„Ich weiß, dass du sie willst“, raunte Nicolo mir ins Ohr. „Doch ich bitte dich, nichts Unüberlegtes zu tun. Wir haben nicht genug Männer dabei, um es mit Alfredos Männern aufzunehmen.“
„Das weiß ich“, gab ich knurrend zurück. „Ich werde ihr hier nichts tun. Ich will nur ein klein wenig auf Tuchfühlung gehen. Sehen, wie sie reagiert.“
Nicolo schnaubte.
„Sie hat Angst vor dir. Was glaubst du, wie sie reagiert?“
„Das werden wir gleich heraus finden“, sagte ich und befreite mich aus Nicolos Griff, um mich von meinem Stuhl zu erheben. Ohne Nicolo noch einmal anzusehen, folgte ich Sophia in Richtung der Toiletten. Adrenalin pumpte durch meine Venen. Ich war auf der Jagd. Jeder Nerv in meinem Körper war alarmiert, als ich den Gang zu den Toiletten entlang schritt. Vor der Tür mit dem Zeichen für Frauen blieb ich stehen. Sie war da drinnen. Ich leckte mir über die Lippen. Wartete. Es dauerte nicht lange, bis die Tür aufging. Sophia erstarrte auf der Stelle. Ihre Augen hatten sich vor Schreck geweitet, und ihr Mund hatte sich zu einem stummen Schrei geöffnet. Ich gab ihr ein raubkatzenhaftes Grinsen. Sie wollte die Tür vor meiner Nase zuschlagen, doch ich war schneller. Ich hatte sie am Arm ergriffen und riss sie an mich. Sie schrie.
„Hab dich!“, raunte ich.
„Was willst du? Lass mich los, du hast kein Recht ...“
Ich verschloss ihren Protest mit meinen Lippen, drängte meine Zunge in ihren Mund und kostete sie zum ersten Mal. Sie lag starr in meinen Armen, küsste mich nicht zurück, doch das erwartete ich auch nicht. Sie würde. Eines Tages. Doch bis dahin war ein weiter Weg. Ich musste sie erst brechen.
Ich löste den Kuss. Fürs Erste musste dies reichen. Sie mit mir zerrend machte ich mich auf den Weg zurück zum Tisch um meinen Anspruch auf sie geltend zu machen.
„Lass mich los!“, schrie Sophia aufgebracht, sich gegen meinen Griff sträubend. Nicht, dass ihr das etwas helfen würde.
Ich zog sie gnadenlos hinter mir her durch das Restaurant auf unseren Tisch zu, wo Alfredo ungerührt saß, als wäre dies eine alltägliche Szene.
„Lass mich verdammt noch mal los!“, forderte Sophia. Ihr Blick ging zu Alfredo. „TU ETWAS!“, schrie sie ihn an.
Alfredo lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was ist das hier? Was bedeutet all dieser – Aufruhr?“, fragte er.
„Ich will die Frau! Sie gehört mir!“, verkündete ich ruhig. „Wie viel willst du für sie?“
„WAS!“, schrie Sophia empört und wehrte sich jetzt mit aller Kraft gegen meinen eisernen Griff. „Was soll das verdammt noch mal? Du kannst mich nicht kaufen! Ich gehöre niemanden und ich bin nicht käuflich, du sadistischer Hurensohn!“
Sophia
Tony zog michhinter sich her durch das Restaurant, bis wir am Tisch angelangt waren. Ich starrte Alfredo an, der ungerührt dasaß. Mit Interesse musterte er mich, dann Tony und schließlich wieder mich. Der Bastard. Wieso tat er so, als wäre es normal, dass irgendein dahergelaufener Kerl mich durch das Restaurant schleifte. Hatte er meine Schreie nicht gehört?
„Lass mich verdammt noch mal los!“, schrie ich Tony an, dann ging mein Blick ging zu Alfredo. „TU ETWAS!“
Alfredo lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was ist das hier? Was bedeutet all dieser – Aufruhr?“, fragte er.
