Braden übernimmt 1954 die International Organizations Division der OPC und leitet mit seinem
Assistenten Cord Meyer verdeckte Operationen.
Auch kirchliche Organisationen arbeiten für die CIA, wie der souveräne Malteserorden SMO, der
50'000 Nazis mit Pässen und Geld zur Flucht verhalf und später eine Art Bindeglied zwischen CIA
und Vatikan ist. Auch die Opus Dei, aus deren Reihen Papst Karol Wojtyla kommt, kooperiert mit
der CIA. Auf Anordnung von Gerald Ford infiltriert die CIA die christliche Missionsarbeit in
Lateinamerika, so dass 1976 allein in Bolivien 1 1 Agenten als Geistliche getarnt werden. Ein
Jahrzehnt früher sollen sich unter Vertrag stehende Missionare an der Jagd auf Che Guevara
beteiligt haben. Die Christian and Missionary Alliance missioniert in Laos die Bergstämme, aus
denen die Söldner für die CIA rekrutiert werden, wogegen die katholische Kirche nichts
einzuwenden hat. Konsequenterweise streicht der Senat im Juni 1980 das Verbot, Missionare und
anderes kirchliches Personal als Agenten zu verwenden.
Die CIA beschäftigt 1953 15'000 Angestellte, die ausländischen Agenten und Vertragsangestellten
nicht mitgerechnet. Sie steht mit Professoren an Hunderten von akademischen Institutionen in
Verbindung und gibt Studien in Auftrag, wie das European Non-State Actors Project von Professor
Richard Mansbach der Universität in New Brunswick, New Jersey, über europäische
Oppositionsgruppen, die der CIA Ansatzpunkte für Interventionen wie Spaltungsversuche oder
finanzielle Unterstützung liefern. Zudem halten die Professoren nach geeigneten Studenten für die
Rekrutierung des CIA-Nachwuchs Ausschau. Man wird von der CIA fast ausschliesslich auf
Empfehlung rekrutiert. 5000 Akademiker erhalten Zuschüsse oder Forschungsaufträge für die
Rekrutierung der ausländischer Studenten, die systematisch überprüft werden.
Aber auch die eigenen Studenten und Arbeiter werden überwacht: 1958 wird bekannt, dass für 13
Mio. Arbeitsstellen Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen wurden. Das entspricht jedem fünften
Arbeitsplatz. Auch in US-Firmen im Ausland hat die CIA Hunderte von CIA-Agenten eingeschleust.
Zur entsprechenden Stellenvermittlung unterhält man ein eigenes Verbindungsbüro. 50'000 US-
Bürger und 700'000 ausländische Informanten führt die CIA in ihren Archiven, die für sie im
Ausland arbeiten.
Zusätzlich zum riesigen Budget gründet die CIA eigene Firmen, die als Deckmantel für verdeckte
Aktionen und zusätzliche Geldquellen dienen. Diese "Fronts" umfassen Luftfahrtsgesellschaften,
Import-Export-Firmen, High-Tech-Unternehmen, Werbeagenturen und Stiftungen, aus denen
Gelder an kooperationswillige akademische, gewerkschaftliche, kulturelle und politische
Organisationen und Jugendverbände verschoben werden. Dazu gehören die National Students
Association, die International Students Conference, der International University Exchange Fund,
das Institute for the Study of Conflict, der Congress for Cultural Freedom von Melvin Lasky, zu dem
Arthur Koestler, Ignazio Silone, Benedetto Croce, Manes Sperber, John Dewey und Karl Jaspers
gehören, die Mankind Research Unlimited, das Institute of Political Education, das Foreign Policy
Research Institute der Universität von Pennsylvania, das Center for International Studies am
Massachusetts Institute of Technology, die Asia Foundation, die American Society of African
Culture, das Gambia National Youth Council, die American Friends of Middle East, die International
Development Foundation, das Otto Suhr Institut an der Freien Universität Berlin, die deutsche
Vereinigung Freiheitlicher Juristen, die Internationale Juristenkommission, die Konferenz für die
Atlantische Gemeinschaft, der Internationale Bund Freier Gewerkschaften, die American
Federation of Labor, die Inter-American Regional Labor Organization (über die bis Mitte der 70er
Jahre 250'OOu Funktionäre in Lateinamerika ausgebildet werden), die grösste türkische
Gewerkschaft Türk-Is, die uruguaische Gewerkschaft CSU, das American Institute for Free Labor
Development, das Internationale Institut für Marktforschung, die Synode der russisch-orthodoxen
Kirche, der Nationalrat der Kirchen, die Internationale Union Junger Christlicher Demokraten, der
christliche Verein junger Mädchen, die Weltjugendversammlung, das Internationale Jugendzentrum
in New Dehli, das Institut für Internationale Arbeitsforschung, das Internationale Sekretariat der Pax
Romana, der Berliner Verein zur Förderung der Bildungshilfe in Entwicklungsländer oder die
International Union of Socialist Youth. Mindestens 24 Stiftungen wie die M.A. Anderson
Foundation, den Kaplan Fund, die Baird Foundation, den Brown Fund, den Price Fund, den
Monroe Fund, die Ford Foundation, die Independence Foundation oder die Pan-America Stiftung
an der Universtät von Miami arbeiten für die CIA.
