Ich sah einen alten Mann im Park auf einer Bank sitzen, ging hin und setzte mich neben ihn. Ich führte mit ihm einige Minuten lang ein zwangloses Gespräch in Hindi und wurde bald mutig genug, um mit ihm über ewige Dinge zu sprechen. Ich erzählte ihm von der Liebe Gottes für die Menschen und wie Christus für unsere Sünden starb und teilte mit ihm die einfache Botschaft des Evangeliums, die ich kannte. Er hörte mir geduldig zu. Da es Gott war, der mir das starke Verlangen gegeben hatte, an diesem Abend Zeugnis zu geben, nehme ich an, dass er diesen Mann im Sinn gehabt haben muss, um ihn mit dem Evangelium zu erreichen. Ich hoffe, ich werde diesen Mann eines Tages im Himmel treffen. Das war mein erstes Unterfangen, öffentlich Zeugnis zu geben, und das ganz auf mich allein gestellt an einem öffentlichen Ort. Gott prüfte mich, um zu sehen, ob ich der inneren Eingebung des Heiligen Geistes folgen würde.
Das war der „Tag der geringen [bescheidenen] Anfänge“ (Sach 4,10). Seitdem hat Gott mir die Gelegenheit gegeben, sein Wort Tausenden von Menschen in vielen Teilen der Welt zu verkündigen. Aber es begann alles mit einem kleinen Akt des Gehorsams an einem Sonntagabend in Neu Delhi.
Sei gegenüber der Stimme des Heiligen Geistes sensibel. Bis du vor dem Herrn stehst, wirst du nie wissen, wie viel du jedes Mal, wenn du dieser Stimme NICHT gehorchtest, verpasst hast.
Einige Christen können sich genau an das exakte Datum und an die Zeit, wann sie wiedergeboren wurden, erinnern. Aber ich kann es nicht. In der Tat, ich weiß nicht einmal, in welchem Jahr ich wiedergeboren wurde. Das heißt nicht, dass die Wiedergeburt ein schrittweiser Prozess ist. Nein. Der Übergang vom Tod in das Leben in Christus geschieht in einem Augenblick. Aber viele Menschen wie ich, die in gottesfürchtige christliche Familien hineingeboren wurden und in solchen aufgewachsen sind, können den exakten Augenblick, wann dieses Wunder stattfand, nicht genau bestimmen. Der Grund dafür ist, dass viele Menschen, die so sind wie ich, den Herrn viele Male bitten, in ihr Herz zu kommen, und wir können nicht sagen, bei welchem Mal die wirkliche Bekehrung stattgefunden hat.
Wenn ich mich recht erinnere, bat ich den Herrn das erste Mal in mein Herz zu kommen, als ich 13 Jahre alt war. Aber ich wusste nicht, ob er in mein Herz gekommen war oder nicht, weil ich nichts fühlte oder erfuhr, als ich betete. So bat ich den Herrn immer wieder, in mein Herz zu kommen – vielleicht mehr als 100 Mal während der nächsten paar Jahre –, aber ich empfand jedes Mal nichts! Daher wusste ich nicht, ob ich gerettet war oder nicht.
Solange ich zuhause war, hielten mich die Einschränkungen, die mir meine Eltern auferlegten, von vielen weltlichen Formen der Unterhaltung wie z.B. Kinobesuchen, usw. ab. Aber nachdem ich in die Militärakademie und in die indische Marine eingetreten war, war ich auf mich selbst gestellt und diese Einschränkungen waren weg. Nach und nach wurde ich ein weltlicher Christ, der nur aus Gewohnheit – und nicht aus irgendeiner Überzeugung – in die Kirche ging.
Aber aus meinem Ausprobieren der Unterhaltung dieser Welt resultierte etwas Gutes. Ich stellte fest, dass alles, was die Welt anzubieten hatte, leer und wertlos war und mich nicht dauerhaft zufriedenzustellen konnte. Eines Tages, als ich in meinem Zimmer am Flottenstützpunkt in Cochin saß und über all das nachdachte und in der Bibel las, stieß ich auf die Bibelstelle in Johannes 6,37, wo Jesus sagte: „ Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ . Ich hatte diesen Vers schon oft gelesen. Aber an diesem Tag traf er mich mit voller Wucht – und ich glaubte es. Ich wusste, dass ich viele Male zum Herrn gekommen war. Ich erkannte plötzlich, dass, wenn ich meinen Teil getan hatte, Jesus seinen Teil getan haben muss – er muss mich angenommen haben. Damals erkannte ich, dass Unglaube die größte Sünde ist (siehe Joh 16,9). Denn wenn ich Gottes Wort nicht glaubte, würde ich ihn zum Lügner machen – und das war die größte Beleidigung, die jemand Gott zufügen konnte. Nachdem ich also sechs Jahre hin und hergeworfen worden war, glaubte ich – und ich war mir sicher, dass ich gerettet war. Was habe ich aus meiner Erfahrung gelernt? Zwei Dinge:
Erstens, dass es sehr leicht ist, entmutigt und rückfällig zu werden, wenn man sich seiner Errettung nicht sicher ist.
