Heiko Fritschen
quasinegatorisch
Abmahnung
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Inhaltsverzeichnis
Titel Heiko Fritschen quasinegatorisch Abmahnung Dieses ebook wurde erstellt bei
Es erwischt jeden Es erwischt jeden Ich lag also gerade im Liegestuhl auf Djerba und genoss meinen Kurztrip. Frau und Kind eingepackt, und für eine Woche die Sonne genießen, bevor der Frühling auch bei uns so richtig durchkommt. Nichtsahnend im Liegestuhl ausgestreckt, vergaß ich fahrlässiger Weise, dass zu jeder Zeit die Dämonen nur auf diesen einen Moment warten. Geschickt und mit Kalkül hatten diese Kreaturen geplant, meinen Kurzurlaub zu torpedieren: Das Handy klingelte just in dem Augenblick, als ich meinen ersten Schluck vom Vier-Uhr-Cocktail genommen hatte, meine Frau zum Schwimmen im Pool war und mein Kind fröhlich mit den anderen Kindern eine Sandburg baute. Also im perfekten Moment, sich einzig um den Cocktail zu kümmern, und das Meer zu betrachten. Ich nahm ab, ich weiß, selbst schuld, aber es war meine Nachbarin, und diese würde nur anrufen, wenn etwas Besonderes passiert wäre. Und für sie war es unglaublich wichtig! In der Post lag ein Brief – gelb und unheilverkündend offiziell. Nach ein paar Minuten hatte ich sie beruhigt: Interpool wird keine Verfolgung meiner Familie einleiten, wenn ich nicht schon heute Abend auf das Schreiben antwortete, auch der Mossad hatte auf Anfrage den Kopf geschüttelt. Sie klang beruhigt, und ich nahm einen weiteren Schluck meines Getränkes und schloss die Augen. Da waren sie, laut und hartnäckig, die Dämonen. Ohne Sinn und Verstand begann das Unterbewusste, böse Planspiele durchzuführen. Folgen einer fragwürdigen sozialen Konditionierung? Ähnlich wie bei Besprechungseinladungen meiner ehemaligen Vorgesetzten am Freitagnachmittag für den kommenden Montag. Man überlegt doch das Wochenende hindurch das Warum. Erst kaum hörbar, fast flüsternd, dann immer lauter: Es hatte kein Zweck. Ich kenne meine Dämonen und ihr Durchhaltevermögen, einen Marathon laufen die zum Warmwerden. Ich rief also meine Nachbarin an, und bat sie, den Brief zu öffnen. Knapp zehn Minuten später kamen die Bilder an. Hätte ich geahnt, welche Büchse der Pandora sich dort öffnet, hätte ich die Nabelschnur der Zivilisation in einer Schublade vergessen. Meine Frau warf mir einen missbilligenden Blick zu, als sie auf dem Weg zum Strand an meinem Liegestuhl vorbeikam. Erster Tag am Urlaubsort, und schon kam der berufliche Unersetzlichkeitsgedanke zum Vorschein. Wie war das mit der Suchtprävention im Handy-Zeitalter? Aber es nützte nichts – sicher galt der Blick meinen inneren Streithammeln –, ich nahm es also nicht persönlich. In der gelben Büchse lag ein Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung.
Sie wissen nicht, was das ist?
Jetzt wird es ernst
Oder nicht?
Sind Anwälte durchgeknallte Geisteskranke?
Die quasinegatorische Abmahnung
Anwaltszwang
Es geht ans Eingemachte
Zurück zur Abmahnung mit 193 Sachen
Andere Länder, andere Sitten
Da wird die Kammer zur Hofaufsicht
Weiter auf dem Weg nach Schildhausen
Ist es Zeit, die Bastille zu stürmen?
Völkerrecht?
Nochmal für die Langsamen
Die Spartakus-Entscheidung
Nochmal in Kürze
Aber worum ging es wirklich?
Impressum neobooks
Ich lag also gerade im Liegestuhl auf Djerba und genoss meinen Kurztrip. Frau und Kind eingepackt, und für eine Woche die Sonne genießen, bevor der Frühling auch bei uns so richtig durchkommt. Nichtsahnend im Liegestuhl ausgestreckt, vergaß ich fahrlässiger Weise, dass zu jeder Zeit die Dämonen nur auf diesen einen Moment warten.
