„Der Wunsch ihres Vaters ist …“, er machte eine kurze Pause und ließ unbemerkt seinen Blick zu ihrem Dekolleté wandern.
Der Anblick versprach ihm nicht viel, aber das genügte auch, ihn glücklich zu machen.
„Dass sie noch vor ihrem Geburtstag heiraten.“
„Was?!“, rief Isabel bestürzt.
Nie im Leben hätte sie das von ihrem Vater erwartet. Er war doch sonst so bedacht, dafür zu sorgen, dass es ihr gut ging. Warum ausgerechnet jetzt das? Wem wäre das zugute? Jedenfalls nicht mir!, dachte Isabel.
Richard sah sie gelassen an.
Die Farbe ihres Kleides passte ausgezeichnet zu ihren Augen, stellte er fest.
„Ja. Und wenn ich fragen darf, wann haben sie Geburtstag?“, fragte er, um festzustellen, ob sie es wagen würde, ihn anzulügen, obwohl er die Antwort längst kannte. Isabels Vater hatte ihm nämlich davon geschrieben.
„29. Januar“, antwortete sie ihm diesmal betrübt, weil sie schnell merkte, dass es keinen Ausweg gab.
Es war der letzte Wunsch ihres Vaters und einem Toten erwies man die letzte Ehre, indem man ihm seine Bitte erfüllte. Deshalb musste Isabel heiraten, ob sie es wollte oder nicht.
Mein Respekt! Sie sagt tatsächlich die Wahrheit.
„Gibt es einen, den sie vielleicht mögen?“, fragte er weiter, und vermied es diesmal ihr in die Augen zu sehen.
In Isabels Ohren klang es so, als wollte er ihr entgegenkommen.
Isabel stieg rötliche Farbe ins Gesicht. Doch bevor sie ihm eine Antwort auf seine Frage gab drehte sie ihr Gesicht von ihm weg und starrte verlegen auf den Marmorboden.
„Nein.“
Das ist gut. Richard lächelte zufrieden. Unschuldig, wie eine Blume, deutete er ihre Reaktion.
Als sie zu ihm wieder aufsah war von seinem Lächeln nichts mehr übrig. Doch seine Augen funkelten noch weiter.
In blauer Uniform saß er selbstsicher vor ihr. So, wie sie auch gern wäre.
Er sah sie lange an und sie ihn. Sie hielt seinem Blick stand und bewies damit ihren Mut und Richard gefiel das.
„Muss ich … unbedingt heiraten?“, wollte sie noch ein letztes Mal fragen und hoffte, dass es für sie einen anderen Weg gab, als die Heirat.
„Ja!“
Er machte eine kurze Pause.
„Du wirst mich heiraten“, sagte er und sah sie eindringlich an.
„Nein!“, empört sprang sie auf.
„Gefällt ihnen etwas nicht am mir? Mein Aussehen oder …“, donnerte er gekränkt zurück.
Andere Frauen würden ihm vor die Füße fallen und ihn darum anflehen, sie zu heiraten. Und seine verwöhnte Cousine wagte es, noch bevor er ihr einen Antrag machen konnte, ihm einen Korb zu geben.
„Nein, es ist nur …“, unterbrach sie ihn: „Warum ausgerechnet sie? Ich kenne sie doch nicht einmal“, fuhr sie diesmal ruhiger fort.
„Ach, und die anderen Männer kennen sie schon alle, was?!“, seine Stimme wurde nur ein ganz klein wenig leiser, als vorher.
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich verstehe“, aber in Wahrheit verstand er sie nicht.
Was machte es für einen Unterschied, wen sie heiratet, ob ihn oder einen anderen. Sie kannte weder ihn, noch einen anderen.
Er stand auf und kehrte ihr den Rücken. Am Fenster lehnte er sich mit einer Hand gegen die Wand und sah hinaus. Zwar hatte sich der nächtliche Sturm gelegt, aber es wehte noch immer ein kalter Wind. Orange-braune Blätter flogen wild über dem Schlossgarten.
„Sie wollen mich nicht“, sagte er diesmal ruhiger.
„Um es höflich auszudrücken, ja.“
Der Rasen war noch immer grün. Die Büsche für den Winter zurecht geschnitten und beinah kahl.
„Gut. Ich gebe ihnen eine Frist.“
Er drehte sich wieder zu ihr, stützte sich mit beiden Händen gegen die Fensterbank und sah sie an. Sah ihr tief in die Augen.
Isabel schluckte leise.
„Wenn sie bis zu ihrem Geburtstag keinen geeigneten Ehemann gefunden haben, dann werden sie mich heiraten.“
Das sind gute zwei Monate, ging ihr durch den Kopf. Eine sehr kurze Zeit. Und dennoch war sie ihm für diese kurze Zeit dankbar.
Schon allein der Gedanke, an ihn gebunden zu sein, jagte ihr furchtbare Angst ein, wobei sie sich eingestehen musste, dass sie ihn sehr attraktiv fand. Hör auf, ihn weiter so anzustarren! Sonst verliebst du dich noch in ihn.
„Einverstanden. Und danke! Es wird mir sicherlich gelingen.“
Sie lächelte. Lächelte ihn dankbar an und in Richards Innern breitete sich ein Gefühl aus, das er vorher nicht kannte. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Er konnte vor Freude nicht anders, als zurück zu lächeln. Die Maske war gefallen. Seine raue Schale existierte nicht mehr.
Dann ließ sie ihn allein in seinem neuen Büro. Allein mit seinen Gedanken.
„Aber vorher müssen sie an mir vorbei.“
Und damit meinte er den Mann oder die Männer ihrer Wahl.
Und sein altes Ich kehrte wieder zurück.
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