Helmut Lauschke - Saida, o du Weinende

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Durchgebrochen ist das Leid, und endlos ist die Straße mit Schleiern vor verweinten Augen, Tränen rinnen zu den Ohren. Das bringt die Einsamkeit an diesem Morgen, O Seele, die du schreist, den Abschied schwörst! Was soll junges Leben noch bedeuten im Gebrüll unter all den Stiefelleuten? Ich lerne, ohne es zu sagen, dass junges Leben jung das Opfer bringt, weil in ihm die Liebe lebt, opfert mit der Liebe es das Leben hin.
So wird es auf der Straße endlos weitergehn, bleib bloß nicht stehn, sonst hagelt es an Kolbenschlägen hart, als würden sie den Kopf zersägen. So geht es, bis die Farben ganz verblichen sind, nur die Schleier vor den Augen hängenbleiben, wo die Tränen an den Ohren salzig krusten. Keiner verliert da mehr den Husten, wenn das Gesicht in der Verzwingung steckenbleibt, denn dann ist auch die Frage bald geklärt, wohin die Straße geht.
Was will man da noch sagen, was muss und soll man denken, wenn die letzten Leben ihre Toten tragen, da gibt's gedanklich nichts mehr wegzulenken.
Doch darin, in dem Schweifen liegt der Reiz, denn nur ein Mönch begnügt sich mit den engen Wänden, der Reiz im Denken braucht den größeren Raum. Mögen die Seelen schwirren, so schnell kehren sie nicht zurück. Es werden noch manche Fenster klirren, so schnell kommt es nicht wieder, das ersehnte Glück.
So erhebe ich mich vom Stein der Gedanken, unter den Füßen spür ich den Boden bis in die Tiefen wanken. Da hilft kein Spott und auch kein Zanken um das Prinzip der menschlichen Unvernunft. So rollen aus dem Nebel die Hypothesen in die Zukunft, weil Altbewährtes sich in Frage stellt. Wo steht der Spötter, wo schwirrt der Geist, wo ist der Weg, der die Menschheit in die Zukunft weist? Tief schwebt in der Luft die Ironie, wenn der, der's Urteil fällt, sich noch ins Fäustchen lacht. Das ist beileibe nicht mehr groß gedacht und im Urteil oft fatal. Überhaupt wird dem Denken das Lachen vergehen, wenn das Unfassbare vor den Augen steht, das sich im Denken undenkbar danebenlegt.

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Helmut Lauschke

Saida, o du Weinende

Tragik einer jungen Liebe - Bühnenwerk in fünf Akten

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Inhaltsverzeichnis

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Saida, o du Weinende Helmut Lauschke Saida, o du Weinende Tragik einer jungen Liebe - Bühnenwerk in fünf Akten Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog Prolog Chor [ist unsichtbar]: Im Anfang war das Wort, und mit dem Wort kam das Licht. So schuf Er den Himmel mit der Sternenwelt und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, nachdem die glühende Lava erstarrte. Gebirge erhoben sich und wurden zu festem Gestein, doch über dem Abgrund lag die tiefe Finsternis. Der Geist schwebte, er strich über die Wasser und machte die Erde fruchtbar mit vielerlei Pflanzen und Tieren. Schließlich formte er den Menschen und gab ihm auf, die Ganzheit der Schöpfung zu achten, sie mit Intelligenz und Weisheit zu führen und zu erhalten. Das war der Auftrag an den Menschen… Philosoph [Zwischenruf. Er sitzt auf einem Stuhl allein auf der Bühne]: …der das Rätsel, warum es diese Schöpfung gibt, nicht lösen kann. Und wenn ich hier noch länger sitze, dann dreht mich das Rad samt Rätsel fort.

Aus dem Leben (1. Akt)

Der Morgen (2. Akt)

Schmerz und Trauer (3. Akt)

Erlebnis und Leid (4. Akt)

In der kleinen Stadt (5. Akt)

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Chor [ist unsichtbar]:

Im Anfang war das Wort, und mit dem Wort kam das Licht. So schuf Er den Himmel mit der Sternenwelt und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, nachdem die glühende Lava erstarrte. Gebirge erhoben sich und wurden zu festem Gestein, doch über dem Abgrund lag die tiefe Finsternis.

Der Geist schwebte, er strich über die Wasser

und machte die Erde fruchtbar mit vielerlei Pflanzen und Tieren. Schließlich formte er den Menschen und gab ihm auf, die Ganzheit der Schöpfung zu achten, sie mit Intelligenz und Weisheit zu führen und zu erhalten. Das war der Auftrag an den Menschen…

Philosoph [Zwischenruf. Er sitzt auf einem Stuhl allein auf der Bühne]:

…der das Rätsel, warum es diese Schöpfung gibt, nicht lösen kann. Und wenn ich hier noch länger sitze, dann dreht mich das Rad samt Rätsel fort.

Aus dem Leben (1. Akt)

Die Herkunft des Menschen gibt ein Indiz für die Höhe seiner Kultur und Moral. Der Beweis, wie sich Menschen in der Gemeinsamkeit ihrer völkischen Eigenschaften verhalten, steht solange aus, bis der Prozess im Denken und in der praktischen Umsetzung abgeschlossen ist. Es ist ein oft schwieriges und mühevolles Unterfangen, den Wahrheitskern aus den Umständen der Zeit und den Lebensbedingungen und Wechselwirkungen individueller Verhaltensweisen im Rahmen vorgegebener Normen der Gesellschaft herauszuschälen. Der Mensch steht nicht für sich alleine da. Umstände, die ihn in die Gesellschaft fest eingebunden haben, sind zu berücksichtigen, was die ganze Sache in der Beurteilung komplizierter macht. Gut muss nicht heißen, dass der Mensch von vornherein gut ist, so wie umgekehrt aus einem schlechten Ergebnis nicht direkt abzuleiten ist, dass der Mensch als Individuum schlecht ist.

