Blinddarmdurchbruch.
Der Erhängte.
Suizid?
Visite.
Im BOOTSHAUS.
Dennis.
Carola.
Wir haben einen Mordfall!
Friederike.
Fassen wir zusammen.
Recherche.
Das Haus in Westermarsch.
Wer Nachbarn hat, braucht keine Feinde!
Im Kommissariat.
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Ein Verbrechen mit der Zunge.
Schön haben sie es hier.
Im Loch.
Ich fühle mich wie eine Roulade!
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Kriminalhauptkommissar
Ronny Mittler
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DER NACHTWOLF
Kriminalroman von Axel Schade
Buchbeschreibung:
Krankenschwester Friederike findet den Patienten Thilo van der Leuwen erhängt im Treppenhaus der Zentralklinik! KHK Ronny Mittler glaubt nicht an einen Suizid des jungen Segelsportlers. Er setzt die MordermittlerInnen Lena Schösteen und Merle Jörgisdottir auf den Fall an. Durch die Befragung der Wirtin „Lola“ Andersen im Vereinslokal BOOTHAUS fällt der Verdacht auf das Liebespaar Dennis & Carola. Die KommissarInnen glauben nicht an ihre Schuld. Die Zufallsbekanntschaft mit Rentnerin Hilde Bogena führt zu neuen Erkenntnissen. Kurz darauf wird die alte Dame bestialisch ermordet. Indizien sprechen für einen psychisch schwer gestörten Mörder. KHK Mittler bezweifelt, dass ein Einzeltäter verantwortlich ist. Bei der Tätersuche entdecken die Kriminalisten unaufgeklärte Vermisstenfälle, die bis ins Jahr 1947 zurückreichen. Alle Spuren führen zu einem einsam gelegenen Haus. Je näher die Ermittler der Wahrheit kommen, desto mehr schweben sie selbst in höchster Todesgefahr!
Der Nachtwolf ist der dritte Fall von KHK Ronny Mittler, der im Ruf steht, spektakuläre Verbrechen wie ein Magnet anzuziehen.
Über den Autor:
Axel Schade, 1959 in Siegen geboren, lebt seit 2001 in Ostfriesland. Er arbeitete im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 2009 ist er wegen einer Lungenkrankheit Renter.
1. Auflage, 2021
© Alle Rechte vorbehalten.
Blinddarmdurchbruch.
„Er kommt zu sich.“, flüstert Lena Schösteen ihrer Kollegin zu. Merle Jörgisdottir sitzt auf der Fensterbank des Krankenzimmers 611 im 6. Stock der Zentralklinik. Sie schaut auf den künstlich angelegten See vor dem Gebäudekomplex in Georgsheil. „Wie bitte? Was sagtest du?“ „Der Chef wacht auf!“ Lena tritt näher an das Bett des Patienten. Zuckende Bewegungen der Augenlider deuten an, Ronny Mittler erwacht aus der Narkose. Merle gesellt sich zu ihrer Kollegin. „Blass ist er.“, findet sie. „Was hast du erwartet nach der OP?“ „Stimmt auch wieder.“
Schleichend kehrt Mittlers Körperwahrnehmung zurück. Er hat ein taubes Gefühl im Unterleib. Gemächlich tastet er sich ab. In der Leistengegend berührt die Rechte einen Fremdkörper. Ein fingerdicker Schlauch verschwindet in seinem Bauch. Mit Klebeband und Verbandsmaterial ist er fixiert. Mittlers Kopf dröhnt, wie nach einem Glas Mariacron zuviel am Abend zuvor. Behäbig bewegt er ihn hin und her, öffnet und schließt den Mund. Es löst schmatzende Geräusche aus. Eine Frauenstimme findet den Weg in sein Unterbewusstsein. Sie klingt, wie aus einer fernen Welt.
„Ob er Durst hat?“ Mittler dreht sein Gesicht in die Richtung, aus der ihre Worte ihn erreichen. Schemenhaft nimmt er Konturen wahr. Lena holt einen Schnabelbecher vom Nachttischschrank. Sie führt das Gefäß an die Lippen des Patienten. „Hier Ronny. Trink einen Schluck Wasser.“ Er trinkt mit saugenden Zügen.
„Darf er überhaupt schon was zu sich nehmen, so kurz nach der OP?“, fragt Merle besorgt. „Sicher. Sonst hätte die Krankenschwester es ihm bestimmt nicht hingestellt.“ „Danke,“, krächzt der Kriminalhauptkommissar (KHK) heiser. Lena stellt den Becher zurück.
Merle drängt sie zur Seite, um zu Mittler zu gelangen. „Da ist er wieder!“, freut sie sich und schmatzt dem Patienten einen Kuss auf die Stirn. Im Anschluss gibt sie den Platz für ihre Kollegin frei. „Du kannst einem Schrecken einjagen! Mach das nicht nochmal mit uns!“, schimpft Lena. Sie umarmt und drückt ihren Vorgesetzten behutsam.
