Charlotte Emma Haberland - Johannas Reise

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Hamburg 1990: Die achtzigjährige Hebamme Johanna Grünberg möchte zum ersten Mal nach ungefähr 50 Jahren «ihr» Schwerin wiedersehen. Die Stadt, in der sie ihre schönsten Jahre verbrachte. Diese Reise kann sie allerdings nur mit ihrer Enkelin und ihrer Tochter unternehmen.
Zu ihrer Reisevorbereitung gehört die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Familiengeschichte. Mit dem Umzug nach Schwerin 1933 durchlebt Johanna ihre eigene Geschichte als junge Mutter, Ehefrau und Hebamme bis zum Kriegsende erneut.

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Sie befanden sich in einem Niemandsland. Irgendwo zwischen Lüneburg und der Elbe. Hier, in diesem kleinen Unterschlupf im Wald, keimte Hoffnung auf. Der Krieg war aus und wo auch immer Johannas Mann stecken mochte, vielleicht hatte er sich retten können oder war gerettet worden. Johanna wollte auf jeden Fall über die Elbe und Schwerin erreichen. 'Schwerin gehört zu meinem Leben. Dort hat es begonnen und dort soll es einmal enden. In dieser Stadt bin ich zu Hause, vielleicht ist dort noch etwas von unserem früheren Leben zu finden.' In diesem Augenblick fühlte sie sich der Stadt ganz nahe. Sie sah sich über den Altstädtischen Markt schlendern, die Schusterstraße hinunter. Bereits von dort konnte sie den Anblick des leuchtenden Schlosses in der Abendsonne genießen. Am Ufer angelangt, ließ sie oft ihren Blick weit über den See wandern. Das war ihr Ruhepol. Über dem See liegt die Freiheit, dachte sie dann jedes Mal. Sie wollte kämpfen. Koste es, was es wolle. Ich muss es versuchen. Ich werde Franz finden, mit ihm zusammen unser Haus wieder aufbauen und die alte Heimat wieder zu unserer Heimat machen, dachte sie fest entschlossen. In solchen Momenten wandte sie sich an Gott. Seit ihrer Arbeit auf der Kinderstation tat sie dies wieder regelmäßiger. Es half ihr, das Leben zu behalten. Als Kind hatte sie von ihrem Vater gelernt, mit Gott zu sprechen. Anders als in der Kirche. Er sagte zu ihr: „auf dem Feld lernst du, dich mit Gott zu duzen.“ Allmählich bekam sie eine Ahnung, woher die Kraft ihres Vaters gekommen war, nachdem er aus dem Krieg heimgekehrt war. Seinen Halt und seine Zuversicht hatte er damals in Gott gefunden. Und Johanna fand sich inzwischen auch darin wieder. Sie hatte es nur vorübergehend vergessen. Sie lag immer noch wach. Ihr Körper ruhte zwar, die Gedanken aber bewegten sich weiter. 'Sara erwähnt ihren Vater kaum noch, dafür hält sie den Teddy, den er ihr geschenkt hat, fest im Arm und setzt Franz' Mütze nicht mehr ab. Sie verschließt sich völlig, wenn wir von ihrem Vater sprechen. Und ich weiß, wie sehr sie ihren Vater liebt. Wie konnte das passieren? Wie konnte das alles passieren?' Sie erinnerte sich wieder an Franz' Verhaftung, ihren Zusammenbruch Tage danach in der Klinik, ihre schwächsten Stunden, die sie dann erpressbar gemacht hatten. Seitdem schützte sie ihre Tochter vor der Gestapo, indem sie half, andere Kinder zu töten. So war der Handel gewesen, ein perfider Handel. Sie hatte sich bis heute darauf eingelassen. Wut stieg in ihr auf, die aber gleich in hilflose Ohnmacht zerfiel. 'Bis heute', dachte sie, 'viel zu lange. Und unentschuldbar.' Tränen stiegen in ihr auf, sie hielt sie zurück. Stark musste sie sein und es auch bleiben. 'Meiner Tochter ein gutes Leben zu ermöglichen, überhaupt ein Leben. Das ist es, was jetzt wirklich zählt', dachte sie. Johanna liebte ihre Tochter, sie war das Einzige, was ihr geblieben war.

Johannas Hände lagen auf Saras Brust, sie spürte ihren regelmäßigen Atem, ohne ihn dabei wirklich zu fühlen. Etwas hatte sich zwischen sie geschoben. Eine dünne, unsichtbare Wand. Sehr plötzlich war sie gekommen – wahrscheinlich hat es in Bremen angefangen. Johanna wusste sich nicht zu helfen. Verwirrt drehte sie sich von Sara weg und hoffte, dass diese Erscheinung mit der Zeit von allein verschwände.