1953 laufen in 48 Ländern verdeckte Operationen, die aus Propaganda, paramilitärischen und
politischen Aktionen bestehen und zwei Drittel der gesamten Ausgaben verschlingen. Die CIA
entwickelt sich damit zu einer paramilitärischen Macht, die ohne Wissen des Kongesses
Geheimkriege führt. Frank Wisner lässt Armeen aus ungarischen, rumänischen, bulgarischen und
ukrainischen Flüchtlingen aufstellen und geheime Flugplätze in Griechenland, Japan, England und
Deutschland bauen, von wo aus Agenten mit Fallschirmen nach Georgien, Sibirien, Belorussland
und in die Ukraine geflogen werden, aber von denen man meist nichts mehr hört. Von 1961 bis
1975 werden 900 grosse und einige tausend kleine solcher Programme durchgeführt. Die Arbeit
der Geheimdienste im Ausland ist die Fortsetzung der Aussenpolitik mit anderen Mitteln, nach den
Gesetzen des Krieges.
Dabei arbeitet die CIA mit dem südafrikanischen BOSS, dem israelischen Mossad, dem
chilenischen DINA und dem deutschen BND, der 1950 aufgebaut wurde, zusammen. Nirgends hat
die CIA so viele Agenten wie in der BRD, wo sich allein in Westberlin 48 CIA-Büros befinden.
Zusammen mit den französischen und britischen sollen sich um die 20'000 Agenten im Westteil der
Stadt betätigen. Rund 10% der Briefpost in Berlin wird aussortiert und als sogenannte
Amtszimmerpost von der CIA geöffnet. Um die Identität der Überwachten vor den Postbeamten
geheim zu halten, wird die Post ganzer Häuser abgezweigt. $25 Mio. kostet der Tunnel nach
Ostberlin, dank dem Telephonleitungen angezapft werden. Der Agent, der die Transkripts
verwaltet, arbeitet auch für das KBG. In Deutschland wird eine Geheimarmee mit 5000 Söldnern
von amerikanischen Offizieren trainiert. Ebenfalls 1950 wird der Verfassungsschutz, 1956 der
Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr, beide mit vielen ehemaligen Nazis im Korps und an
der Spitze, gegründet.
Aber auch die Wirtschaftsverbände errichten 1954 mit der "Gemeinschaft zum Schutz der
deutschen Wirtschaft" einen Geheimdienst, der zusammen mit dem Verfassungsschutz schwarze
Listen anlegt. Schon früh beginnt der BND, neben Informationen über Linke auch Material über
Politiker zu sammeln und möglichst gute Verbindungen zu Parteien, Verbänden, Organisationen
und Unternehmen zu schaffen.
Die CIA baut ausländische Geheimdienste manchmal selbst auf, wie den südkoreanischen KCIA,
den griechischen KYP, den iranischen Savak oder den Geheimdienst Venezuelas. Auch der BND
hilft mit, den israelischen und ägyptischen Geheimdienst zu schaffen und rüstet die Geheimdienste
von Saudi-Arabien, Indonesien und Zaire aus. Der BND ist stark im internationalen Waffenhandel,
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