Geschickt und mit Kalkül hatten diese Kreaturen geplant, meinen Kurzurlaub zu torpedieren: Das Handy klingelte just in dem Augenblick, als ich meinen ersten Schluck vom Vier-Uhr-Cocktail genommen hatte, meine Frau zum Schwimmen im Pool war und mein Kind fröhlich mit den anderen Kindern eine Sandburg baute. Also im perfekten Moment, sich einzig um den Cocktail zu kümmern, und das Meer zu betrachten.
Ich nahm ab, ich weiß, selbst schuld, aber es war meine Nachbarin, und diese würde nur anrufen, wenn etwas Besonderes passiert wäre. Und für sie war es unglaublich wichtig!
In der Post lag ein Brief – gelb und unheilverkündend offiziell.
Nach ein paar Minuten hatte ich sie beruhigt: Interpool wird keine Verfolgung meiner Familie einleiten, wenn ich nicht schon heute Abend auf das Schreiben antwortete, auch der Mossad hatte auf Anfrage den Kopf geschüttelt. Sie klang beruhigt, und ich nahm einen weiteren Schluck meines Getränkes und schloss die Augen.
Da waren sie, laut und hartnäckig, die Dämonen. Ohne Sinn und Verstand begann das Unterbewusste, böse Planspiele durchzuführen.
Folgen einer fragwürdigen sozialen Konditionierung?
Ähnlich wie bei Besprechungseinladungen meiner ehemaligen Vorgesetzten am Freitagnachmittag für den kommenden Montag. Man überlegt doch das Wochenende hindurch das Warum. Erst kaum hörbar, fast flüsternd, dann immer lauter:
Es hatte kein Zweck. Ich kenne meine Dämonen und ihr Durchhaltevermögen, einen Marathon laufen die zum Warmwerden. Ich rief also meine Nachbarin an, und bat sie, den Brief zu öffnen. Knapp zehn Minuten später kamen die Bilder an. Hätte ich geahnt, welche Büchse der Pandora sich dort öffnet, hätte ich die Nabelschnur der Zivilisation in einer Schublade vergessen.
Meine Frau warf mir einen missbilligenden Blick zu, als sie auf dem Weg zum Strand an meinem Liegestuhl vorbeikam. Erster Tag am Urlaubsort, und schon kam der berufliche Unersetzlichkeitsgedanke zum Vorschein. Wie war das mit der Suchtprävention im Handy-Zeitalter? Aber es nützte nichts – sicher galt der Blick meinen inneren Streithammeln –, ich nahm es also nicht persönlich.
In der gelben Büchse lag ein Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung.
Sie wissen nicht, was das ist?
Machen Sie sich nichts daraus, das wusste ich auch nicht. Auf hochdeutsch läuft diese Worthülse als Abmahnung, weil Sie etwas Verbotenes getan haben, und Sie sollen das nicht nochmal machen.
Zumindest dachte ich das.
Gott, kann man naiv sein.
Eine Hamburger Kanzlei fordert darin:
„ Dem Antragsgegner wird verboten, den Sachverhalt hinsichtlich des Amtsgerichtes Hamburg des zur Geschäftsnummer Az.: 7C C 3/ 11 geführten Verfahrens zu veröffentlichen, insoweit er unwahre Tatsachenbehauptungen enthält.“
Ich war beruhigt! Da mir nie in den Sinn gekommen ist, so etwas zu machen, hat die Sache sich damit erledigt. Der interessierte Liegennachbar strahlte mich an. Mit einem Blick, der eher in die Richtung, das könne man nicht behandeln, ging. Sanft lächelnd deutete er auf den nächsten Punkt, und ich folgte seinem Finger.
„ Der Antragsgegner trägt die Kosten des Verfahrens.“
Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er mit einem Grunzen die Arme hinter seinen Kopf legte und sich auf seiner Liege ausstreckte.
„Das geht?“
„Darum machen Anwälte das.“
„Macht Sinn.“
Sein genüsslich amüsiertes Schnalzen ging mir durch Mark und Bein. Aber dann wischte ich die Verwirrung beiseite und las weiter:
„ Den Antragsstellern ist bis zum heutigen Tag nicht bekannt, worin die behaupteten falschen Tatsachenbehauptungen bestehen sollen.“
Gut, da sind wir dann schon zu zweit, oder besser zu dritt – mein Liegennachbar hatte sich wieder aufgesetzt:
„Ich hatte auch mal so etwas. Wie hoch hat er denn den Streitwert angesetzt?“
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