Namen wiederherstellen konnte, wahrhaftig so lange gedauert,
daß mein Ehering ganz dünn und glatt war, als ich die Hand auf
das grüne, wogende Gras legte.
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Ich bin jetzt eine alte Frau und mein gutes Aussehen ist dahin,
aber das dort über dem Tellerwärmer, meine Liebe, bin trotzdem
ich, auch wenn die Leute oft rot und verlegen werden, weil sie
meistens auf jemand ganz anderes tippen. Aber einmal kam ein
gewisser Jemand, der sein Geld in ein Hopfengeschäft gesteckt
hatte, um seine Miete zu bezahlen und einen Besuch abzustatten,
und er wollte es durchaus vom Haken runternehmen und in seine
Brusttasche stecken – Sie verstehen, meine Liebe –
aus L..., sagte er, zu dem Original –, bloß besaß er keine
Weichheit in seiner Stimme, und ich wollte es nicht zulassen.
Weichheit in seiner Stimme, und ich wollte es nicht zulassen.
Aber, was er davon hielt, können Sie daraus entnehmen, daß er
zu dem Bild sagte: »Sprich zu mir, Emma!« Das war zweifellos
alles andere als eine vernünftige Bemerkung, aber doch ein
Beweis dafür, daß das Bild mir ähnlich war, und ich glaube
selbst, ich habe wirklich so ausgesehen, als ich jung war und
diese Art Mieder trug.
Aber meine Absicht war, von der Pension zu sprechen, und ich
muß wirklich was von dem Geschäft verstehen, da ich schon so
lange darin bin. Es war zu Beginn des zweiten Jahres meiner Ehe,
daß ich meinen armen Lirriper verlor, und gleich darauf ließ ich
mich in Islington nieder und kam danach hierher, was im ganzen
zwei Häuser und achtunddreißig Jahre, einige Verluste und eine
gute Menge Erfahrung ausmacht.
Nach den Zahlungsterminen sind Dienstmädchen Ihre größte
Plage, und sie plagen Sie sogar schlimmer als die Leute, die ich
die wandernden Christen nenne, obgleich es für mich ein
Geheimnis ist (für dessen Aufklärung, wenn es durch irgendein
Wunder geschehen könnte, ich dankbar wäre), weshalb sie auf
der Erde umherwandern, nach Vermieterzetteln Ausschau halten
und dann hereinkommen, sich die Zimmer ansehen und über den
Preis handeln, obwohl sie sie gar nicht brauchen und im Leben
nicht daran denken, sie zu nehmen. Es ist verwunderlich, daß sie
so lange leben und dabei wohlauf sind, aber vermutlich erhält sie
die viele Bewegung gesund, da sie so viel klopfen und von Haus
zu Haus gehen und den ganzen Tag die Treppen hinauf und
zu Haus gehen und den ganzen Tag die Treppen hinauf und
hinunter laufen. Und dann ist es im höchsten Grade erstaunlich,
wenn sie so tun, als ob sie so überaus genau und pünktlich
wären.
Sie blicken auf ihre Uhr und sagen: »Könnten Sie mir die Zimmer
bis übermorgen vormittag zwanzig Minuten nach elf reservieren,
und angenommen meine Freundin vom Lande legt Wert darauf,
könnten Sie dann eine kleine eiserne Bettstelle in das kleine
Zimmer oben stellen?«
Als ich noch ein Neuling im Geschäft war, meine Liebe, pflegte
ich mir's zu überlegen, bevor ich zusagte; ich verwirrte mich ganz
mit Berechnungen und ermüdete mich mit nutzlosem Warten,
aber jetzt pflege ich zu sagen: »Gewiß; ganz bestimmt«, da ich
genau weiß, es ist eine wandernde Christin und sie kommt nie
wieder. Ja, jetzt kenne ich die meisten wandernden Christen
persönlich, ebenso wie sie mich, da jedes derartige Individuum,
das in London unherwandert, die Gewohnheit hat, etwa zweimal
jährlich zu erscheinen, und es ist ein sehr bemerkenswerter
Umstand, daß das Übel erblich ist und die heranwachsenden
Kinder es auch annehmen. Aber selbst wenn es anders wäre, so
brauche ich nur von der Freundin vom Lande zu hören – was ein
sicheres Zeichen ist –, um zu nicken und zu mir selbst zu sagen:
Sie sind eine wandernde Christin, obwohl ich nicht wagen kann
zu behaupten, daß es, wie ich gehört habe, Personen mit einem
kleinen Vermögen 32
sind, die eine Vorliebe für eine regelmäßige Beschäftigung und
häufigen Wechsel des Schauplatzes haben.
