8. Wirksame Wellnessmethoden für jederman
Carina Tögel
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 Carina Tögel
ISBN 978-3-8442-4278-2
8 wirksame Wellnessmethoden für Gesundheit und Wohlbefinden
(1) Was bedeutet eigentlich "Wellness"?
Der Begriff hat seinen Ursprung als Kompositum aus "well-being" (Wohlergehen), "fitness" (Fit sein) und "happiness" (Glücklich sein). Er wurde in den 1950er Jahren in den USA geboren und in den 1970er Jahren als staatliches Programm für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung weiter entwickelt.
Heute erlebt der rechtlich nicht geschützte Begriff Wellness beinahe eine Inflation und wird viel missbraucht als Schlagwort für so Manches, was mit Wellness im eigentlichen Sinne nicht mehr viel gemein hat. Wellnesskaffee, Wellnesssocken oder Wellness-Hundecräcker - Auswüchse oder sinnvolle Produkte? Wellness ist mehr als reiner Lifestyle.
Alles begann mit dem Wasser, dem Ursprung allen Lebens.
Die ersten Wellnesstempel bauten die alten Griechen und Römer. Von ihrer verfeinerten Lebenskultur und Ästhetik lernen wir noch heute. In Ägypten wusste man bereits um 1500 v. Christus die heilende und entspannende Wirkung des
Wassers zu nutzen. Hydrotherapie war kein Fremdwort. Griechische Ärzte kamen von weither, um von den ägyptischen Erfahrungen zu lernen. Meerwasser wurde in Kupfer-Wasserleitungen bis ins Innere des Landes transportiert. Schon damals ahnten die Heilkundigen, dass die Zusammensetzung des Meerwassers dem menschlichen Blutplasma ähnelt.
In der minoisch-mykenischen Hochkultur feierte sich die griechische Bäderkultur mit prächtigen Bädern wie etwa auf Knossos und Pylos, die ersten Saunen und Dampfbäder entstanden. Auch der Orient beeinflusste die westliche Freizeit- und Gesundheitskultur mit Dampfbad und Hamam. Über die Badestuben des Mittelalters war kein allzu weiter Weg zu den ersten Kuranstalten und Kurbädern, zur Trinkkur und zu aufblühenden Kurorten und Seebädern.
Die Wasserkur Sebastian Kneipps, die Badeschiffe und Aalkästen an Nord- und Ostsee und die ersten öffentlichen Volksbäder und Badanstalten führten in letzter Konsequenz zum privaten Badezimmer, das es zwar bereits bei den alten Römern und Ägyptern gab, aber nur für die Reichen und Schönen. Im Islam und im Judentum nahm das Bad einen rituellen Charakter an. Dass das Motiv des Bades in der Malerei über die Jahrhunderte eine besondere Stellung einnahm, hat auch mit der sich damit bietenden Gelegenheit zur Aktmalerei zu tun (vgl. Rubens/Corinth "Susanna im Bade"), zeigt aber vor allem den hohen Stellenwert der Hydrotherapie zu allen Epochen.
Das deutsche Gesundheitswesen ist eines der besten medizinischen Versorgungssysteme weltweit. Als Jobmotor und Wachstumsbranche mit rund 5 Millionen Mitarbeitern ist es außerdem ein bedeutender volkswirtschaftlicher Faktor. Die Gesundheitsausgaben stellten 2010 ca. 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In die Schlagzeilen gerät es immer wieder, wenn die immensen Kosten, die dieser vielverzweigte Apparat generiert, etwa am Thema "Erhöhung der Krankenkassenbeitragssätze" diskutiert wird. Immer stärker wird der Bürger von öffentlichen Stellen, Krankenkassen und Ärztevereinigungen in die Pflicht genommen, selbst Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen. Gesund zu bleiben und sich wohl zu fühlen, bedeutet nicht nur mehr Lebensqualität, sondern auch Erwerbsfähigkeit und Teilhabe am gesamtgesellschaftlichen Leben.
So gewann der Begriff Wellness eine ganz neue Qualität. Selbst das Bundesministerium für Gesundheit erkennt Wellnessanwendungen als Teil des sogenannten "Zweiten Gesundheitsmarktes" an. Er bezieht sich laut Definition des BM Gesundheit ( www.bmg.bund.de/gesundheitssystem/gesundheitswirtschaft. html) auf die Bereiche "freiverkäufliche Arzneimittel, individuelle Gesundheitsleistungen, Fitness, Wellness, Gesundheitstourismus und Sport, Freizeit, Ernährung und Wohnen". Der erste Gesundheitsmarkt dagegen umfasst die Gesetzliche und die Private Krankenversicherung sowie Leistungen von Arbeitgebern, Staat und Sozialversicherungsträgern.
