön sein Gesicht aussieht. Das hatte ich ganz anders in Erinnerung. Die schwarzen Locken und die schwarzen Augen. Das Lachen. Sara hat all das von ihm geerbt.“

Johanna schmunzelte; neben ihr, der hochgewachsenen, dürren Blonden, wirkte er wie ein kleiner, untersetzter Italiener aus den 50er-Jahre-Schlagerfilmen. Früher war ihr das so nicht aufgefallen. Franz war in der Tat Halbitaliener: Seine Mutter kam aus Grado, sein Vater aus Bremen. Wie die beiden sich kennenlernten, ist eine Geschichte für sich.

Franz hatte sehr viel von seiner Mutter: vom Aussehen bis zum lebensfrohen Temperament. Gepaart mit dem väterlichen Eigensinn wurde daraus ein hartnäckiger Optimismus, der sie beide blindlings in die Katastrophe führte.

Johanna und er lebten heute noch zusammen, sie war sich sicher, wenn die Zeiten andere gewesen wären.

Franz Grünberg war Jude. Konvertierter Jude. Das war seine Versicherung – dachte er damals.

'Ach, und da war noch etwas', dachte sie, 'es tat immer noch weh.' Das wurde Johanna wieder einmal bewusst. 'Da war ja noch viel mehr gewesen, als dass Franz nur ein konvertierter Jude war. Wenn es nur darum gegangen wäre – aber nein …!' Sie brach ab und schaute Franz in die Augen, die sie auf dem Foto anstrahlten: „Soviel Kraft, soviel Freude. Er hätte nur noch ein paar Wochen aushalten müssen. Dann hätten wir es überstanden gehabt“, flüsterte sie. Vorsichtig nahm sie die Fotografie hoch und schmiegte sein Bild an ihre Wange. Sie Schloss die Augen und neigte ihren Kopf zur Seite und wog ihn sanft hin und her, als hätte sie ein Neugeborenes auf dem Arm oder als könnte sich das Bildnis plötzlich in Nichts auflösen.

'Was war eigentlich genau passiert? Auf einmal war er nicht mehr da.' Sie erinnerte sich, wie hilflos sie damals war, alleine mit ihrer Tochter, ihr Mann verhaftet, niemand wusste, was aus ihm werden würde. Sie hatte bis heute keine Ahnung, wie es dazu gekommen war. 'Hatte ich Schuld daran?', sie hielt das Bild vor sich und schaute ihn ernst an, 'hatte ich nicht gut genug aufgepasst, war ich doch irgendwo unvorsichtig gewesen?'

Diese Fragen hatte sie sich damals immer und immer wieder gestellt. Sätze, die spiralförmig ihren Schlaf aufsuchten und ihn zerstörten. Sätze, die nachts kamen, weil sie sie tagsüber nicht gebrauchen konnte, weil sie für ihre Tochter da sein musste und weil das Leben weiterging. Und irgendwann, nachdem viele Jahre vergangen waren und sie sich wieder an den Alltag eines Lebens gewöhnt hatte, traf sie jemanden, der erzählte ihr vom Sich-selbst-Vergeben . Und es vergingen wieder viele Jahre, bis sie verstand, was gemeint war. Bis zum heutigen Tage hatte sie das geübt und erst vor ein paar Wochen hatte es aufgehört, an ihr zu nagen: Sie hatte sich und allem vergeben. Fast allem.

Vergessen konnte sie Franz dennoch nicht. Als die Nachricht seines Todes kam, konnte sie es nicht glauben. Tief in ihr wollte sich etwas nicht damit abfinden. Sie hätte ihn gerne wiedergesehen. Heimlich fing sie an, ihn zu suchen. Anmerken lassen hat sie sich vor ihrer Familie nichts; sie biss die Zähne zusammen, hat es so hingenommen und nach vorn geschaut. Ihre Tochter tat damals dasselbe, das wunderte sie schon. Sie schien ihrer Mutter in nichts nachstehen zu wollen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Johannas Reise»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Johannas Reise» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Johannas Reise»

Обсуждение, отзывы о книге «Johannas Reise» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x