„Ich gehe an die Arbeit. Bis bald!“, ruft Lissi genervt. „Ich gebe Harry Bescheid“, flüstert sie Wilbert zu, bevor sie leise aus dem Raum verschwindet.
„Also, Wilfried, legen wir los.“
„Ich heiße Wilbert“, murmelt der Wichtel verärgert.

Zähneknirschend setzt er sich mit dem Osterhasen an den runden Tisch und lauscht seinen Vorstellungen. „Hier wird sich einiges ändern“, kündigt der Osterhase an. „Als Erstes kümmern wir uns um den Weihnachtsschmuck. Die Christbaumkugeln werden alle durch bunt bemalte Weihnachtseier ausgetauscht.
Die Geschenke werden wir an Heiligabend verstecken. Kinder lieben Versteckspiele. Die Schokoweihnachtsmänner werden durch Schokohasen mit roten Zipfelmützen ausgetauscht. Pfefferkuchen, Stollen, Zimtsterne, Vanillekipferl… Das gesamte Weihnachtsgebäck wird durch Karottenkuchen, Hefekränze und bunte, gekochte Eier ersetzt.“
„Ach, du dickes Weihnachtsei!“, stöhnt Wilbert und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Was soll denn das für ein Weihnachtsfest werden. Die Kinder werden enttäuscht sein. Er selbst liebt Weihnachten so sehr. Seine Aufgabe war es seit jeher, ein wunderschönes Fest auf die Beine zu stellen. Er liebt den Glanz in all den glücklichen Kinderaugen. Er liebt das wohlige Gefühl, wenn er mit seinen Freunden zusammensitzt, den Duft von heißer Schokolade und Zimtsternen in der Nase. Er liebt den Weihnachtszauber, der am Weihnachtsabend nach getaner Arbeit in der Luft liegt.
„Hörst du mir zu?“
Wilbert erwacht aus seinen Gedanken. Der Osterhase schaut ihn erwartungsvoll an. „Worauf wartest du? Los, los, los! Geh und informiere die anderen über die Änderungen. Alles muss neu geschmückt werden. Ich verlasse mich auf dich! Das wird großartig!“ Mit diesen Worten verlässt der Osterhase den Raum.
Zurück bleibt ein verwirrter Wilbert.
Ein trauriger Wilbert.
Und ein wütender Wilbert.
Wie kann der Osterhase das Weihnachtsfest, das er so liebt, einfach zerstören? Und wo war der Weihnachtsmann? Wie kann er das alles zulassen?
Kapitel 3 Erstes Chaos
Als sich Wilbert beruhigt hat, sucht er Trost bei seiner Freundin Lissi.

