Badewanne aus Bad raus und ebenerdige Dusche eingebaut und vieles mehr. (Ich muss dazu sagen, dass der Vermieter, einen Großteil der Arbeiten mitfinanzierte). Kurzum, der Mann für alles, was erforderlich, aber für mich persönlich nicht zu bewältigen war. So verging mein routinemäßiger Tagesablauf mit: 45 Minuten krankengymnastischer Übungen bestehend aus einer selbst zusammengestellten Choreografie aus der Feldenkrais-Methode, dem Thai Chi und dem Chi Gong übernommenen ist, „Gehübungen“ im beheizten Pool vom Marysol und anschließendem Barraquitoschlemmen im „Café & Pan“ am Hafen von LosCristianos.
Dieser Ablauf wurde 2 x in der Woche durch Krankengymnastik im Teralava-Therapiebereich vom Marysol ergänzt. Meine Monatliche „ Chemotherapie“ bekam ich auch dort, da nur Ärzten das Medikament ausgehändigt wurde. Und im Teralava war ein deutscher Arzt ansässig, der die Freundlichkeit (er machte natürlich seine notwendige Abrechnung) besaß und meine therapeutische Vergiftung fortsetzte. (Die Behandlung, nämlich die Injizierung der Flüssigkeit wurde stets von der Krankenschwester durchgeführt, während der Arzt nur kassierte). Melanie, eine junge Therapeutin aus Österreich, die mich im Teralava behandelte, erzählte mir von Dr. Li, der sie hin und wieder mit Akupunkturgegen ihre Bandscheiben Schmerzen behandelte. Sie würde ihn auf die Akupunktur-Erfolge für MS-Patienten ansprechen, wenn ich wolle.
Seine positive Antwort, ließ mich meine KK auf Erstattungen der Behandlungskosten erfragen. Auch meine KK antwortete positiv. Und so begann ich mit einer Akupunktur-Behandlung. Zunächst begann ich mit einer Sitzung von einer Stunde pro Woche. Laut Dr. Li wären mindestens 2 Sitzungen erforderlich. Also erhöhte ich auf 2 Sitzungen. Sie waren nach einigen Wochen auch erfolgreich, was die Trigeminus-Neuralgiein meiner linken Gesichtshälfte anging. Doch auch eine zusätzliche Erhöhung auf drei Sitzungen pro Woche half gegen die übrigen MS-Symptome nicht wirklich. Aber es war natürlich eine riesige Erleichterung die nicht kontrollierbaren Trigeminus-Schmerzattacken zu reduzieren.
So war mittlerweile mein Tagesablauf vollbestückt mit „Gesundheits-Arbeit“, was zeitweise sehr ermüdend und frustrierend war. Ermüdend, da zu viele Aktivitäten und frustrierend da kaum Verbesserungen zu spüren waren. Aber das Thailandprojekt im Hinterkopf als neuen Motivationsfaktor, als eine neue Erwartungshaltung, war natürlich eine Geschichte, die nach all den negativen Erfahrungen, selbstverständlich auch nach hinten losgehen könnte. Und auch hier ließ mich meine Einstellung „ Zufällen“ gegenüber, guter Hoffnung sein. Je mehr ich daran glaubte, darüber und über meinen möglichen Trip nach China mit Leuten redete, die mir nahestanden, desto kritischer wurden die Einwände, eingehender die „guten Ratschläge und Empfehlungen“. Aber komischerweise um so intensiver wuchs der Wunsch auf den Erfolg meiner Handlungen des Thailandprojekts.
Wie so oft in meinem Leben ersetzte die Intuition meinen Verstand. Ich hatte das Flugticket gebucht und bezahlt aber für das Seminar fehlten mir noch einige Hundert €. Und an dieser Stelle gebe ich zu, war meine Intuition stärker als mein Verstand. Ich hatte in dem letzten halben Jahr immer wieder Auseinandersetzungen mit meiner privaten KK. Anwendungen, die ich bereits bezahlt hatte, wurden ersatzlos als Leistungen gestrichen, obwohl sie in der Vergangenheit immer von meiner KK erstattet wurden. Es gab immer wieder Zahlungsausfälle, die zwar nach einigem Hin und Her erstattet wurden, mich aber immer wieder in finanzielle Engpässe brachte. Dem ständigen Ärger wollte ich ein Ende setzen und gleichzeitig die fehlenden € für das Seminar in Thailand zu haben. Um die Geschichte abzukürzen, ich kann keinem raten, gleich zu handeln. Ich nutzte den Monatsbeitrag zur Finanzierung des Seminars.
