Die Schildkrötenhaltung zu beschreiben könnte man sich relativ leicht machen, indem man sagt, dass man die Haltung dieser tollen Tiere den natürlichen Bedingungen anpassen sollte.
So einfach ist das aber nicht!
In Europa leben die Schildkrötenhalter in einer relativ ungünstigen klimatischen Gegend für die meisten Schildkröten und wir müssen ihnen gerade deshalb alles geben, was sie normalerweise zum Leben brauchen. Ob es die Temperaturen, die Luftverhältnisse oder die Bewegungen sind. Eine Freilandhaltung für diese interessanten, urzeitlichen Tiere sollten wir daher als eine Art Grundvoraussetzung betrachten.
Wer schon mal beobachtet hat, wie eine Schildkröte in einem Glasterrarium oder Aquarium lebt, der wird dies schnell verstehen lernen. Sie wird mit ihrem harten Panzer von einer Seite zur anderen poltern. Das macht weder dem Tier noch uns Freude. Auch mit dem Futter ist es nicht immer ganz einfach. Ob Land-, Sumpf- oder Wasserschildkröte, ob eine Schildkröte aus Europa, Asien, Afrika oder Amerika kommt. Man kann eine griechische Landschildkröte nicht mit einer Aligator-Schnappschildkröte vergleichen. Zugegeben sind dies extreme Unterschiede aber selbst kleine Unterschiede der Rassen können gravierende Haltungsunterschiede bedeuten.
Das Alter von Schildkröten
Zum Alter von Schildkröten gibt es sicherlich zahlreiche und unterschiedliche Angaben. Es ist ja auch nicht ganz einfach hier eine klare Aussage zu treffen. Schließlich ist Schildkröte ja auch nicht gleich Schildkröte. Landschildkröten groß und klein, Wasserschildkröten, Sumpfschildkröten und Meeresschildkröten und das alles noch mit verschiedenen Unterarten. Die Herkunft, die Lebensweise und auch die Futterart spielen hier eine große Rolle.
Nehmen wir einmal die Wasserschildkröten. Allein hier, man glaubt es kaum, gibt es große Unterschiede. Man kann mal so über den Daumen gepeilt sagen, dass die meisten dieser Art so um die 15 Jahre alt werden können. Wenn jetzt jemand sagt, dass er eine Wasserschildkröte kannte, die wesentlich älter geworden ist, dann wird dies sicher auch zutreffen.
Bei Landschildkröten kann man dies ebenfalls nicht genau sagen. Allerdings wird hier von Altersangaben von 80 und auch wesentlich mehr Jahren gesprochen. Ich selbst habe eine griechische Landschildkröte von meinem Großvater geerbt nachdem er starb. Mein Großvater ist 92 Jahre alt geworden und hat diese Schildkröte als 9-jähriger Junge bekommen. Bei mir lebte diese Schildkröte dann noch 15 Jahre. Dieser Geselle ist also mindestens 98 Jahre alt geworden. Ich weiß leider nicht wie alt dieses Männchen war, als mein Großvater ihn bekam. Man kann also getrost davon ausgehen, dass es insgesamt mehr als 100 Lebensjahre waren die dieses tolle Tier erreicht hat.
“Lonesome George” war auch so ein Vertreter. Er war eine Riesenschildkröte der Unterart Geochelone Nigra Abingdoni und hatte leider das traurige Schicksal, der Letzte seiner Art zu sein. Seine Altersangaben lagen bei etwa 100 – 150 Jahren. Leider ist er im Spätsommer 2012 verstorben, womit diese Art vollständig ausgestorben ist.
Die Pantherschildkröte Harriet von Charles Darwin soll im Alter von 178 Jahren vor nicht langer Zeit in Australien gestorben sein.
Die Riesenschildkröte Adwaita starb im Alter von 256 Jahren im Zoo von Kalkutta.
Ziemlich sicher ist, dass Riesenschildkröten älter werden als z.B. griechische Landschildkröten oder andere kleinere Arten, bei denen man von einem Höchstalter wie bei Menschen ausgehen kann.
