„Seit Ihr dann auch mei-ner Meinung, wenn ich behaupte, das es niemanden gibt, mich eingeschlossen, der keinen Fehler hat?“ Paul bemerkte wie Torak dem Anführer etwas zuflüsterte, sollte er nun doch etwas Falsches ge-sagt haben? Doch dann nickte der Anführer weiter zu ihm hinunter. „Aber ich bin sicher“, atmete Paul erleichtert auf, „das Ihr etwas anderes gemeint habt.“ Der Anführer hob überrascht die Augenbrauen und auch all die anderen Anwesenden sahen ihn gebannt an was er nun sagen würde. Langsam ließ Paul seinen Blick über die Reihen schweifen und bemerkte das nun auch Bohne und Erbse ihre Arme herun-ter genommen hatten. „Vielleicht irre ich mich“, sagte Paul und überlegte kurz. „Wir Menschen haben“, er deutete dabei auf sich, ,,viele Fehler und schlechte Angewohnheiten, und eine davon ist unsere Unge-duld.“ Paul blickte in die vielen Gesichter der Reihen. „Die Ungeduld kann ein großer Feind sein, größer noch als die Angst und …“ „UNGEDULD?“, rief Torak und sprang von seinem Platz auf, „SO EIN UNSINN! Ich glaube“, er deutete eine Verbeugung in Richtung des Anführers an, „wir haben genug gehört.“ Dann sah er Paul direkt an, doch dieser hielt seinem Blick stand. Für einen Moment herrschte unheimliche Stille. „Mein lieber Torak“, ergriff Sumaro das Wort, „ich glaube Ihr leidet, wie wir alle, unter einer gro-ßen Ungeduld.“ Jeder im Zelt vernahm das tiefe Einatmen von Torak. „Ich bin nicht Ungeduldig“, sagte er Zähneknirschend. „Dann“, sagte Sumaro, „seid Ihr der alleinige hier im Zelt. Verblüfft sah Torak in das Gesicht des Anführers. Torak überlegte eilig, was er nun darauf antworten sollte, doch es fiel ihm nichts ein. „Mein lieber Anführer“, versuchte er es dennoch, „sicher bin ich auch hin und wieder Ungeduldig, wie wir alle, aber hier und jetzt, ich meine ...“ Er brach ab und setzte erneut an. „Dieser Mensch, hat mich mit seiner Rede völlig verwirrt“, er deutete auf Paul und hoffte auf rege Zustimmung von den Rei-hen. Doch niemand schien ihm zu Hilfe eilen zu wollen.“ „Lassen wir es gut sein“, sagte der Anführer geduldig und wandte sich an Paul. „Deine Rede war gut überlegt“, sagte er anerkennend. „Und was die Schlechte Nachricht betrifft.“ Er machte eine Pause und warf Torak einen nachdenklichen Blick zu. „Es ist die-Disziplin.“ „Das ist nicht wahr“, flüsterte Svenja Paul zu. Paul hörte es zwar, aber reagierte nicht. „Bitte setze dich Paul“, sagte der Anführer, „denn nun wird es Zeit über die gute Nachricht zusprechen. Wie schon erwähnt, hat mir mein Spion etwas zukommen lassen, das für uns alle von großem Nutzen sein wird. Die Wurzeln, die uns immer wieder attackieren, stammen von einer Pflanze, die sich wohl-behütet oben auf dem Berg in der Festung des hohen Rates befindet.“ Lautes Gemurmel setzte ein und der Anführer wartete geduldig bis wieder ruhe eintrat. „Hört mich an meine tapferen Freunde und Krie-ger. Ich weiß, es scheint unmöglich auch nur in die Nähe des Berges zu kommen, geschweige denn an die Pflanze.“ Wieder setzte laute Unruhe auf den Rängen ein. Der Anführer schwieg, faste unter seinen Umhang, zog eine Pergament Rolle hervor und hielt sie hoch in die Luft. „Dieser Plan“, rief er, „wird uns helfen einen Weg zu der Pflanze zu finden!“ Er nickte allen aufmunternd zu bevor er fort fuhr. „In genau 77 Tagen, ist es möglich, der Pflanze den Kopf abzuschlagen.“ „Warum erst in 77 Tagen?“, rief ein Ko-bold von den oberen Rängen. „Ja warum!“, stimmten ihm einige zu, während die anderen hören wollten was der Anführer weiter zu sagen hatte. „In Dreißig Tagen werdet ihr alles weitere erfahren“, sagte ihr Anführer und blickte mit ernster Miene über die Reihen hinweg. „Doch bis dahin müsst ihr schon auf mein Wort vertrauen und euch in Geduld üben.“ Damit ließ er die Pergament Rolle wieder in seinem Umhang verschwinden und beendete die Versammlung. „Was meinst Du“, fragte Paul Svenja, als sie das Zelt verließen, „was er für Gründe hat uns alle so lange hinzuhalten?“ Die Hexe sah ihn einen Moment an. „Ich glaube, die Frage hast Du dir schon längst selbst beantwortet.“ „Nein-ich meine natürlich habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht“, sagte Paul, „aber ich wollte gern noch eine zweite Meinung hören.“ „Verstehe“, sagte sie. „Ich mache Dir einen Vorschlag, Du sagst mir was Du denkst und ich sage Dir was ich davon halte.