Im 2. Jahrhundert nach Christus läuteten die Kriege gegen germanische Stämme wohl endgültig den Anfang vom Ende des römischen Imperiums ein, welches im 3. Jahrhundert seinen Fortgang nahm, um schließlich im 5. Jahrhundert mit dem Ende des westlichen Rom des bereits geteilten Römischen Reiches unter den Einfluss germanischer Krieger zu fallen.
Ob Rom nun im Sinne des Wortes unterging oder ob lediglich ein Prozess der Verwandlung stattfand, sei dahingestellt, denn wie bereits oben erwähnt, ist ein solcher Übergang eher fließend, doch steht fest, dass eine Hochkultur ihr Ende fand.
Die ‚Alten Griechen‘. Bewusst wählte ich diese allgemeine Überschrift des ‚Alten Griechenland‘, um nicht auf die einzelnen griechischen Völker eingehen zu müssen und somit Platz und die Zeit des Lesers nicht übermäßig zu strapazieren. Wie bereits vermerkt, soll dies ein kurzer Ausflug in die Welt ehemaliger Kulturen werden, um etwaige Gemeinsamkeiten zu unserer jetzigen Zeit zu erforschen.
Das sogenannte ‚antike Griechenland‘ existierte von etwa dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis 146 vor Christus. Dann wurde Griechenland ins ‚Römische Reich‘ integriert, um so noch bis in die Spät-Antike weiter zu existieren.
Von eben jenem Griechenland übernahm die Westliche Welt den Gedanken der Demokratie. Was auch immer heute in modernen Zeiten darunter verstanden wird bzw. darunter verstanden werden soll, dürfte es sich sicher vom ursprünglichen Gedanken leider weit entfernt haben.
Auf welchem Stand der Entwicklung und Kultur sich das heutige Griechenland befindet, wissen wir (gerade wir Deutschen) leider nur allzu gut.
Altes Ägypten. Weitaus älter noch und weitaus interessanter ist die Geschichte des Alten Ägypten, welche geschätzt bereits 4000 Jahre vor Christus begann und mehr als eine Blütezeit zu verzeichnen hatte. Dennoch fand auch diese Hochkultur ihr Ende und stand bereits um 1000 vor Christus vor dem wirtschaftlichen Ruin, um von Persern, Assyrern, Makedoniern und sogar Nubiern besetzt zu werden. Das endgültige Ende Ägyptens sieht man in der Eroberung durch Alexander den Großen und danach durch die Übernahme durch das Oströmische Reich 395 vor Christus.
Weitere Kulturen. Chronologisch ungeordnet möchte ich einige weitere Alte Kulturen erwähnen, welche in der Vergangenheit ihren Untergang fanden, ohne jedoch näher darauf einzugehen. Der Leser möge sich doch dahingehend in der entsprechenden Fachliteratur einlesen:
Die Sumerer in Mesopotamien, die Maya in Mexiko und Guatemala, die sogenannte Indus-Kultur im heutigen Pakistan/Indien, die Assyrer in Iran und Syrien, die Inka in Peru sowie die Azteken Mexikos.
Die Liste ließe sich um einige weitere Kulturen verlängern, doch will ich es mit dieser kurzen und unvollständigen solchen bewenden lassen.
Was könnte man nun aus dem zuvor Gelesenen schließen? Ein Jeder sollte Vorsicht walten lassen, um nicht voreilige oder gar gefährliche Schlüsse zu ziehen und diese gar noch zu verbreiten. Niemand sollte in Agonie verfallen, weil der Gedanke aufkeimt, es ließe sich ohnehin nichts daran ändern, dass alte Kulturen und Völker eben zu vergehen haben. Es mag stimmen, dass Völker vergehen, doch ist ein Vergehen für mich nicht dasselbe wie ein Kollabieren, denn eine Kultur, welche nicht mehr da ist, lebt womöglich als eine etwas entwickeltere, reifere Kultur fort, ohne dass sie wirklich aufhörte, zu existieren.
Nehmen Sie einen Holzschnitzer, der aus einem rohen Klumpen Holz zunächst einen kleineren Klumpen schnitzt, ohne dass man bereits erkennt, was dieser einmal darstellen soll. Nach einiger Zeit wurde eine wundervolle Figur aus diesem unscheinbaren Holzstück geschaffen. Dies bedeutet nun keineswegs, dass das rohe Holz verschwunden ist, sondern es hat sich nur verändert – hat gewissermaßen sein Aussehen geändert, doch das Herz ist immer noch in seiner Mitte.
Lernt ein Volk aus seinen Fehlern, so kann man es wohl kaum als dekadent betrachten, auch wenn die ‚Un-Kultur‘, in welcher es zuvor leben mochte, nicht mehr zu sehen ist. Sie war das Sprungbrett, um zu etwas Höherem zu gelangen; das ist alles. Selbstverständlich kann ein Volk auch von der Höhe nach unten stürzen, so dass von einer einstigen Kultur nur ein Barbarentum bleibt. Dies wäre dann, was ich unter Dekadenz verstehen möchte: ‚Wir geben unsere Kultur auf, um lediglich schnöde Bequemlichkeit einzutauschen.‘
Was mag ein einst kämpferisches und neugieriges Volk dazu bringen, all das Erreichte und einst Umkämpfte einfach mir nichts, dir nichts beiseite zu schieben und sich nicht mehr dafür zu interessieren? Sollte es tatsächlich so sein, dass der Satte träge und faul wird und sich gehen lässt, da ihm nun alles zur Verfügung steht, wofür er einst kämpfen musste?
