Impressum
Autor & © 2014 Wolfgang Pfeifenschneider,
Paulskamp 20, 33790 Halle Westfalen
Lektorat & Produktion: Joachim Kummrow,
Schützenberg 5, 33790 Halle Westfalen
Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-1842-0
Das Autorenhonorar geht als Spende an den Verselbstständigungsfonds des Vereins Westfälisches Kinderdorf. Dieser unterstützt Heimkinder bei ihrem Start in der Welt der Erwachsenen. Mehr Infos unter www.wekido.de.
Wolfgang Pfeifenschneider
Morgen werde ich verkauft
Lebensweg eines Zwillings, der im Zweiten Weltkrieg Vater und Mutter an einem Tag verlor.
Widmung
Ich widme dieses Buch allen Kindern, die durch Krieg, Unfall oder Krankheit viel zu früh ihre Eltern verloren haben. 500.000 wurden im letzten Weltkrieg zu Vollwaisen, weitere 2.000.000 zu Halbwaisen.
Ich widme dieses Buch meinem Zwillingsbruder Joachim, meiner Frau Sigrid und meinen Kindern Bärbel und Hartmut sowie allen Enkeln, Urenkeln und ihren Nachkommen.
Ich hoffe für alle uns nachfolgenden Generationen, dass sie ihre Leben vor allem in jungen Jahren beschützter, unterstützter, selbstbestimmter und somit sicher später auch erfolgreicher gestalten können.
Danke
möchte ich mit diesem Buch all den Menschen sagen, die uns schwere Zeiten zu durchstehen geholfen haben. Und insbesondere jenen darunter, die gebrochenes Selbstvertrauen mit Anerkennung, Lob und Liebe gestärkt haben.
Danken möchte ich aber auch den vielen Freunden, Weggefährten und Helfern, die diesen Rückblick unterstützt haben. Dieser Dank gilt vor allem Brigitte Kreft (heute Bamberg), die Handschriftliches in Computerlesbares umgewandelt hat, und insbesondere dem ebenfalls hier bei uns in Halle Westfalen wohnenden Patenkind meiner aus Pommern stammenden Schwiegermutter Ilse Boers, Joachim Kummrow. Er hat mit seinen Ergänzungen aus meinen Erinnerungen ein faszinierendes Buch gemacht.
Wolfgang Pfeifenschneider, Halle Westfalen, im August 2014
Inhaltsverzeichnis
1) Beste Verbindung
2) Waschechte Berliner
3) Frische Seeluft
4) In der Grundschule
5) Begegnung mit einem Tennis-Star
6) Unbeschwerte Tage in Berlin
7) Ruhe vor dem Sturm
8) Bomben von oben
9) Die letzten guten Tage
10) 28. Mai 1943, Tag 1 einer schweren Zeit
11) Wochen im Kinderheim
12) Ungewisse Tage in Berlin
13) Die letzten Kriegstage in der Heimschule
14) Heimschulen – so hießen die Internate im verklärten Deutsch der Nazis.
15) Die Mitschüler
16) Freie Wochenenden und Ferien
17) Unvergessene Weihnacht in Garzin
18) Flucht vor den Russen
19) Totenträger im Splitterhagel
20) Langer Marsch zurück nach Waldsieversdorf
21) Typhus
22) Freigänger in der Erziehungsanstalt
23) Mit den Störchen gen Westen
24) Eine neue Familie?
25) Strafen statt Anerkennung
26) Ausbrüche in ein neues Leben
27) Ein Sommernachtstraum
28) Abschied vom Pfarrhaus
29) Das erste Fahrrad
30) Schwere Tage am Krankenbett
31) Unter Tage in der alten Heimat
32) Freikaufen für die Liebste daheim
33) Wer hatte schon ein Telefon?
34) Eine Lebensaufgabe in Halle
35) Schreck vor Weihnachten
36) Tante Lisa
37) Wiedersehen in Waldsieversdorf
38) Endstation Lebensglück
39) Nachklapp: Onkel Bruno erklärt sich
40) Unsere allergrößten Schätze
Unser Vater Hans Pfeifenschneider (Foto unten) , damals noch Junggeselle, übernahm in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Lederfabrik „GEBRÜDER KLINGE“ in Essen-Altenessen. Das Stammhaus befand sich in Dresden-Löbtau, und es gab noch ein Zweigwerk in Berlin. Viele Telefongespräche, die Vater führen musste, wurden über das Fernamt Berlin, Französische Straße, vermittelt. Vater und das „Fräulein vom Amt“ müssen oft und gern miteinander telefoniert haben. So oft, dass daraus eine große Liebe wurde.
Margarete Conell und mein Vater heirateten im April 1928 in Berlin. Er war nicht ganz 24, sie ein gutes Jahr jünger.
Beide zogen kurz darauf nach Altenessen (das Foto unten zeigt die Horster Straße mit unserer späteren Schule) ,
wo sie eine sehr schöne große Wohnung fanden. Die Lederfabrik lag gleich nebenan, war nur durch einen Garten und die Zufahrt zur Fabrik getrennt. Im Garten stand eine schöne Laube. Vater und Mutter genossen die ersten Jahre zu zweit. Mit dem Steeler Kanu-Club unternahmen sie gerne Touren auf der Ruhr (unten).
Am 1. Mai 1931 wurden wir, mein Zwillingsbruder Joachim und ich, Wolfgang, in Berlin-Lankwitz geboren. Es war der Wunsch unseres Großvaters mütterlicherseits gewesen, dass Mutter uns in Berlin zur Welt bringt. Die Großeltern wohnten in Steglitz. In der dortigen Lukas-Kirche wurden wir am 28. Juni 1931 getauft. Meine Patentante waren Herta Pfeifenschneider, die Schwester unseres Vaters, und Gabriele Schwartz.
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1934 – mit gerade einmal drei Jahren – kamen wir Pfeifenschneider-Zwillinge in den Kindergarten von Altenessen. Die damals ungeheuer schlechte Luft inmitten des Ruhrgebiets (bei uns hieß die westfälische Industrieregion nur „Pütt“) machte uns schwer zu schaffen. Wir hatten Asthma. Die Anfälle wurden immer häufiger. Unser Hausarzt empfahl den Eltern, für uns eine Kur an der Nordsee zu beantragen. Dem Antrag wurde stattgegeben und wir durften für vier Wochen auf die Nordseeinsel Norderney. Von Norddeich fuhren wir mit der Fähre zur Insel hinüber. Ganz nahe am Strand war das Kurheim. Es war eine schöne Zeit für uns. Wir spielten im Meerwasser und am Strand, was uns – wie man auf dem Bild unten bestimmt gut sieht - tüchtig Spaß machte.
Bei schlechtem Wetter gingen die Schwestern vom Kurheim mit uns in den Ort. Sie zeigten uns die Sehenswürdigkeiten der Insel.
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