Mir ging es damals, wie es den meisten Leuten geht, wenn sie etwas von Kaviar Fetisch und Kaviarsex hören – sie sind halb angewidert und halb fasziniert. Bei den meisten Leuten überwiegt irgendwann der Abscheu, und sie halten sich von Kaviarspiele fern. Bei einem kleinen Teil jedoch ist es so, dass da durchaus die Anlagen und auch die Sehnsüchte da sind, um den Kaviar Fetisch auszuleben. Da hängt es dann weitgehend vom Zufall ab, ob der jemals richtig ausgelebt wird oder ob es da bei heimlichen Fantasien bleibt, die man beim Masturbieren ausschließlich mit sich selbst teilt. Bei mir griff der Zufall massiv ein und lenkte mich in eine Richtung, die mir selbst nach dieser Besprechung, nachdem ich mein Kaviargirl also schon kannte, wenn auch noch nur flüchtig und oberflächlich, vollkommen unwahrscheinlich erschienen wäre. Und das begann schon wenige Minuten, nachdem ich wieder in meinem kleinen Büro war. Da erreichte mich nämlich eine E-Mail von einem unbekannten Absender. Ich erkannte lediglich den letzten Bestandteil der Mailadresse – das war nämlich die Firma, in der ich gerade gewesen war -, aber nicht den Namen vor dem Klammeraffen. Allerdings vermutete ich sofort, dass man es sich bei meinem Auftraggeber kurzfristig noch anders überlegt hatte und mir jetzt per Mail noch neue Anweisungen schickte, nachdem wir uns ja vorhin in der Besprechung gerade über das weitere Vorgehen geeinigt hatten. So kennen viele Selbstständige ihre Auftraggeber – mit nichts zufrieden, und immer alles, was gerade erst feststeht, gleich wieder umschmeißen. Es war deshalb mit einem leichten Unbehagen, dass ich auf diese Mail klickte, um sie zu lesen. Es stand nur ein Satz darin: „Ich hoffe, ich habe dich vorhin mit meinem Vortrag über die Sinnlichkeit der Toilettengeschäfte nicht zu sehr geschockt.“ Nun wusste ich natürlich sofort, von wem diese Mail war; von der Sekretärin im Flanellrock, die mir namentlich selbstverständlich nicht vorgestellt worden war. Was ich nicht wusste, das war, wie ich auf dieses Mail reagieren sollte. Ich hätte es natürlich einfach ignorieren können. Allerdings bestand ja die Möglichkeit, dass ich der jungen Dame, die eigentlich ganz hübsch gewesen war mit ihren halblangen blonden Haaren und ihrer recht kurvigen Figur, die im engen Rock und der auch nicht viel weiteren Bluse gut herausgekommen war, in der Firma wieder einmal begegnete, und ich wollte nicht, dass ich da jemanden sitzen hatte, der sauer auf mich war und mich womöglich heimlich boykottierte. Andererseits wollte ich jetzt den Kontakt auch nicht unbedingt ausbauen; und zwar gerade weil die Lady und zwar vor allem in meiner erotischen Fantasie beim Kacken mich so faszinierte, denn das war so unanständig und pervers, dass es mich schon ziemlich beschämte. Am Ende schrieb ich dann einfach zurück, und zwar so wie sie ohne Anrede und ohne Unterschrift: „Nein, gar nicht.“ – und fertig.
