Yennifer Woods
Abenteuer in Alex
Start in ein neues Leben
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Inhaltsverzeichnis
Titel Yennifer Woods Abenteuer in Alex Start in ein neues Leben Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Impressum neobooks
Es war ein stürmischer Abend im November, als meine Eltern ihre Entscheidung trafen. Es sollte mein größtes Abenteuer werden. Dieser Abend veränderte unser Leben. Heute weiß ich das, doch damals wollte ich es nicht wahrhaben.
Wir wohnten in einer kleinen ruhigen Stadt mitten im Herzen des Ruhrgebiets. Meine kleine Schwester Ellen, meine Eltern und ich. Eigentlich waren wir eine glückliche kleine Familie. Mein Vater war Architekt und meine Mutter Modedesignerin für Hochzeitskleider. Geldsorgen waren uns somit weitestgehend fremd. Deshalb konnte ich auch die Entscheidung, die meine Eltern an jenem schicksalhaften Abend trafen, nicht verstehen. Verzweifelt saß ich auf meinem Bett. Immer wieder hallten mir die Worte meines Vaters in den Ohren: - Wir ziehen nächsten Sommer für immer nach Griechenland. Es ist doch nur zu eurem Besten-.
Wie konnten meine Eltern nur der Auffassung sein, dass sie diese Entscheidung unseretwegen getroffen hatten.
Es fing schon einige Wochen vorher an. Ständig diese Kommentare über das Auswandern. Für immer nach Griechenland ziehen und so, hieß es. Anfangs hielt ich das alles nur für einen schlechten Scherz. Meine Eltern hatten diese „Auswanderungshirngespinste“ immer, wenn wir aus dem Urlaub kamen. Wir fuhren jedes Jahr in den Sommerferien nach Griechenland. Das hatte natürlich auch einen Grund. Meine Mutter war gebürtige Griechin. Oma und Opa wohnten in einem kleinen Dorf nahe der türkischen Grenze. Und so ergriffen wir jeden Sommer die Gelegenheit beim Schopf und verbrachten unsere Ferien dort, um dem grauen Stadtalltag für einige Wochen zu entkommen. Es war zwar immer sehr schön dort und wir hatten jede Menge Spaß, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen für immer dort zu leben. Oma und Opa waren die einzigen, die wir dort kannten. All unsere Verwandten und Freunde lebten in Deutschland. Ich war einfach nur fassungslos.
Die kommenden Wochen und Monate schienen nur so an mir vorbeizufliegen. Meine Eltern waren mit tausenden Dingen beschäftigt. Es mussten sämtliche Verträge gekündigt und der Umzug organisiert werden. Ein Lkw musste her, der unsere Möbel transportieren sollte. Dann noch die komplizierten Sachen mit dem Zoll. Damals war Griechenland noch kein EU- Mitgliedstaat und es herrschten strenge Zollvorschriften. Meine Schwester und ich durften das Schuljahr noch beenden und danach sollte es sofort losgehen. Ich erlebte diesen Zeitraum in einer Art Trance. Was war Traum und was war Wirklichkeit? Die Grenzen schienen ineinander zu fließen. Es spielte sich zwar alles direkt vor meinen Augen ab, dennoch war ich fest davon überzeugt, dass das alles einfach nicht der Wirklichkeit entsprach. Während dieses Zeitraums kommunizierten wir kaum miteinander. Meine Eltern waren zu sehr mit dem Umzug beschäftigt und mit meiner kleinen Schwester konnte und wollte ich einfach nicht reden. Noch bis heute haben wir uns nicht über damals unterhalten.
Der Termin der Abreise rückte unaufhaltsam immer näher und ich wurde immer aggressiver. Irgendwann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte zu meiner Mutter: »Ich werde nicht mitkommen, ich bleibe hier bei meinen Freunden. Ihr könnt von mir aus alleine dorthin ziehen«. Trotzig sah ich sie an. Meine Mutter blickte verwirrt auf mich herab. Mit so einem Ausbruch hatte sie nicht gerechnet. Es traf sie ganz unvorbereitet. Ich sah, wie sie etwas erwidern wollte. Aber sie tat es nicht. Sie drehte sich um und verließ das Zimmer. Abends saßen sie und mein Vater lange Zeit im Wohnzimmer und unterhielten sich. Irgendwann rief mein Vater nach mir. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend trat ich ein. Mein Vater sah mir direkt in die Augen, als er anfing.
