Walter Pollak
Analyseträume
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Inhaltsverzeichnis
Titel Walter Pollak Analyseträume Dieses ebook wurde erstellt bei
„Analyseträume“ „Analyseträume“
1. Kapitel: Der Einstieg
2. Kapitel: Der Messermann und zu Tisch mit Christus
3. Kapitel: Feminismus und Vorsicht: bissiger Hund
4. Kapitel: Der Analytiker auf dem Schoß und die Übertragung
5. Kapitel: Die Geschichte von Babylon und orale Träume
6. Kapitel: Marketing, Gruppendynamik und eine Wasserleiche
7. Kapitel: Bezahlter Oralsex und der umzingelte Held
8. Kapitel: Homosexuelle Belästigung im Aufzug und die Palme mit menschlichen Zügen
9. Kapitel: Die verstopfte Nase und das Trompetenkonzert
10. Kapitel: Das Geburtstrauma im Fitnesscenter und der Magier
11. Kapitel: Die Madonna mit dem Kind und ein Kampf auf Leben und Tod
12. Kapitel: Die Schlüsselübergabe und die schmutzige Wäsche
13. Kapitel: Die Schwester Oberin mit den viereckigen Augen und der Löwe auf dem Felsen
14. Kapitel: Die Kissenschlacht beim Analytiker und Transvestiten auf der Kirmes
15. Kapitel: Der Stiefvater mit dem Schlagbohrer und der blinde Passagier
16. Kapitel: Renovierungsarbeiten und fahrlässige Tötung
17. Kapitel: Der braune Roboter und die Soldaten auf dem Moped
18. Kapitel: Mit dem Aufzug eine Etage zu weit nach oben und ein Mordversuch
19. Kapitel: Die schwarzen Kissen und die Injektion im Freibad
20. Kapitel: Die fehlende Versicherung und das Bett im Klassenzimmer
21. Kapitel: Pinkeln in einer Schweizer Bank und ein Flugversuch
22. Kapitel: Der geknackte Tresor und die Scheuklappen
23. Kapitel: Der tote Christus in der Apotheke und der tollwütige Hund
24. Kapitel: Der Tod des Analytikers und das kontrollierte Feuer
25. Kapitel: Preisverleihung beim Analytiker und die Wiederbelebung einer Scheintoten
Impressum neobooks
Ein Buch von Walter Melvin Pollak
Also keine Traumanalyse sondern Analyseträume, was deren Deutung allerdings nicht ausschließt. Es handelt sich um Träume, die im Verlauf einer psychoanalytischen Behandlung tatsächlich so geträumt und jeweils aufgeschrieben wurden, um sie nicht gleich wieder zu vergessen, denn es ist eine allgemeine Erfahrung, dass Träume leider entweder gar nicht erinnert werden oder sehr schnell wieder aus dem Gedächtnis entschwunden sind. Man hatte sogar einen Notizblock auf dem Nachttisch liegen, um bei nächtlichem Erwachen etwas soeben Geträumtes gleich festzuhalten, wenigstens in Stichworten. Am nächsten Tag konnte man ergänzend den gesamten Traum notieren. Leider sind die Aufzeichnungen recht rudimentär, denn sie sollten nur dazu dienen, die nächtlichen Vorgänge für die darauffolgende Analysesitzung bereitzustellen, als Erinnerungshilfe. Dass mehr als 30 Jahre später ein Buch daraus werden sollte, war zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht abzusehen. In dem Falle hätte man sicherlich ausführlicher und assoziativ erweitert dokumentiert. Damals war das viele Träumen und Aufschreiben aus einer Not heraus entstanden: Was soll man dreimal die Woche auf der Couch liegend dem Analytiker erzählen, der selbst überwiegend schweigsam hinter einem saß und nur gelegentlich orakelhafte Äußerungen von sich gab? Vergangenes war irgendwann erschöpfend ausgeführt worden, und aktuelle Geschehnisse wurden zwar in aller Breite gewürdigt, boten aber dennoch nicht immer genügend Stoff, um die gefürchteten „Leerzeiten“ zu füllen. Es war demnach die Angst vor dem Schweigen, vor dem Verstummen, die ausreichend dazu motivierte, vermehrt auf das Unbewusste zu lauschen, das sich eben vorwiegend mittels der Träume, in verschlüsselter Form offenbart. Man war auch immer bemüht und vorwitzig genug, um diese möglichst selbst zu deuten und in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Schließlich hatte man den Beruf des Psychotherapeuten gewählt und übte ihn sogar bereits aus, als Anfänger zwar und in der Ausbildung, aber das diesbezügliche Selbstbewusstsein war bereits sehr ausgeprägt, und es lag wohl eine natürliche Begabung vor in diesen Dingen, also im Erkennen von Symbolen und verdeckten Sinnhaftigkeiten, und so konnte man schon eine gewisse „Deutungshoheit“ beanspruchen. Dennoch kann man die eigenen Traumbildungen nur bedingt selbst erklären und verstehen. Schon Sigmund Freud hatte auf die sog. Zensur hingewiesen, die nicht nur innerhalb des Traumes für Verwirrung sorgt, sondern es auch dem Träumer erschwert, selbst hinter den Sinn zu kommen und das Wesentliche zu erkennen. Es kann also durchaus passieren, dass man den Eindruck hat, alles bestens durchschaut zu haben, und doch gibt es den berühmten blinden Fleck, und schon ist einem die Hauptsache entgangen!
