Während sich unser Herz kreativ betätigt, was immer der Fall ist, denn wir sind immer Schöpfer unseres Lebens, ob wir das wissen oder nicht, gestalten all seine Schatten mit. Das erkennen wir am Ergebnis, an der Rechnung für unser Tun, die uns in der Jungfrau präsentiert werden wird. Wenn wir sowieso Schöpfer unseres Lebens sind, warum erschaffen wir uns nicht gleich unseren persönlichen Garten Eden? Die Kraft dazu haben wir ja. Wir müssen nur den Löwen von der Kette lassen, das Herz befreien und einfach aufhören, in unserem Leben nur Statisten zu sein.
Es braucht Mut, die Hauptrolle zu spielen, die wir uns wünschen – und ohne Manipulation über unser Leben zu herrschen, zu zeigen, dass man darin König oder Königin ist. Das zeugt von Selbstachtung, und haben wir die, strahlen wir eine natürliche Autorität aus. Man erkennt unsere Herrscherwürde über unser Leben problemlos an. Gefällt uns aber das Stück nicht, in dem wir spielen, dann schreiben wir es doch einfach um, so lange, bis es zum Lustspiel wird. Es sei denn, ein Melodrama macht uns mehr Spaß.
Den Löwen von der Kette zu lassen, bedeutet nicht, seinen „Samen“ nach Lust und Laune zu verschenken und jedem flüchtigen Vergnügen nachzurennen. Das wäre wiederum bloß eine halbherzige Sache. Es bedeutet vielmehr, sich und seine Wünsche nicht zurückzunehmen und mit aller Kraft an der Gestaltung des erwünschten Lebens zu arbeiten, ohne sich herauszureden oder sich zu drücken, ohne Angst oder trotz allfälligen Versagensängsten.
Die Zeit des Löwen ist der Hochsommer (23.7. – 22.8.). Es ist heiß und wir feiern so manches Fest, denn es ist eine Lust zu leben. Der Körper braucht wenig Kleidung, und es ist erotisch, fast nackt zu sein. Jedenfalls, wenn wir Freude an Körper und Leben haben – und diese durch feiern ausdrücken.
Ein Fest zu feiern bietet die Möglichkeit, Freude zu leben, Spaß zu haben und zu lachen und dem Gleichmaß des Alltags, der harten Arbeit für einmal zu entkommen. Auch das bringt Kraft. Die Möglichkeiten des Lebens spielerisch zu erforschen und nach Herzenslust zu gestalten, ist lustvoll und macht eine Menge Spaß. Jedoch gibt es dabei Regeln und Grenzen. Zum Beispiel, dass wir nicht mehr Kinder zeugen, als wir ernähren und aufziehen können.
Innerhalb dieser Grenzen, die uns in der Jungfrau gesetzt werden, haben wir allerdings bedeutend mehr Möglichkeiten als wir jemals ausschöpfen können. Regeln und Grenzen lenken die Schöpferkraft in geordnete Bahnen, so dass sie genutzt werden kann. In der Jungfrau dürfen wir die Konsequenzen unseres Handelns tragen und manchmal auch ertragen.
Die Vernunft
Weise Herrscher bauen nur so viele „Schlösser“, wie sie vernünftig bewirtschaften können, ohne ihr Volk durch übertriebene Steuern auszusaugen, um auf großem Fuß leben zu können. Wer herrschen will (Löwe), muss dienen (Jungfrau) können, denn nur wenn es seinem Volk gut geht, geht es auch dem Herrscher gut. Er muss die Energie, die ihm zufließt wie ein Gefäß aufnehmen, verwalten und in geordnete Bahnen lenken, so dass alle etwas davon haben. Jedes Volk hat übrigens den Herrscher, den es verdient.
Was wir im Löwen kraft unseres Herzens erschaffen, ernten und verwalten wir in der Jungfrau. Hier müssen wir die Konsequenzen tragen und manchmal auch ertragen (Ertrag). Diese Konsequenzen lehren uns überzeugend, dass es im Umgang mit der Schöpferkraft Regeln gibt, an die wir uns im eigenen Interesse halten sollten.
Wurde die Energie in Saus und Braus verprasst, wird aus Lebensfreude rasch der Ernst des Lebens, wenn nicht einmal mehr genug übrig bleibt fürs Überleben. Energie muss eingeteilt und überlegt ausgegeben werden, mit ihr umzugehen, ist nämlich keine leichte Sache, das müssen wir immer wieder am eigenen Leib erfahren. Am Körper zeigt sich jede Misswirtschaft des Energiehaushalts.