»So, so du möchtest also nicht mitgehen. Mama und ich haben uns etwas überlegt. Wenn du möchtest, schicken wir dich hier in Deutschland auf ein Internat. Du hast eine Woche Zeit, um es dir zu überlegen«. Ich hatte das Gefühl, dass mir jeden Augenblick schwarz vor Augen werden würde. Übelkeit stieg in mir hoch. Ein großer Knoten verschnürte mir die Kehle. Krampfhaft versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten. Nein, ich würde mir jetzt nicht die Blöße geben und vor meinen Eltern wie ein kleines Kind anfangen zu weinen. Schließlich fühlte ich mich mit meinen sechzehn Jahren schon zu alt für so etwas. Ich nickte nur und verließ fluchtartig das Wohnzimmer. Es blieb mir nichts anderes übrig als mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen. Dort heulte ich mich in den Schlaf. Es war die schlimmste Nacht meines Lebens. Albträume quälten mich. Wie konnten meine Eltern nur so herzlos sein. Wollten sie mich wirklich in ein Internat abschieben? Ich wälzte mich die ganze Nacht lang hin und her. Als ich morgens erwachte, war mir eines klar. Bevor ich ganz allein auf ein Internat in eine wildfremde Stadt gehen würde, wo ich überhaupt niemanden kannte, zog ich es vor bei meiner Familie zu bleiben. Erst Jahre später wurde mir klar, dass meine Eltern mich niemals allein in ein Internat geschickt hätten. Sie kannten mich einfach zu gut und wussten, wie ich mich entscheiden würde, lange bevor ich es selber wusste.
Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu und das hieß für uns Abschied nehmen. Ich weiß bis heute nicht, wie meine Familie den Abschied von unseren Verwandten und Freunden verkraftet hat, für mich war dies jedenfalls die schwerste Hürde. Meine Klassenkameraden hatten eine kleine Abschiedsparty organisiert die mich zu Tränen rührte. Viele meiner engeren Freundinnen hatten kleine Abschiedsgeschenke mitgebracht. Am meisten freute ich mich jedoch über eine kleine Karte, die von all meinen Mitschülern und meinem Klassenlehrer unterschrieben war. Dann war es soweit. Wir umarmten uns alle ein letztes Mal. Ich machte mich auf den Heimweg. Meine allerbeste Freundin Sandra brachte mich bis nach Hause. Dort angekommen ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Wir umarmten uns einmal, zweimal, dreimal; und wir gaben uns ein Versprechen. Unsere Freundschaft sollte trotz der großen Entfernung bestehen bleiben. Ich versprach, ihr so schnell wie möglich zu schreiben. Dann drehte sie sich um und ging nach Hause. Mit zitternder Hand schloss ich die Haustür auf. In meinem tiefsten Inneren verspürte ich eine Erleichterung. Es war sonderbar, aber ich fühlte mich erleichtert die Hürde des Abschiedsnehmens gemeistert zu haben.
Die letzte Nacht vor unserer Abreise verbrachten wir bei meiner Tante, da unsere Wohnung komplett ausgeräumt war. Ein Lkw hatte tags zuvor unserer ganzes Hab und Gut mitgenommen. Der letzte Morgen brach an und es sollte schon ganz früh losgehen. Unser Auto war fertig beladen. Freunde meiner Eltern und noch einige unserer Verwandten standen auf dem Hof bereit um uns zu verabschieden. Dann endlich fuhren wir los. Ich blickte mich nicht um. Ob ich jemals zurückkehren würde?
Die Fahrt war anstrengend, doch das kannten wir ja schon. Schließlich fuhren wir nicht das erste Mal mit dem Auto nach Griechenland. Nach drei Tagen waren wir endlich am Ziel.
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