Im Rentenalter und aufgrund einer unfreiwilligen Auszeit konnte man sich erneut mit der Traumdeutung beschäftigen, sowohl theoretisch als auch praktisch in der Form von Traumseminaren, also der Arbeit mit Träumen in einer Gruppe. Ein schon lange gehegtes Interesse für C. G. Jung und seine Erkenntnisse zur Symbolik, den Archetypen und dem kollektiven Unbewussten konnte nun umgesetzt werden durch ein vertieftes Studium seiner Werke und die Lektüre von Beiträgen seiner Schüler. Dies wiederum brachte natürlich eine ungeheure Bereicherung hinsichtlich des Verständnisses von Träumen und von deren Funktion. Sicherlich war die „Traumdeutung“ von S. Freud ein Meilenstein diesbezüglich, aber mit Jung kam sozusagen das Salz in die Suppe oder das Tüpfelchen auf das i. Er meinte ja, dass wahre Abenteuer darin bestehen, ins Unbewusste einzutauchen, um es zu ergründen. Und so nahm man sich nach langer Zeit nochmals die Sammlung der „alten“ Träume aus der Analysezeit vor, die man wohlweislich wie einen Schatz aufbewahrt hatte, und die man nun im Lichte neuer Erkenntnisse und nach einer langen Erfahrung als Mensch und als Psychotherapeut neu begutachten und verinnerlichen konnte. Dabei entstand die Idee, auch andere daran teilhaben zu lassen, also ein Buch daraus zu machen, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, auf diese Weise das Interesse für die Träume und deren Deutung bei einigen zu wecken oder zu verstärken. Es wurde fast ein drängendes Bedürfnis, dies zu tun, da es von unschätzbarem Wert sein kann, sich mit dem Unbewussten zu beschäftigen, auch im Sinne einer gelingenden Individuation, im Sinne einer zunehmenden Harmonie zwischen den Tiefen und Abgründen des Unbewussten und dem bewussten Selbst, also einer Weiterentwicklung hin zu einer Einheit und Ganzheit, ohne allzu krasse innere Spaltung und Entfremdung vom eigenen Wesenhaften. Vielleicht werden dadurch auch die Kraft des Unbewussten erkennbar, die sich vor allem in den Träumen manifestiert und die von sich aus eine prägende und modellierende Wirkung auf das bewusste Ich ausübt, sowie die selbstregulierenden Mechanismen der Psyche. Es soll versucht werden, durch eine subtile und differenzierte Herangehensweise die Vielschichtigkeit von Träumen und Traumsymbolen aufzuzeigen, sowie die Notwendigkeit einer individualisierten und kulturell-kontextuell eingepassten Deutung darzulegen. Beim Erfassen der Traumsymbole wurde teilweise auf die Schweizer Internetseite „Der Traumdeuter.ch“ zurückgegriffen, die eine sehr umfangreiche und vielschichtige diesbezügliche Sammlung enthält und sich insbesondere auf das indianische, schamanische „Medizinrad“ beruft. Ich werde im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr im Einzelnen darauf verweisen. Zwangsläufig handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine Geschichte mit einer Handlung, die fortlaufend erzählt wird, sondern es werden unterschiedliche Träume aneinandergereiht erzählt und gedeutet, nur selten miteinander in Verbindung stehend, ähnlich vielleicht wie die Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die jeweils in sich abgeschlossen sind. Der aufmerksame Leser wird aber vielleicht einen roten Faden und eine Entwicklung in der Traumserie entdecken.
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