„Ja, die Arbeit. Deine ständige Ausrede für alles“, sagte er und stützte seinen Kopf auf seine Hand.
„Ich weiß, dass es gerade nicht so gut zwischen uns ist und ich möchte nicht, dass du unglücklich bist.“
Die darauffolgenden Worte kann ich mir bis heute nicht erklären. Rückblickend hätte ich in diesem Moment erst Denken und dann Sprechen sollen. Leider war es stets meine Art, dass zu sagen was ich dachte, ohne darüber vorher nachzudenken und mögliche Konsequenzen zu bedenken. Mit ruhiger Stimme sagte ich: „Es ist vielleicht besser, wenn wir uns trennen. Ich stehe dir im Weg und verletzte dich andauernd. Du hast etwas Besseres verdient, als so eine Furie in deinem Leben. Ich kann und will dir das nicht mehr zumuten. Vor allem möchte ich, dass du glücklich bist und dich nicht Fragen musst, wann mein nächster Ausbruch stattfindet. Es ist eine schöner Spruch, dass man das was man liebt, gehen lassen soll, wenn es die Liebe erdrückt oder verletzt.“
Ich zog meinen Ehering vom Finger und legte ihn zwischen uns auf den Tisch. Jetzt begannen auch bei mir die Tränen in den Augen empor zu steigen. Mir wurde klar, dass ich ihn liebte und gleichzeitig ständig verletzte. Eine seltsame Mischung aus Emotionen, welche dauerhaft nur jedem von uns Schaden würde.
„Wenn du dich nur ändern könntest! Und ich meine nicht nur für ein paar Tage, sondern auf Dauer. Wo ist die Denise, in die ich mich verliebt habe? Wo ist die Denise, die ich geheiratet habe?“, sagte Robert und die Tränen liefen über sein Gesicht.
„Ich weiß es nicht. Doch wenn es dir so schlecht mit mir geht, dann solltest du gehen. Es wäre ohne mich besser für dich.“
„Jeden Tag habe ich die Hoffnung, dass wenn ich aufwache du wieder so wie früher bist. So kann es nicht mehr weitergehen. Wir sollten morgen jeder für sich den Tag angehen. Vielleicht merkst du so, was du an mir hast.“
In dieser Nacht schlief Robert das erste Mal im Gästezimmer. Die Nacht ohne ihn war so kalt und ich hatte Schwierigkeiten überhaupt Schlaf zu finden.
Am nächsten Morgen erwachte ich wie gerädert. Ich hatte kaum schlafen können. Immer wieder war ich aufgewacht und dachte über meine Worte und die idiotische Aktion mit meinem Ehering nach. Auch hatte ich das Bedürfnis zu Robert zu gehen und mich neben ihn zu legen. Doch davon hielt mich mein falscher Stolz und meine Arroganz ab.
Ich stand auf und mein erster Weg führte mich ins Gästezimmer. Mit dem Drang mich zu entschuldigen öffnete ich die Tür. Das Schlafsofa war leer und das Bettzeug lag ordentlich zusammengelegt darauf. Ich sah in die Küche und suchte nach einem Zeichen oder einer Nachricht von ihm. Es war eigentlich immer so, dass er einen Zettel für mich hinterließ, wenn er das Haus früher verlassen musste. Jedoch war Robert ohne eine Nachricht gegangen. Mit gesenktem Kopf machte ich mir eine Tasse Kaffee und begann die morgendliche Routine. Dabei dachte ich nur an unseren Streit, meine Worte und meine Dummheit von gestern. Bevor ich aus dem Haus ging, legte ich meinen Ehering wieder an.