Dienstmädchen, wie ich meine Bemerkung begann, sind eine
Ihrer größten und dauernden Plagen, und es geht einem mit ihnen
wie mit den Zähnen, die mit Krämpfen anfangen und niemals
aufhören, Sie zu quälen, von der Zeit, wo sie durchbrechen, bis
aufhören, Sie zu quälen, von der Zeit, wo sie durchbrechen, bis
zur Zeit, wo sie abbrechen, und dabei erscheint es einem hart,
sich von ihnen zu trennen, aber wir müssen alle unterliegen oder
künstliche kaufen. –
Selbst wenn man ein williges Mädchen bekommt, dann bekommt
man in neun von zehn Fällen ein schmutziges Gesicht mit dazu,
und natürlicherweise lieben es die Mieter nicht, wenn vornehme
Besucher mit einem schwarzen Fleck über der Nase oder
schmierigen Augenbrauen eingelassen werden. Wo sie das
Schwarz herkriegen, ist für mich ein unergründliches Geheimnis,
wie in dem Fall des willigsten Mädchens, das je in ein Haus kam,
sie war halb verhungert, das arme Ding, und ein so williges
Mädel, daß ich sie die willige Sophy nannte, früh und spät auf
den Knien scheuernd und immer fröhlich, aber stets mit einem
schwarzen Gesicht lächelnd. Ich sagte zu Sophy:
»Nun, Sophy, mein gutes Mädchen, setze dir einen bestimmten
Tag für die Kamine fest, gehe stets der Schuhwichse aus dem
Weg, kämme dein Haar nicht mit Pfannenböden und rühre die
abgebrannten Kerzendochte nicht an, dann muß es doch
notwendigerweise ein Ende nehmen.«
Doch das Schwarz blieb, und stets auf ihrer Nase; und da diese
aufgeworfen und an der Spitze breit war, so hatte es den
Anschein, als ob sie damit prahlte, und es hatte auch eine
Warnung zur Folge von einem ruhigen, aber ein wenig reizbaren
Gentleman und ausgezeichneten wöchentlichen Mieter mit
Frühstück und Benutzung eines Wohnzimmers auf Verlangen,
Frühstück und Benutzung eines Wohnzimmers auf Verlangen,
der zu mir sagte:
»Mrs. Lirriper, ich bin so weit gekommen zuzugestehen, daß die
Schwarzen Menschen und Brüder sind, aber nur wenn die Farbe
natürlich ist und nicht abgerieben werden kann.«
Infolgedessen gab ich der armen guten Sophy andere Arbeit und
verbot ihr strikt, die Tür zu öffnen, wenn es klopfte, oder auf ein
Klingelzeichen herbeizulaufen, aber 33
unglücklicherweise war sie so willig, daß sie nichts davon
zurückhalten konnte, die Küchentreppe hinaufzufliegen, so oft
eine Klingel ertönte. Schließlich fragte ich sie.
»O Sophy, Sophy, um des lieben Himmels willen, woher kommt
es bloß?«
Darauf brach dieses arme, unglückliche, willige Geschöpf in
Tränen aus und erwiderte:
»Ich nahm eine Menge Schwarz in mich auf, Ma'am, als ich ein
kleines Kind war, da sich damals niemand um mich kümmerte,
und ich denke, das muß es sein, was da herauskommt.«
Da es nun bei dem armen Ding immer weiter herauskam und ich
andererseits sonst nichts an ihr auszusetzen hatte, sagte ich zu ihr:
»Sophy, was hältst du von dem Vorschlag, daß ich dir nach
»Sophy, was hältst du von dem Vorschlag, daß ich dir nach
New South Wales verhelfe, wo es vielleicht nicht bemerkt
werden wird?«
Und ich habe es nie bereut, dieses Geld ausgegeben zu haben.
Es erwies sich als gut angelegt, denn sie heiratete auf der Fahrt
den Schiffskoch (er war selbst ein Mulatte), und sie lebte gut und
glücklich, und soviel ich gehört habe, wurde es unter jenen neuen
gesellschaftlichen Zuständen bis zu ihrem Todestag nicht
bemerkt.
Wie es Miß Wozenham weiter unten auf der anderen Seite der
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