Zweitens, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist. Ich war 19 Jahre alt, als ich zuerst Heilsgewissheit erlangte. Mehr als 46 Jahre sind seither vergangen, aber ich habe an meiner Errettung kein einziges Mal gezweifelt. Ich habe in diesen Jahren viele andere Dinge angezweifelt, aber ich habe nie an meiner Errettung gezweifelt. Ich habe an diesem Tag auf dem Grund von Gottes unfehlbarem Wort einen Anker geworfen und mein Schiff ist seither nie mehr abgedriftet. Ich wurde in diesen Jahren von vielen wilden Stürmen heftig gepeitscht und mein Schiff hat zeitweise wild geschwankt, aber mein Anker hat gehalten. Wie kann ich das erklären? Ich kann nur sagen, dass Gott mir die Gnade geschenkt hat, an jenem Tag seinem Wort zu „glauben“. Sogar der Glaube ist eine Gabe Gottes. Daher können wir uns sogar unseres Glaubens nicht rühmen. Alles was wir tun können, besteht darin, Gott demütig zu verherrlichen.
3. Eine Hilfe in der Zeit der Not
Im Juli 1959 lebte ich am Flottenstützpunkt in Cochin. Ich war gerade zum Marineoffizier befördert worden. Ich hatte im selben Monat auch Gewissheit über mein Heil erhalten und hatte mich entschieden, völlig für den Herrn zu leben.
Eines Tages kamen zwei meiner Offizierskollegen zu mir und sagten mir, dass an diesem Abend im Kinosaal des Flottenstützpunktes ein guter Film gezeigt würde, und sie schlugen vor, dass wir alle hingehen, um den Film anzuschauen. Ich war früher des Öfteren mit ihnen ins Kino gegangen. Aber nun, da ich wiedergeboren war, hatte ich die Entscheidung getroffen, dass ich keine solchen Kinobesuche mehr machen würde. Der Herr hatte das Verlangen ins Kino zu gehen, aus meinem Herzen weggenommen. Aber ich hatte nicht den Mut, meinen Freunden zu sagen, dass ich jetzt ein wiedergeborener Christ war. So ging ich mit ihnen. Aber auf dem ganzen Weg zum Kinosaal stieg ein ständiger Schrei aus meinem Herzen auf zu Gott, mich auf irgendeine Weise aus dieser Situation zu erretten.
Als ich das Theater erreichte, sahen wir eine Mitteilung an der Frontseite, dass die für diesen Abend geplante Filmvorführung abgesagt wurde, weil die Filmrolle nicht angekommen war. Meine Freunde waren äußerst enttäuscht, aber ich war begeistert. Ich war voller Freude, dass Gott für mich ein Wunder getan hatte. Diese Begebenheit stärkte meinen Glauben sehr und ich erkannte, dass ich in der Tat einen Vater im Himmel hatte, der „in der Zeit meiner Not eine gegenwärtige Hilfe ist“ (Ps 46,2). Er erhörte einen Schrei, der nur in meinem Herzen war und den ich nicht einmal mit meinen Lippen ausgedrückt hatte.
Das war meine erste Erfahrung einer wunderbaren Gebetserhörung. Gott ist ein Vater, der für seine Kinder Wunder tut. Die Bibel sagt: „Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz begehrt.“ Ich freute mich an diesem Tag am Herrn allein und wollte nichts haben außer ihm. Das Begehren meines Herzens war, dass ich davon abgehalten werden möge, diesen Film zu sehen. Und Gott gewährte es mir.
Aber als ich in mein Zimmer zurückkam, sagte mir der Herr, dass er das für mich kein zweites Mal tun würde. Er wollte, dass ich das nächste Mal zu meinen Freunden selbst „Nein“ sagen sollte – denn nur auf diese Weise konnte ich in seiner Gnade wachsen . Wenn Gott für mich jedes Mal ein solches Wunder täte, würde ich niemals mutig oder geistlich stark werden. Das nächste Mal, als mich meine Freunde zum Kinobesuch einluden, sagte ich ihnen mutig, dass ich jetzt ein Christ sei und mit ihnen nicht mehr ins Kino gehen könne.
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