Inhalt
Wie Ihre Chancen stehen
Konkurrenzlage
Marktlage
Einflussfaktoren
Was ein Verlag ist
Begriffsbestimmung
Verlagstypen
Publikumsverlag
Zuschuss- oder Selbstkostenverlag
Selbstverlag
Fachbegriffe
Ausgabe
Erstausgabe
Gesamtausgabe
Auflage
Neuauflage
Edition
Imprint
Richtige Herangehensweise
Welcher Verlag der richtige für Sie ist
Wie Sie an einen Verlag herantreten
Erstkontakt
Zusammenarbeit
Einreichunterlagen
Seriöse Literatur-Agenten
Das Exposé
Technischer Aufbau
Inhaltlicher Aufbau
Kurztext
Langtext
Figurenbeschreibung
Der Verlags- bzw. Autorenvertrag
Urheberrecht
Begriffsbestimmung Urheberrecht
Verwertungsrechte
Dauer und Übertragung des Urheberrechts
Vertragliche Rechte-Abtretung
Verwertungsgesellschaften
Interessensvertretungen
Aufbau des Verlagsvertrags
Vertragsgegenstand
Rechteeinräumung
Pflichten des Autors
Pflichten des Verlags
Honorar
Sonstige Punkte
Interessante Links
Quellen
Wie Ihre Chancen stehen
Einen Verlag für das eigene Buch zu finden, ist wohl der schwierigste Schritt, den ein Autor zu gehen hat. Gründe dafür sind die große Konkurrenzlage, der wankelmütige Markt und die Tatsache, dass das Zustandekommen eines Buchvertrags von sehr, sehr vielen Faktoren abhängt.
Konkurrenzlage
Im deutschsprachigen Raum werden jedes Jahr rund 90.000 Bücher in Erstauflage publiziert. Weiß man dazu, dass in den großen Verlagen im Schnitt nur eines von 1.000 unaufgefordert eingesandten Manuskripten tatsächlich publiziert wird, kann man sich ausrechnen, wie die Chancen stehen, wenn man sein Manuskript sozusagen ins Blaue hinein an Verlage schickt. Zusätzlich verknappt werden die verfügbaren Programmplätze bei den Verlagen durch die Erfolgsautoren: Wer schon einmal bewiesen hat, dass sich seine Bücher gut verkaufen, dessen Chancen sind ungleich höher, ein neues Werk verlegt zu bekommen, als ein Autor, der noch keinen Namen hat.
Andererseits ist die Branche aber auch wankelmütig: Kaum ein Autor ist so erfolgreich, dass er einen Freibrief für die nächste Publikation bekommt. Nach einem Flop überlegt der Verlag ganz genau, ob er das Risiko eines zweiten eingehen will. Und schließlich haben nicht nur die Verlage die Qual der Wahl, wenn es um die Autoren geht, auch Sie als Autor haben jede Menge Auswahl, denn im deutschsprachigen Raum gibt es rund 4.000 Buchverlage.
Marktlage
Die Buchbranche ist eine relativ schwerfällige, was Veränderungen betrifft. Das liegt daran, dass der Entstehungsprozess eines Buches aus mehreren Schritten besteht, von denen jeder einzelne viele Wochen in Anspruch nimmt.
Zur Verdeutlichung: Die meisten Verlage bringen jedes Jahr ein Frühjahrs- und ein Herbstprogramm heraus. Das liegt an den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt, die im März bzw. im Oktober stattfinden und auf denen die Verlage mit neuen Büchern brillieren wollen. Dieser Programmzyklus dominiert die gesamte Verlagsarbeit: Das Frühjahrsprogramm wird schwerpunktmäßig im Dezember und Jänner produziert, das Herbstprogramm schwerpunktmäßig im Mai und Juni. „Produktion“ bedeutet in diesem Fall Schlussredaktion der Inhalte, Druck, Bewerbung etc.
Zum Zeitpunkt der Produktion ist die meiste Arbeit mit den Autoren aber schon abgeschlossen. Der Verlag hat sich für sein Programm entschieden, die Autoren der Bücher, die gedruckt werden sollen, haben ihre Verträge bekommen und die Lektoratsarbeit ist weitgehend abgeschlossen. Das bedeutet aber, dass die Arbeit mit den Autoren spätestens ein halbes Jahr vor der Produktion beginnt, meistens aber früher, damit der Verlag nicht in Zeitnot gerät.
Betrachten wir es umgekehrt: Wenn Sie als Autor einen Verlag finden, der sich für Ihren Stoff interessiert, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Buch etwa ein Jahr, wenn nicht sogar anderthalb Jahre später erscheinen wird, je nachdem, inwieweit die Frühjahrs- bzw. Herbstprogramme schon feststehen.
