Thomas Häring
Stammtischphantasien
Eine General-Abrechnung als Rundumschlag
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Inhaltsverzeichnis
Titel Thomas Häring Stammtischphantasien Eine General-Abrechnung als Rundumschlag Dieses ebook wurde erstellt bei
Die Beendigung
Es gibt viele Tische, aber nur einen …
Vorwärts in die Vergangenheit!
Der "Tag des offenen Stammtischs"
Mein erstes richtiges Hobby
Auf der Suche nach irgendwas
Der gemischte Stammtisch
Im Dunstkreis der unüblichen Verdächtigen
Das bittere Ende einer süßen Versuchung
Vor dem Nachwort ist nach dem Vorort, äh, Vorwort
Impressum neobooks
Ich starb an einem Donnerstag, weil ich keine Bonner mag. Also versteh mich jetzt bitte nicht falsch, gegen die ganz normalen Bonner als solche hatte ich überhaupt nichts einzuwenden, aber diese Bonner Politiker, unter denen sich bekanntermaßen jede Menge Alkoholiker tummelten, was man in so einer großen Kleinstadt auch durchaus nachvollziehen kann, gingen mir ziemlich auf die Nerven. Sie hielten sich für den Nabel der Welt, dabei waren sie genauso selbstzufrieden und aufgeblasen wie alle anderen Möchtegerns. An dieser Stelle sollte endlich mal die Frage gestellt werden, wie es überhaupt dazu kommen hatte können, daß so eine winzige Stadt wie Bonn am Rhein, die eigentlich niemand kannte, damals zum Regierungssitz von Trizonesien ausgerufen wurde. Dabei hätte es in den drei Zonen insgesamt mindestens 50 Städte gegeben, die wesentlich geeigneter als Bundeshauptstadt gewesen wären. Sehen wir der peinlichen und bitteren Wahrheit ins Gesicht: Verantwortlich für das ganze Drama und Theater war einzig und allein ein alter Herr namens Konrad Adenauer. Der war bereits über 70, wollte aber unbedingt noch leutscher Bundeskanzler werden und hatte deswegen natürlich ein großes Interesse daran, daß der leutsche Regierungssitz quasi in seinem Vorgarten lag. Ja, das war der eigentliche Grund für die auch nach vielen Jahrzehnten kein bißchen nachvollziehbare Entscheidung, Bonn am Rhein zur Hauptstadt Leutschdands zu machen. Irgendwie schon auch ein Armutszeugnis, oder etwa nicht? Was für ein egoistischer alter Sack, nach dessen Pfeife die Leutschen dann noch 14 Jahre lang tanzen mußten und "der Alte" hätte gerne noch ein paar Jahre drangehängt, denn er hatte auch mit 87 Jahren noch lange nicht genug. Entschuldige meinen kleinen Exkurs, aber wie im Titel bereits angegeben, geht es diesmal gegen alles und jeden, von daher werden solche Exkurse wohl noch des Öfteren vorkommen.
Man feierte also mein Ableben und der ifrakanische Pfarrer schwadronierte was von der "Erlösung der Menschheit". Also er meinte damit nicht, daß ich die Menschheit erlöst hätte, sondern daß die Menschheit von mir erlöst worden wäre. "Der Schnacksler fährt gerne schwarz", fiel mir dazu nur ein. In Breiern waren ja "die Schwarzen" quasi seit Jahrhunderten an der Macht. Erst bezeichnete man so die Pfarrer als Vertreter der einst nahezu allmächtigen Kirche. Später meinte man damit die SCU-Alleinregierenden, die jahrzehntelang das Sagen hatten und immer noch haben und nun galt das Ganze halt für die dunkelhäutigen ifrakanischen Priester, jene "wunderbaren Neger", die man schon längst nicht mehr als solche bezeichnen durfte, ohne sich der Beleidigung schuldig zu machen. Nur "die Schwarzen" selbst durften andere Schwarze "Neger" nennen, doch auch sie mußten zur Buße im "Fegefeuer" Shitstorm brennen. Jedenfalls waren es die ifrakanischen Priester, welche in den breierischen Gemeinden dank ihrer lebensbejahenden Präsenz dafür sorgten, daß die Kirche im Dorf blieb.
Ja, früher, da hatte man weiße Missionare nach Ifraka geschickt, damit jene dort die wilden Ifrakaner bekehrten und missionierten, doch das hatte sich mittlerweile komplett umgedreht. In Aurope und insbesondere auch in Leutschdand herrschten Gottlosigkeit sowie Priestermangel und das führte dazu, daß in vielen Pfarrgemeinden Ausländer ihren Dienst taten, damit die verbliebenen Gläubigen wenigstens notdürftig geistlich versorgt wurden. Gewaltige Institutionen wie zum Beispiel die Katholische Kirche konnten sich nur selbst zerstören und in den vergangenen Jahrzehnten hatte sie viel dafür getan, um jenes große Ziel tatsächlich zu erreichen, die Begensrurger Domspatzen können ein Lied davon singen.
