Für jene Interessenten, die sich noch etwas gründlicher über die tägliche Wetterlage aufklären wollen, wird von dem »Deutschen Reichswetterdienst« der Deutschen Seewarte in Hamburg ein »Täglicher Wetterbericht« herausgegeben, der ebenfalls für einen sehr geringen Preis bei der Post zu bestellen ist.
Der besondere Wert dieses größeren »Täglichen Wetterberichts von Hamburg« liegt darin, dass er über die Wetterlage jedes Tages von der ganzen nördlichen Halbkugel berichtet, womit natürlich ein sehr viel weiterer Überblick über die Witterungsvorgänge zu gewinnen ist, besonders auch über die Herkunft und über den Verlauf der für uns in Mitteleuropa bedeutungsvollen Störungen (oder Tiefs).
Dieses wertvolle Hilfsmittel für die Beurteilung der Witterungsvorgänge, auch im Interesse der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Praktiker, neben den amtlichen Wetterkarten der »Bezirke« mit heranzuziehen, ist sehr zu befürworten. Meist sind aber diese amtlichen Bezirkswetterkarten genügend, die jetzt fast in jedem Ort, auch auf dem Land in jedem Dorf an öffentlicher Stelle, an der Post oder am Bürgermeisteramt täglich angeschlagen werden.
Das Lesen der Wetterkarte
Es lohnt sich für den Gärtner und Landwirt, die Wetterkarten täglich anzusehen und für sich auszuwerten· Um dies zu können, ist es notwendig, deren Angaben zu verstehen und Folgerungen daraus zu ziehen. Was die auf allen Wetterkarten verzeichneten »Hochs« und »Tiefs« bedeuten und wie sie die Windrichtung und Windstärke bestimmen, wurde oben bereits erklärt. Sie haben aber noch weiteren Einfluss auf die übrigen Witterungserscheinungen, Niederschläge, Regen und Schnee, Bewölkung und Sonnenschein, auch auf Gewitter und den selteneren Hagel. Im folgenden sollen diese weiteren Zusammenhänge erklärt werden, und zwar unter Bezugnahme auf die als Beispiele hier angefügten Hamburger Wetterkarten. Es sind dazu zwei Tageskarten ausgewählt, eine vom Sommer, eine vom Winter, und zwar je eine Zirkumpolarkarte, d. h. eine Wetterkarte von der ganzen nördlichen Erdhalbkugel, von nachts 2 Uhr, und je eine, die Europa und den Nordatlantik umfasst, von morgens 8 Uhr. Diese vier Wetterkarten sind aufzuschlagen und beim Lesen der folgenden Ausführungen heranzuziehen.
Die hier im Text besprochenen Wetterkarten sind im Anhangabgebildet
Auf den Wetterkarten fallen besonders die vielen, die Stufen des Luftdruckes darstellenden Linien auf, die die schon erwähnten Hochs (H) und Tiefs (T) erkennen lassen.
An den alten Barometern ist der Luftdruck in Millimetern einer Quecksilbersäule angegeben, die dem Luftdruck das Gleichgewicht hält. In der durchschnittlichen Höhe der Meeresoberfläche beträgt im vieljährigen Mittel dieser Luftdruck 762 mm, in verschiedenen Höhen der Gebirge und bei Luftfahrten gesetzmäßig weniger. In neuerer Zeit haben die Meteorologen aller Länder nach gemeinsamen Bewertungen beschlossen, den Druck unserer irdischen Atmosphäre direkt nach Gewicht, d. h. in Gramm (g) auszudrücken, wobei ein Luftdruck von 1000 g gleich dem einer Quecksilbersäule von 750,1 mm Höhe ist. Auf den Wetterkarten sind die Luftdrucklinien nach Gramm oder, wie es jetzt genannt wird, nach »Millibar« (so viel wie Tausendgewicht) angegeben, also z. B. um ein Hoch zu 1025 und um ein Tief 995. Will man diese Zahlen mit den Angaben eines alten Barometers vergleichen, so braucht man nur drei Viertel (3/4) davon zu nehmen. Dies ist zu beachten, da man zur Beurteilung des Witterungsverlaufs außer den Wetterkarten unbedingt die eigene Beobachtung des Barometers heranziehen muss, um zu sehen, wie sich seit der Zeit der Herausgabe der letzten Wetterkarte der Luftdruck weiter gestaltet.