[Einige Stimmen aus dem Chor erscheinen auf der Bühne.]

1. Stimme aus dem Chor :

Die Sonne kam, und mit ihr kam der erste Tag.

Es folgten Frühling, Sommer, Herbst und Winter, da kamen Frucht und Fruchtbarkeit, kamen Freude und die Ernte.

2. Stimme aus dem Chor :

Mit dem Tag kam auch die Nacht mit dem Mond und mit den Sternen. Mit der Freude kam die Trauer, kam die Angst um Leben und das Sein.

Ich lass dich nicht allein zurück. Zusammen nehmen wir den Zug zum Himmel, dann bist auch du die Schmerzen dieser Erde los. Ich verberge sie vor deinen Augen, die sich mit Freude füllen werden.

Chor :

Dabei holtest du den Menschen aus den Weltenfernen und formtest ihn zum Ebenbild.

3. Stimme aus dem Chor :

O Gott, o Jahwe, warum hast Du das getan?

Sieh, was mit den Menschen geschah, als es brannte und rußte und roch nach dem verbrannten Fleisch. Das kann dein Plan so doch nicht gewesen sein mit dem Formen und dem Schaffen mit den Feldern und Bäumen um den Menschen herum.

Chor [weiter unsichtbar]:

Wir können das Geheimnis nicht lösen mit dem, was sich am Menschen ereignet. Es wird ein Rätsel bleiben, denn es fehlt die Brücke zum Verstand. Tief steckt das Geheimnis im Gewand, das zeitnah ist und über alle Zeiten wallt.

4. Stimme aus dem Chor :

Lasst endlich ab vom blinden Zank, nehmt eure Hände weg vom Streit. Es kämpft die Zeit, was Zeiten doch nicht lösen.

Chor :

Fluten kommen, Fluten gehen, mit ihnen kommen die Versprechen in Lichtjahren und darüber hinaus. Fluten überschwemmen die frühe Tat, sie schwemmen weg die junge Saat

auch die für Frieden und Gerechtigkeit. So flutet das Leben auf und davon bis dorthin,

wo wir verwundert und verwundet heute stehn.

O Bildner der reißend wallenden Fluten, o du Meißler von Zeit und Welt.

Jahwe [ist unsichtbar]:

Ich gab euch das, worauf ihr steht mit wendenden Köpfen auf gestreckten Knien.

Ich griff in die Unendlichkeit hinein und gab der Galaxie das Licht so weit ihr seht und denkt und geht. Ich verstreute die Sonnen und gab die Planeten dazu. Für euch ist es der Planet Erde,

der groß genug sein soll für eure Hände und Füße, wenn auch die Spirale des Seins denkerisch über eure Köpfe hinausreicht.

Für euch soll dieser Planet der Leuchtpunkt sein, den ich aus der Urmasse formen ließ

und dem Sonnenkreis zufügte wie noch andere Planeten, damit ihr seht, was um was zu kreisen hat. So sind Boden und Atmosphäre bereitet,

wo ihr nun zu leben und zu wirken habt. Es ist der Anfang, und der ist getan, wo ihr seht und steht vor eurem Sein, das für das Universum von Bedeutung ist.

Nun seht, geht und wirkt, macht euch an die Arbeit! Ruht euch nicht auf gefällten Bäumen aus, seht euch vor, nicht schon im Anfang zu wanken.

Ich gebe zu, dass ich den Menschen schuf,

weil ich nach ihm verlangte. Es ist der mögliche Widerspruch, der mir an ihm gefällt,

wenn auch seine Logik mich oft wundert.

Alles in allem: Es ist das Gespräch, das ich mit ihm suche, denn das Universum ist nicht frei

von groß und klein, von gut und böse, dass er, der Mensch, wenn er mich sucht, oft aufsässig mich verwünscht, verflucht. Doch wisst, das schreckt mich nicht von meinem Tun, auch dann nicht, wenn ihr denkt, ich tue nichts.

1. Geist :

Der Donner schlägt gar mächtig drein, und Bergmassive brechen auseinander, die Erde wankt, mit ihr die Menschheit, es spuckt aus Kratern hoch zum Himmel. Ströme reißen das Strombett fort, es gibt das schreiende Gewimmel. Scharen rennen über Land, fliegen durch die Luft und schwimmen in den Tiefen der Ströme.

Neue Spalten reißen auf, neue Löcher folgen ohne Ende, an den Ecken scharren, nagen, fressen sie, und wenn sie sich besser kennen,

dann fressen sie sich selbst, die Großen fressen die Kleinen und das, wenn das Leben gerade beginnt.

Es ist der Anfang der großen Schöpferkraft,

sie schafft und trifft die Auslese.

2. Geist :

Jede Geschichte hat ihren eigenen Lauf, den vorherzubestimmen auch den Geistern schwierig ist. Vieles nehmen wir in Kauf, doch der Mensch, den Jahwe gestaltet hat, ist schier unberechenbar. Überholt, veraltet und entwertet ist, was wir für recht oder unrecht hielten.

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