Anne Hope
Zwangsweise eingeliefert - Hilflos im Irrenhaus
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anne Hope Zwangsweise eingeliefert - Hilflos im Irrenhaus Dieses eBook wurde erstellt bei
Anne Hope Anne Hope Zwangsweise eingeliefert Hilflos im Irrenhaus Text © 2016 Anne Hope All rights reserved Cover © kopitinphoto - Fotolia.com
Prolog - Hilflos
Kapitel 1 - Die Spezialtherapie
Kapitel 2 - Zärtliche Folter
Kapitel 3 - Bittersüße Träume
Kapitel 4 - Die Heilung
Inhalt
Impressum tolino
Zwangsweise eingeliefert
Hilflos im Irrenhaus
Text © 2016 Anne Hope
All rights reserved
Cover © kopitinphoto - Fotolia.com
Tanja erwachte langsam aus einem drogenumnebelten Schlaf. Die Welt vor ihren Augen war verschwommen und unbekannt, dass Licht zu grell, die Umrisse undeutlich. War dies der Himmel, fragte Tanja sich im Stillen, oder war es doch die Hölle?
Eins von Beidem musste es sein, hatte sie Erfolg mit ihrem Vorhaben gehabt.
Sie blinzelte mehrfach, doch der verschwommene Eindruck um sie herum wich kaum. Sie erkannte ein helles Zimmer, sanfte, beruhigende Farben an den Wänden, kaum Konturen. Wie im Mutterleib, dachte die junge Frau unwillkürlich, und bei diesem Gedanken musste sie lächeln und es wurde ihr übel zugleich. Ihre Mutter. Sie hatte das Ganze ja erst ins Rollen gebracht mit ihrer gehässigen Art und den...
Erinnerungsfetzen drangen an Tanjas Bewusstsein. Männer; drei oder vier, die sich über sie hermachten. Sie selbst lag gefesselt in einem sehr weichen Bett, doch Arme und Beine hatte sie nicht bewegen können. Einer der Männer hatte ihre Brüste geküsst; ein weiterer hatte mit ihr geschlafen. Immer wieder sagten die Männer, wie schön sie sei, wie liebenswert, wie absolut perfekt.
So unverschämt lügen konnten Menschen nur im Traum.
Es öffnete sich eine Tür. Mittlerweile war Tanja sich sehr sicher, dass dies weder der Himmel noch die Hölle war. Weder im Himmel noch in der Hölle konnte man einen solchen Durst verspüren. Hunger hatte sie auch. Dabei hatte sie doch genug Pillen gefressen, um beide dieser profanen Gefühle nie wieder ertragen zu müssen!
Das Zimmer nahm langsam Gestalt an, und Tanja wunderte sich, dass sie dieses Zimmer kannte. Woher, das wusste sie nicht. Nur den Mann, der zur Tür hinein kamen, den kannte sie nicht. Ein bekanntes Gefühl kroch ihr den Nacken hinauf; Angst.
»Frau Weller«, sagte der Mann im weißen Kittel ein wenig zu laut, »wie geht es uns denn?«
»Wie es Ihnen geht, ich habe keine Ahnung«, flüsterte Tanja, »aber mir geht es beschissen.«
Ungerührt blätterte der Arzt - Tanja war sich nun sicher, dass es einer war - in der Akte, die er in den Händen hielt. Ein paar Mal warf er einen kurzen Blick auf die junge Frau und sah dann sofort wieder auf die Akte. Tanja wartete ab. Wer immer sie in dieses Schlamassel gebracht hatte, würde elendig dafür büßen. Oh ja.
Schließlich begann der Arzt zu sprechen.
»Frau Weller, mein Name ist Doktor Rubin, ich bin Ihr behandelnder Psychiater. Sie befinden sich in einer privaten Nervenheilanstalt. Ihre Mutter hat sie einliefern lassen, nachdem Sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen.«
Er hielt kurz inne und sah Tanja offen ins Gesicht. Im Inneren der jungen Frau brodelten sehr gegensätzliche Gefühle direkt nebeneinander: Trauer, dass sie es nicht geschafft hatte, Wut, dass ihre Mutter wieder einmal sich in Dinge einmischte, die sie nichts angingen, und Mordlust; am besten gleich an allen Menschen, die sie kannte.
»Hören Sie«, Tanja versuchte ruhig zu klingen. »das ist alles ein großes Missverständnis. Ich habe keine Probleme. Ich gehöre auch ganz sicher nicht in ein Irrenhaus. Meine Mutter... sehen Sie, meine Mutter hat selber Probleme. Sie ist ein einziges Problem. Wenn Sie mich also bitte nun gehen lassen würden...«
Wie als Aufforderung hob Tanja die Hände, die noch immer am Bett festgemacht waren. Die Fesseln waren zwar weich, aber es war demütigend, sich nicht einmal an der Nase kratzen zu können, wenn sie es gemusst hätte.