Der Abreisetag aus Schwerin schien ihr schon Jahrzehnte her zu sein. Tatsächlich waren es nur fünf Jahre, die sie seitdem an verschiedensten Orten verbracht hatten. Seit dieser Zeit hatte sie Franz versteckt halten müssen, nachdem er von der Front zurückgekommen war. Er war Jude. Konvertierter Jude. Das spielte aber irgendwann keine Rolle mehr. Er war in Lebensgefahr und Sara schien, so sah es Johanna, dabei ein unkalkulierbares Risiko für sie alle darzustellen. Deshalb schärfte sie ihrer Tochter ein, nie zu viel von ihnen zu erzählen. Schon gar nicht Fremden gegenüber. Oder Freunden, die viel wissen wollten. Sich zu öffnen, konnte tödlich sein. Mit einem falschen Wort konnte alles auffliegen. Am besten, sie hatte gar keine Freunde. Nach und nach übernahm Johanna die vollständige Kontrolle über Saras Leben. Es gehörte zu ihrer täglichen Predigt, dass Sara zwar höflich sein sollte, mit Fremden aber nur das Nötigste reden durfte – wenn überhaupt: „Wenn jemand nach deinem Vater fragt, dann sag ihm, du hast keinen Vater mehr. Der ist vor ein paar Jahren gestorben, oder so. Denk dir irgendetwas aus!“, sagte sie dann zu ihr. Um Sara selbst sorgte sie sich erst, als von Evakuierungen sogenannter Mischlingskinder die Rede war. Überwältigt von ihrer Angst, ließ sie Sara noch weniger Freiheiten: 'Sara hat feine Antennen', dachte sie, 'zu fein für diese Welt. Das wird sie eines Tages kaputtmachen. Ich muss sie bei mir behalten und ihr sagen, wo es langgeht. Sie wird sonst in der Welt untergehen. Und wer weiß, was wir jetzt für eine Welt kriegen werden.'

Plötzlich fuhr sie hoch: „Wer ist da? Was war das?“ Johanna drehte sich zum Eingang und tastete sich langsam vor. Etwas raschelte draußen. Sie hielt den Atem an. Sie lugte durch einen Spalt und horchte in die Stille hinein. 'Haben sie mich doch gefunden?' Sie war auf alles gefasst, innerlich wie äußerlich. In den Jahren der Alarmbereitschaft hatten sich ihre Sinne enorm geschärft. Sie war wachsam. Bereit zum Angriff oder zur Flucht. Das Rascheln hatte aufgehört. „Wahrscheinlich eine Maus.“ Allmählich ließ die Spannung in ihrem Körper nach.

Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm sie die Stille der Nacht sehr bewusst wahr. Sie kroch zurück und legte sich wieder neben ihre Tochter. 'Der Krieg ist zu Ende!', dachte sie.

Da war sie wieder, die Vergangenheit. Eng verknüpft mit der Klinik. Sie wollte endlich schlafen: 'Nicht jetzt!' Sie biss die Zähne zusammen, ihre Hände zitterten. 'Nie wieder will ich daran erinnert werden. Zeit meines Lebens nicht.' Sie versuchte die hochsteigenden Bilder zu unterdrücken. Dann wurde das Zittern stärker. 'Zu viele Gedanken, zu viele Bilder, alles durcheinander.' Fetzen, Fragmente. Vergangenes wie Gegenwärtiges. Eine wilde Flut, die sie nicht stoppen konnte. 'Ich habe immer wieder gehofft, dass das Sterben bald ein Ende nimmt, dass irgendetwas passiert und dann Schluss ist damit. Nichts geht ewig, dachte ich damals, und wenn es einen Gott gibt, dann kann er nicht auf Dauer wegschauen.' Sie ekelte sich vor sich selbst. Sie konnte sich nicht mehr ansehen. 'Ein Häufchen Dreck, das seinen Dienst tun muss.' Inzwischen rein mechanisch und abgestumpft. Sie hasste sich für das, was sie tat. Vor allem konnte sie Sara nicht mehr unter die Augen treten. Ihre unschuldigen Kinderaugen bereiteten ihr Angst und Schmerz. Sie mochte ihrer Tochter nicht mehr nahe sein. Johanna betete damals jeden Abend. Sie entdeckte ihren Glauben wieder. Das gab ihr Halt und Kraft zum Durchhalten für eine kurze Zeit.

Dann geschah etwas Seltsames mit ihr: Ein oder zwei Wochen vor der Flucht aus Tiegendorf glaubte sie dann tatsächlich, ihr Handeln, das Sterbenmachen , sei rechtens. Es gäbe tatsächlich unwertes Leben . Sie wusste, sie wurde langsam verrückt. In ihr verschoben sich die Werte: Recht und Unrecht, ethisch und unethisch, Wahrheit und Lüge. Was war das Richtige? Johanna bekam immer mehr Angst vor ihrer Tochter. Sara verdiente sie nicht mehr als Mutter. Wie sollte sie ihr das erklären? Sie bekam eine höllische Angst vor der Wahrheit, die sich gewiss irgendwann aufdecken und zu ihrer Tochter gelangen würde. 'Ich habe Schuld! Was wird aus uns werden? Wie soll man leben, nachdem man sich daran gewöhnt hat, zu überleben? Wie werden wir diese Schuld abbezahlen? Ich schäme mich, eine von diesen Deutschen zu sein!'

Aber jetzt, im Mai 1945, in diesem Moment, da draußen in dem kleinen Unterschlupf, begannen sich die Dinge in ihr, ganz langsam zwar, wieder in die richtige Wertung zu drehen. Sie fand langsam wieder zu sich selbst. Das spürte sie. Und langsam begann der ersehnte Schlaf.

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