Schon vorher hatte Joh. Friedrich der Mittlere sich an den bekannten Grumbachischen Händeln stark betheiligt Wilhelm v. Grumbach, ein fränkischer Edelmann, war in Folge seiner Fehden mit den Bischöfen zu Bamberg und Würzburg durch Kaiser Karl V. in die Acht erklärt worden. Nachdem Grumbach sich mit den fränkischen Edeln verbunden hatte, fand er auch bei Joh. Friedrich dem Mittlern, der sich wohl mit der Hoffnung schmeichelte, die seinem Vater verloren gegangene Kurwürde wieder zu erlangen, Unterstützung. Es kam endlich nach vielfachen Streitigkeiten dahin, dass auch der Herzog Johann Friedrich der Mittlere Ende des J. 1566, also bald nach der Besitznahme seines Weimarisch-Gothaischen Antheils, in die Reichs- Acht erklärt wurde. Die Vollziehung derselben ward dem sächsischen Kurfürsten August übertragen, welcher , in Folge dessen Gotha nach löwöchentlicher Belagerung einnahm und besetzte, und den Herzog gefangen nahm. Dieses für Grumbach und seinen fürstlichen Beschützer so unglückliche Ende des Kampfes wurde hauptsächlich dadurch herbeigeführt, dass Bürgerschaft und Besatzung Gotha's selbst einen Aufstand erregten und Grumbach nebst seinen Anhängern gefangen nahmen. Grumbach wurde geviertheilt, der Herzog Johann Friedrich in entehrendster Weise nach Dresden und von dort nach Wien gebracht und zu ewigem Gefängniss verurtheilt, in welchem er erst im J. 1595 starb. Sein Leichnam wurde nach Coburg gebracht und daselbst in der Morizkirche beigesetzt.
Durch die Acht und Gefangennahme Joh. Friedrich des Mittlern kam dessen Bruder Joh. Wilhelm zu Coburg in den alleinigen Besitz aller Lande des Ernestinischen Hauses. Doch erwirkte es dieser Fürst beim Kaiser, dass den Söhnen seines unglücklichen Bruders nach Eintritt ihrer Volljährigkeit die ihnen zukommenden Landestheile wieder zurückerstattet wurden, und in der bedeutungsvollen Theilung vom 6. November 1572 verblieb dem Herzog Johann Wilhelm der Weimarische Antheil, während den Söhnen seines gefangenen Bruders, den jungen Herzögen Johann Casimir und Johann Ernst der Coburgische Antheil zufiel. Dieser Coburgische Besitz bestand nunmehr nicht nur aus der alten „Pflege Coburg“, sondern ausserdem noch aus den Hennebergischen Aemtern und Städten Volkenrodar, Kreinberg, Gerstungen, Breitenbach, Trefurth, Kreutzburg, Eisenach, Tenneberg, Gotha etc.
4. Von Johann Casimir bis zum Anfall an Altenburg.
Herzog Johann Casimir trat die Regierung erst mit seiner Volljährigkeit im J. 1586, und zwar für sich und für seinen damals noch unmündigen Bruder an, und setzte in Folge besonderer Uebereinkunft noch mehrere Jahre diese Alleinherrschaft fort, bis erst 1596 eine förmliche Theilung für beide Brüder stattfand, welche dem Herzog Johann Ernst die Städte und Aemter Eisenach, Salzungen, Gerstungen etc. als besonderes Fürstenthum zusprach, während Johann Casimir die ganze Pflege Coburg, sowie die thüringischen Aemter Gotha, Tenneberg und Trefurth behielt.
Die alleinige Regierung Herzog Johann Casimirs, welche seit dieser Theilung bis 1633 währte, umfasst einen wichtigen Abschnitt der Geschichte Coburgs. Herzog Casimir wies die Uebergriffe der fränkischen Ritterschaft gegen seine Landeshoheit nachdrücklich zurück, befestigte das Ansehen des Herzogthums gegen seine Nachbarn, verbesserte die Landesgesetze (namentlich durch den sogenannten Casimirianischen Abschied vom J. 1612) und gründete viele gemeinnützige Institute, unter denen besonders das noch jetzt bestehende Gymnasium Casimirianum, dessen Bau 1604 vollendet wurde, den ersten Platz einnimmt.
