Sandra Dittrich - Die silberne Stiefelschnalle

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Anno 1525: Spätes Mittelalter in dem kleinen Dorf Rimpar bei Würzburg. Die Müllerstochter Lisbeth wird in die Geschehnisse des Bauernkrieges hineingezogen. Ihr Lieblingsbruder Jakob wird des Verrates bezichtigt, ins Gefängnis der Burg geworfen und kann flüchten. Er bleibt verschwunden.
Gleichzeitig wird der, als Bauernfreund, verrufene Adlige Florian Geyer, welcher zwischen den Fronten vermittelt, hinterrücks im Wald ermordet. Offiziell bekennt sich der Burgherr Wilhelm von Grumbach zu der Tat. Dessen Schwester Barbara, welche mit ihren Kindern auf der Burg in Rimpar Schutz sucht, war Florian Geyers Eheweib. Sie bemerkt, dass Bruder Wilhelm jemanden deckt, den wahren Mörder.
Die beiden Frauen verbünden sich auf der Suche nach Lisbeths verschollenem Bruder Jakob und nach dem Mörder des Florian Geyer. Von beiden fehlt jede Spur. Als auch noch Barbaras Tochter entführt wird, spitzt sich die Lage zu. Nicht nur das Kind ist in Lebensgefahr.
Eine gräßlichen Intrige, ein Gespinst aus Lügen, Haß und Eifersucht wird aufgedeckt, das scheinbar tatsächlich aus den Reihen der der Familie von Grumbach kommt. Gefangen werden nur die Handlanger des Mörders. Während diese gerichtet werden, ahnt Barbara nicht, dass sie und ihre Kinder immer noch in höchster Gefahr schweben. Sie läuft dem Anstifter der Mordhändel direkt in die Arme. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod.

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Sandra Dittrich

Die silberne Stiefelschnalle

Das Rätsel um Florian Geyers Tod

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Sandra Dittrich Die silberne Stiefelschnalle Das - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Sandra Dittrich Die silberne Stiefelschnalle Das Rätsel um Florian Geyers Tod Dieses ebook wurde erstellt bei

I. Tanz in den Mai

II. Auf der Flucht

III. Zwischen Hoffnung und Bangen

IV. Der letzte Funke verlischt

V. Auf der Suche nach der Wahrheit

VI. Heimlichkeiten und Gefahr

VII. Entführt

VIII. Überraschende Wendung

IX. Des Rätsels Lösung

X. Epilog

Impressum neobooks

I. Tanz in den Mai

Tief schnitt die Axt ins saftige Holz der jungen Birke. Melchior Glock erstarrte mitten in der Bewegung. Jemand hastete im fahlen Licht des Mondes auf ihn zu. Gleichzeitig packten zwei grobe Hände von hinten seinen Arm. Melchior fuhr herum. „Peter, Christoph, was soll das?“ Die Forstgehilfen lachten. Sie zeigten Melchior ihre Beute, zwei kleine Birken, geschmückt mit Bändern. Ein aufgescheuchtes Reh rannte, durch das dichte Unterholz des Waldes, davon. Die Blätter der Bäume flüsterten leise, Äste krachten und eine sanfte Brise trug den lieblichen Duft des Frühlings herbei. „Du bist spät dran mit deinem Liebesmaien“, ereiferte sich Christoph Göypferdt. „Meinen kriegt die Sophie“, warf Peter Scheming ein. „Glaubst du, dass die Sophie das wert ist?“, zweifelte Melchior. „Und deine Müllerstochter ist so ehrenhaft?“

„Sag nichts über die Lisbeth!“, verteidigte Melchior seine Auserwählte. „Wo die Liebe hinfällt“, unterbrach Christoph den Streit der Freunde. „Ihr zwei Narren müsst erst mal ins Dorf hinein kommen. Wenn sie euch für aufständische Bauern halten, schlägt euer letztes Stündlein.“

Melchior erinnerte sich an die Johannisfeier im letzten Sommer. Plötzlich sah er Lisbeth mit anderen Augen. Ihre langen schwarzen Locken, der zarte, rote Mund, ihre blitzenden Augen und ihr Lachen zogen ihn, seit diesem Tag, immer öfter zur Mühle. Viele Burschen machten Lisbeth den Hof, allen voran der Weiberheld Adrian Kraft vom Rittergut. Trotzdem hatte sich Lisbeth letztendlich für ihn entschieden. Sie liebten beide den Wald und seine Geheimnisse. Als Kinder hatten Lisbeth, ihre Brüder und Melchior dort oft verstecken gespielt. Im Herbst schließlich hatte Melchior um Lisbeths Hand angehalten. „Komm, wir müssen los!“, riss Peter Scheming den Freund aus seinen Gedanken.

Es war den Forstgehilfen verboten die Dürwiese nachts zu verlassen. Forstmeister Weiprecht achtete streng darauf. Heute ließ er Gnade walten. Es war die Nacht vor dem ersten Mai, und die Forstgehilfen wollten um ihre Liebsten werben. Der Brauch besagte, dass die heiratsfähigen Männer ihrer Auserwählten, über Nacht, eine kleine geschmückte Birke vor`s Haus stellten. Rechtzeitig begab sich Weiprecht mit seiner Frau zur Ruhe, damit er die jungen Männer nicht ermahnen musste. Der Maienzauber konnte beginnen.

