Sie erzählte uns von William Carey, der in England bloß ein Schuster war, der jedoch nach Indien kam und viele Opfer brachte, um unseren Landsleuten das Evangelium zu bringen. Er nahm in unserem Land viele Härten auf sich, aber schließlich vollbrachte er die erstaunliche Aufgabe, die Bibel in viele indische Sprachen zu übersetzen. Es war durch diesen Mann, dass viele Inder das Wort Gottes in ihrer Muttersprache erhielten.
Dann erzählte sie uns von Amy Carmichael, die von Irland gekommen war, und an einem Ort namens Dohnavur in Tamilnadu ein Waisenheim gründete. Sie hatte weibliche Babys gerettet, die von ihren Eltern weggeworfen worden waren und verbrachte ihr Leben damit, diese Mädchen zu gottesfürchtigen Frauen zu erziehen.
Sie erzählte uns auch von John Hyde (der auch als „betender Hyde“ bekannt ist), der als Missionar in den Punjab kam und viele Seelen zu Christus führte.
Diese Geschichten forderten mich mehr heraus als der Geschichtsunterricht über Ashoka [ein Herrscher der altindischen Dynastie der Maurya] und Shahjehan [ein Großmogul von Indien]!
Ich war so dankbar, dass sich unsere Heimleiterin mit einer jeden von uns so viel Mühe gab. Wir redeten mit ihr über vielfältige Themen. Ich wünschte mir oft, dass meine Mutter so wie sie gewesen wäre.
Eines Tages sagte mir die Heimleiterin, dass sie selbst ein Waisenkind war, das von Amy Carmichael in Dohnavur aufgezogen worden war. Sie hatte dann ihre Ausbildung zur Lehrerin gemacht und ihre Arbeit im Wohnheim aufgenommen.
Sie war eine wahrlich unparteiische Dame und liebte uns alle sehr.
Sie ermutigte mich oft persönlich, disziplinierte Gewohnheiten in meinem Leben zu entwickeln. Sie sagte mir, dass sie großen Wert darin gefunden hatte, jeden Tag eine regelmäßige Zeit des Bibellesens und des Gebets zu haben – eine tägliche stille Zeit mit dem Herrn. Sie ermutigte mich, den Herrn um Hilfe bei der Überwindung der Kämpfe, die ich erlebte, zu bitten – um die Fantasiewelt meines Gedankenlebens und den Groll, den ich gegen einige meiner Mitbewohnerinnen im Wohnheim hatte, zu überwinden.
Ich hatte meinem Vater längst vergeben. Aber nun gab es andere, gegen die ich nach und nach bitter geworden war. Ich erkannte, dass der Kampf gegen Bitterkeit ein Kampf ist, den wir während unseres ganzen Lebens haben – denn Menschen verletzen uns immer wieder. Aber Gott kann uns Gnade schenken, um ihnen zu vergeben und um sie zu lieben.
Das ist die wunderbare Kraft, die das Evangelium Christi beinhaltet.
4. Schlechte Gewohnheiten überwinden
Wenn sich mein Leben verändern sollte, so erkannte ich, dann mussten sich zuerst meine Lesegewohnheiten ändern. Ich hatte die Gewohnheit, romantische Romane zu lesen, weil sie meine Fantasie anregten. Aber sie waren wie zusätzlicher Brennstoff in meinem Herzen und vergrößerten mein Verlangen, zu träumen. Um mich zu befähigen, ein Gespür für gesündere Bücher zu haben, lieh mir meine Heimleiterin und Freundin einige der Bücher, die sie in ihrer eigenen Bibliothek hatte. Diese Bücher zogen mich zum Herrn hin.
Ich bat den Herrn, mein Verlangen nach der falschen Sorte von Büchern wegzunehmen. Langsam begann ich in meiner gesamten Einstellung eine Änderung wahrzunehmen. In der Bücherei des Wohnheims fand ich einige gute Bücher über Missionare, die nach Indien gekommen waren und über Helden des christlichen Glaubens durch die Jahrhunderte. Langsam aber sicher war ich in der Lage, meine abschweifenden Gedanken in den Gehorsam gegen Christus gefangen zu nehmen, und meine Fantasiewelt fing an, sich wie eine Wolke wegzubewegen. Schließlich wurde ich von diesem elenden Riesen, der mich so lange gefangen gehalten hatte, befreit.