Doktor Rubin schüttelte den Kopf. »So weit sind Sie noch nicht, Frau Weller. In Ihrem Magen wurden beträchtliche Mengen Beruhigungsmittel gefunden. Ihre Mutter hat uns darüber informiert, dass sie aufgrund Ihrer psychischen Vorerkrankung bereits die Vormundschaft über Sie hatte. Wir sind befugt, Sie hier bis zu Ihrer Genesung zu halten, und da Sie auf die erste Behandlung offenbar nicht angesprochen haben, werden wir einen anderen Weg finden, Sie zu heilen.«
»Was denn für einen Weg? Was willst du scheiß Psychodoc denn von mir? Meinst du, das hätten nicht schon andere vor dir versucht? Das einzige Problem hier bist du, also mach diese verkackten Fesseln ab und lass mich hier raus!«
Ihre Stimme überschlug sich, als Tanja den Arzt anschrie, doch der reagiert überhaupt nicht auf die junge Frau. Im Gegenteil; er lächelte sogar.
»Wir werden einen Weg finden«, wiederholte er und wandte sich zum Gehen.
»Ach fick dich doch!«, rastete Tanja aus. Sie zerrte an den Fesseln und schrie aus Leibeskräften. »Pass nur auf, wenn ich hier raus komme, dann fick ich dich, du Sau! Ich ficke dich so sehr dass dir Hören und Sehen vergeht!«
»Darauf möchte ich wetten«, murmelte der Arzt und schloss die Tür hinter sich.
Zwei Tage und zwei Nächte ließ man Tanja vollkommen alleine. Drei Mal am Tag kam eine Schwester zu ihr und brachte etwas zu Essen; für die Notdurft hatte man ihr einen Katheter gelegt. Einmal am Tag kam eine andere Schwester mit der Bettpfanne. Tanja schrie sie alle an. Sie schrie jeden an, der ihr Zimmer betrat, so dass der Doktor am zweiten Tag verfügte, dass die Patientin nicht nur gefesselt, sondern auch geknebelt werden sollte. Was für eine Art Anstalt war das hier eigentlich, fragte sich die vor Wut kochende Tanja, eine Folterkammer? Sie versuchte den Pfleger zu beißen, der ihr den Knebel anlegen wollte - einen Ball mit Löchern an einem Lederband - aber der Pfleger war geschickt. Sicher hatte er das Dutzende, wenn nicht Hunderte Male getan. Zuerst versuchte Tanja noch zu brüllen. Doch als niemand auf ihre grunzenden Laute reagierte, gab sie es auf. Es war immer das Gleiche.
Sie kannte das zu Genüge, seit den ganzen sechsundzwanzig verkackten Jahren, die sie nun auf diesem Erdball wandelte. Nie hatte ihr jemand zugehört, am Allerwenigsten ihre beschissene Mutter, die ja eh immer alles besser wusste. Ging es Tanja gut, so fragte sie: »Was hast du nun schon wieder angestellt?« Ging es ihr schlecht, hieß es nur: »Stell dich nicht so mädchenhaft an!« Sie wusste noch ganz genau, als sie in der Pubertät gewesen war. Sie hatte Weinkrämpfe bekommen, Angstattacken, einfach so, sie fielen einfach vom Himmel. Ein paar Mal hatte ihre Mutter das mitbekommen. »Was heulst du rum?« Wenn Tanja keinen Grund benennen konnte, fing sie sich eine saftige Ohrfeige ein. »Jetzt hast du einen Grund.« So war es immer gewesen, tagaus, tagein. Irgendwann lernte das Mädchen, ihre Gefühlsregungen zu verstecken; vor anderen, vor sich selbst und vor allem vor ihrer Mutter.
Ja, es tat weh. Alles tat weh, und deswegen hatte Tanja diese Scheiße auch beenden wollen. Denn es war doch immer nur das Gleiche. Entweder hatten andere gute Gründe, sich mit ihr abzugeben (zum Beispiel um sich von ihr Geld zu leihen oder sie zum Dope kaufen zu schicken, weil sie als hübsche Frau ja mehr ins Tütchen bekam), oder sie trampelten sowieso nur auf ihr rum und interessierten sich einen Dreck dafür, wie sie sich dabei fühlte. Jens, ihr Freund, machte mit allem rum, was eine Fotze hatte. Es juckte ihn Null, dass sie dabei litt wie ein Vieh. Er hatte ihr sogar ins Gesicht gelacht und gehöhnt: »Aber Schätzchen, bei deinen Kochkünsten will ich echt nicht jeden Tag Kartoffeln essen müssen, verstehste, oder?«
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