1 ...6 7 8 10 11 12 ...29 Als König der Unterwelt hatte er Zugriff auf ein ganz besonderes Artefakt: Peilin. Dabei handelte es sich um einen Spiegel, der alles sichtbar machte, was man sehen wollte. Luzifer war in diesem Moment besonders daran interessiert, dass der Spiegel ihm jedes Wesen der Unterwelt zeigen konnte und ihm auch den Weg weisen konnte, um dieses Wesen zu finden.
Als erstes erzeugte Peilin das Bild von einem Pan. Es war ein Wesen, welches eine Mischung aus Ziege und Mensch darstellte. Meist war der Oberkörper wie ein Mensch, während der Unterkörper aus Ziege bestand. Selten war es umgekehrt, denn diese Art war meist nicht überlebensfähig.
„Baphomet“, sagte Luzifer, denn er kannte diesen Pan.
Der Spiegel hatte weise gewählt. Baphomet war vielleicht nicht der Stärkste, aber dafür fast unangreifbar durch seine besondere Kraft. Er schuf Siegel, die verhinderten, dass man ihn mit Magie angreifen konnte. Und wer sich dachte, ihn physisch verletzen zu wollen, musste früh aufstehen, denn seine Kampfkünste waren enorm hoch. Gerade durch seine Ziegenbeine war er flexibler als andere.
Luzifer wurde durch Peilin auch gleich gezeigt, wo sich der Dämon aufhielt, sodass der Unterweltkönig sich auf den Weg machen konnte. Baphomet war dafür bekannt, keine Wesen zu mögen, ganz gleich, welcher Art. Für ihn war nur er selbst wichtig. Wollte man seine Dienste haben, musste man ihn entweder ein Geschenk machen, was er noch nicht kannte oder ihn schlichtweg besiegen. Ersteres war mit dem Risiko behaftet, dass man nicht wusste, was der Pan alles schon kennengelernt hat. Man wurde nämlich getötet, wenn man daneben lag. Daher blieb für Luzifer nur die zweite Möglichkeit, indem er gegen Baphomet im Kampf gewinnen musste.
Der Pan befand sich zwar am anderen Ende der Unterwelt, obwohl diese unendlich schien. Das war für den König natürlich kein Problem, das er die Teleportation beherrschte, was sich als besondere Stärke erwies. Luzifer wagte es, trotz aller Selbstsicherheit nicht, sich in die Höhle des Pan zu bringen. Daher befand er sich davor.
„Wer wagt es, mich zu stören?“ fragte eine Stimme, die bedrohlich war und dem Unterweltkönig bekannt vorkam, denn es handelte sich um die von Baphomet.
Erst jetzt konnte Luzifer erblicken, dass der Pan in der Höhle stand, sodass man seinen Schatten sehen und durch die Silhouette erahnen konnte, was für ein Wesen er war. Die anderen mochte er durch die Art einschüchtern und somit für sein wahres Ziel sorgen, nämlich in Ruhe gelassen zu werden, aber Luzifer schreckte das nicht im Geringsten ab.
„Ich bin es“, verriet der König der Unterwelt, ohne seinen Namen zu verraten.
„Wer soll das sein?“ fragte der Pan.
Irgendwie erinnerte ihn die Stimme an jemanden, aber er war sich nicht sicher. Baphomet war ein Dämon aus alten Tagen, der vor etlichen Jahrhunderten Luzifer gedient hatte. Nach dessen Sturz hatte er sich aus dem Staub gemacht und sich hierher versteckt, um nicht aufgefunden zu werden. Es kamen einige Wesen und forderten seinen Dienst ein. Es war nur einem gelungen, die anderen sind alle tot.
„Luzifer“, teilte er mit.
„Luzifer, nach all den Jahren“, zeigte sich der Pan erstaunt, „oder bist du ein Mahr?“
„Ganz sicher nicht“, entgegnete Luzifer, „ich habe mich befreien können.“
„Und was willst du jetzt von mir?“ wollte Baphomet wissen, „ich stelle mich nicht mehr in die Dienste anderer, es sei denn du hast ein Geschenk.“
„Nein, habe ich nicht“, antwortete der Unterweltkönig, denn er wusste um die Provokation, die der Pan beabsichtigt hatte, „vielmehr werde ich dich zwingen, mir zu dienen.“
„Das haben schon einige von sich behauptet“, entgegnete Baphomet, „und sie haben alle verloren. Nur einer machte mir ein Geschenk, welches ich tatsächlich nicht kannte.“
„Um was für handelte es sich denn?“ fragte Luzifer, der doch ein wenig neugierig darauf war.
