Ich wünsche mir an jedem meiner Geburtstage Sonne. Das ist wohl der Grund, weswegen ich es eilig hatte und nicht bis zum finsteren November wartete. Die Sonne scheint für mich, auch heute. Soweit ich mich zurückerinnern kann, erweist sie mir die Ehre, gratuliert, hält mich in warmen Armen und strahlt mich an. Ich strahle zurück. Mein Freund, der Wind, lässt bunte Blätter für mich tanzen, viel besser als Papiergirlanden.
Ich nehme einen tiefen Atemzug voll Leben und danke, dass ich sein darf. Mit mir, mit Dir, mit dem Fluss des Lebens, Frischzellen-pur. Hier bin ich: ozeangebadet, windgetrocknet, sonnengeölt. Taumelnd vor Vergnügen, so alt, so jung, so unvernünftig-übermütig.
Happy birthday to me.
Vielleicht willst auch Du Dein Leben nach Lust und Laune wählen, zusammenstellen und garnieren, wie Deine Lieblingspizza. Einmal mit Allem und extra viel Lust?
Vielleicht willst Du Dich vertrauensvoll in den goldenen Fluss des Lebens stürzen, auf seinen Erfolgswellen surfen, um Dein Ufer, Deine Blaue Lagune zu finden. Es ist möglich, wenn Du es für möglich hältst. Dieses Buch möchte Dein Kompass sein. Hast Du Laune und Lust, Deine Kapitänsmütze aufzusetzen, die Segel zu hissen und in See zu stechen? Ahoi.
Wie ich zum Schreiben kam
Die besten Dinge widerfahren Dir in der Not. Dann hast Du die Not nötig. Ich auch. Auf meinem Geburtstags-Tiramisu brannten gerade dreißig Kerzen, ich steckte in einem eleganten Versace-Overall und in einer großen persönlichen Krise. Einige meiner Freunde kamen einem Desaster gefährlich nahe, als sich beim Ausblasen der Kerzen der Kakao auf ihre Gesichter legte. Kräftige Lungen hatte ich schon immer, schwarzen Humor sowieso.
Ich stand, mit meinem Latein am Ende, vor einem beruflichen Scheiterhaufen. Eine vielversprechende Beziehung hatte ich gleich mit in die Flammen geworfen. Das Feuer loderte hell und erwischte mich am Schopfe. Als Dickkopf scheute ich mich nicht vor Schmerzen. Doch diesmal waren sie heftig. Das Feuer brannte heiß und schmerzte fürchterlich, während der Strudel meines Schattens versuchte, mich unter Wasser zu ziehen. Ich strampelte mit aller Kraft, um immer wieder mal eine Lunge voll Luft zu schnappen, bevor ich erneut ins Unterwasser abtauchte. Luft schnappen bedeutete Feuer atmen. Untertauchen bedeutete ertrinken. Scheiß Situation. Du hast, wie immer, die Wahl, selbst, wenn es zwei Folterkammern sind.
Liebeskummer und keinen Plan, was ich nun mit meinem Leben anfangen sollte. Wenn man dieses Tohuwabohu denn Leben nennen konnte …
Ich suchte Rat bei diversen Hotlines. Du weißt schon: Diese mit der 0900 vorne dran. Ich ließ den Telefonhörer glühen, die Abrechnung glühte besser. 2000 DM. Und so war am Ende vom Geld noch immer ganz viel Monat übrig. Ich habe wenig Suchtpotenzial. Nun gut, vielleicht bei Schuhen mit schwindelerregend hohen Absätzen.
So zog ich die Notbremse und den Stecker vom Telefon. Ich kaufte ein Tarot-Deck für ein paar Mark und begann, den Tarot zu studieren. Es heißt ursprünglich: DER TAROT. Sicher hat ihn ein Mann erfunden und so nenne ich ihn nun liebevoll „Mister Tarot“.
Jawohl. Ich studierte ihn, Tag ein, Nacht aus. Mein neuer, mysteriöser Geliebter, mit 78 Karten – ohne Kredit: Du musst Dir verdienen, was Du nutzen willst. Manchmal redselig, oft verschwiegen und immer widerspenstig. Manchmal zog sich Mister Tarot in seine Höhle zurück. Er antwortete nicht. Ließ mich links liegen, klaute mir meine warme Decke. Die Tage und Nächte waren zu kurz, um genug von ihm zu wissen, zu kriegen, zu verstehen. Ich verschlang jede Karte, gleich einem Almosen. Ich käute sie wieder, verschlang sie erneut, verdaute sie schließlich.
Mister Tarot wurde zu meiner Heimat, zu meiner besten Freundin, zu meinem Geliebten und zu meinem Kühlschrank, denn oft vergaß ich das Essen.
