»Also wirklich, Franzi! Manchmal bist du ganz schön komisch, weißt du das? Du tust ja grade so! als ob alle Frauen, die Spaß am Sex haben Schlampen sind.«
Darauf antwortete Franzi nie. Sie wollte ihre Freundin nicht beleidigen. Aber genau das war es, was sie dachte. Auch jetzt blickte sie mit gemischten Gefühlen hinüber zum Pavillon, wo Nicole zwischen zwei Männern auf dem Boden lag und mit offenem Mund den Kopf hin und her warf. Wahrscheinlich schrie sie, vielleicht stöhnte sie auch nur oder tat, was sie besonders gerne machte. Betteln. Flehen. Nicht um Gnade, sondern um mehr. Nicole war sehr gesprächig, wenn sie mit Männern zusammen war. Franzi konnte ein Lied davon singen. Einmal hatten sie in einem Hotelzimmer nebeneinander in einem Kingsize-Bett gelegen, als Nicole Gesellschaft gehabt hatte. Der Mann hatte sich mit dem vollen Gewicht seiner zwei Zentner auf die geworfen und sie zu einer zappelnden, zuckenden Kugel zusammengepresst und mit raschen Stößen zum Wahnsinn getrieben. Nicole hatte ihm im Sekundentakt mitgeteilt wie nahe sie dem Ziel schon war. So hatte Franzi den Orgasmus ihrer Freundin in Bild und Tön mitverfolgen können und mit anhören dürfen, wie ihre Freundin dem Mann ununterbrochen Anweisungen zugekreischt hatte, die dieser mit äußerster Kraft in die Tat umgesetzt hatte.
Franzi verstand die Männer nicht. Wie konnte ein Kerl sich erregen, wenn er wusste, dass die Frau ihn nur ausnutzte? Irgendwie erschien es ihr unpassend. Männer sollten so etwas nicht tun. Aber andererseits erregte sie auch die Vorstellung, dass Männer wild und hemmungslos wurden, wenn sie merkten, dass sie es mit einer Frau zutun hatten, die einfach nur geil und lüstern war und es unbedingt haben wollte. Deswegen spürte Franzi jedes Mal, wenn sie Nicole sah, dieses Kribbeln und Ziehen im Unterleib. Jedes Mal wurde sie feucht, obwohl sie sich nie zu so etwas hinreißen lassen würde.
Das, was Jenny tat, machte sie schon viel eher nervös. Sie drehte sich um und sah erneut auf die Männer auf der Terrasse. Sie hatten nur Augen für Nicole, die unter einem Zwei-Meter-Hünen begraben war, der sie mit wuchtigen Stößen in den Hintern penetrierte, während der Mann unter ihr mit aller Kraft dagegenhielt und sie vaginal erregte. Mit ausgestreckten Armen stemmte sie sich über ihm empor und bot ihm ihre beiden Brüste so gut sie konnte dar. Er hielt sie mit beiden Händen, als müsste er Nicole nach oben drücken. Sie selbst achtete weder auf den Mann unter sich, noch versuchte sie, über die Schulter auf den Hünen über ihr zu blicken. Jede andere hätte geschrien in solch einer Situation. Sie nicht. Nicole war belastbar .
Franzi spürte ein Drücken und Zwicken zwischen ihren Pobacken. Wenn der Riese nur halb so gut gebaut war, wie sie es sich vorstellte, musste er ihre Freundin regelrecht zerfetzen. Wie konnte sie sich in solch einer Situation nur derart freuen. Um mehr betteln? Den Mann noch anfeuern? Franzi wusste keine Antwort darauf. So wenig wie auf die Frage, warum es sie erregte, wenn sie an die Schmerzen dachte, die ein solch gewaltiges Glied im Hintern verursachen musste. Hemmungslos penetriert zu werden mit solche einem Marterpfahl musste furchtbar sein. Und dennoch zitterte sie vor Lüsternheit, wenn sie es sah. Nur Nicoles Ausgelassenheit schien irgendwie nicht zu passen. Jennys Hingabe war da schon passender. Sie tat, was man von ihr verlangte, ohne den Männern das Gefühl zu geben, dass sie nur nahm, was sie brauchte. Die Männer nahmen sich bei ihr, was sie brauchten. Franzi hörte Jenny husten und keuchen. Mit aufgeblasenen Wangen nahm sie auf, was sie konnte, als der Mann ihren Kopf fest gegen seinen Unterleib presste. Obwohl sie bis zuletzt für alle drei da gewesen war, hatte sie nun aufgehört die anderen beiden zu masturbieren. Sie konnte nicht anders. Alle ihre Sinne waren auf die Fontänen gerichtet, die in ihren Mund schossen. Franzi sah, wie sie schluckte. Die anderen beiden Männer bewegten Jennys Hände vor und zurück, vor und zurück. Einen Augenblick war Franzi versucht, ihr zu Hilfe zu eilen und Hand anzulegen. Doch da Schoß es schon aus dem Mann heraus. Nun bewegte sich Jenny wieder. Das Sperma auf ihrem Arm hatte sie an die beiden anderen erinnert und daran, dass sie ihnen etwas schuldig war. Zumindest waren das die Gedanken, die Franzi in diesem Moment durch den Kopf gingen. Würde sie dort knien, würde sie genau das denken.
