Torak schien seinen Blick nicht bemerkt zu haben, dafür Paul umso mehr. Schon hob ein anderer Kobold seinen Arm und ihm wurde das Wort erteilt. „Ich stimme Mütze mit allem zu was er sagt.“ Paul erkannte sofort wer der Kobold war. Sein Name war Mob, er trug sein Haar so wild durcheinander, das es aussah, als habe er einen Wisch Mob auf dem Kopf. Paul wandte sich unauffällig an Svenja. „Der Zwerg heißt Mütze“, flüsterte er, „weil nur er eine Mütze trägt, stimmt´s oder hab ich recht?“ Svenja sah ihn schief an. „Sehr witzig“, sagte sie, „aber ja so ist es.“ Dann wurde ei-nem Elf das Wort zu gesprochen, der sofort los schrie: „Wir werden alle sterben!“, regte er sich wie in Panik auf. Er hatte sehr lange hellblonde Haare und ein ausgeprägtes Kantiges Gesicht. Paul, der ihn sehr aufmerksam zuhörte, überlegte wie wohl sein Name sein könnte, als der Anführer jenen ansprach: „Mein lieber Morak, deshalb haben wir uns ja hier versammelt, um genau das zu verhindern.“ Verblüfft neigte Paul seinen Kopf zur Seite. „Warum“, flüsterte er Svenja zu“, heißt der Elf nicht Langhaar oder Kinnspitze?“ Die Hexe verzog säuerlich ihr Gesicht bevor sie antwortete. „Weil er weder ein Kobold, Zwerg oder Gnom ist, und jetzt sei bitte still“, zischte sie. Paul nickte, dass er verstanden hatte und lauschte weiter den Worten des Anführers. „Ich habe gute Neuigkeiten“, sagte dieser. „Wie ich euch erst vorhin berichtet habe gibt es endlich Hoffnung.“ Mit einem Mal war es Mäuschen still und jeder sah den Anführer gebannt an. Sumaro ließ seinen Blick durch die Reihen schweifen. Zuletzt verharrte er kurz auf Paul bevor er fort fuhr. „Ja, es gibt Hoffnung für uns alle.“ Er hielt inne und holte tief Luft. „Vor eini-ger Zeit, habe ich einen Spion, den nur ich kenne, für eine gefährliche Mission eingesetzt um herauszu-finden ob unser Feind ein Schwachpunkt hat oder unbesiegbar ist.“ Grenzenlose Spannung breitete sich im ganzen Zelt aus. „Und was soll ich sagen“, sagte er und schrie die letzten Worte heraus, „UNSER FEIND IST NICHT UNBESIEGBAR!“ Er hatte noch nicht ganz das letzte Wort hinaus geschrien, als Oh-renbetäubender Jubel einsetzte der nicht mehr enden wollte. Der Anführer wartete bis sich alle wieder beruhigt hatten. „Endlich haben wir die Chance!“, setzte er schließlich mit lauter Stimme fort, „unserem Feind einen tödlichen Schlag zu verpassen!“ Wieder drang grenzenloser Jubel von allen Rängen. Doch Paul bemerkte im Gesicht des Anführer, das er auch eine schlechte Nachricht haben musste. „Meine Freunde“, hob dieser dann auch erneut seine Stimme, die nun nicht mehr ganz so hoffnungsvoll klang. „Ich will der Euphorie keinen Abbruch tun, aber auf jede gute Nachricht folgt meist auch eine Schlech-te.“ „Dann schnell heraus damit!“, rief ein Zwerg. „Ja!“, stimmte ihm ein Kobold zu, „wir werden der schlechten Nachricht schon kräftig in den Hintern treten!“ „Schaut her!“ erhob sich ein weiterer Zwerg, „ich habe meine Keule immer dabei, denn ich gehe nie ohne sie aus dem Haus!“ Sofort herrschte Auf-bruchsstimmung und jeder rief seine Kampfbereitschaft heraus. Der Anführer holte erneut tief Luft bevor er es ihnen entgegen rief. „Ihr alle seit die schlechte Nachricht!“ Tiefes entsetzten breitete sich auf allen Gesichtern aus. Keiner wollte glauben, was er da eben gehört hatte. Auch Paul, war sichtlich über-rascht und hatte damit nicht gerechnet. „Ich bitte ums Wort!“, rief er, sprang vom Stuhl auf und riss seinen Arm hoch. „Was hast Du vor?“, fragte Svenja und wollte ihn zurück auf seinen Platz ziehen. Doch Paul entzog sich ihr und trat ein Schritt auf die Tribüne zu. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. „Ich bitte um Gehör!“, wiederholte er. Der Anführer sah ihn an, aber es war Torak der Paul aufforderte wie-der Platz zu nehmen. Paul blieb regungslos stehen und sah auf den Anführer, der ihm jedoch weder zu-riet noch mit einer Geste davon abhielt. Paul wog seine Möglichkeiten, was er tun sollte und richtete sich schließlich an Torak. „Verzeiht mir, edler Torak, aber ich möchte mein Anliegen vorbringen wenn Ihr erlaubt?