Irgendwann wagte ich erste Prognosen. Zuerst bei mir selbst, danach bei anderen. Viele sollten folgen und irgendwann folgte mir Mister Tarot wie mein Schatten und hielt mich auf Trab. Er hatte sich in mich verliebt, in meinen rebellischen Dickkopf, in meine überirdische Disziplin, in meine euphorische Ungeduld. Nun ja, er ist eben ein Mann – und ich seine perfekte Frau. Mein Glück.
Schwanger mit einem Buch
Ich kam mit einem Geburtsfehler zur Welt: Prinzessinnensyndrom. Keine Gardine war vor mir sicher, kein Lametta, kein glitzerndes Band, nichts, das man sich um den Hals binden konnte.
Meine Mutter wünschte sich einen Jungen und so hatten Prinzessinnenkleider strenges Hausverbot. Doch ich holte nach, sobald ich auf eigenen Beinen stand. Ich kaufte, sammelte, nähte und gründete 2006 mein eigenes Modelabel. Nun konnte ich meiner Sucht offiziell Ausdruck verleihen, hatte das beste Alibi.
Acht Jahre später schloss ich mein Geschäft, einem Burnout nahe. Oft hörte ich meine Seele flüstern: „Schenke den Menschen innere Schönheit, Margret. Mode gibt es längst genug.“ Schließlich hörte, kapierte ich. Eine Hypnoseausbildung später kam ich dem Schreiben näher. Doch zuerst kam mein Mundwerk zu Wort.
Moderierend, quasselnd, Lebenslust verbreitend, arbeitete ich ab Spätherbst 2015 bei einem Schweizer Esoterik-TV-Sender. Ich coachte, beriet, legte Karten zum exklusiven Minutentarif. Zwischen den Anrufen und Fragen dachte ich laut und deutlich über das Leben und die Liebe nach.
Woher kommen wir? Wo gehen wir hin? Wonach suchen wir? Worin liegt der Sinn? Warum halten wir fest? Wie lassen wir los? Was bleibt am Ende unseres Lebens? Was ist Selbstliebe? Warum lügen wir manchmal? Gibt es die eine Wahrheit? Die große Liebe? Wie oft fallen wir hin? Warum stehen wir wieder auf? Was bringt der neue Morgen? Warum sind Beziehungen so kompliziert? Und wieso trifft man den einen Menschen, der Dein Leben für immer verändert? Wieso kann man nicht zusammen sein? Gibt es ein Happy End? Unter welchem Stein liegt Glück? Ist Angst gut? Wieso jagen Frauen? Sind Männer manchmal treu? Ist die Ehe überholt? Haben wir bald Cyber-Sex? Findet der kleine Prinz zurück zu seiner Rose?
Die Zuschauer lauschten, liebten meine Weisheiten, wollten mehr davon. Meine Sendungen waren zu kurz. Und ich wollte senden. Senden kann ich auch ohne TV. Ich kann schreiben, Du kannst lesen.
Zeit für SM: Nicht Single Malt, nicht Sadomaso, vielleicht SoulMate. Zeit für Social Media, für Facebook. Eine Seite musste her:
https://www.facebook.com/Margret.Soulmates
Hier begann ich mein tägliches orales Orakel: „The couple of the day“. Täglich ziehe ich zwei Tarot-Karten, denke laut, spreche es aus, höre mir zu, schreibe es auf. Ich schrieb und schrieb. Täglich, unermüdlich, freudig. Immer noch. Die Kommentare und E-Mails häuften sich. Oft hatte ich Tränen in den Augen, so sehr berührten mich die Reaktionen.
Mister Tarot hilft mir, meine Lebensweisheiten in leichte Worte zu kleiden. Ich selbst helfe „Mister T.“ beim Anti-Aging und beim Styling. Er darf moderner, aktueller, lebensfrischer werden. Durchaus besitzt er das Potenzial, ewig zu leben. Das darf man sicher auch in seinem Gesicht und an seinen Klamotten erkennen. Also übe ich mit „Mister T.“ täglich Kopfstand. Pünktlich um 4.20 Uhr am frühen Morgen. Das hilft uns beiden, frisch, gesund und munter zu bleiben und täglich jünger auszusehen.
Risiken und Nebenwirkungen beim
Lesen dieses Buches
Herzhaftes Lachen, fallende Groschen, vergnügte Augenblicke, turbulente Ruhe, geballte Energie, berechtigte Hoffnung, strahlende Augen, gute Laune, Verlust von Trübsinn, wachsende Lust, magische Momente, Glückseligkeit.
Was ist überhaupt ein Orakel?
Orakelt wird seit Urzeiten. Man nehme einen Gegenstand oder auch zwei oder drei. Man wirft, legt, quetscht, schwingt oder schlägt sie. Sie schlagen zurück: mit Rat! Es gibt zum Beispiel Runenwerfen, Handlesen, I Ging, Numerologie, Kaffesatzlesen, Pendeln, Bleigießen und Kartenlegen.
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