Am nächsten Morgen im Kindergarten baut Tom den höchsten Turm, den er jemals gebaut hat. Fast bis in den Himmel. Selim hilft ihm dabei.
Semra, die kleine Wildkatze
Semra lebt am Rande einer großen Stadt in einem Park mit Büschen, Bäumen, einem kleinen See und vielen Tierfreunden.
Das ist die kleine Wildkatze Semra:
Abends, wenn der Park leer ist und die letzten Besucher zum Ausgang strömen, träumt Semra davon, die große Stadt zu besuchen, mit ihren Kaufhäusern und duftenden Restaurants. Sie stellt sich vor, mit den Kindern auf dem Spielplatz zu spielen. Semra liebt die Kinder, mit ihren wunderbar lachenden Augen.
Sie wird immer ganz traurig, wenn die Erwachsenen die Kinder vom Zaun ihres Geheges zurückhalten und sie ermahnen: “Wildkatzen sind gefährliche Tiere!“ Nichts wünscht sich Semra mehr, als von einem Kind geliebt zu werden. Zu gerne würde sie auch nur einem einzigen Kind erklären, dass Wildkatzen nur gefährlich sind, wenn man ihnen Angst macht.
Eines Morgens fasst sie sich ein Herz und schleicht sich am Tierpfleger vorbei, der gerade ihre Kameraden füttert. Sie macht sich auf den Weg zu den Menschen. Da es sehr laut in der Stadt ist und die Menschen viel zu schnell und beschäftigt sind, wird sie von niemandem wirklich wahrgenommen.
Hier seht Ihr Semra auf dem Weg in die Stadt:
Es ist spannend, ohhh … viel spannender als sie es sich je hätte vorstellen können. Doch auch laut und beängstigend. Überall fahren Autos, Busse und Strassenbahnen ...
In der Spielzeugabteilung eines Kaufhauses legt sie schließlich eine Pause ein. Zwischen den Kuscheltieren macht sie es sich gemütlich.
Lilly ist mit ihrer Oma unterwegs. Lilly weiss nur zu gut, wenn sie mit Oma die Spielzeugabteilung besucht, darf sie sich meistens etwas Schönes aussuchen. Lilly liebt ihre Oma, und Oma liebt Lilly. Lilly liebt außerdem Kuscheltiere über alles. Lilly entdeckt Semra im Regal und umarmt sie innig.
Erkennt Ihr Semra im Spielzeugregal?
„Oma, diese große Katze möchte ich. Biiiitteee!“
„Na, die sieht aber wirklich zum Verwechseln echt aus“, findet Oma.
Semra kribbelt es in der Nase. So sehr sie sich auch bemüht, es nutzt nichts: „Tttschiii“, tönt es aus dem Regal. Oma ist starr vor Schreck. Lilly muss lachen.
„Na so was, Du bist ja wirklich echt“, sagt Lilly.
Oma versucht Lilly am Ärmel zurückzuziehen, doch Lilly lässt sich nicht beeindrucken.
„Wie heißt Du? Und wo wohnst Du? Was machst Du denn hier?“, sprudelt es aus Lilly heraus.
In kurzen Sätzen erklärt Semra ihr vom Tierpark und von ihrem Traum. Lilly gibt Semra einen dicken Kuss auf die Nase. Semra wird es ganz warm.
Nachdem sich Oma vom ersten Schock erholt hat, und der Sicherheitsdienst des Kaufhauses bereits eingetroffen ist, sieht auch sie, dass Semra nicht gefährlich ist. Sie willigt ein, dass Lilly zusammen mit den Sicherheitsleuten, Semra wieder nach Hause bringen darf. Semra ist wirklich erleichtert. Viel zu müde hat sie ihr abenteuerlicher Ausflug gemacht.