Wieder zurück zu meiner Beerdigung und den dort anwesenden Trauergästen, die sehr glücklich aussahen. Sie hatten sich alle gefreut, als ich zur Welt gekommen war und sie freuten sich noch viel mehr, als ich jene wieder verließ. Was hatte ich nur getan, um mich dermaßen unbeliebt zu machen? Nun ja, ich hatte ihr Spiel nicht mitgespielt, mich nicht an ihre Regeln gehalten und mein eigenes Ding gemacht. Das war die Todsünde schlechthin, denn die Masse, die große Herde, verzieh es nicht, wenn sich einzelne Schafe, ganz gleich ob schwarze oder weiße, selbständig machten, von der Herde entfernten und dabei auch noch glücklich waren. So etwas ging ja nun schon mal gar nicht. Aber genug dazu, werfen wir doch lieber einen kurzen Blick zurück auf ein Leben, das auch im Nachhinein nur sehr schwer zu begreifen war.
Als Kinderschänder-Schreck hatte ich mir schon als Fünfjähriger einen Namen gemacht, denn ich war an einer umgekehrten Angststörung erkrankt. Das bedeutete, daß ich mich vor nichts und niemanden fürchtete, was den Pädophilen verständlicherweise überhaupt nicht gefiel. Sie fanden mich eklig und versuchten, mir aus dem Weg zu gehen, doch da waren sie bei mir an den Falschen geraten. Ich verfolgte sie, entblößte mich vor ihnen und fummelte an mir herum. Sie liefen davon, die Ärmsten und hatten von kleinen Kindern erst mal die Schnauze voll. Leider hielt das nicht lange an, denn meistens war der Trieb stärker.
In Breiern stellte man den Nachnamen oft vor den Vornamen und deswegen hieß der Phil Pädo dort halt eben Pädo Phil. Der Pädo Phil war homophob und gehörte deshalb zu den "kalten Brüdern". Bei den "kalten Brüdern" handelte es sich um eine Gruppe von Leuten, überwiegend befanden sich darin Männer, die etwas gegen Schwule hatten und die trafen sich regelmäßig in der Gastwirtschaft zum Stammtisch, um sich über die Tunten auszulassen. Natürlich gab es auch einen "Schwul-Lesbischen Stammtisch", der ebenfalls immer wieder zusammentrat. Manchmal kamen die "warmen Brüder" in die Gastwirtschaft, um die Kinderschänder, welche dort ebenfalls ihren "Kinderliebhaber-Stammtisch" abhielten, zu verkloppen, da sie jene abartig fanden. "Wer ist hier pädophil?" riefen sie und drohten mit ihren gut gepflegten Fäusten. Daraufhin erhob sich der Pädo Phil ganz gemächlich und richtete sich für den Kampf zurecht. Die warmen gingen auf die kalten Brüder los. Dagegen betrachteten die Kinderschänder das Geschehen amüsiert und wetteten darauf, wer den Fight wohl für sich entscheiden würde.
Lustig war es auch immer, wenn sich am Sonntagvormittag beim Frühschoppen (die Frauen hingegen bevorzugten meist das früh shoppen), die Atheisten und die Agnostiker in die Haare kriegten, weil die Christen zu der Zeit in der Kirche waren und man sich deswegen nicht mit denen auseinandersetzen konnte. Die Stammtischvorsitzende der Atheisten hieß übrigens Christin, aber das nur so nebenbei. Es gab den Lehrer-Stammtisch sowie den Polizisten-Stammtisch, aber natürlich auch den Terroristen- und Amokläufer-Stammtisch. Dem Wirt war das egal. "Kundschaft ist Kundschaft und solange die Kundschaft ißt und trinkt, ist für mich alles in bester Ordnung", pflegte er zu verkünden. Um höhere Trinkgelder abzugreifen, wurden die Schwulen von attraktiven jungen Männern bedient, die Pädophilen von süßen Kleinen und die Terroristen von vollverschleierten Jungfrauen. Es gab übrigens auch in Leutschdand immer mehr Männer, die es gut gefunden hätten, wenn insbesondere die häßlichen einheimischen Frauen ebenfalls verschleiert worden wären, doch das fanden wiederum sowohl die Emanzen als auch die Feministinnen überhaupt nicht angebracht und lustig.
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