„Um nichts“, verriet der Pan, „er gab mir nichts. Ich wusste nicht, wie es war, nichts zu bekommen.“
Das war schon clever, aber diese Wahl hatte er nicht. Luzifer musste den Weg des Kampfes wählen. Zum einen wollte er sich beweisen und zum anderen waren die Gefolgsleute beeindruckter, wenn er den Pan im Kampf besiegt, als durch eine List.
„Quatsch nicht so viel“, provozierte Luzifer, „ich muss noch weitere Wesen aufsuchen und habe nicht die Zeit.“
„Ich sehe“, sprach Baphomet, „du bist ungeduldig, so warst du schon immer.“
Kaum hatte der Pan es fertiggesprochen, fuchtelte er mit seinen Händen. Luzifer war einen Bruchteil zu langsam für eine Feuerattacke, denn diese prallte einfach ab. Der Pan hatte seine Schilde aktiviert und es würde nichts geben, womit Luzifer sie aufbrechen könnte.
„Schwach“, sagte Baphomet und machte seinem Gegenüber wütend, aber das war auch Absicht, denn wütende Wesen kämpfen unüberlegt.
Luzifer erreichte das provokante Verhalten des Pan natürlich. Er nutzte es, um seine Energie durch seine Wut zu erhöhen. Luzifer war neben seinen Zauberkünsten eben auch ein hervorragender Kämpfer. Das wusste Baphomet natürlich. Der König streckte seinen Arm aus und hielt einen kleinen Stab in der Hand, der sich automatisch verlängerte.
„Dann lass‘ die Sache hinter uns bringen“, rief Luzifer und rannte auf den Pan zu.
Baphomet hatte mit solch einer Offensive nicht gerechnet, konnte aber dennoch darauf reagieren. Dafür war er einfach zu erfahren. Der Pan hatte ebenso eine Verteidigung, nämlich zwei Sai Schwerter. Sie passten zu seinem Kampfstil, der aus Schnelligkeit und weniger aus Wucht bestand.
Im nächsten Augenblick prallten der Stab von Luzifer und die beiden gekreuzten Sai Schwerter des Pan aufeinander. Beide Wesen verfügten über Kraft, aber der Unterweltkönig war stärker als sein Gegenüber und drückte ihn weg, um gleich nachzusetzen. Tatsächlich verpasste er Baphomet eine, indem der Stab das Gesicht schrammte.
Der Pan wich ein wenig zurück, setzte aber gleich zum Gegenangriff an. Er fuchtelte gekonnt mit den Sai Schwertern herum, um Luzifer zu verwirren und stach zu. Leider ging der Hieb daneben, da der König der Unterwelt zu schnell war. Erst jetzt erkannte der Pan, dass er eigentlich keine Chance hatte. Luzifer befand sich hinter ihm und stieß einmal kräftig gegen seinen Hinterkopf.
Baphomet flog nach vorne und knallte auf den Boden. Sein Gesicht verletzte er sich durch den Aufprall. Luzifer sprang zum dem Pan und setzte zum finalen Todesstoß an, als dieser plötzlich abwinkte. Er wollte auf keinen Fall den Tod finden.
„Halt!“ rief er, „ich ergebe mich.“
Luzifer stoppte seinen Angriff und stieß den Pan an der Seite an, um ihn zu drehen. Er blickte ihm in die Augen, die voll von Angst und somit auch Respekt waren. Damit hatte der Unterweltkönig seinen Auftrag erfüllt.
„Dann verpflichtest du dich, in meine Dienste zu treten und mich zu respektieren und bis zum Tode zu schützen?“ fragte er Baphomet.
„Ja, das werde ich“, versprach der Pan und solche Versprechen hielt er ein.
Baphomet stand auf und steckte seien Sai Schwerter wieder ein. Im gleichen Moment erloschen seine Siegel gegen Magie. Diese mussten immer wieder erneuert werden, damit er sich schützen konnte. Luzifer verkleinerte seine Waffe und zückte Peilin hervor. Der Spiegel zeigte ihm den nächsten Kandidaten für seine Truppe.
„Ich benötige weitere Dämonen, um meine Mission erfüllen zu können“, erklärte er kurzerhand, „daher werden wir uns aufmachen, um als nächstes zu Abaddon.“
Der Pan kannte diesen Namen. Mochte er diesen, aus seiner Sicht, schwachen Dämon nicht. Abaddon war lediglich in der Lage Heuschrecken zu erschaffen. Im Übermaße, aber war das etwas Besonderes? Eher nicht! Dennoch war er nun zur Loyalität verpflichtet und seine eigene Meinung zählte nicht.
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