Für die gesamte Buchbranche bedeutet das, dass sie auf Änderungen im Lesergeschmack nur langsam reagieren kann. Das bekam die Branche vor allem beim lawinenartigen Überrollen des Marktes mit Kindle-E-Books in den Jahren 2011 und 2012 zu spüren, die binnen weniger Monate fünf Prozent des Marktes besetzten. Mittlerweile liegt der Anteil zwischen zehn und fünfzehn Prozent, die Verlage haben darauf reagiert und bieten neben der Print- auch jeweils eine E-Book-Ausgabe an. Einige große Verlage betreiben sogar eine eigene E-Book-Redaktion mit zum Teil eigenständigem Programm. Das erweitert das inhaltliche Angebot insgesamt und verbreitert somit die Bühne für die Autoren.
Einflussfaktoren
Einer der unberechenbarsten Einflussfaktoren ist der Lesergeschmack. Immer wieder tritt das Phänomen auf, dass ein einzelnes Werk, das von zig Verlagen abgelehnt wurde, weil ihm keine Marktchancen zugerechnet werden, über Umwege schließlich doch publiziert wird und einen völlig unerwarteten Boom auslöst. Nach dem Erscheinen des ersten Teils von „Harry Potter“ erlebten Stoffe über Magier ein Jahrzehnt lang eine Hochblüte. Harry Potter traf auf einen latent vorhandenen Lesergeschmack, der der Verlagsbranche nicht bewusst war.
Der Lesergeschmack wandelt sich allerdings; Harry Potter wäre zehn Jahre vor seinem ersten Erscheinen vermutlich fürchterlich gefloppt. Als Autor können Sie also nicht davon ausgehen, dass gerade Ihr Buch den nächsten Trend setzen wird. Aber machen Sie sich klar, dass eine Ablehnung Ihres Manuskripts durch einen Verlag nicht zwingend eine Kritik an Ihrem Können ist. In vielen Fällen entscheiden sich Verlage gegen einen Stoff, weil er nicht in ihr Programm passt bzw. weil sie ihm beim derzeit vorherrschenden Lesergeschmack keine Chancen auf hohe Absatzzahlen zurechnen. Das kann sich aber ändern und ein und dasselbe Buch kann fünf Jahre später ein Bestseller sein.
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Person des Lektors, der Ihr Manuskript auf den Tisch bekommt. Möglicherweise hat er gerade einen schlechten Tag, ist in Eile, hat zuvor zwei andere Manuskripte gelesen, die dasselbe Genre bedienen wie Ihres, oder ihre Hauptfigur erinnert ihn an seine Ex-Frau, die er hasst. Kurz und gut: Trotz all seiner Professionalität und Erfahrung im Umgang mit literarischen Stoffen ist ein Lektor auch nur ein Mensch. Sie können Glück oder Pech mit ihm haben.
Auch die Produktion der Konkurrenz ihres Wunschverlags ist ein Einflussfaktor; er kann Ihnen Glück oder Pech bringen. Angenommen, ein Verlag ist von Ihrem Regionalkrimi begeistert, der in Gotschuchen spielt – und im nächsten Programm eines Konkurrenzverlags erscheint ein Regionalkrimi, ebenfalls aus Gotschuchen spielt. Wenn Sie Glück haben, wird Ihr Verlag der Konkurrenz nicht das Feld überlassen wollen, wenn Sie Pech haben, glaubt Ihr Verlag nicht, dass sich ein zweiter Gotschuchen-Krimi verkaufen wird.
Diese Auflistung könnte noch endlos weitergeführt werden. Ein Buch herzustellen und zu verkaufen ist eine große Aufgabe mit zahlreichen Arbeitsschritten auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Der Weg vom Manuskript zum Roman im Regal der Buchhandlung ist übersät mit Hindernissen aller denkbaren und undenkbaren Art.
Und selbst wenn Sie es geschafft und Ihr Buch unter Vertrag haben, ist damit noch lange nicht alles in trockenen Tüchern. Eine Zusammenarbeit mit einem Verlag ist keine Garantie für den Erfolg Ihres Buches, namentlich, wenn sich herausstellt, dass Ihr Verlag nicht der richtige Partner für Sie ist. Dies ist allerdings ein Risiko, das auch der Verlag mit jedem neuen Autor eingeht, den er unter Vertrag nimmt.
Aber genug der Unkenrufe. Wenn Sie Ihr Buch bei einem Verlag veröffentlichen wollen, gehen Sie am besten nach der hier im Folgenden aufgezeigten Methode vor.
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