“ Der Elf schien zu überlegen was er tun sollte. Seine Augen waren starr auf ihn gerichtet als er zu ihm sprach: „Ich glaube kaum, dass irgendjemand Wert auf Deine Meinung legt.“ Torak war sich sicher, das ihm niemand widersprechen würde. Schließlich war er der Stellvertretende des Anführers. Doch Paul blieb wie angewurzelt stehen. „Bist Du taub Mensch?“, sagte Torak mit eiskalte Miene, „Du sollst Dich wieder auf deinen Platz setzten.“ Einen Moment zögerte Paul, dann trat er rücklings und setzte sich. „Was sollte denn der Unsinn?'', zischte Svenja ihm zu, als Mob zu ihnen hinunter sah und den Arm hob. ''Ich bitte um das Wort!“, wandte er seinen Blick nun zum Anführer, der dem Kobold das Wort erteilte. Paul sah zu ihm hinauf und hielt den Atem an, denn er war sich nicht sicher was er jetzt sagen würde. „Ich bin kein Freund von diesem Menschen“, begann der Kobold schließlich und deutete Kopfschüttelnd zu ihm hinunter. Dann machte er eine kurze Pause und wandte sich wieder zum Anfüh-rer. „Jetzt siehst Du“, flüsterte Svenja, „was Du angerichtet hast.“ Doch Paul hielt weiter den Atem an und ließ den Kobold nicht aus den Augen. „Jedoch“, fügte dieser hinzu, „würde ich gerne erfahren was er zu sagen hat.“ Paul atmete erleichtert aus. „Glück gehabt“, hauchte ihn Svenja zu, als sich Torak erhob um ihn das Wort zu verbieten. Doch dieses Mal hob Sumaro abwehrend die Hand. „Was hast Du dagegen einzuwenden?“ „Mein lieber Anführer“, sagte er flüsternd hinter vorgehaltener Hand, „er könnte schlechten Einfluss auf uns alle nehmen, und außerdem gehört er nicht hier her.“ „Du hast recht Torak“, stimmte ihm der Anführer zu, so dass dieser sich wieder entspannt zurück auf seinen Platz setzte. „Es tut mir leid“, sagte Sumaro dem Kobold zugewandt, „aber ich werde Dir Deine Bitte nicht erfüllen.“ Der Kobold wollte etwas erwidern, doch der Anführer brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schwei-gen. „Allerdings“, fügte er an, „erlaube ich euch gerne darüber abzustimmen ob der Mensch, dessen Na-me Paul ist, das Wort ergreifen darf.“ Zorn breitete sich auf Toraks Gesicht aus, er fühlte sich reingelegt. „So sollen alle ihre Arme heben‘‘, sagte der Kobold, „wer den Menschen sprechen hören will, dessen Na-me Paul ist.“ Einen Moment herrschte Stille und es schien als würde Torak doch noch gewinnen. „Ja!“, riefen Bohne und Erbse und hoben ihre Arme, „wir wollen Paul sprechen hören.“ Ganz gerührt blickte Paul zu ihnen hinauf. Aber drei Stimmen würden nicht reichen, das wusste er und ließ seufzend den Kopf hängen. „Jetzt schau Dir das an“, flüsterte Svenja und knuffte ihn in die Seite. Paul verzog sein Ge-sicht und blickte auf. Es waren viele die ihre Arme gehoben hatten. Zwar nicht alle, aber die überwie-gende Mehrheit. Der Anführer lächelte Paul zu und übergab ihm das Wort. „Na los, steh schon auf“, be-drängte ihn Svenja und schubste ihn fast von seinem Stuhl. Paul trat in den Halbkreis und bedankte sich mit einer kurzen Verbeugung. Er musste grinsen als er sah dass alle, außer Erbse und Bohne, wieder ihre Arme herunter genommen hatten. Schließlich wandte er seinen Blick auf Sumaro, vermied es aber Torak an zusehen. „Ja, ich bin weder ein Elf, Kobold, Zwerg noch Gnom sondern nur ein Mensch der eigentlich überhaupt nicht hier her gehört.“ Paul wählte seine Worte mit Bedacht. „Daher bin ich nie-mand böse, wenn er mich nicht mag oder reden hören will.“ Er machte eine kurze Pause und sah, dass der Anführer ihm erneut freundlich zulächelte. „Umso mehr“, fuhr er fort, „freue ich mich, das ich der Versammlung bei Wohnen darf.“ Dann richtete er sein Wort direkt an den Anführer. „Ihr meintet, edler Anführer, das die schlechte Nachricht an all den tapferen Kriegern lege, die für ihr Reich kämpfen und gekämpft haben?“ Sunaro nickte zustimmend und Paul setzte seine Rede fort.
Читать дальше