Natalie Bechthold
Als Arthur Hampshire, Duke of Winchester, stirbt hinterlässt er seinem Neffen einen Brief. In dem Brief äußert er ihm seinen letzten Wunsch. Nämlich, dass sein Neffe die Vormundschaft für seine verbliebene Tochter übernimmt und sie mit einem Edelmann bis zu ihrem 18. Geburtstag vermählt. Doch dem selbstbewussten Neffen, Major Blake, schweben ganz andere Gedanken. Er möchte der sein, den seine schöne Cousine, Isabel, heiratet. Und das allein nur wegen ihrem Erbe. Doch Isabel weigert sich und erbittet eine Frist. Wenn sie bis zu ihrem Geburtstag keinen anderen, geeigneten Ehemann findet, dann wird sie seine Frau. Wird Isabel, die junge Duchess, ihr Glück in einem Anderen finden? Und wird der arrogante Major einfach so tatenlos zusehen, wie sich seine schöne Cousine auf die Suche macht? Eine Liebesgeschichte mit Hindernissen.
Natalie Bechthold
In seinen Händen
Roman
Für meine Freundin,
Tanja Pfaffenrot
Teil 1
Isabel
Einst in einer kalten Novembernacht …
Der Mann vor ihr …
Kalte, nackte Hände …
Das Leben ist manchmal so …
Sie war allein …
Ihr Herz bebte …
Teil 2
Henry
Es war der erste Advent …
Emily war nicht schön …
Seine grünen Augen verfolgten sie …
Es gefiel Major Richard Blake nicht …
Sein Charme verzauberte ihr Herz …
Er suchte ihre Augen …
Teil 3
Richard
Tag für Tag hielt Isabel nach ihm Ausschau …
Henry nahm ihre Hand …
Leise Tränen benetzten ihre Wangen …
Es war Heilig Abend …
Drei Jahre sind inzwischen vergangen …
Warum meldet sie sich nicht? …
Teil 4
Emily
Er müsse fort, erklärte er ihr, …
Richard packte seine Sachen …
Wie konntest du nur? …
Emilys Besuch galt nur ihm …
Isabel sah den beiden nach …
Sie kam zurück …
Nachwort
Isabel
Einst in einer kalten Novembernacht …
… saß Isabel vor dem Fenster und blickte hinaus. Mit einem unruhigen Herzen wartete sie auf den Augenblick, an dem ihr Vormund im Vorhof erscheine. Draußen heulte der Wind. Kalte Luft zog durch die Fensterritzen. Gold-braune Ahornblätter flogen wild durch die Luft. Es fing an zu regnen.
„Auch das noch!“, jammerte Isabel, als die dicken Regentropfen stürmisch gegen das Fensterglas peitschten.
Der Anblick eines Novembersturms ließ Isabel innerlich erschaudern. Noch nie war er so stark, wie heute Nacht. An der Nacht, an der er kommen sollte. Ihr Vormund.
Isabel kuschelte sich in eine warme Decke und wartete auf ihn. Sorgen und Ängste vermischten
sich miteinander. An einen Schlaf war nicht mehr zu denken.
Hinter ihr, auf dem Nachtschränkchen, flackerte eine winzige Flamme einer Kerze. Isabels Schatten ruhte an der Wand. Doch plötzlich verschwand er in der Dunkelheit, als die Kerze auf eine unerklärliche Weise ausging. Isabel sprang von der Fensterbank, suchte im Dunkeln nach neuen Streichhölzern und zündete die weiße, dicke Kerze erneut an. Als sie wieder aus dem Fenster sah erblickte sie im Vorhof eine Kutsche. Zu so einer späten Stunde konnte es nur seine sein. Schnell warf sich Isabel ihren Morgenmantel über und eilte hinaus. Die Treppe hinunter. Und im Vorbeirauschen erlosch eine Kerze nach der anderen, die im Treppenhaus an der Wand hingen. Dann stand sie vor ihm. Im Dunkeln. Ein Blitz zuckte am Himmel. Und Isabel erschrak, als sie für eine Sekunde sein Gesicht erblickte.
Der Mann vor ihr …
… war kein anderer, als Major Richard Blake. Ein Mann, der Stärke, Mut und Gerissenheit ausstrahlte.