Jedes Organ hat im Leben seine Entsprechung, wenn es erkrankt, sehen wir daran, wo in unserem Leben die Energie nicht richtig fließt. Krankheiten, Unfälle und Krisen sind nicht unsere Feinde, sondern die besten Energielenker, durch die wir unsere Fehler im Umgang mit der Energie begreifen und bereinigen können, sie sind für uns, was Verkehrsschilder und Ampeln für den Verkehr bedeuten. Obwohl wir uns vielleicht sehr anstrengen, entspricht das Ergebnis oft nicht dem Einsatz. Betätigt sich das Herz kreativ, gestalten die Schatten darin mit, sie werden sichtbar durch das, was uns im Leben fehlt.
Probleme sind Geschenke, an denen wir wachsen, und um sie, respektive die Schatten, aus denen sie entstehen, erkennen zu können, müssen wir die Situation analysieren, eine Anamnese, Bestandesaufnahme machen, um zur Diagnose zu kommen. Wissen wir, was uns fehlt, lässt sich der Energiefluss korrigieren. Jedoch, allein die Krise bedeutet bereits Heilung, denn wir verändern unser Verhalten, um gesund zu werden. Damit hat sie ihren (Lehr-)Zweck erfüllt.
Könnten wir uns ihr einfach hingeben, würde die notwendige (= Not wendende) Korrektur unseres Tuns weniger schmerzen. Die Jungfrau ist ein bewegliches Zeichen, sie muss sich an herrschende Bedingungen anpassen, ohne sich dagegen zu wehren, ohne Jammern und Klagen. Das macht magere Ernten nicht besser, im Gegenteil: Nur wenn wir schätzen, was wir haben, ernährt es uns.
Die Jungfrau ist ein Erdzeichen wie der Stier, auch hier geht es um Wertschätzung. Wenn nötig sorgen Existenzängste dafür, dass wir uns verbessern. Wir brauchen Mangel nicht zu fürchten, solange wir am Leben teilnehmen. Wir bräuchten uns nicht einmal zu versichern aus Angst vor der nächsten Katastrophe. Je aufmerksamer wir gegenüber unserem Leben werden, umso weniger muss die Korrektur über den Körper laufen, denn die Körperebene ist eine unbewusste Ebene, die uns über Instinkte lenkt, solange wir unbewusst sind.
Bewusstsein entsteht nicht durch Kontrolle, wie wir oft glauben. Je mehr wir versuchen, die Fäden in den Händen zu halten, umso eher entgleiten sie uns. Bewusstsein entsteht durch Erfahrung. Wir brauchen uns nur den Anforderungen des Lebens hinzugeben, denn was uns (heraus-)fordert, fördert uns. Weder ist das Leben schlecht, noch die Menschheit als Ganzes. Was schlecht sein mag und geheilt gehört, ist immer nur unsere persönliche Welt. Dazu haben wir die Jungfrau erhalten, sie findet heraus, was nicht in Ordnung ist. Ihr manchmal lästiger Perfektionismus rührt daher, dass es immer etwas gibt, das noch nicht heil ist.
Die Arbeit an uns selbst geht uns niemals aus. Der Darm wird ihr zugeordnet, darin werden Stoffe analysiert und kritisiert. Die Sonne lernt in der Jungfrau, dass echte Hilfe nur Hilfe zur Selbsthilfe sein kann. Es kann sich jeder nur selber heilen, wenn häufig auch nur unter Beihilfe von Hilfsmitteln wie Therapien und Medikamente. Will sie jemandem wirklich helfen, hält sie ihn erstens für fähig, seine Aufgaben zu lösen und unterstützt ihn dabei, sofern sie dazu aufgefordert wird. Zweitens kann sie nur helfen, solange die eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden.
Die Sonne muss in der Jungfrau lernen zu beobachten, aufmerksam zu sein gegenüber Körper und Leben, zu analysieren und zu kombinieren, bis ins Detail zu gehen. Und vor allen Dingen muss sie lernen, sich nicht ungebeten einzumischen vor lauter Mitleid und Sehnsucht nach einer heilen Welt. Die Menschen brauchen ihre Zu- und Umstände – solange es Menschen gibt, gibt es Probleme, ohne die sie sich nicht entwickeln können. Diese Zu- und Umstände fördern sie.
Der Körper ist ein Ort der Kraft, dessen Substanz sich bei richtiger Ernährung und Pflege von selber regeneriert. Je mehr Aufmerksamkeit und Liebe er erhält, umso länger bleibt er erhalten. Lässt man ihn seine Arbeit tun, funktioniert er perfekt wie eine Schweizer Präzisionsuhr. Auch dafür sorgt die Jungfrau, dass der Körper erhält, was er braucht, zum Beispiel die richtige Ernährung.
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