Das Schildkrötengehege sollte auf jeden Fall ausbruchsicher gestaltet sein. Versuchen Sie in Ihrem eigenen Interesse ein langweiliges Gehege zu vermeiden. Schildkröten lieben Hindernisse und es macht Spaß sie dabei zu beobachten, wie sie emsig versuchen jeden Hügel und jedes Gestrüpp zu überwinden oder zu durchdringen. Ein Maschendrahtzaun als Umfriedung sieht nicht nur schlecht und unnatürlich aus, sondern er kann auch gefährlich werden, weil die Schildis ihn als zu durchdringende Hecke betrachten. Also werden sie hierzu immer wieder einen neuen Versuch starten. Das kann dann für Verletzungen sorgen oder irgendwann tatsächlich eine Lücke bringen, durch die sie dann verschwinden. Am besten und auch am schönsten erscheint mir persönlich hier eine Natursteinmauer zu sein, die nicht nur sehr ausbruchsicher, sondern auch stabil ist und sogar als Sitzplatz für den Beobachter dienen kann. Je nach Schildkrötenart und Größe sollte diese Mauer dann mindestens 30 cm Höhe haben.
Im Inneren dieser Festung sollten sich dann die besagten Hindernisse, wie klein bleibende Büsche, ausgesäte Kräuter, Steine und Steinhügel sowie eine Art Sandgrube befinden. Ebenfalls ist eine Wasserschale, nicht zu klein und nicht zu tief, aufzustellen, in der sich natürlich immer trinkbares Wasser befinden sollte. Bei der Bepflanzung achten Sie bitte darauf, dass möglichst keine der Pflanzen giftig sein sollte. Kein Efeu, kein Taxus und vor allem keine giftigen Beerenarten. Auch wenn die Schildkröten bei manchen giftigen Pflanzen erstaunlich resistent zu sein scheinen.
Und da dieses Gehege hoffentlich riesig groß ist, sollte innerhalb dessen eben auch das Frühbeet oder Gewächshaus stehen, von dem ich auch in der Kategorie Winterruhe berichte. Stellen Sie das Gewächshaus möglichst am sonnigsten Platz im Gehege auf. Es macht ja sonst auch keinen Sinn. Durch die Sonneneinstrahlung können wir ganz wunderbar den Sommer und die Wärme hinausziehen, was den Schildkröten sehr gut tut. In diesem Haus und ebenfalls außerhalb im Gehege sollten wir überdachte kleine Häuschen gestalten, in die sich die Tiere bei zu viel Sonne oder bei Regen zurückziehen können. Das Gewächshaus oder Frühbeet sollte über dem Überwinterungssubstrat gebaut oder aufgestellt sein. Wenn die Schildkröten dann ihre Winterstarre halten, brauchen wir die Plexiglashäuser nur noch zu verschließen.
Sehr wichtig ist auch, darauf zu achten, dass vor allem für die kleinen Schildkröten keine Gefahr durch Feinde (Marder, Katzen, Hunde, Elstern, Greifvögel, usw.) drohen. Am schlimmsten sind hier wohl die Krähen, die dazu auch noch erstaunlich intelligent sind und ziemlich sicher einen Weg finden unsere Panzerträger zu knacken. Katzen hingegen sind meist ungefährlicher als wir denken. Die langsamen Schildkröten scheinen nicht spannend genug zu sein. Fischreiher hingegen können eine Schildkröte schon mal als Fisch betrachten. Vor allem riskant für Wasserschildkröten.
Haben Sie also ruhig ein wenig Phantasie beim Einrichten dieses Geheges und achten Sie in erster Linie darauf, was den Tieren gut tut und weniger was Sie sich vorstellen um einen Garten zu gestalten. Ideal ist natürlich, wenn Sie den gleichen Geschmack haben wie Ihre Schützlinge.
Das alles mag für den einen oder anderen Schildkrötenliebhaber etwas zu viel oder zu aufwendig sein aber bitte bedenken Sie, dass Sie ein Tier halten wollen, das Sie unter Umständen ein Leben lang begleitet und manchmal sogar älter wird als Sie selbst. Da lohnt es sich schon, sich darüber im Klaren zu sein und darüber nachzudenken wie wichtig die Haltung dieser Tiere ist.
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