„Schluss mit der Gefühlsduselei! Erklärt mir lieber, wie ich hierherkomme! Was ist passiert?“ „Weißt du das nicht mehr?“ „Nein. Keine Ahnung.“ „Du bist im Büro umgekippt. Blinddarmdurchbruch.“, berichtet Lena. „Kannst von Glück reden, das du nicht alleine warst. Das hätte tödlich enden können!“ „Blinddarmdurchbruch? Damit erklären sich meine anhaltenden Bauchschmerzen. Nebst anderen Problemchen. Hatte ich seit ein paar Tagen.“
Merle boxt den Hauptkommissar mit geballter Faust gegen den Oberarm. „Problemchen? Du Honk! Wenn ich das schon höre! Typisch Mann! Bloß nicht zum Arzt gehen. Wird schon nichts Großes sein. Hängt sicher nur ein Furz quer! Was von selbst kommt, geht auch wieder, bla, bla, bla! Das sind Machosprüche. Dabei bist du vom Macho so weit entfernt, wie die Sonne von der Erde. Ich verstehe nicht, warum du nichts sagst.“, schimpft sie. „Was denn?“ „Na, dass es dir nicht gut geht, zum Beispiel?“ „Ich dachte, es sind Blähungen. Das ist ein Thema, das ich ungern mit jungen Damen bespreche, Kommissarin Jörgisdottir.“ „Sicher. Alles klar! Wenn der Papst pupst, steigt weißer Rauch auf!“ „Jetzt lass den Chef in Ruhe, Merle. Er ist zu geschwächt, um mit dir über Flatulenzen zu diskutieren.“ „Hahaha!“, lacht Mittler und hält sich den Bauch. Die Frauen stimmen in sein Gelächter ein.
„Wir waren in deiner Wohnung, Ronny.“ „Oje! Klingt nach Hausdurchsuchung, wenn du das sagst!“, scherzt er. Kriminaloberkommissarin Lena Schösteen ignoriert seine Bemerkung. „Wir packten das Notwendigste ein.“ Sie zählt auf: „Wasch- und Rasierzeug. Zahnbürste. Zahncreme. Waschlappen. Handtücher. Duschgel und so weiter.“ Merle öffnet eine Schranktür neben dem Bett. „Hier sind deine Klamotten.“, zeigt sie. „Unterwäsche. Schlafanzug. Jogginganzug. Jeans. T-Shirts. Pullover. Uns ist aufgefallen, du hast ein paar echt schicke Outfits zuhause im Schrank! Die hattest du in der Dienststelle noch nie an.“ Lena nickt. „Ja wirklich, Ronny, du könntest viel mehr aus dir machen!“ „Klamottentechnische Typberatung bekommst du von uns gratis. Nutz das doch!“, ergänzt Merle. „Kommen bei euch Muttergefühle auf, oder was? Ich mach mich doch nicht zu eurer Anziehpuppe!“ Mittler lacht aus vollem Hals bei der Vorstellung. „Ach du oller Blödian.“, kichert Merle und schließt die Schranktür. „Muttergefühle! Also wirklich! Bilde dir mal nichts ein!“ Lena fügt einen Seufzer ausstoßend an: „Ich bin enttäuscht. Den Hang zu dämlichen Kommentaren entfernte man dir bei der OP nicht. Dabei hatte ich extra darum gebeten!“
Mittler will kontern, da klopft es an die Zimmertür und unterbricht ihre Alberei. Ein Herr in Arztkittel tritt ein. Mit leicht vorgebeugtem Oberkörper und auf dem Rücken verschränkten Armen bewegt sich der Mann mit Trippelschritten zum Krankenbett. Eine pummelige Krankenschwester begleitet ihn. „Moin zusammen.“, grüßt der Arzt. „Freudiges Gelächter dringt in meine Ohren. Schön. Sehr schön. Lachen ist immer noch die beste Medizin, nicht wahr? Ich diagnostiziere, damit befinden sie sich auf dem Weg der Besserung! Schön. Sehr schön.“
„Moin.“, antwortet Mittler. „Wenn sie das sagen, Herr Doktor, dann muss es wohl stimmen.“ Der Kriminalist betrachtet den Mann. Tastet ihn von Kopf bis Fuß mit den Augen ab. Auf 60 Jahre taxiert er ihn. Auf der Nasenspitze jongliert er eine Nickelbrille. Das Modell wirkt aus der Zeit gefallen. Es erinnert an Ex-Beatle John Lennon, der eine Ebensolche trug. Das antike Nasenfahrrad des Professors ist zweifelsfrei vierzig Jahre alt. Annehmbar, dass er die Brille bereits als Student besaß. Der Arzt schaut aus braunen Augen in die Welt. Darüber wuchern dichte buschige Brauen. Von seinem eckigen Schädel stehen in sämtliche Richtungen graue Haare ab. Sie schreien nach Kamm, Bürste und professioneller Behandlung. Die eigenwillige Frisur erinnert Ronny Mittler an einen geplatzten Kanarienvogel. Und an den britischen Premierminister Boris Johnson, was kaum einen Unterschied ausmacht. Am Hals des Doktors baumelt ein Stethoskop. Sein Arztkittel reicht ihm bis zu den Füßen, was unter Umständen daran liegt, dass der gute Mann kaum größer wie 1,65 m ist. In der Brusttasche stecken 4 Kugelschreiber! Darüber prangt ein silberfarbenes Namensschild.
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