Von zwar nicht historischer Bedeutung, aber doch von lokalem und culturhistorischem Interesse ist das Schicksal der Gemahlin Herzogs Casimir, der leichtsinnigen und unglücklichen Herzogin Anna. Dieselbe war eine Tochter des Kurfürsten von Sachsen und seit 1586 mit Casimir vermählt. An dem luxuriösen kurfürstlichen Hof erzogen, war sie von besonders lebhaftem Temperament und leichtsinnig genug, den Machinationen eines kecken Betrügers willig sich preiszugeben. Dieser Betrüger war ein italienischer Abenteurer Namens Scotus, der durch verschiedene Taschenspielerkünste und Gaukeleien sich in den Ruf eines Wundermannes gebracht hatte und als solcher auch am Hofe Casimirs viele Personen zu täuschen und ihr Vertrauen zu missbrauchen verstand. Der jungen Fürstin wusste er vorzuspiegeln, dass sie durch ihn fruchtbar werden würde, wenn sie sich ihm ganz überlassen wolle. Nachdem dies geschehen war, und Scotus im Begriff stand, Coburg zu verlassen, wusste er den Hofjunker und Vicemarschall Ulrich v. Lichtenstein zu bereden, an seiner Statt das sträfliche Verhältniss mit der Herzogin Anna fortzusetzen, worauf denn auch der Unglückliche, durch das Entgegenkommen der schönen Fürstin ermuntert, einging. Die sträfliche Verbindung wurde entdeckt, und sowohl der Junker v. Lichtenstein als auch die Herzogin, welche Alles eingestand, wurden im October 1593 gefänglich eingezogen. Herzog Casimir veranlasste mittelst Urtheilsspruch, den das Consistorium abgab, zunächst die Ehescheidung. Die Herzogin Anna ward zuerst nach Eisenach gebracht, wo sie ein paar Jahre in einsamer Gefangenschaft verlebte; dann kam sie 1596 nacb dem Schlosse Callenberg und gleich darauf ins Kloster Sonnefeld. Es wurde jedoch entdeckt, dass eine fürstliche Person den Plan hege, die Gefangene daselbst zu entführen, und so liess der Herzog sie zu grösserer Sicherheit auf die Veste Coburg bringen, wo sie endlich zu Anfang des Jahres 1613 starb. Härteres Schicksal noch hatte der Geliebte der Fürstin, Ulrich von Lichtenstein, zu erleiden. Derselbe wurde zu ewigem Gefängniss verurtheilt und verbüsste seine Strafe in einem Thurme vor der Stadt, in welchem er erst im J. 1633 (also nach vollen vierzig Jahren Gefangenschaft!) starb. (Der vor dem Ketschenthor gelegene alte Thurm, beim Volke allgemein als der Lichtenstein'sche Thurm bekannt, stand noch bis zum J. 1864, und wurde dann beim Baue eines Privathauses theils ganz weggeräumt, theils überbaut.)
Ausser dem Gymnasium schuf Herzog Casimir noch mehrere andere hervorragende Gebäude der Stadt, so das Regierungsgebäude und das Zeughaus. Auch die alte Veste liess er erweitern und zum Kriegsdienst verstärken und zu dem Residenzschlosse in der Stadt fügte er mehrere ganz neue Theile.
Aber diesen vielen Werken des Friedens folgte bald der Kanonendonner, der die schrecklichen Zeiten des dreissigjährigen Krieges introducirte, dessen erste Periode noch in Herzog Casimirs Regierungszeit fiel. Der Herzog hatte zwar, gleich seinem Bruder Johann Ernst zu Eisenach, den Beitritt zur evangelischen Union (1619) abgelehnt, und hatte dadurch für den Anfang wenigstens bei den ausbrechenden Feindseligkeiten seinem Lande einige Vortheile verschafft. Aber diese Neutralität konnte der Natur der Verhältnisse nach nicht lange erhalten werden. Das Protectorium des Kaisers, welches Coburg gegen alle Kriegspressuren schützen sollte, nützte ihm wenig, und das Land konnte sich damit nicht von den Drangsalen der Truppendurchzüge und Einquartierungen freihalten. Das im J. 1629 erlassene freche Restitutionsedikt des Kaisers Ferdinand, durch welches alle eingezogenen Kirchen- und Klostergüter den Katholiken zurückerstattet werden sollten, nöthigte die protestantischen Fürsten zum Widerstand und auch Johann Casimir fand sich zu dem von Kurfürst Johann Georg nach Leipzig ausgeschriebenen Convent am 28. Februar 1631 daselbst ein, und unterzeichnete den gemeinsamen Beschluss, durch welchen der Ausführung des Restitutionsedictes entschiedener Widerstand entgegengesetzt werden sollte.
Gegen Ende September des J. 1632 waren etwa 40,000 Mann wallensteinischer und bayrischer Truppen nach Bamberg gezogen, von wo aus der Herzog von Friedland 8000 Mann nach Coburg sandte. Diese Truppen nahmen am 28. September ihr Hauptquartier bei Ketschendorf und überfielen von hier aus die Stadt Coburg, welche nach mehrfachen vergeblichen Unterhandlungen den Feind bei sich musste einziehen lassen. Dagegen hatte der schwedische Oberst Taubadel, der einige Tage vorher eingerückt war, auf der Veste Position genommen. Nach vergeblichen Versuchen des kaiserlichen Befehlshabers, die Schweden zur Uebergabe der Festung zu bewegen, wurde dieselbe von Wallenstein förmlich belagert, aber der Sturm wurde siegreich abgeschlagen. Als auch Herzog Bernhard von Weimar von Schweinfurt heranrückte, zogen die kaiserlichen Truppen eiligst ab, doch schleppte Wallenstein noch mehrere angesehene Coburger Bürger als Geiseln für die der Stadt abgeforderte Contribution mit sich fort.
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