Alexa Kim
Crow (Life Tree - Master Trooper) Band 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel Alexa Kim Crow (Life Tree - Master Trooper) Band 2 Dieses ebook wurde erstellt bei
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7.
Epilog
Vorschau
Bisher erschienen von Alexa Kim
Impressum neobooks
Leslie
Ich dachte, ich hätte mein Leben im Griff. Dass die alte Leslie auf der Erde zurückgeblieben ist, als ich die Stelle bei „Life Tree“ angenommen habe. Denn das war das, was ich wollte. Mein altes Leben hinter mir lassen … vergessen, welche Hoffnungen und Träume ich hatte, die niemals in Erfüllung gehen können. Aus Leslie wurde Dr. Barner – Leiterin der INBREED-Station von „Life Tree“.
Ich dachte, ich wäre zufrieden … wenn auch nicht glücklich, so doch zumindest zufrieden. Doch auf Terra Alpha wurde mir schnell klar, dass alles was ich hier tun konnte, wenig mit dem zu tun hatte, was ich eigentlich tun wollte. Die Frauen, die man von der Erde hierher bringt – verurteilte Gefangene … oftmals unschuldig – sind ein Spiegel meiner selbst. Ich bin genauso eine Gefangene wie sie, denn ein Zurück gibt es weder für sie noch für mich. Wir sind Eigentum von United Governments, der Regierung der Erde und Teil ihres geheimen Forschungsprojektes. Nur, dass man sie dazu zwingt, „Life Tree“ mit ihren Körpern zu dienen … ich hingegen habe meine Seele verkauft.
Ich habe versucht, die INBREED-Station in einen Ort der Menschlichkeit zu verwandeln. Doch ich habe versagt. Vielleicht ist das, was nun passiert, die Strafe dafür, dass ich mich auf „Life Tree“ eingelassen habe. Jetzt werde ich am eigenen Leib erfahren, was diese Frauen durchgemacht haben. Ab jetzt bin ich nicht mehr die Leiterin der Forschungsstation … ich bin nicht mehr diejenige, die Entscheidungen trifft … ich bin nur noch eine Frau … genau wie alle anderen Frauen auf Terra Alpha. Die Trooper-Einheiten haben Sektion A übernommen, und derjenige, der nun über alles und damit auch über das Forscherteam bestimmt, ist Crow – der junge Trooper, den ich vor wenigen Jahren selbst in das INBREED-Programm geholt habe. Von Anfang an besaß Crow eine besondere Empfindsamkeit und Intelligenz. Er war wie gemacht für INBREED … aber die Wahrheit ist, dass ich insgeheim gehofft habe, hier etwas von seiner Menschlichkeit zu erhalten … noch ein fataler Fehler. Crow ist nicht menschlich … acht Prozent seiner Gene sind die eines Raubtieres. Es ist so leicht das zu vergessen, wenn man täglich mit ihnen Umgang hat. Das war mein Fehler … diesen Fehler haben wir alle hier auf Terra Alpha gemacht.
Ein Teil von mir kann sogar verstehen, warum sie sich gegen uns gewendet haben – denn wir haben sie auf eine Art und Weise kontrolliert, die jedes Raubtier irgendwann gegen seine Gefangenschaft ankämpfen lässt. Wir haben uns zu sicher gefühlt… acht Prozent Raubtier-DNA wiegen mehr als zweiundneunzig Prozent menschliche DNA. Und selbst Crow kann nicht gegen seine Natur ankämpfen … wieder einmal war ich zu blind, das zu erkennen …
„Es ist besser, wenn Sie nicht allein sind, Doc … es wird Kämpfe geben, bis alle von uns die neue Ordnung akzeptiert haben; und ich kann Sie nur beschützen, wenn Sie in meiner Nähe bleiben.“
Crows Stimme reißt mich aus meinem schockähnlichen Zustand. Er sieht mich an, und das erste Mal fällt mir auf unangenehme Art auf, wie groß er ist. Ich reiche ihm kaum bis zur Schulter. Crow trägt seine Einsatzkleidung. Sie haben die Übernahme von Sektion A geplant … sind von ihrem Außeneinsatz zurückgekehrt und haben die Station im Handumdrehen übernommen.
