Inhaltsverzeichnis
Geleitwort Geleitwort Mit dem vorliegenden Buch finden die Leserinnen und Leser eine, im deutschen Sprachbereich einmalige, Darstellung der Möglichkeiten und Chancen des Selbstmanagementansatzes in der Therapie der Alkoholabhängigkeit. Es ist erstaunlich, wie wenig dieser Ansatz, ursprünglich von Frederik H. Kanfer entwickelt, in Deutschland und den Nachbarländern rezipiert wurde. Dies mag vor allem seiner Komplexität geschuldet sein. Denn Selbstmanagement ist – wie auch der Titel des vorliegenden Buches „Der mündige Trinker“ zeigt – ein anspruchsvolles und zutiefst humanistisches Programm. Insofern ist es der besondere Verdienst des Autors Peter Sadowski, dass er Theorie, Modelle und Praxis des Selbstmanagements in seiner Anwendung auf alkoholbezogene Probleme dargestellt hat und damit zur sicherlich verdienten und notwendigen weiteren Verbreitung des Therapieansatzes beiträgt. Zur Systematik des Selbstmanagements gehören vor allem, dass der Patient selbst eindeutige Entscheidungen zum Behandlungsauftrag und zur Störungsbewältigung trifft, wobei er wohlwollende therapeutische Begleitung erfährt dass den Betroffenen grundlegende Selbstmanagement-Kompetenzen vermittelt werden. Insofern liefert die Therapie entscheidende Bausteine zu einer erfolgreichen Lebensführung und einem gelingendem Leben dass die funktionalen Zusammenhänge zwischen Störungsentwicklung und Persönlichkeit gemeinsam mit den Patienten identifiziert werden und dass schließlich gemeinsam mit dem einzelnen Patienten Alternativen für die Art des Erlebens und Verhaltens erarbeitet werden, die bis dahin die Abhängigkeitsentwicklung gefördert hatten. Die genannten Ziele verdeutlichen, dass Selbstmanagement ein radikal befreiender, emanzipativer Therapieansatz sein kann. Deshalb ist es für Suchtpatienten, die sich oft als Opfer ihres Suchtmittels, ihres Umfeldes oder ihres Lebens schlechthin fühlen, ein besonders geeigneter Ansatz. Indem die Verantwortung für Denken, Fühlen und Handeln thematisiert und neu kalibriert wird, besteht für viele Abhängige die Chance zur Befreiung, zu einem verantwortlichen und mündigen Leben. Prof. Dr. Michael Klein Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtpsychologie Leiter der Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen (KFH NW), Köln
Vorwort Vorwort Mit dieser Auflage soll die digitale Nutzbarkeit des Textes und der Materialien verbessert werden. Wer mit einem Smartphone oder einem anderen digitalen Lesegerät kurzfristig Anregungen finden will, soll auf diese Weise leichteren Zugang finden. Die Materialien sind darauf gerichtet, Informationen für die besonderen Umstände eines jeden Einzelfalles zusammenzustellen. Die Informationen sind zweckgerichtet. Sie dienen dem Aufbau bzw. dem Stabilisieren von Änderungsmotivation. Deshalb ist die Formulierung vom Motivierenden Informieren passend. Mithilfe dieser Informationen sollen Klienten befähigt werden, personentypische Bedingungen bei sich selbst zu beobachten und diese Bedingungen kritisch zu bewerten. Klienten werden dadurch aus der Position entlastet, von außen Belehrungen über ihren Zustand ertragen zu müssen. Die Bereitschaft zur Reaktanz kann in dem gleichen Maße sinken, wie die Bereitschaft zum gemeinsamen Bearbeiten der Klientenprobleme steigt. Dadurch wird Kapazität gewonnen für das Anstreben individueller Therapieziele (statt Energien von Therapeuten und Klienten für das Bearbeiten von Widerstand aufzuwenden). Die Materialien sind zugleich geeignet, Klienten einen Anhalt zu bieten für das selbst verantwortete Aufrechterhalten desjenigen Erlebens und Verhaltens, dass die individuellen Chancen auf das Mehren von Zufriedenheit und Glück verbessern soll. Erarbeitet wurden die Veränderungen in der professionellen