“ Paul blickte sich verstohlen um ob sie auch nicht belauscht wurden. „Ich den-ke“, flüsterte er schließlich, „dass es auch unter uns einen Spion geben könnte. „Nun wartete Paul mit Spannung auf ihre Meinung. Svenja wandte sich ebenfalls verstohlen um, bevor sie ihm antwortete. „Nicht könnte“, flüsterte sie zurück und brach ab, weil ein paar Elfen an ihnen vorbei kamen. „Dann ist es also wahr?“, fragte er hastig als sie wieder allein waren. Svenja nickte. „Nur haben wir leider noch keine Beweise dafür“, sagte sie so leise, dass niemand außer Paul es hören konnte. „Dann wisst ihr auch nicht wer es ist?“ Svenja schüttelte den Kopf. „Wie viel wissen davon und was habt ihr vor um ihn zu entlarven?“, drängte Paul um eine Antwortet. Svenja wollte dies gerade tun, als Erbse völlig Atemlos angelaufen kam. „D-der Anführer w-will Dich sprechen!“ „Bist Du sicher?“, fragte Paul, „denn ich und Svenja führen gerade ein Gespräch.“ „Na-natürlich bin ich sicher, dass ich sicher bin.“ „Also gut, einen Moment ich komme gleich.“ „Nein, sofort“, sagte Erbse kurz angebunden packte seinen Arm und zog ihn mit sich. „Hey was soll das?’’, beschwerte sich Paul. „Lass gut sein!’’, rief Svenja ihm nach, „wir un-terhalten uns später weiter!“ „In Ordnung!“, rief Paul zurück, bevor sie hinter dem Zelt verschwanden. Der Kobold führte ihn zu einem etwas abgelegenen Zelt. Es hatte eine besonders grüne schimmernde Farbe und schien aus einem einzigartigen undefinierbaren Stoff zu sein. „Da wären wir“, sagte Erbse fröhlich. „Tritt ein und zeig was Du kannst.“ Paul sah ihn überrascht an. „Was soll ich zeigen?“ Erbse grinste. „Das wirst Du schon erfahren.“ Dann zog er Paul am Arm zu sich herunter. „Ich habe“, flüsterte er, „mit Bohne gewettet, dass Du es ganz sicher schaffen wirst.“ „Ach wirklich? Dann hoffe ich, das ich Dich nicht enttäuschen werde.“ „Das hoffe ich auch“, sagte Erbse mit ernster Miene und huschte davon. Paul sah ihm einen Moment nach dann wandte er sich zum Zelt und bemerkte erst jetzt, dass es keinen Eingang gab. „Na prima“, schüttelte er den Kopf und hielt sein Ohr an die Zelt Wand. Doch es war nichts zu hören. „Komisch“, murmelte er und hob seine Hand um sie zu berühren. Er hatte es noch nicht ganz getan, als plötzlich ein Schmaler Eingang sichtbar wurde, gerade so viel dem er hindurch passte. Paul staunte nicht schlecht, als er sah, dass das Zelt innere viel größer war als es von außen den Anschein hatte. Links wie rechts, standen abwechselnd ein Kobold und ein Elf in Reihe und Glied, die ihn jedoch nicht zu bemerken schienen. Er hob die Hand zum Gruß, doch sie rührten sich nicht um ihn zu erwidern. Paul zog ihnen ein paar Fratzen und Grimassen, als eine Stimme zu ihm rief: „Komm ruhig näher!“ Es war die Stimme des Anführers. Paul blickte sich um und sah den Elfen am anderen Ende vom Zelt ste-hen. Während er langsam auf ihn zuging, bestaunte er die Zeltwände, die aussahen wie eine Gummiarti-ge klebrige Masse. „Vielleicht Kaugummi“, murmelte er und stand schließlich vor dem Elfen. „Na mein Freund, wie geht’s?“, fragte der Elf ganz ungezwungen. „Prima, danke“, erwiderte Paul. „Freut mich“, sagte der Elf und ging zu einem Tisch auf dem zwei Gläser standen. „Ich muss sagen“, fuhr er fort, „Du hast Dich gut geschlagen bei der Versammlung.“ Er blickte wieder zu Paul und reichte ihm ein Glas. „Übrigens Du hast recht gehabt.“ „Wo mit?“, fragte Paul und zögerte, als er den Qualm in dem Glas be-merkte. „Keine Angst“, sagte der Elf, „nicht alles was qualmt und raucht ist auch gefährlich.“ „Nein na-türlich nicht“, sagte Paul und nahm das Glas entgegen. „Geduld war vollkommen richtig“, sagte der Elf. „Aber“, sagte Paul, „gehört Disziplin nicht auch dazu?“ Sumaro sah ihn an und nickte. „Das ist ein uralter Tropfen von den Weinbergelfen“, lenkte er das Thema wieder auf den Wein. Der Rauch in den Gläsern verschwand und es sah aus, als wären die Gläser leer. Der Elf hob sein Glas. „Es ist mir eine große Ehre mit Dir anzustoßen.“ „Oh, dass selbe kann ich nur erwidern“, sagte Paul schnell und hob ebenfalls das Glas. „Auf die Freundschaft“, sagte Paul, „und das wir dem Feind mächtig das Fürchten lehren.“ „Gut gesprochen mein Freund, darauf lass uns anstoßen.“ Die Gläser klirrten und sie tranken sie aus. „Whow!“, stieß Paul aus, denn mit so einem starken Wein hatte er nicht gerechnet. „Ja, mein lieber, das ist ein Tropfen was?“, sagte der Elf. Paul nickte, weil er immer noch nach Luft schnappen musste. Der Elf lachte. „Aber dafür belebt er Geist und Seele, nicht wahr?“ „U-und wie“, sagte Paul und musste nun ebenfalls lachen.
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