Mit tiefer Traurigkeit in mir ging ich zur Arbeit. Den ganzen Tag dachte ich darüber nach was am gestrigen Abend passiert war. In mir kam der Gedanke auf, dass Robert mich nicht einfach so verlassen würde. Doch als der Tag sich dem Ende neigte, ereilten mich Zweifel und auch die Angst, ihn endgültig vertrieben zu haben. Diese Besorgnis stieg ins Unermessliche. Gegen 22 Uhr verließ ich meinen Arbeitsplatz und machte mich verzweifelt an den Heimweg. Robert hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht bei mir gemeldet oder auf eine meiner Nachrichten reagiert.
Ich saß allein auf dem Sofa. Die Katzen lagen auf ihren Stammplätzen und schliefen. Um mich herum war es still. Ich hatte keinen Hunger, verspürte Kraftlosigkeit und fühle mich einsamer als jemals zuvor in meinem Leben. Je mehr Zeit verging, desto trauriger wurde ich. In mir verbreiteten sich Schmerz und die Angst, ihn für immer verloren zu haben. Tränen rannen aus meinen Augen. Voller Verzweiflung zündete ich Kerzen an, in der Hoffnung, dass meine Gebete, dass mein Mann wieder nach Hause kommen möge, erhört würden. Übermüdet und immer noch in Tränen legte ich mich kurz nach Mitternacht ins Bett. An Einschlafen war nicht zu denken. Jedes Mal, wenn im Treppenhaus das Licht anging, ich Schritte oder Stimmen oder gar einen Schlüssel klappern hörte, sah ich zur Wohnungstür. Doch niemand kam herein. Erst gegen 3 Uhr nachts, nach quälenden langen Stunden, ging die Tür zur Wohnung endlich auf und Robert trat herein. Schwach auf den Beinen, vor Sorge um ihn und unsere Ehe, ging ich auf ihn zu und fiel Robert in die Arme. Unter Tränen sagte ich, dass mir alles so schrecklich Leid täte und ich ohne ihn nicht leben könnte. Robert hielt mich fest in seinen Armen und sagte mir, dass es für ihn nicht leicht gewesen war, mich all die Stunden allein im Ungewissen zu lassen. Er sagte auch, dass es seiner Ansicht nach jedoch nötig gewesen sei, damit ich realisieren könnte, was ich an ihm und an unserer Ehe habe. Ich fühlte mich in diesem Moment einfach geliebt und glücklicher als in den Monaten zu vor.
Überwältigt von unseren Gefühlen schliefen wir miteinander. Das letzte Mal lag einige Wochen zurück. Ich gab mich ihm völlig hin und genoss jede seiner Berührungen, jeden Moment als wäre es unser letztes Mal. Robert war gefühlvoll, zärtlich und sinnlich. In dieser Nacht war ich mir sicher, dass unsere Liebe diesen Streit überstehen und uns noch stärker machen würde. Außerdem dachte ich, dass ich nun wieder die Denise wäre, die ich bis zum 30. November 2013 war. Genau die, in die sich Robert über beide Ohren verliebt hatte und die ihm das geben konnte, was er verdiente: Liebe, Zuneigung, Harmonie und das Wissen, stets mein Mann, der große Held in meinen Augen sein.
Ab dieser Nacht schlief Robert wieder in unserem Bett. Diese eine Nacht ohne ihn neben mir fühlte sich so falsch und leer an. Die Nächte, in denen Robert auf Geschäftsreise war und ich allein in unserem Bett schlief, waren nie so quälend wie diese eine, in der er im Zimmer nebenan geschlafen hatte. In den darauffolgenden Tagen war ich die glücklichste Frau der Welt und war davon überzeugt, dass ich wieder ich war und das für immer.
Leider hielt meine zurückgeglaubte liebevolle Art nicht lange an. Meine wahre Persönlichkeit hatte sich nur für wenige Tage aus den Fängen der Unterdrückung befreit. Nur einige Tage später erhielt die beherrschende Art wieder Einzug in meine Persönlichkeit. Ich war wieder wie zuvor. Bestimmend, rechthaberisch und alles völlig unter Kontrolle haltend.
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