Die Windrichtung und -stärke
Außer den Luftdrucklinien, den Hochs und Tiefs sind nun aus unseren Wetterkarten noch viele andere Angaben an den Orten, von denen Wetterberichte vorliegen, verzeichnet. Hier interessieren nur einige, die man sich leicht einprägen kann. In erster Linie gilt dies für die Zeichen für die Windrichtung und Windstärke Nach der Mitte der kleinen Kreise, die die Orte auf der Wetterkarte bezeichnen, sind gerade Striche, »Pfeile« genannt, gerichtet, die uns sagen, wo der Wind dort herkommt, und seitlich davon sagen längere oder halblange Querstriche, wie stark der Wind war. Dabei wird die Windstärke von 1—12 gerechnet; 1 ganz schwache Luftbewegung, 12 Orkan, der zerstörende Verwüstungen anrichtet. 8 ist schon stürmischer Wind, 10 voller Sturm. Windstille wird durch einen um den Ort gezogenen größeren Kreis bezeichnet Die Querstriche an der Windrichtung werden »Federn« genannt: von ihnen zeigen die längeren die geraden Zahlen der Windstärke 2, 4, 6, 8, 10, 12 an, während ein halblanger Querstrich die benachbarte ungerade Zahl 1, 3, 5, 7, 9, 11 angibt. Beispiele dafür sind auf den anliegenden Wetterkarten zahlreich zu finden. Wenn, wie auf der Wetterkarte von 8 Uhr am 13. Februar 1938, westlich von Irland ein Hoch liegt und über Böhmen und Schlesien ein Tief, so müssen dazwischen nördliche Winde herrschen, die kalte, arktische Luft nach Süden über ganz Deutschland und England bringen. Sollte, was in diesem Fall nicht eintrat, das Hoch über Südschweden nach Osten bis Nordrußland vorrücken, so würden die Winde über Nord nach Nordost und Ost drehen und uns eine Periode strenger sibirischer Kälte bringen, wie in dem strengen Winter Januar bis März 1929. Diesmal zog aber das westliche Hoch über Süddeutschland nach Südosten und brachte uns Schneefälle und nur mäßige Kälte, kaum bis zu -10 Grad. Im Sommer bringt die ähnliche Entwicklung Trockenheit und Hitze oder im zweiten Fall feuchte Wärme mit mäßigem Regen.
Wenn das Hoch über Südwesteuropa (Azorenhoch) oder im weiteren Südosten liegt, so ist für die Tiefs der Weg über die Nord- und Ostsee frei. Sie folgen dann oft für längere Zeit, immer eins nach dem anderen, und bringen damit besonders für Norddeutschland eine sogen. »Schlechtwetterperiode« mit häufigem, auch gelegentlich starkem Regen, oft dicker Bewölkung bei sonst klarer Luft (gute Sichtweite!) und mit oft stärkeren bis stürmischen West- bis Südwestwinden. (Bei einem Hoch wird die abwärts sinkende Luft wärmer und trockener, die in ihr stets enthaltenen trockenen Staubteilchen werden nicht durch Regen ausgewaschen, sondern bleiben schwebend und vermindern die Sichtweite.)
Das Maß der Bewölkung ist auf den Wetterkarten durch mehr oder weniger weitgehende Schwärzung des kleinen, die Orte bezeichnenden Kreises angegeben. Neben dem Ort meldet eine einfache Zahl die Lufttemperatur. Wenn zwei Zahlen übereinanderstehen, gibt die untere Zahl die Wassertemperatur des Meeres an. Die Erklärung für die weiteren Zeichen ist am Rande der Wetterkarten zu finden.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.