„Ist das sein Ernst?
Kein Weihnachtsschmuck?
Kein Weihnachtsgebäck?
Keine Weihnachtsgeschenke?“, fragt Lissi entsetzt. Traurig sinkt sie in ihrem Stuhl nieder. Sie öffnet ihre Notfalltasche, holt eine Tüte Lakritzschnecken heraus und hält sie Wilbert vor die Nase.
„Nein, danke“, lehnt Wilbert ab. „Mir ist schon schlecht. Was sollen wir jetzt tun, Lissi?“
„Wir werden tun, was der Osterhase verlangt. Einer muss die Organisation in die Hand nehmen, sollte der Weihnachtsmann wirklich nicht zurückkommen. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.“
Lissi hat Recht. Es hilft nicht, den Kopf in den Schnee zu stecken. Sie müssen weiter machen. Bis Weihnachten sind es nur noch drei Wochen. Es bleibt keine Zeit, um Trübsal zu blasen. Darum macht er sich auf den Weg, um die anderen Wichtel und Helfer des Weihnachtsmannes anzuweisen.
Es wird neuer Weihnachtsschmuck hergestellt. Die Wichtel bemalen bunte Eier mit Schneeflocken und Weihnachtsmotiven für den Weihnachtsbaum. Statt Nussknacker und Reiterlein werden Hasen aus Holz geschnitzt. Mit roten Pelzmänteln und Mützen.
In der Süßigkeitenfabrik gibt es nun Schokohasen und Schokoeier. In bunten Papieren mit Schneeflocken, Tannenzapfen, glänzenden Sternen und Nüssen verziert.
Auch die Verpackung der Geschenke soll sich ändern. An Stelle von buntem Geschenkpapier werden sie in kleine Nester verpackt. „Wie sollen wir das denn anstellen?“, fragt Josef. Er ist für das Verpacken der Weihnachtsgeschenke verantwortlich. „Wie sollen wir in drei Wochen so viele Nester basteln. Außerdem haben wir schon einige Geschenke verpackt. Sollen wir die alle wieder auspacken?“, fragt er aufgebracht. Wilbert zuckt mit den Schultern.
„Der Osterhase wünscht es so.“
„Wilbert, das ist in dieser kurzen Zeit unmöglich. Selbst wenn wir Tag und Nacht arbeiten.“
„Ihr müsst es versuchen. Ich werde mich umhören, ob euch einige Wichtel aus der Wunschzettelabteilung helfen können. Die dürften nicht mehr viel zu tun haben.“
Wilbert macht sich gleich auf den Weg zu Harry. Er und seine Wichtel lesen die Wunschzettel der Kinder, sortieren sie und entscheiden, welche Wünsche erfüllt werden und welche nicht.
Harry kommt ihm aufgeregt entgegengelaufen. „Wilbert! Ein Glück, dass du kommst!“
„Was ist denn hier los?“, fragt Wilbert und schaut sich um. Die Wichtel stehen untätig herum und sehen gar nicht glücklich aus. Die Wunschzettel liegen überall auf dem Boden. Neben der Tür befindet sich ein riesiger Berg ungeöffneter Briefe. Wilbert bleibt fassungslos der Mund offen stehen.
„Er hat uns nach Hause geschickt. Der Osterhase möchte nicht, dass wir uns um die Wunschzettel kümmern. Die brauchen wir nicht, sagt er.“
„Ach, du dickes Weihnachtsei!“, entfährt es Wilbert. Kopfschüttelnd schaut er sich um. Der Weihnachtsmann muss schnell zurückkommen. Allein um das Chaos von heute zu beseitigen, wird es eine Ewigkeit dauern.
„Wilbert? WILBERT! Hörst du mir zu? Was soll ich jetzt tun?“
Wilbert überlegt kurz und antwortet dann: „Nichts.“
„Nichts?“, fragt Harry verwirrt.
Wilbert lächelt. „Ich habe eine Idee.“ Leise flüstert er Harry seinen Plan ins Ohr. Was er wohl vor hat?
Kapitel 4 Der Plan
„Jetzt spann uns nicht auf die Folter! Was hast du vor?“, piepst Lissi. Aufgeregt rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her. Wilbert und Harry schauen sich verschwörerisch an.
„Hab ein wenig Geduld. Wir warten auf Josef. Er sollte jeden Moment hier sein.“
Da geht auch schon die Tür auf und Josef stürmt herein. „Entschuldigt, die Verspätung. Ich musste mich unbemerkt am Osterhasen vorbeischleichen. Er inspiziert gerade die Verpackungsfabrik und hat schon wieder die verrücktesten Ideen. Wir sollen jetzt nicht nur Nester bauen, sondern auch Körbe flechten.“
„Ach, du dickes Weihnachtsei!“, rufen die drei Freunde und schütteln den Kopf.
„Wisst ihr denn, wie das geht?“, fragt Harry.
„Nein, keiner von uns hat je Körbe geflochten. Der Osterhase wird es uns beibringen. Keine Ahnung, wie wir das bis Weihnachten schaffen sollen“, seufzt Josef und lässt sich in einen Sessel fallen.
„Eigentlich kommt das meinem Plan ganz entgegen“, überlegt Wilbert.
„Wie meinst du das?“, fragt Lissi, die es vor Aufregung kaum noch aushält.
„Ich habe folgende Idee. Der Weihnachtsmann ist weg und wir wissen nicht, wann er wiederkommt. Der Osterhase wird es mit seinen merkwürdigen Ideen niemals schaffen, das Weihnachtsfest zu organisieren. Darum müssen wir das in die Hand nehmen.“

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