“, das er vor kurzem veröffentlicht hat, haben sicher dazu beigetragen, dass die Entziehungsfrage des Lehrstuhls gleich wieder verworfen wurde. Kurz nach der Einweihung des Denkmals der Unterdrückung wurde ein globales Verbot für die Öffnung von Grabstätten verhängt, an denen sich Warnhinweise finden lassen, ganz gleich welcher Art und Herkunft. Trotz der Ereignisse der schwarzen Woche konnten Mark und seine Frau Dina das Graben im Sand nie ganz aufgeben und gehen der Archäologie auch weiter nach. Momentan arbeiten sie mit mehreren Studenten an drei Ausgrabungsstellen.
Dina und Doc befinden sich vor der Stadt Alexandria in einem riesigen Feld, das natürlich voll von der ägyptischen Regierung finanziert und auch überwacht wird. Datiert hat Dina die Funde auf ein Alter von etwa 2.000 Jahre. Hier hat etwas Großes stattgefunden.
Währenddessen befinden sich Mark und sein Sohn Leon in den Ruinen von Buraschus, um diese Stadt weiter freizulegen. Auch diese Ausgrabungsstelle ist gigantisch, denn täglich finden sie weitere Grundmauern von Gebäuden. Mark musste die Gruppe für ein paar Tage verlassen. Er hat dort einige Vorträge zum Thema „ Therapiegruppe Teufelsreiterin ”.
1. Schriftrolle (Neue Erkenntnisse und weise Fortschritte)
Kapitel 1.1 (Tor der Hoffnung mit neuem Haupt)
Kapitel 1.2 (Buraschus, Festung aus grauer Vorzeit)
Kapitel 1.3 (In der Vorlesung)
Kapitel 1.4 („ Was ist denn damals bloß mit ihr passiert?!” )
Kapitel 1.1
(Tor der Hoffnung mit neuem Haupt)
Sommer 2014. Sechs Monate waren inzwischen ins Land gezogen, seitdem das Denkmal der Unterdrückung an der A3 errichtet worden war. Doch dieses Mahnmal war der deutschen Regierung nicht genug, sie wollten mehr Menschen erreichen. Also wurde beschlossen ein weiteres Mal zu errichten. Diesmal dort, wo hunderte, ja sogar tausende Menschen im Jahr vorbei schreiten würden. Ein Tor, das die Menschheit bereits kannte - das Brandenburgertor! Im alten Stil mit neuen Glanz errichtet, sollte es eine neue Krone tragen. Gleich nachdem bekannt gegeben wurde, welches Haupt das Tor tragen wird, pilgerten abertausende zum Platz, der sich in mitten Berlins befindet. Noch in seiner Bauphase ist dies nun der meistbesuchte Ort der Welt. Dieses Bild, dieser Anblick aus dem altbekanntem Tor und dem neuem Haupt ist nun Sinnbild für Vergangenes und Neues, für alte Fehler und neuen Lehren, für Veränderungen, die stattfinden müssen und das Bündnis zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Es sind schon merkwürde Wege, die das Schicksal manchmal einschlägt, denn ist es doch Kaßandhra selber gewesen, die das Brandenburger Tor niedergerissen hatte. Und nun ist es ihr Gebilde, das als neues Haupt für Frieden und Hoffnung das Bauwerk krönt.
Kapitel 1.2
(Buraschus, Festung aus grauer Vorzeit)
24. Juni des selben Jahres
Ein großer Saal in einer namenhaften Universität. Dr. Mark Marino steht vor unzähligen Menschen und erklärt seine Version von den Teufelsreiterinnen. Aufgrund der Bezeichnung „ Therapiegruppe Teufelsreiterin“ ist auch diese Vorlesung bis auf den letzten Platz besetzt. An diesen Vorträgen nehmen nicht nur interessierte Studenten teil, auch Kritiker und Skeptiker dieser Theorie sitzen regelmäßig im Publikum. Sogar Radiomoderatoren sind im Publikum zu finden. Grund für die negativen Meinungen dürfte wohl die „Schwarze Woche“ sein.
„ Aber Dr.”, steht der Sprecher einer Menschenrechtsgruppe auf, „ ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz, wie kommen Sie auf Therapiegruppe?”
„ Ich verstehe Ihre Zweifel”, sagt Mark und tritt einige Schritte vor. „ D er Sinn einer Therapiegruppe ist doch der, sich gegenseitig zu stützen und untereinander Kraft zu schenken, damit alle Betroffenen ein negatives Erlebnis positiv verarbeiten können, oder nicht?”