Hier ist Semra mit der leckeren Bockwurst:
Gerne nimmt sie die frische Bockwurst an, die Oma für Lilly beim Metzger gekauft hatte. Semra ist glücklich. Ihr Traum hat sich erfüllt. Sie hat die Stadt gesehen mit ihren funkelnden Lichtern; sie ist von einem Kind sogar umarmt worden, das keine Angst vor ihr hatte ...
Semra, die kleine Wildkatze ist wieder zurück im Tierpark:
… und eines hat sie gelernt: Wenn Liebe nach etwas schmecken würde, dann bestimmt nach frischer Bockwurst!
Finja und das Geheimnis für die Menschen
Finja, das kleine Elfenkind, wohnt mit ihrer großen Familie am Rande des Waldes unter einer Brombeerhecke.
Hier wohnt Finja, das kleine Elfenkind:
Sie liebt das Leben im Wald mit den Blumen und den Tieren. Besonders liebt sie die Abende, an denen ihnen Papa Elf wunderbare Geschichten erzählt – aus der Welt der Menschen. Am meisten liebt sie die Geschichte, die Papa Elf vom weisen Waldkauz erzählt, der das Geheimnis der Menschen hütet.
Papa Elf sagt: „Wenn es jemandem gelingen sollte, den Menschen dieses Geheimnis zu überbringen, würden alle Menschen wieder in Frieden und Freude miteinander leben können.“
Finja ist fest entschlossen, den weisen alten Waldkauz zu finden und macht sich mit Herzklopfen nach Sonnenuntergang auf die Suche.
Finja macht sich auf den Weg zum alten Waldkauz:
In der Dunkelheit begleitet sie das kleine Glühwürmchen, damit Finja ihren Weg nicht aus den Augen verliert. Der Weg ist beschwerlich. Finja muss sich durch dichte Hecken zwängen und auch ein rauschender Bach versperrt ihr den Weg. Sie ist am Ende ihrer Kräfte und lässt sich zu Boden fallen.
Plötzlich hört sie etwas rascheln und plumps, landet neben ihr eine dicke, saftige Beere, die ihr eine kleine Waldmaus freundlich und mit viel Schwung entgegenrollt. Dankbar nimmt Finja das Geschenk an. Sofort kann sie wieder lachen. Gestärkt und mit neuer Kraft macht sie sich weiter auf den Weg.
In der Dunkelheit stößt sie sich ihren Fuß an einer Wurzel. Finja ist fast schon wieder entmutigt, da zeigt ihr das Glühwürmchen einen magischen Ort. Tausende von kleinen Lichtern tanzen in der Dunkelheit.
Die Waldgeister feiern ihr Mondfest. Finja ist sprachlos.
Fast hätte sie vergessen weiter zu gehen. Auch ihren schmerzenden Fuß spürt sie gar nicht mehr. Staunend folgt sie ihrem leuchtenden Begleiter weiter durch das Dickicht. Nicht mehr weit entfernt befindet sich die alte Eiche, auf der der alte Waldkauz wohnt.
Mit zitternden Knien lässt Finja ihr Stimmchen erklingen: „Hallo, Herr Waldkauz. Ich bin es, Finja, das Elfenkind.“
Das ist der alte Waldkauz
Der alte Kauz öffnet seine großen Augen:
“Ich habe Dich schon erwartet, Finja. Komm ein bisschen näher, damit meine alten Augen Dich besser sehen können. Ja, es ist wirklich an der Zeit, dass das Geheimnis endlich wieder zu den Menschen gebracht wird. Viel zu lange schon weilt es hier in Vergessenheit. Doch es bedarf einer reinen Seele, dieses Geheimnis zu überbringen. Wer das Geheimnis allerdings kennt, wird in Erfüllung leben können. Merke Dir, wenn das Herz es fühlen kann, werden die Augen es bald sehen können. Die Menschen allerdings meinen, nur das, was die Augen zu sehen scheinen, wäre die Wahrheit. Also Finja, merke Dir gut, was Du auf Deinem Weg zu mir schon gelernt hast:
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