Wellness kann passiv und aktiv verstanden werden, als ein Zustand der glücklichen Zufriedenheit und als das Bemühen darum. Man gönnt sich Wellness-Anwendungen oder trägt selbst aktiv zur Förderung des Wohlbefindens bei. Wellness geht über Fitness und Bewegung hinaus. Dieses ganzheitliche Gesundheitsverständnis umfasst alles, womit der Mensch seine Gesundheit positiv beeinflussen kann, was ihm dauerhaft gut tut und ihm Kraft, Energie und Lebensfreude schenkt. Beglückende Wohlfühlmomente, die sich nachhaltig auf Körper, Geist und Seele auswirken und die ihn im Einklang mit seiner Umwelt und seinen Mitmenschen stehen lassen.
Wellness und Fitness sind eng verwandt und vernetzt. Die deutschen Gesundheits- und Fitnessbranchen boomen. Viele Menschen wollen ihre Kraft und ihre Gesundheit erhalten, indem sie in der Freizeit oder in Vereinen Sport treiben oder in Fitness-Studio trainieren. Dabei begnügen sie sich heute nicht mehr mit ein paar Trainingsgeräten und Hanteln. Moderne und
marktorientierte Fitnessstudios haben sich in den letzten Jahren in Richtung Medical Fitness und Medical Wellness entwickelt, um der anspruchsvollen Klientel mit maßgeschneiderten, individuellen und ganzheitlichen Programmen viel Mehrwert zu bieten. Methoden wie Körperanalyse, Ernährungs-, Lebens- und Stilberatung, Energiearbeit, medizinische Betreuung, Physiotherapie und Gewichtsverlust-Programme ergänzen das klassische Angebot aus Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining. Sauna, Sonnenbank und Massage gehören heute schon zum Standard eines progressiven Fitness-Studios.
Sie haben es bestimmt schon am eigenen Leib erlebt: Wenn Sie sich sportlich betätigen, werden Endorphine (Glückshormone) freigesetzt, von denen Körper, Geist und Seele profitieren. Wellness ist keine Aufgabe, die mit zusammengebissenen Zähnen, Disziplin und Willenskraft gemeistert werden muss. Wellness gehört zu den schönsten Disziplinen, mit denen Sie sich verwöhnen können. Eine lockere Einstellung lässt Sie daraus viel Gutes ziehen. Wellness ist sowohl der Weg als auch das Ziel: Bringen Sie sich ein und warten Sie, was passiert!
Auch Beauty-Anwendungen werden als Wellness im weiteren Sinne verstanden. Ganz zu recht: Eine professionelle Kosmetikbehandlung, Schönheitsbäder oder Ganzkörperpackungen dienen nicht nur der Schönheit, sondern auch der Entspannung und Anregung. Ein wöchentlicher Pflegetag oder das abendliche Baderitual mit anschließender Schönheitspflege klammern den Alltag aus und stimmen die Sinne auf Entspannung oder Nachtruhe ein. Eine wesentliche Voraussetzung für erholsamen Schlaf, der von größter Bedeutung für die Regeneration, den Ausstoß von Wachstumshormonen und die Zellenerneuerung ist. Der Fettstoffwechsel erhält durch ausreichenden Schlaf einen kräftigen Anschub.
Heute werden allerdings auch tiefer eingreifende Körperbehandlungen wie Fettabsaugung, Schönheitsoperationen oder Botox-Aufpolsterungen zu Wellness-Anwendungen gezählt, zugegeben nur entfernte Verwandte des Wellness-Gedankens. Ein Verkaufsschlager oder tatsächlich ein Zeichen für ein gewandeltes allgemeines Bewusstsein?
An den fatalen "Kraft-durch-Freude-Aktionismus" des Dritten Reichs zu denken, verbietet sich natürlich angesichts des heutigen Wellness-Booms. Wellness-Tourismus trägt heute andere Züge. Angesichts des erdrückenden Angebots von Schönheitsfarmen, Wellnesshotels und Kureinrichtungen fällt es schwer, das Wesentliche vom Beliebigen zu trennen. Denn eine einzige Saunakabine macht noch kein Wellnesshotel aus.
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