„ Das ist ja auch richtig”, antwortet der Sprecher. Und bevor der noch mal zu Wort kommt, fügt Mark schnell noch hinterher: „Sehen Sie. Und genau das, haben die Teufelsreiterinnen getan!” Der Sprecher steht erneut auf und sagt: „ Sie haben zwar gute Argumente Dr., aber Sie müssen zugeben, was in Europa vor zwei Jahren geschah, hatte doch nichts mit der geistigen Verarbeitung von negativen Erlebnissen zu tun.”
„ Das oder diese Dinger, die vor zwei Jahren über Europa stürmten, hatten eigentlich mit den Teufelsreiterinnen nicht viel zu tun. Sie waren das Ergebnis eines Fluches - nicht mehr und nicht weniger . “
Gerade, als Mark seinen Vortrag fortführen will, meldet sich der Sprecher wieder zu Wort: „ Dr. Marino, ich habe die Vermutung, dass Sie wieder mal diese Truppen in Schutz nehmen.” So langsam beginnt dieser Typ nervig zu werden.
„ Ich habe es damals gesagt und ich sage es wieder! Ich verteidige die Teufelsreiterinnen überhaupt nicht! Aber ich verlange Verständnis, weil ihren Taten negative Ereignisse vorausgingen, Punkt.”
„ Und die Tatsache”, spricht der Sprecher siegessicher weiter, „dass Kaßandhra Ihre Frau in Nürnberg fast getötet hätte, lässt Sie weiter an ihre Denkweise festhalten?”
„ Ja, denn sie hat ihr nichts getan.”
„ Wieso eigentlich nicht? Gab es da nicht ein Gespräch?”, fragt der Sprecher grinsend.
„ Ist das hier ein Verhör?”, wird Mark langsam sauer. „So, jetzt passen Sie mal auf mein Junge. Ich gebe Ihnen jetzt mal einen guten Rat. Wenn Sie das nächste Mal einen Saal betreten, dann lesen Sie erst einmal das Türschild. Soweit ich mich erinnere, befindet sich an dieser Tür kein Schild mit der Aufschrift Gerichtssaal.” Das Gelächter, das nun durch den Saal fährt, soll dem Sprecher gewidmet sein und gibt Mark doch eine positive Rückendeckung. Er hat zwar viele Gegner und Skeptiker, aber das, was hier gerade geschieht, tut ihm doch sehr gut. Beschämt verlässt der Sprecher den Saal, sehr zügigen Schrittes.
Nach dem Abendessen hat sich Mark ins Zimmer seines Hotels verzogen. Ein entspannendes Telefonat mit Dina bringt die nötige Ruhe. Mit hochgelegten schuhlosen Füssen genießt Mark die Stimme seiner Frau, die begeistert von ihren neusten Funden spricht: „Sowas habe ich vorher noch nie gesehen. Da liegen so viele Helme und Waffen, dass man sie gar nicht zählen kann.“
„ Das klingt doch schön.“
„ Wie war eigentlich dein Vortrag, Schatz.“
„ Gut soweit, aber ich hatte wieder einen dieser Spinner im Publikum sitzen. Er wollte einfach nicht einsehen, dass du über die Sache in Nürnberg nicht reden willst.”
„ Rege dich nicht auf. Die wirst du immer wieder treffen. Schließlich sagst du immer wieder deine Meinung und das gefällt einigen Leuten eben nicht. Die wollen dich bloß ärgern, wenn sie Nürnberg ansprechen“, sagt Dina mit doch sehr liebevollen Ton.
„ Es ist mir irgendwie auch egal. Hat sich Leon schon bei dir gemeldet?”
„ Ja, er ist begeistert von Buraschus. Wann fährst du wieder hin?“
„ Morgen früh, direkt nach dem Frühstück. Ich denke, dass ich gegen elf dort ankommen werde.”
„ Na dann hast du aber noch etwas Schlaf verdient. Mach nicht mehr so lange, hörst du Schatz?“
„ Ja, wir sehen uns am Wochenende. Ich liebe dich mein Engel.”
„ Ich dich mehr! Bey.“
Bis spät in die Nacht zeichnete Mark an den Skizzen von Buraschus und fertigte weitere Bilder und Zeichnungen an.
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