Zwei Tage lang hörte ich nichts von ihr. Und dann, ich steckte schon mitten im nächsten Auftrag, schrieb sie mir erneut. „Das klingt ganz so, als ob du für ein Kaviar Sexabenteuer zu haben wärst.“ Ich war entsetzt. Und zwar umso mehr, als sie da mitten voll hinein ins Schwarze getroffen hatte. Ja, klar – wenn sie mir das anbot, dann würde ich mir schon überlegen, ja zu sagen. Aber gerade das schockierte mich ebenso wie ihre direkte Art, die Dinge beim Namen zu nennen. Das ist man von Frauen ja gar nicht gewohnt; schon gar nicht, wenn es um Sex und Erotik geht. Und erst recht nicht bei Extremsex wie dem Kaviarsex Fetisch. Nun war ich noch mehr um eine Antwort verlegen als beim ersten Mal. Hätte sie mich mit einer so offenen Aussage am Telefon erwischt, ich hätte sofort alles abgestritten. Aber die Distanz und Anonymität beim Mailen sorgte dafür, dass ich, etwa eine Stunde später, meine Verlegenheit verschwunden und durch frechen Übermut ersetzt, eine ebenso direkte Antwort zurücksandte: „Wenn das ein Angebot war, nehme ich es gerne an.“ So, und nun sollte die Lady einfach sehen, was sie daraus machte! Ich war mir fast sicher, sie hatte nur ein bisschen mit mir spielen wollen. Bestimmt hatte sie das halbe Angebot, das in ihrer Mail lag, nicht ganz ernst gemeint und würde sich jetzt verflüchtigen, wo ich damit gedroht hatte, sie beim Wort zu nehmen. Tatsächlich wartete ich den Rest des Tages vergebens auf Antwort; obwohl ich alle paar Sekunden auf „Mails abholen“ klickte. Meine anfängliche Erregung verlor sich nach und nach, und ich war fast sauer, dass die junge Dame mich so zum Besten gehabt hatte. Es wurde fünf, es wurde halb sechs. Ich überlegte, an diesem Tag vielleicht einmal früher Feierabend zu machen. Verdient hatte ich es mir; ich hatte in den letzten Tagen ziemlich geschuftet. Noch bevor ich mich entschlossen hatte, schellte es jedoch. Fluchend drückte ich den Summer. Wäre ich nur ein wenig schneller gewesen, könnte ich jetzt schon auf dem Weg nach Hause sein, statt jetzt um die späte Stunde noch irgendeinen Auftraggeber abfertigen zu müssen, der unfähig war, sich des Telefons oder der Mails zu bedienen. Nachdem der Kunde aber immer König ist, bemühte ich mich, ein erwartungsfrohes, freundliches Gesicht aufzusetzen, als draußen die Tür klappte und jemand durch den kleinen Flur schritt, der zu meinem Büro führt. Es musste eine Frau sein, denn ich hörte Absätze klappern.
Und dann erstarrte mein Willkommensgesicht zur Maske, als meine Besucherin endlich sichtbar wurde. Es war niemand anderes als die Sekretärin, die mich und die anderen Gäste in der Cafeteria mit den sinnlichen Freuden des Kackens unterhalten hatte. An diesem Tag trug sie wieder einen Rock, aber es war kein strenger, seriös wirkender Flanellrock, sondern ein kurzes, buntes Fähnchen, das ihr um Einiges oberhalb der Knie um die Oberschenkel flatterte, und dazu einen Pullover, der für meine allerdings laienhaften Augen aussah wie selbstgestrickt, und zwar mit so vielen Löchern selbstgestrickt, dass man zwischendurch ganz deutlich das Blau des Unterhemdchens sehen konnte. Ich starrte die junge Dame – Olivia B. war übrigens ihr Name – an wie eine überirdische Erscheinung. Sie lächelte und nahm mit einer Selbstverständlichkeit auf dem Besucherstuhl mir gegenüber Platz, als ob sie einen festen Termin hätte. Fieberhaft versuchte ich, in meinem Kopf einen einigermaßen vernünftigen Satz zusammenzusetzen, doch sie kam mir zuvor. „Ich dachte mir“, sagte sie, „die Einzelheiten meines Angebotes und der Annahme besprechen wir lieber persönlich.“ „Ich – ähm, also ich weiß nicht, das ist … ich …“, stammelte ich. Auf einmal verzog sie leicht das Gesicht, ihr Körper spannte sich an, und dann hörte ich das unverkennbare Geräusch, wenn jemand einen fahren lässt. Es war zwar ein noch einigermaßen damenhaft leiser Furz, aber es war ganz unverkennbar ein Furz. Und schon breitete sich auch die Duftmarke im Zimmer aus, die nun einmal dazugehört. „Du musst dich nur ein bisschen beeilen mit deiner Entscheidung“, sagte Olivia mit einem spöttischen Lächeln. „Wie du hören und riechen kannst, habe ich es mit dem Kacken nämlich ziemlich eilig. Ich habe mir vorhin noch schnell einen kleinen Einlauf verpasst, aber so langsam halte ich es nicht mehr aus; ich muss dringend kacken. Und wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du mich ja dabei beobachten.“ Ich war echt platt, wie direkt Olivia war. Selbst ich als Mann, und Männer sind ja im Normalfall weit offener in Bezug auf Sex und Erotik als Frauen, hätte mich nicht getraut, das so direkt zu sagen. Ich war, um ehrlich zu sein, noch nicht einmal in der Lage, auf ihre Direktheit einzugehen. Bevor ich nun aber wieder sinnloses Zeug stotterte, hielt ich lieber den Mund. Olivia stand auf und sah mich herausfordernd an. „Also ich weiß nicht, was du jetzt machst; ich jedenfalls werde mir jetzt hier dein Klo suchen und eine richtig schöne dicke braune Wurst absetzen. Ich werde das genießen; vielleicht sogar so sehr, dass ich mir dabei an die Muschi fasse. Wenn du Lust hast, kannst du mir Gesellschaft leisten; wenn nicht, verschwinde ich anschließend und du siehst mich nie wieder.“
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