Das muss sie wohl sein, dachte Major Blake, als er sie vor sich erblickte. Zu kurz war der Augenblick, um sie besser in Augenschein nähmen zu können. Aber das, was er gesehen hatte, grub sich ganz tief in sein Gedächtnis. Sein Mündel, eine junge Frau im geöffneten, roten Morgenmantel mit einem weißen Nachthemd darunter. Ihr langes, blondes Haar fiel in Strähnen locker über ihre Brüste.
„Miss …, wo sind ihre Manieren?!“, sagte er in einem strengen Ton, den er im Militär zu gut kannte.
Beschämt schloss sie ihren Morgenmantel und hielt ihn vor seinem nächsten Blick mit den Händen zusammen.
„Verzeihung …“, hörte er sie ganz leise sagen.
„Wie mir scheint, mögt ihr es gern im Dunkeln“, hörte sie, wie er mit einer tiefen, aber angenehmen Stimme zu ihr sagte.
„Nein, Sir …, sie irren sich. Es war nur …“
Plötzlich ging im Gang eine Tür auf und ein Kerzenleuchter geisterte über dem Teppich ihnen entgegen.
„Verzeiht mein Herr, auch Lady Isabel, ich habe sie nicht kommen gehört“, entschuldigte sich Isabels Diener bei seiner Herrin und ihrem Gast.
„George …, du bist noch hier?!“, erkannte Major Blake den alten Mann.
„Entschuldigt bitte, aber mit wem habe ich die Ehre?“, fragte der alte Diener ganz freundlich.
„Erinnerst du dich nicht mehr, George? Ich war einmal als kleiner Junge hier. Vor über zwanzig Jahren. Auf der Hochzeit meines Onkels.“
„Ach ja, ich erinnere mich. Ich nannte sie damals Schokoladenjunge . Sie konnten von der heißen Schokolade niemals genug bekommen“, lachte der ältere Mann.
„Das stimmt und auch heute nicht“, fiel der Major in sein Lachen.
„Ich sehe schon, George, wir werden uns gut verstehen“, klopfte der Jüngere dem Älteren kameradschaftlich auf die Schulter.
„Zeigst du mir noch mein Zimmer?“
„Aber sehr gern, Sir.“
„Und sie, Miss, es ist besser, wenn sie jetzt schlafen gehen. Morgen früh werden wir alles besprechen. Ich wünsche ihnen noch eine gute Nacht!“
„Danke, auch ihnen eine gute Nacht, Sir.“
Und dann ließen sie sie allein im Dunkeln, vor den Stufen, stehen.
Kalte, nackte Hände …
… legen sich um meinen Hals und drücken zu. Ich schnappe nach Luft, doch vergeblich. Ich versuche mich mit ganzer Kraft von ihm zu befreien …, kämpfe um mein Leben, doch es gelingt mir nicht. Er ist viel stärker als ich. Er, dessen Gesicht ich sofort im Halbdunkeln erkenne. Und dann, als ich glaube, mein junges Leben sei gleich zu Ende, erwache ich.
Isabel saß in ihrem Bett und zitterte vor Angst. Sein Gesicht sah sie noch vor sich. So kalt, wie diese Nacht. Sehe ich in ihm den Hass, den er für mich empfindet? Doch dann verschwand es vor ihrem geistigen Auge und Isabel wusste, dass er nicht hier ist und nicht hier war. Es war nur ein böser Traum. Ein Traum, der täuschend echt war und in Isabels Innerem Spuren hinterließ.
Draußen wütete noch immer der Sturm, als wollte er nicht aufhören. Und Isabel kroch noch tiefer unter die Decke. Aus Angst vor ihrem Vormund und vor Kälte. Ängstlich lauschte sie dem heulenden Wind und zwar noch sehr lange, bis sie endlich, nach drei Uhr morgens einschlief.
Ihr Schlaf war sehr kurz, dafür aber traumlos, wofür sie am frühen Morgen sehr dankbar war.
Das Leben ist manchmal so …
… hart. Erst nahm es ihr im zarten Kindesalter die Mutter weg, dann den Vater, wo sie ihn noch so dringend brauchte. Und dann steht er vor ihr. Ihr Vormund. Dem sie vollen Respekt schenken und ihre Dankbarkeit zeigen muss.
Ach, mein lieber Papa, warum musstest du ausgerechnet jetzt gehen? , fragte sich Isabel, als sie sich das Haar kämmte.
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