Den Spartiaten (Sparta) wird nachgesagt, dass sie sich einer ungemein strengen und harten Erziehung zu unterwerfen hatten. Ihnen waren die kriegerischen Erfolge der Alten Griechen zu einem Großteil zu verdanken und sie galten als eine, wenn nicht die Elite der griechischen Streitkräfte.
Sollte es sich bei den Gemeinschaften der Menschheit so verhalten, dass auf eine Periode der ‚Barbarei‘ eine solche der Kultur folgt, welcher wiederum eine Zeit der Dekadenz zu folgen hat, sodass sich ein sprichwörtliches Rad des Fortschritts weiter drehen kann?
Der französische Journalist und Staatsmann Georges Clemenceau (1841 bis 1929) sagte einmal über die Vereinigten Staaten von Amerika, dass diese den Weg einer Entwicklung von ‚der Barbarei zur Dekadenz ohne Umweg über die Kultur‘ genommen haben, was bedeuten würde, dass nicht zwingend eine bestimmte Reihenfolge in der Entwicklung einer Gemeinschaft eingehalten werden müsse. Auch ich tendiere zu dieser Ansicht, da es wohl außer Zweifel steht, dass nicht jegliche je existierenden Gemeinschaft den Weg zu einem Kulturvolk schafften, was auch immer man heute darunter versteht oder in der Vergangenheit verstand und zukünftig darunter verstehen wird.
Was macht nun die Dekadenz Europas beziehungsweise der ‚Westlichen Welt‘ aus? Wir selbst lassen uns gerne weltoffen, demokratisch und fortschrittlich nennen, doch was hat das eigentlich zu bedeuten?
Fortschritt. Ist dieser Begriff stets ausschließlich positiv zu bewerten? Könnte es nicht sein, dass wir uns von etwas Gutem, Positivem fortbewegen/fortschreiten, hin zu etwas Negativem? Was macht denn unsere heutige, ‚moderne‘ Lebensweise aus? Rücksichtslosigkeit, Gebrauch von Ellbogen, Egoismus – dies sind Begriffe, welche man uns in der restlichen Welt gerne vorhält und mit welchen man uns beschreibt. Ich selbst, der bereits in jungen Jahren einen nicht unbeträchtlichen Teil der Welt bereisen durfte, kann dieser Einschätzung keineswegs widersprechen. Wir sind stolz auf unsere Wirtschaft, unseren Kapitalismus, der im Grunde nichts anderes ist, als ein Ausbeuten und ein Betrügen Anderer, Schwächerer, die sich bislang nicht dagegen wehren (können). Diese Anderen kommen nun immer näher und drohen, uns zu erdrücken, denn wenn außerhalb unserer Länder Niemand mehr da ist, der betrogen werden kann, werden sich unsere Betrüger uns selbst vornehmen müssen, denn nur so kann das System funktionieren. Gibt es ein Ende, zu welchem man diesen Gedanken fortsetzen kann? Wenn wir es geschafft haben, die ganze Welt zu verarmen – was dann? Wem wollen die Wirtschafts-Magnaten dann noch ihre Waren verkaufen, um weiterhin gut zu verdienen? Wird dann der Große Krieg kommen, um Platz zu schaffen und ‚unnütze Esser‘ zu beseitigen?
Ein Hohn ist, dass gerade nach einem solch großen Krieg wieder Menschen gefragt sein werden, die mit ihren Händen zupacken können und nicht Diejenigen, die davon lebten, zu spekulieren und Anderen das Brot zu stehlen.
Dieser Gedanke sollte auch heute bereits Denjenigen klar sein, welche so eigennützig operieren, weshalb man sich getrost fragen kann, ob dies alles etwa durchdacht sein kann oder doch nur ein Auswuchs grenzenloser Dummheit ist. Eine andere Sache wäre es hingegen, sollte eine relativ kleine Gruppe Urheber solcher Pläne sein und sich in einem fernen Winkel der Welt in Sicherheit wähnen. Diese Gruppe wäre bigott genug, Politiker und Wirtschafts-Magnaten, die sich bis dato einbilden, zur Elite der Menschheit zu gehören, zu ihrem Zweck zu benutzen und mit dem Rest der Menschheit untergehen zu lassen. - Doch wo könnte eine solche elitäre Gruppe wohl ein sicheres Domizil finden? Hier auf unserem Planeten, auf dem nach einem allumfassenden Krieg mit großer Sicherheit alles nuklear verseucht und auch sonst verwüstet und somit ‚unbewohnbar‘ wäre? Wollten sie für lange Zeiten in irgendwelchen geschützten Bunkern ausharren, um dann an die Oberfläche zu kriechen und aus dem Nichts wieder zu beginnen?
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