In der Burgmühle, in Rimpar, lag nicht nur die Katze auf der Lauer. Sie lauschte dem feinen Trippeln der Mäuse im Kornspeicher. Lisbeth, die Tochter des Burgmüllers, schmachtete in die laue Mainacht hinaus. Ob Melchior einen Liebesmaien bringen würde? Das Fenster ihrer Kammer gewährte den schemenhaften Blick auf die benachbarte Burg, den Burggarten und dessen hohe Bruchsteinmauer. Träge floss die Pleichach vom Burggraben herab, rauschte über das Wehr und setzte so das Mühlrad in Gang.

Das Plätschern des Krebsbaches wiegte Lisbeth seit ihrer Geburt in den Schlaf, den sie heute Nacht nicht finden konnte. Ein betörender Hauch von Flieder und Veilchen umschmeichelte ihre Nase. Über ihr knarzte das uralte Dachgebälk, als sie sich von Neugier getrieben zur Kammertüre hinausschlich. Ihre Hände zitterten vor Aufregung. Sie wollte Melchior abfangen. Das gleichmäßige Schnarchen ihrer drei Brüder verfolgte Lisbeth die Treppe hinunter, bis zur Haustüre.

Gerade wollte sie diese öffnen, als eine Gestalt hereinstürmte. Sie stolperte vor Schreck. Ihr Herz schlug bis zum Halse. „Was bei allen Heiligen tust du hier?“, tönte die entrüstete Stimme ihres Vaters. Bezolt Schefflein zog seine Tochter am Arm die Treppe hinauf. Bevor sie protestieren konnte, verschloss er ihre Kammertüre. „Du kannst es gar nicht mehr erwarten“, murmelte er. Dann schlurfte er davon. Lisbeth ärgerte sich. Instinktiv griff sie nach ihrem Glücksamulett, welches an einem Lederbändchen um ihren Hals hing. Es war ein Geschenk von Melchior. Sie war traurig, dass der Vater ein Treffen mit Melchior vereitelt hatte. Seit ihrem achtzehnten Geburtstag im Oktober waren sie einander versprochen. Es wurde Zeit eine Familie zu gründen. Nur die Mutter mochte auf Lisbeth nicht verzichten, weil keine Schwiegertochter ins Haus kam. Vergeblich redete Lisbeth auf ihre Brüder ein. Keiner von ihnen dachte nur ans Heiraten, und Lisbeth fürchtete, dass Melchior nicht mehr länger warten mochte. Das hatte sie von ihrer Ungeduld. Nun saß sie eingesperrt in ihrer Kammer, und musste bis zum Sonnenaufgang warten, dass der Vater sie hinaus ließ.

Peter Scheming und Melchior Glock diskutierten unter-dessen mit der Dorfwache darüber, ob ihnen Einlass ins Dorf gewährt wurde. „Das Passwort!“, beharrte Adrian Kraft stur. „Maienzauber“, erwiderte Melchior zum fünften Mal und runzelte die Stirn. In seinen blaugrauen Augen zog ein Sturm herauf. Peter wollte ihn beruhigen. Melchior eilte davon: „Meine Lisbeth kriegt ihren Baum!“ Adrian grinste. Auf Melchiors aufbrausendes Temperament war Verlass. Er wartete, bis sein Nebenbuhler verschwunden war, dann ließ er Peter passieren. Hauptsache Melchior konnte Lisbeth nicht den Hof machen. Adrian verdrängte die Ablehnung seitens der Müllerstochter. Er war die bessere Partie, als Großknecht auf dem Rittergut. Melchior der arme Forstgehilfe, das war eine Demütigung, dass Lisbeth diesen Habenichts ihm vorzog. Adrian ging pfeifend seine Runde. Er konnte, dem Krieg sei Dank, jeden abweisen, der das richtige Passwort zum Einlass ins Dorf nicht wusste. Melchior schlich jetzt, von der anderen Seite, an die Mühle heran. Vom Rande des kleinen Steinbruches, neben der Burg, erkannte er die Silhouette der Mühle.

Erst ließ er den Baum in die Tiefe purzeln. Melchior kletterte hinterher und folgte dem Lauf, des teilweise umgeleiteten Baches, den Burggraben entlang, bis dieser sich mit dem eigentlichen Mühlbach wieder vereinte. Dort hangelte sich der Forstgehilfe über das Wehr. Er quetschte sich am Mühlrad vorbei. Lisbeth konnte der Adrian vergessen. Er würde sein Mädchen nicht an den widerlichen Prahlhans verlieren. Der Forstgehilfe platzierte den Liebesmaien stolz auf den Mühlwiesen, am Ufer der drei kleinen Seelein. Da stand er, in Sichtweite von Lisbeths Fenster. Schade, dass seine Liebste schlief. Zufrieden watete Melchior durch das seichte Wasser der Pleichach und schlenderte Richtung Grumbacher Graben davon. Adrian würde platzen vor Wut.

Am nächsten Morgen bestaunte Lisbeth den, etwas ramponierten, kleinen Baum. Sie schüttelte sich vor Lachen. „Etwas schöner könnte er sein“, bemerkte ihre Freundin Eva Picht. „Der Wille zählt. Der Adrian hat seinen nur vorne am Tor abgestellt“, verteidigte Lisbeth ihren Liebsten. „Ich weiß nicht was er will. Er läuft jedem Weiberrock hinterher. Ich möchte keinen Taugenichts, der seine meiste Zeit im Wirtshaus herum sitzt! Außerdem denkt er, weil mein Vater Burg-müller ist, erhält er eine fette Mitgift!“

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