Es war nicht recht, einen Mann zu erregen und ihn dann um das zu betrügen, was er erwartete. Mit pochendem Herzen drehte Franzi den Kopf wieder in Richtung Garten, wo Nicole noch immer eingeklemmt zwischen den Männern lag und sich dem Orgasmus entgegen schrie. Nun, da die Männer auf der Terrasse schwer atmend zu Ende gekommen waren, konnte man Nicole hören.
»Ja! Ja!«, kreischte sie. »Nicht aufhören! Ich komme! Ich komme! Oh Gott! Michael!«
Den Bewegungen von Nicole nach zu urteilen, musste es der Fitnesscentertyp unter ihr sein. Sie schaffte es tatsächlich, sich an ihm zu reiben, obwohl sie kaum Freiraum hatte. Aber in ihrem Zustand war eben alles möglich. Nicole ließ sich nehmen, sie nahm selbst. Den beiden war es egal. Michael bäumte sich auf. Nicole schrie aus vollem Hals und der Riese brüllte wie ein
Löwe. Es war ein langer kehliger Schrei. Dann sank er auf Nicoles Rücken. Sie lachte. Franzi sah die drei Männer auf der Terrasse an. Ihre Penisse waren schon wieder steif und hart, so sehr hatte Nicoles Geschrei sie erregt. Jenny hatte sich inzwischen erhoben und sah lächelnd Franzi an, während sie sich das Kinn abwischte.
»Wo sind Mike und Andrew?«, wollte Jenny wissen und drehte ihre spermaverschmierten Arme hin und her. Offensichtlich gefiel es ihr, so mit Sperma bedeckt zu sein. Franzi wünschte, sie wäre an Jennys Stelle. »Ich weiß es nicht«, stottere Franzi. »Ich ... Nicole ... ich wollte nur wissen, wo Nicole ist.«
»Wollt ihr schon gehen?«
»Nein ... ja ... leider. Ich habe Morgen einen anstrengenden Tag«, log Franzi ohne zu wissen, warum sie das sagte. Aber sie wollte wirklich gehen. Erstens hatte sie keine Lust, sich mit Mike und Andrew einzulassen und zweitens war sie noch immer völlig durcheinander wegen dem, was sie gerade gesehen hatte. Mehr noch als das verwirrten sie aber ihre widersprüchlichen Gefühle. Sie wollte gehen, bevor sie etwas tat, was ihr noch leid tun könnte. Was das war, wusste sie selbst nicht. Das verwirrte sie nur noch mehr.
Im Auto kam es beinahe zum Streit. Nicht weil Nicole wütend war über Franzis Wunsch, die Party zu verlassen, sondern wegen dem, was Franzi geahnt hatte und was nun eingetreten war. Nicole hatte getrunken. Nicht so viel wie Franzi, aber dennoch genug.
»Du kannst doch so nicht fahren!«, schimpfte Franzi.
»Willst du fahren? Nur zu, ich bin nicht wild drauf.« »Sehr witzig!«
»Was ist denn los? Du wolltest dich auf einmal gehen, nicht ich!«
»Ja, ich weiß. Entschuldige. Ich weiß selber nicht, was mit mir los ist. Ich bin müde ... und dann waren da noch die beiden Typen.«
»Mike und Andrew?« Nicole lachte. »Habe gehört die hast du mit einer riesigen Latte in der Hose stehen lassen. Jenny meinte, die waren noch immer beim zelten, als sie ihnen in der Küche begegnet ist.«
»Beim zelten?«
Nicole hielt ihre linke Hand etwa zwanzig Zentimeter über ihren Unterleib und verzog das Gesicht, als hätte sie schmerzen. »Autsch!«
Jetzt musste auch Franzi lachen. »Du meinst, die standen echt mit einer Latte in der Hose in der Küche?«
»Ja«, prustete Nicole los. »Jenny meinte nur, die seien fast explodiert. Die musste sie kaum anfassen, da gingen die schon los.«
»Jenny hat ...?« Franzi hob ihre rechte Hand und machte eine Bewegung wie beim masturbieren eines Gliedes.
»Na klar. Du hast sie ja gesehen. Bei ihr kommt jeder auf seine Kosten.« Nicole verzog missbilligend das Gesicht. »Was meinst du damit?«, wollte Franzi wissen, die sich über den Ton in Nicoles Stimme wunderte.
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