8.Das Selbstheilungsseminar in Thailand
Nun war der Tag des Fluges nach Chiang Mai, Thailand gekommen. Die letzte Chemotherapie, die letzte krankengymnastische Therapie, die letzte Akupunkturanwendung mit Dr. Li und die letzten „Gehübungen“ im Pool vom Hotel Marysol hatte ich hinter mich gebracht. Ich war aufgeregt, angespannt und hatte auch ein wenig das Gefühl von Angst. Schließlich hatte ich meine private Krankenversicherung gekündigt um den Monatsbeitrag von mittlerweile € 750, für die bevorstehende Thailandreise nutze zu können. Der Monatsbeitrag ergab sich nach der letzten Erhöhung und machte zwischenzeitlich den größten Teil meiner Rente aus. Dem gegenüber waren offene Forderungen an meine KV von mehr als € 2000. Während die Leistungender KK ständig gekürzt wurden und die Regierung sieht tatenlos zu.
Ich hatte die wenigen Sachen, die ich während des Seminars brauchte, in einen kleinen Rollkoffer gepackt. Falls meine Kleidung nicht ausreicht, konnte ich sicherlich den Waschdienst vom Hotel für wenig Geld in Anspruch nehmen. Nur mit dem Einschlafen hatte ich Probleme. Nach langem Hin- und Herdwelen im Bett, schlief ich doch noch ein. Um nur kurze Zeit später durch das Leuten meiner Türglocke geweckt zu werden. Was für ein Unmensch war das, der meine so wichtige Nachtruhe stört? Ich schaute auf meinen Wecker und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich verschlafen hatte. Es war der Taxifahrer. Mein Reisebüro hatte mir ein billigeres Taxi besorgt, das mich zum Flughafen im Norden Teneriffas bringen sollte.
„Zufällig“war der Taxifahrer ein junger, beweglicher Mann, der scheinbar solche Situationen gewohnt war. Um jedoch ins „La Sirena“ (Name des Apartmentgebäudes in dem ich wohnte) zu gelangen, musste der arme Bursche die recht hohe Umzäunung überwinden. Angesichts der Fahrt nach Santa Cruz, die auf jeden Fall finanziell nicht alltäglich war, spielte er gern meinen „Wecker“. Meine allmorgendliche Toilette musste gezwungener Massen ausfallen, genau wie mein Frühstück. Es war bitter kalt an diesem Morgen, so fand ich. Nun, Santa Cruz ist viel höher gelegen als Los Cristianos und so ist der Temperaturunterschied nur natürlich. Besonders im Januar. Ein nicht so guter Start. Und dann erst der Flug.
Es ging von Santa Cruz nach Zürich von Zürich nach Dubai von Dubai nach Bangkok und letztlich nah Chiang Mai. Reine Flugzeit 21 Stunden. Eine gefühlte Ewigkeit und mit Wartezeiten auf den verschiedenen Flughäfen dann doch n u r 30 Stunden. Ich wurde zwar wie vereinbart am Flughafen in Chiang Mai schon von unserem Fahrer Supott erwartet, musste aber trotzdem noch einige Zeit warten. Auf Klaus-Dieter und Ulrike, andere Seminarteilnehmer, die noch später landeten. Gemeinsam fuhren wir spät in der Nacht in das „Bell Villa Resort“, in dem alle Teilnehmer die kommende Woche wohnen sollten.

Das Bell Villa Resort, eine bewachte Bungalowsiedlung mit Tennisplatz, einem kleineren bed & breakfast und einem 4-Sternehotel.
Noch am gleichen Abend/Nacht traf ich Carola wieder. Sie begrüßte mich herzlich und stellte mir Hugo, meinen Mitbewohner und späteren guten Freund aus der Schweiz vor. Nach einem kurzen, sehr freundlichen Kennenlernen , konnten wir endlich meinen kleinen Rollkoffer auspacken und schlafen gehen. Wir bewohnten zu zweit einen rustikalen aber recht komfortablen Bungalow mit zwei Bädern, zwei Schafzimmern und einem großen Wohnzimmer, einer Küchenzeile und einem überdachten Freisitz. Die Badezimmer mit Toilette waren zwar sehr rustikal aber vollkommen ausreichend. Ich benötigte einen kleinen Plastikstuhl, um beim Duschen sitzen zu können. Der wurde mir auch umgehend besorgt.
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