Matt McConnery - Gedanken über Sex

Die Gedanken kreisen stets um die eine wunderbare Person, zu der die Hände, die du fordernd auf dir spürst, leider nicht gehören. Sie gehören jemand anderem, mit dem du gleich Sex haben wirst. Es ist eine seltsame und oft auch schwierige Situation, wenn Verliebtsein und tatsächlicher Sex nicht zusammenpassen. Doch diese Situation gibt es, und nicht zu selten, und es gibt gute, aber auch schlechte Gründe dafür. Wenn der Mensch, in den du verliebt bist, nicht da ist, kann vielleicht der reale Sexpartner ein Ersatz oder eine Projektionsfläche sein. Oder aber der Sex läuft rein mechanisch ab, während dein Kopf bei dem oder der eigentlichen Angebeteten ist.

Wie genau es zum Sex während des anderweitigen Verliebtseins kommt, hängt von der konkreten Lebenssituation der Betroffenen ab. Hauptsächlich lässt sich unterscheiden, ob die Verliebte gerade Single ist oder sich in einer Partnerschaft befindet. Eine wichtige Rolle spielt auch die Frage, ob das Objekt der Verehrung bereits von seinem Glück weiß und wie er oder sie dazu steht. Selbst wenn gelegentliche Treffs mit dem Ziel der Verliebtheit geschehen, schließt das den Sex mit anderen Personen nicht aus.

Angenommen, du bist offiziell Single, hast dich aber in einen besonderen Menschen verguckt. Nun läufst du mit Schmetterlingen im Bauch durch die Gegend, weißt aber nicht, wie du dich dem Objekt deiner erotischen Träume gegenüber deutlich ausdrücken sollst. Währenddessen ergibt sich die Gelegenheit zu einem heißen One-Night-Stand mit jemand, den du ganz okay oder einigermaßen attraktiv findest. Er oder sie kommt natürlich nicht an das Objekt deiner Verliebtheit ran, aber einen Versuch der Ablenkung ist er oder sie doch wert, oder? Eine ähnliche Situation ergibt sich, wenn du deine Bewunderung ausgedrückt hast, aber leider einen Korb bekommen hast. Um dich dennoch attraktiv und begehrt zu fühlen, könntest du dich einer Affäre mit einer Person zuwenden, in die du (noch) nicht verliebt bist. Während dir dein Sexpartner also süße Schmeicheleien oder schmutzige Worte ins Ohr raunt, magst du dir insgeheim vorstellen, die Sätze kämen von dem eigentlichen Objekt deiner Liebesaufmerksamkeit.

Sollte allerdings die Person, in die du verliebt bist, ja zu dir gesagt haben, so kann es ja sein, dass sie aufgrund äußerer Einflüsse nicht so oft für dich Zeit hat, wie du es dir wünschen würdest. Vielleicht ist deine Libido einfach größer oder ihr habt euch von vornherein gegen ausschließlichen Sex entschieden. Zwischen zwei Treffen mit dem Geliebten ist für dich vielleicht Sex mit irgendeiner Person, die nicht ganz so hohe Qualitäten hat wie der Geliebte, besser, als gar kein Sex.

Besonders in langjährigen Beziehungen kommt es mitunter vor, dass sich ein Partner neu verliebt. Sollte es der Fall sein, dass du deine Partnerin nicht verlassen möchtest, aber dein Herz bereits an jemand anderem hängt, wirst du vielleicht aus strategischen Gründen weiterhin Sex mit deiner Partnerin haben. Wenn die neue Flamme noch nichts von deiner Verliebtheit weiß oder kein Interesse an Sex mit dir hat, kann die ursprüngliche Partnerin schnell zur Notlösung werden. In diesem Fall solltest du sie aber nicht merken lassen, dass sie nur eine Übergangslösung für dich darstellt und du insgeheim noch hoffst, ins Bett der Person, in die du verliebt bist, zu kommen.

Manche Beziehungen bestehen aufgrund übergeordneter Gründe und haben eine weitere Daseinsberechtigung, auch wenn ein Partner gerade anderweitig verliebt ist. Hast du eine Affäre neben deiner eigentlichen Beziehung, so willst du deinem Lebenspartner vielleicht als Wiedergutmachung für die moralische Verfehlung besonders guten Sex bieten oder dein sexuelles Selbstbewusstsein ist durch die Affäre gestiegen und du hast Energie für zwei. Viele Affären werden auch aufgedeckt, weil der Partner, der nicht anderweitig verliebt ist, sich über die sinkende Sexfrequenz wundert. Im Bewusstsein dessen haben viele Neuverliebte, die sich nicht trennen möchten, weiterhin gleich viel Sex mit dem ursprünglichen Partner.

