Sie machte einen Knoten... zwei Knoten... drei Knoten.
Sie schlang sie um sein Handgelenk, um die Knöchel und band seine Beine fest. Dann sicherte sie sein anderes Handgelenk, machte noch mehr Knoten, und schließlich betrachtete sie den nackten Mann, dessen Stirn blutig war, aus dessen Mundwinkeln Speichel lief. Er bewegte sich nicht. Sie hoffte, er würde noch eine Weile so liegen bleiben.
Schnell lief sie ins Badezimmer, wusch ihr Gesicht und fuhr mit einem nassen Waschlappen über ihre Haare, bis die Flecken nicht mehr zu sehen waren, dann trocknete sie sich ab und kämmte ihr Haar, bis sie keine Locken mehr hatte.
Als sie im Schlafzimmer zurück war, holte sie ihren Koffer und stellte ihn auf einen Stuhl. Sie warf Kleider hinein, alle Dinge aus dem Badezimmer, die sie brauchen konnte.
Dann zog sie sich an, ein sauberes Höschen, einen Büstenhalter und eines ihrer Minikleider – mit einem bedauernden Blick betrachtete sie die anderen, die sie zurück lassen musste. Sie drehte sich um und schaute in den Spiegel und musterte sich. Nicht gut, aber auch nicht schlecht. Sie sah jedenfalls so aus, dass die Leute sie nicht anstarren würden.
„Du Luder!“
Der gutturale Laut schockierte sie, sie suchte im Spiegel nach dem Bett, sie sah, dass er zwinkerte. Langsam bewegte sich sein Kopf von einer Seite zur anderen, er versuchte wieder Klarheit zu gewinnen, während er an den Seilen zog.
Sie drehte sich um und starrte ihn an. Er sagte kein Wort, sie sah nur seine Augen. Überlege, Mädchen, wo sollst du hingehen? Zu Garry... nein. Garry war viel zu schwach gewesen, um sich zu wehren, und ihr Vater würde sie dort finden. Eine Freundin? Nein, sie durfte keine in diese Geschichte hineinziehen. Alle würden Ärger mit ihren eigenen Eltern bekommen, wenn sie etwas erfuhren.
Sie war auf sich selbst gestellt. Und warum nicht, dachte sie. Sie war erwachsen, 19 Jahre alt, keine Jungfrau mehr... was hielt sie zu Hause? Dieser Mann da, der ihr fremder war als je zuvor?
Sie ging schnell in die Küche, um etwas zu essen. Dann hörte sie sein Stöhnen aus dem Schlafzimmer und wusste, dass er nun alle Kraft aufbieten würde, um sich zu befreien.
Er hatte in der Kommode eine Blechdose stehen, in der er sein Geld aufbewahrte. Schnell lief sie hin, holte sie heraus und öffnete sie. Sie schaute die Papiere durch. Da waren ein paar Schatzanweisungen, Versicherungspolicen, andere amtliche Dokumente. In einem Umschlag waren zweihundert Dollar in bar und sie nahm sie. Was er ihr angetan hatte, konnte er nicht bezahlen. Sie schob das Geld in ihren Büstenhalter und lief ins Vorderzimmer.
Als sie ihn wieder stöhnen hörte, öffnete sie die Tür, nahm ihren kleinen Koffer und dann ging sie hinaus in die Nacht.
Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich in der Kühle der Nacht gegen das Holz und schloss die Augen. Sie hatte mehr getan, als nur eine Tür hinter sich geschlossen. Sie hatte ein Kapitel ihres Lebens abgeschlossen. Und von nun an würde sie ein anderes Leben führen, dass wusste sie, und – betete sie – ein besseres Leben. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie mit den zweihundert Dollar kommen würde, aber bestimmt weit genug weg, um sicher zu sein vor diesem Kerl.
Langsam stieg sie die Stufen hinunter, warf einen Blick auf den Swimmingpool, und die wundervolle Erinnerung kam zurück, aber sie verschwand auch wieder. Obwohl sie nie richtig miteinander verlobt gewesen waren, hatte keiner von ihnen je geglaubt, sie würden sich in ihrem Leben noch einmal treffen.
Seufzend ging sie am Becken vorbei zur Straße. Es war sehr spät, sehr spät, sie schätze 2 Uhr morgens, und es war wenig Verkehr. Wenn sie zu lange auf der Straße stehen blieb, dann kam möglicherweise ein Streifenwagen vorbei und stellte ihr Fragen. Sie würden sie zurückbringen und ihren Vater finden.
Natürlich konnte sie die Geschichte so erzählen, wie sie abgelaufen war, doch das bedeutete nicht, dass seine Geschichte vielleicht eher geglaubt wurde, ganz gleich was er erzählte... und dann das Gericht... nein.
Sie wollte nichts mit der Polizei und nichts mit Gerichten zu tun haben. Niemand sollte ihr das Gefühl rauben, dass sie mit Leery gekämpft und ihn besiegt hatte. Sie hatte sich von ihm freigemacht und wollte frei bleiben.
Mit festem Griff packte Sophia ihren Koffer und trat in die Nacht hinaus, ging vorsichtig im Schatten den Bürgersteig entlang, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollte.
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