Was ich gesehen habe? Hörst du selbst, wie sie die Treppe runtergehen? Wie Soldaten, die in den Krieg ziehen und dabei lachen sie. Ich platze bald!
Sie sind jetzt im Hof. Das ganze Viertel hört sie. Ich gehe mal ans Fenster und schaue nach. Keine Angst, Lisa, sie werden mich nicht sehen. Ich bleibe hinter der Gardine. Oh mein Gott, Schande über mich. Ich bin in meinem eigenen Land und verstecke mich in meiner eigenen Wohnung hinter einer Gardine, hinter einem Stoff, damit diese Gauner, diese Landesräuber, diese Kultur- und Frauendiebe mich nicht sehen? Wie tief sind wir nur gesunken? Wo ist unsere Ehre…, okay Lisa, wo ist meine Ehre geblieben?
Hey, Lisa, komm schnell, kommst du mal her, sieh mal da! Das ist der Gipfel der Demütigung. Schau mal in welches Auto ihre Besucher steigen! So ein Auto habe ich nicht. So ein Ding fährt nicht jeder. Das ist ein Luxusauto, Lisa. Ein teures Auto. Ich habe ein altes Auto, das ich gebraucht gekauft habe und diese Fremden fahren ein Auto, das niemand in meiner Familie sich leisten kann? Ist das normal? Schau mal, wie sie angeben! Ich mag es lieber, wenn Politiker solche Autos fahren. So ein Auto kann die große Mehrheit der Bevölkerung nicht fahren. Genau so ein Auto fährt doch unser Staatsoberhaupt. Ich darf das nicht, aber der Afrikaner darf es, weil er studiert hat.
Weißt du was? In meinem eigenen Land bin ich nur ein Werksarbeiter mit einer sinnlosen Ausbildung, aber was kann ich dafür, Lisa? Was kann ich dafür? Diese feigen und fremden Politiker verbringen ihre Zeit damit, solche Parasiten zu fördern, anstatt ihren eigenen Landsleuten Wohlstand zu bringen.
Was? Deswegen bin ich psychisch krank? Das fragst du, Lisa? Ich musste doch so viel arbeiten, damit man ihnen die Sozialleistungen finanziert. Der Druck auf der Arbeit hat mich krank gemacht und ich habe Burnout! Deswegen kann ich sagen, dass sie schuld sind, dass ich so geworden bin, wie ich bin und unglücklich bin.
Es tut weh, zu sehen, wie ich mich in meiner Wohnung verkrieche und zuschaue, wie die da draußen glücklich sind? Das sagst du mir, Lisa? Auch wenn es stimmen würde, habe ich nicht das Recht dazu?
Das tut weh, Lisa. Ich hasse glückliche Ausländer. Ja, ich hasse glückliche Menschen, weil sie mich dazu bringen zu sehen, wie elend mein Leben ist. Weil sie mir das Gegenteil von dem zeigen, was man mich gelehrt hat, weil sie mir immer wieder vor Augen führen, dass du, egal wo du bist, egal was du bist, zufrieden, erfolgreich und glücklich sein kannst. Ich hasse diese glücklichen Menschen, weil sie mir in mein Gewissen reden. Wegen ihnen geht es mir jetzt noch schlechter als vorhin, bevor ich angefangen habe zu jammern. Siehst du, wie lange ich mich jetzt schon aufrege, nur um danach festzustellen, dass es nichts da draußen geändert hat? In dieser Zeit hätte ich Sport treiben können. Nun habe ich ein schlechtes Gewissen und ich fühle mich wirklich klein. Wäre dieser Afrikaner nicht hier, hätte ich das nicht bemerkt. Glückliche Menschen rauben einem die ganze Energie!
Nee, Lisa, ich hasse glückliche Menschen! Sie haben das, was ich am meisten anstrebe und nicht schaffe, es zu erreichen!
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