Die dargestellten Probleme und Gedanken dürften sich auch in Situationen, bei denen noch mehr Menschen beteiligt sind, ähneln. Mehr Action, zum Beispiel bei Gruppensex oder im Swingerclub, bedeutet zwar tendenziell mehr Ablenkung. Die Frage, ob es besser ist, den Gedanken an den Geliebten zu verdrängen oder die Gefühle für die Geliebte bewusst mit ins Sexspiel zu bringen, bleibt aber in jedem Fall.

Ich höre schon die Moralapostel durch die geschlossenen Fenster rufen, »wie kann man nur. Die Liebe ist das Schönste auf der Welt, wie kann man da nur körperlichen Spaß mit anderen haben?« Ich denke, diese Entscheidung liegt einzig und alleine bei der Person. So wie der Drang nach einer festen Bindung vorhanden ist, drängt es einen Menschen, vor allem einen Mann, seine Lust auszuleben. Unter Umständen aber kommt es dazu, dass der Mensch in den wir uns verlieben etwas über die Zeit vor ihm wissen will. Damit nimmt das ganze Geschehen seinen weiteren Lauf.

Die sexuelle Vergangenheit des Partners darf nicht zum Beziehungsproblem werden. Der individuell “richtige” Umgang mit dem Thema hilft dabei, den “Prüfstein der Liebe” zu umschiffen. Patentrezepte, die für jedes Paar zum Erfolgsgaranten avancieren, kennt leider niemand. Erfolgreiche Lösungsansätze können nur selbst erarbeitet werden. Anregungen dazu liefert Ihnen der Beitrag – Schritt für Schritt.

Schritt 1 - die Situationsanalyse:Jeder kennt die eigenen Stärken und Schwächen. Nicht für jeden ist das sexuelle Vorleben des Partners ein Problem. Viele Paare betrachten die Situation realistisch. Die Vergangenheit ist unveränderlich. Sie sollte daher einer glücklichen Zukunft nicht im Weg stehen. Das Sexleben des Partners vor der Beziehung, es hat keinen hohen Stellenwert auf ihrer Emotionsskala. Falls beide Partner dieser Gruppe zuzuordnen sind, dann kann getrost auf eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verzichtet werden. Sie ist zwar kein Tabu, doch Vergangenheitsbewältigung ist unwichtig für die neue Beziehung.

Eine nicht minder große Gruppe möchte einfach nur die Wahrheit kennen. Sie möchte damit Vertrauen prüfen, aber auch die eigene Entscheidungsfähigkeit behalten. Gerade bei einem extremen sexuellen Vorleben könnten sonst unliebsame Überraschungen warten. Nicht jeder ist fähig oder willens, sich auf eine dauerhafte Beziehung mit einem Gigolo oder einer Bardame einzulassen. Vollständige Offenheit, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist in diesem Fall ratsam. Wahre Liebe verzeiht alles – außer der Lüge.

Wer bei der Selbstanalyse feststellt, dass er ein Problem mit der Wahrheit hätte, der sollte zunächst an sich selbst arbeiten. Kein Mensch kann die Vergangenheit ändern. Die Zukunft hingegen, die liegt in unserer Hand. Auch ein Gigolo und eine ehemalige Liebesdienerin können treu sein. Das “dunkle” Vorleben kann sogar handfeste Vorteile innerhalb der Beziehung haben.

Schritt zwei - nicht jeder hat die Kraft zum sexuellen Outing:Nicht jedem fällt der offene Umgang mit der Sexualität gleichermaßen leicht. Selbst im Jahr 2013 ist für einige Menschen das offene Gespräch zum Thema Sex ein Tabu-Bruch. Entsprechend vorsichtig sollte daher erkundet werden, ob der Partner bereit ist, ein offenes Gespräch zu führen. Keiner Beziehung ist gedient, wenn der andere sich verletzt oder in die Enge getrieben fühlt.

Einander Zeit geben, Vertrauen schaffen, das ist der Schlüssel zur Offenheit in einem solchen Fall. Wer versucht das Outing zu forcieren, der läuft Gefahr, dass der Partner lügt oder sich einfach nur in Schweigen hüllt. Die Beziehung würde in einem solchen Fall unnötig leiden.