Im Wohnheim gab es ein Fernsehgerät, und die Mädchen schauten oft die Filme, die ausgestrahlt wurden, an. Auch ich sah einige dieser Filme. Aber ich stellte fest, dass sie meine Fantasiewelt erneut zurückbrachten. Daher bat ich den Herrn, mich von dieser Gewohnheit völlig zu befreien.
Als ich nach einer Ablenkung Ausschau hielt, um diese Versuchung zu überwinden, fand ich eine Ecke im Flur, wo ich anfing, mit meiner Herbergsmutter/Freundin Stickarbeiten zu machen. In unserem Wohnheim war eine Verkaufsveranstaltung geplant und ich konnte einige Plastikkörbe und ähnliche Dinge machen. Ich entwickelte ein Interesse am Sticken und Stricken. Ich lernte auch, mich würdevoll zu kleiden, da ich spürte, dass mein Leben schließlich irgendeinen Wert hatte.
Meine herumschweifenden Gedanken wurden vom Herrn langsam gefangen genommen, aber es war ein ständiger Kampf. Manchmal erzählten mir die Mädchen von einem interessanten Programm im Fernsehen, das ich mir dann anschaute. Ich wollte nicht als eine „heilige Person“ erscheinen, die vor allen Programmen im Fernsehen die Augen verschloss. Aber ich stellte fest, dass die Fernsehprogramme im Großen und Ganzen nur meinen Sinn verdarben.
Als ich anfing, Gott zu suchen, begann ich für die Nöte anderer – ihre inneren geistlichen Nöte – viel sensibler zu sein. Eines Tages kam ein Mädchen, das sehr ruhig war, zu mir und begann mir von ihren Problemen zu erzählen. Ihre Mutter war gestorben und sie wurde ins Wohnheim gesteckt, damit ihr Vater wieder heiraten konnte. Ihr Vater hatte geglaubt, dass er keine Frau bekommen würde, wenn er das „Extragepäck“ einer Tochter mitbrächte! Sie zeigte mir die Brandnarben und die Narben von vielen Schlägen, die sie von ihrem Vater erhalten hatte. Sie wollte nie mehr in ihr Elternhaus zurückgehen. Manchmal kam die Großmutter zu Besuch und brachte ihr einige Süßigkeiten. Aber in ihrer Bitterkeit und in ihrem Hass sprach sie nie mit ihrer Großmutter. Ich erkannte, dass ihre Seele größere Narben hatte als ihr Körper. Wir teilten viele unserer Gedanken miteinander; und wir fingen auch an, zusammen zu beten. Sehr bald fand auch sie den Herrn Jesus als ihren eigenen Retter. Ich war wirklich begeistert, dass ich eine Seele zum Retter gebracht hatte. Wir fingen dann an, für unsere Familien und für andere Mädchen zu beten, die so wie wir innerlich verletzt waren.
In unserem Wohnheim gab es auch einige behinderte Kinder. Ihre Mütter hatten während ihrer Schwangerschaft irgendein Medikament genommen, um sie abzutreiben und dabei keinen Erfolg gehabt. Eines dieser Mädchen hatte keine Zähne. Ein anderes war so zurückgeblieben, dass es sich überhaupt nicht auf ihr Studium konzentrieren konnte und immer zum Küchendienst eingeteilt wurde. Diese behinderten Mädchen wurden verspottet und von anderen verlacht. Ich dachte, wie traurig es war, dass diese Kinder wegen der Sünden ihrer Mütter ihr ganzes Leben lang leiden mussten. Ich konnte auf dieses Rätsel keine Antwort finden. Aber ich spürte, dass ich mich mit ihnen anfreunden und etwas Freude in ihr düsteres Leben bringen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass der Herr mich aus diesem Grund in diesem Wohnheim untergebracht hatte.
In unserem Wohnheim gab es auch Mädchen, die ihre Mütter verloren und die von ihren Stiefmüttern misshandelt worden waren. In der Folge hassten solche Mädchen alle Frauen. Einige Mädchen waren von ihren Vätern sexuell missbraucht worden und hassten nun alle Männer. Es gab andere, die wegen eines psychologischen „Katers“ aus ihrer Vergangenheit stets unflätig mit allen redeten.
Und natürlich hatten wir alle hin und wieder unsere schlechten Launen. Aber unsere Heimleiterin war mit uns geduldig. Sie verbrachte Zeit mit uns, redete mit uns und ermutigte uns. Sie half vielen von uns, uns an den Herrn Jesus zu wenden; und wir fanden Gnade, unsere Zornausbrüche und unsere schlechten Gewohnheiten zu überwinden.
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