„Doc ...“ Crows blaue Augen fixieren mich, und ich habe das Gefühl, gleich einen Schreikrampf bekommen zu müssen, als er seine Hand auf meine Schulter legt. Sie fühlt sich an, wie ein Stein, der mich in die Knie zwingt. Was ist mit dem Crow passiert, den ich kannte? Dem netten, jungen Trooper? Schon als ich das letzte Blutbild von ihm genommen habe, weil seine Partnerin nicht schwanger wurde, ist mir eine unterschwellige Veränderung an ihm aufgefallen. Er war ruhig und weniger aufgeschlossen als sonst … ganz so, als stünde er unter Druck oder einer starken Anspannung.
„Wo leben Sie, Doc?“
Seine Stimme ist tief, wie die aller Trooper, aber heute kommt sie mir noch ein bisschen tiefer vor als sonst. Ich versuche, die Bedeutung seiner Worte in meinem Gehirn zu analysieren, aber mein Kopf fühlt sich wattig an. Ich bin geschockt und total daneben.
„Doc … ich habe gefragt, wo Ihr Bungalow ist … oder leben Sie auf der Station?“
Mechanisch schüttele ich den Kopf und bringe tatsächlich eine Antwort heraus. „Die Bungalows des Forschungsteams befinden sich hinter der Station … innerhalb des eingezäunten Bereichs.“
Crow schiebt mich sanft aber nachhaltig vorwärts und gibt den anderen ein Zeichen, sich um die Forscher zu kümmern. Sie werden sie einsperren, bis sie wissen, wer auf ihrer Seite ist und wer nicht. Ich werde nicht eingesperrt … auf jeden Fall ist meine Gefangenschaft nicht so offensichtlich. Crows Hand auf meiner Schulter spricht jedoch Bände. Er hat mich nie berührt. „In Ordnung, Doc. Dann gehen wir jetzt zu Ihrem Bungalow.“
Ich starre ihn an. „Du … willst, dass ich dich mit in meinen Bungalow nehme?“
Er sieht mich lange an, anstatt mir zu antworten. Es ist keine Bitte … es ist seine Entscheidung. Die Distanz, die er zu mir halten musste, als ich noch die Leiterin und Ärztin von Sektion A war, gilt für ihn nicht mehr … und es ist auch nicht mehr an mir, zu entscheiden, wie nah er mir kommen darf.
„Ich sagte Ihnen bereits, Doc … es kann hier gefährlich werden in der nächsten Zeit. Sie brauchen Schutz. Und ich bestimme nun über all das hier.“ Er macht eine minimalistische Handbewegung, und mir ist klar, dass er nicht das Gebäude meint, sondern die Menschen … mich …
„Ich will möglichst nahe am Kontrollzentrum von Sektion A sein … und damit nah bei der Forschungsstation. Außerdem werden wir neue Aufgaben für das Forschungsteam finden … und damit auch für die Leiterin der Forschungsstation. Das sind Sie, Doc. Ich will Sie in meiner Nähe …“
Ist das alles? Ist das wirklich alles? , will ich ihn anschreien, aber natürlich tue ich das nicht.
Stattdessen nicke ich, als würde mir seine Erklärung einleuchten.
Ich gehe vor ihm her und kann die Blicke seiner blauen Augen in meinem Rücken spüren. Sie brennen sich durch meine Haut und reißen alte Wunden auf, von denen ich glaubte, sie seien längst vernarbt. In diesem Moment ist Crow nicht mehr der nette junge Trooper … jetzt ist er mein persönlicher Gefängniswärter.
Wir verlassen die Station durch einen Seiteneingang. Die Bungalows des Forschungsteams unterscheiden sich in der Bauweise nicht von denen des Wohnparks, der für das INBREED-Programm angelegt wurde. Sie sind nur individueller eingerichtet. Jeder von uns hat persönliche Dinge von der Erde mitgebracht. Die Trooper kommen nur alle vier Monate in ihre Bungalows. Wir unterbinden persönliche Beziehungen außerhalb der Einheiten, ebenso wie Beziehungen zu materiellen Dingen oder zu ihren wechselnden Partnerinnen … sie sollen sich als Soldaten verstehen, die nicht an Familie oder Heim gebunden sind. Nun … zumindest war das bisher so. Was jetzt geschieht, ist nicht abzusehen.
Meine Hände zittern, als ich meinen Magnetschlüssel an den Türschlossentriegler halte. Der vertraute Geruch meines Zuhauses steigt mir in die Nase … hier ist mein Rückzugsort von „Life Tree“ … hier bin ich sicher.
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