Behandlung gemeinsam, nach Ende der Behandlung organisieren Klienten das weitere Leben eigenverantwortlich. Der „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich ist mir für diese Eigenverantwortlichkeit seit langem ein Symbol: im Angesicht der Welt trifft der Einzelne Entscheidungen - klein und einsam und ohne die Möglichkeit, die notwendigen Entscheidungen zu delegieren oder den Folgen der Entscheidungen zu entgehen. In der Psychotherapie ergibt sich immer wieder Gelegenheit, auf weitere Aspekte des Lebens hinzuweisen: es ist bunt und schön und prall! In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern und Nutzern viel Glück und Erfolg Peter Sadowski, im Februar 2013
1 Einleitung
1.1 Behandlungsbedürftigkeit und wirtschaftliche Ressourcen
1.2 Zum theoretischen Hintergrund
1.2.1 Modellannahmen über die Störungsentwicklung
1.2.2 Zur Rekonstruktion der individuellen Störungsentwicklung
1.2.3 Zustandsabhängiges Lernen
1.2.4 Krankheitsmodell
1.3 Selbstmanagement-Therapie
1.3.1 Beziehungen Patient-Therapeut
1.3.2 Das Ausüben von Macht im Rahmen der Therapie
1.3.3 Transparenz des intendierten therapeutischen Prozesses
1.3.4 Funktionale Diagnostik
1.3.5 Therapeutischer Optimismus
1.4 Zur Klinik
2 Therapiestrategien
2.1 Übertragen von Verantwortung an Patienten
2.2 Transparenz
2.3 Positiv formulierte Ziele
2.4 Authentische Erlebnisse vor induzierten Erlebnissen
2.5 Minimale Intervention
2.6 Der Erfolg ist die Mutter der Erfolges
2.7 Prozessorientierung
2.8 Individuelle Arbeitspunkte innerhalb des intendierten Prozesses
2.9 Automatisiert ablaufende Prozesse
2.10 Fördern von Entscheidungen
2.11 Offene oder vorgegebene Wahlen
2.12 Der therapeutische Dreisprung (Typisch? Kritisch? Verändern?)
2.13 Humor
3 Therapieziele 3.1 Allgemeine Therapieziele
3.1.1 Abstinenz als Mittel zum Vermeiden von Nachteilen
3.1.2 Abstinenz als Voraussetzung für das Erreichen selbst definierter Lebensziele
3.1.3 Abstinenz als Anker zum Bewältigen von Lebenskrisen
3.1.4 Weitere allgemeine Therapieziele
3.2 Individuelle Therapieziele
3.3 Unterschiedliche Intensitäten der Selbststeuerung: Selbstkontrolle und Selbstregulation
4 Vernetzung
5 Erfahrungen des Patienten im psychosozialen Feld vor Aufnahme in die stationäre Behandlung
6 Das Therapieprogramm „Greifswalder Modell“
6.1 Das Vorgespräch
6.2 Der Beginn der stationären Rehabilitationsphase
6.2.1 Tätigkeiten der Co-Therapeuten
6.2.2 Die ärztliche Untersuchung
6.2.3 Das psychotherapeutische Aufnahmegespräch
6.2.4 Tests
6.3 Die Struktur der Bezugsgruppe aus psychotherapeutischer Sicht
6.3.1 Arbeitshaltungen der Gruppenmitglieder
6.3.2 Gruppenregeln
6.3.3 Institutionalisierte Aktivität
6.3.4 Gruppensprecher, Hüter der Termine, Sport und Freizeit, Betreuer von Therapieneulingen und Ähnliches
6.3.5 Einstieg in die Bezugsgruppe
6.3.5.1 Ein Betreuer aus der Bezugsgruppe
6.3.5.2 Die Bezugsgruppe stellt sich vor
6.3.5.3 Der intendierte therapeutische Prozess wird verdeutlicht
6.4 Der Therapieprozess
6.4.1 Entscheidungen des Patienten zur Behandlungsbedürftigkeit, Änderungsmotivation
6.4.2 Entscheidungen des Patienten zur Qualität der Störung (Abhängigkeit oder schädlicher Gebrauch)
6.4.3 Entscheidungen des Patienten zum zukünftigen Trinkverhalten (Abstinenz oder Kontrolliertes Trinken)
6.4.4 Unbedingte oder Bedingte Entscheidung für Abstinenz
6.4.5 Entscheidungen des Patienten zum Verändern intrapersonaler Bedingungen
6.4.6 Rekonstruktion des Störungsverlaufes (Suchtkurve)
6.4.6.1 Auslöser für das Trinkverhalten Sichten und Ordnen
6.4.6.2 Verhaltensanalysen
6.4.6.3 Das individuelle Plausible Modell
6.4.7 Individuelle Therapieziele und fortlaufendes Selbstmanagement
6.4.7.1 Erarbeiten von Annäherungen an die definierten Therapieziele
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