„Ich will die Frau! Sie gehört mir!“, verkündete Tony als wäre es das Normalste in der Welt. „Wie viel willst du für sie?“
„WAS!“, schrie ich empört. Ich kämpfte mit aller Kraft gegen Tonys eisernen Griff an. „Was soll das verdammt noch mal? Du kannst mich nicht kaufen! Ich gehöre niemanden und ich bin nicht käuflich, du sadistischer Hurensohn!“
Ich schlug mit der freien Hand nach ihm, doch er verdrehte mir blitzschnell den Arm hinter dem Rücken, und hielt mich an sich gepresst. Schmerz schoss durch meine Schulter und meinen Arm, und ich schrie auf, hörte jedoch auf, mich zu wehren. Ich hielt Alfredos Blick, ihn stumm bittend, mir zu helfen, doch er war noch immer ganz ungerührt. Bastard! Hurensohn!
„Ich kann ja verstehen, dass sie dir gefällt, Junge“, sagte er schließlich ruhig. „Sie ist ein leckeres Ding. Doch ich kann sie wirklich nicht entbehren. Ich gebe dir eines meiner Mädchen. Als Geschenk. Such dir eine aus, die dir gefällt, und mach mit ihr was du willst. Ich hab Mädchen die gewohnt sind, Schmerzen auszuhalten. Sie würden deinen – Vorlieben – viel eher entsprechen, glaub mir. Die da ist nichts für dich.“
Gott sei Dank, schoss es mir in den Kopf. Für einen Moment hatte ich schon geglaubt, er würde mich wirklich an diesen sadistischen Kerl verschachern.
„Ich will keines deiner Mädchen. Ich will SIE!“, gab Tony eisig zurück.
Oh nein, nur über meine Leiche!
„Tony“, warf Mancini warnend ein.
„Wie viel?“, fragte Tony erneut, seinen Boss vollkommen missachtend.
Ich versuchte erneut, mich aus Tonys Griff zu winden, und stieß einen Schmerzenslaut aus.
„Wenn du sie mir wegnimmst, verliere ich meine beste Anwältin“, erwiderte mein Boss. „Ich hab Zeit und Geld in die Kleine investiert, um sie zu dem zu machen was sie ist“
Ja, richtig! Vergiss nicht, was ich dich gekostet habe, damit ich deine Interessen vertreten kann. Du brauchst mich, du Hurensohn.
Doch ein Blick in Alfredos Augen sagte mir alles was ich wissen musste. Gier! Ich sah Gier in seinen Augen. Er würde mich tatsächlich verhökern, solange der Preis stimmte. Panik stieg in mir auf.
„Das könnt ihr nicht tun!“, brüllte ich aufgebracht.
Ich blickte wild umher in der Hoffnung, dass einer der Anwesenden bereit wäre, mir zu helfen. Doch natürlich mischte sich niemand ein. Ich war nur eine Frau. Für diese Männer zählte ich weniger als ein Stück Vieh. Meine Meinung war hier nicht gefragt. Niemanden interessierte es, ob ich mit Tony gehen wollte oder nicht. Ebenso wenig interessierte es sie, was Tony mit mir machen würde.
„Nenne deinen Preis“, forderte Tony.
„Nun, ich denke fünfzehn Millionen könnten den Verlust meiner Anwältin erträglich machen“, sagte mein Boss schließlich.
Einige der Anwesenden schnappten nach Luft. Offenbar war dies ein verdammt hoher Preis. Nun, ich gab einen Scheiß auf den Preis. Ich wollte nicht verkauft werden. Und ganz bestimmt nicht an diesen unheimlichen Sadisten, der mich wahrscheinlich langsam zu Tode foltern würde. Die Angst schnürte mir die Kehle zu, und ich fühlte mich so weich in den Knien, dass ich tatsächlich fast froh war, dass Tony mich so fest hielt. Ich würde wahrscheinlich nicht in der Lage sein, auf meinen eigenen Füßen zu stehen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ein furchtbar irritierendes Geräusch. Mein Herz schlug so schnell, dass ich wahrscheinlich kurz vor einem verdammten Infarkt stand.
„Ich gebe dir zehn“, erwiderte Tony ruhig.
Alle starrten jetzt gebannt auf Alfredo. Alfredo machte eine Show daraus, sich das Angebot zu überlegen. Dann streckte er grinsend die Hand über den Tisch aus. Tony ergriff die Hand, ohne mich loszulassen.
„Deal!“, sage Alfredo.
„Das ... das ist lächerlich!“, brüllte ich. „Du kannst mich nicht verkaufen!“
Meine Angst war für einen Moment durch blinde Wut ersetzt. Wie konnte er? Was gab ihm das Recht, mich zu verkaufen?
„Meine Liebe, ich habe es gerade getan“, sagte Alfredo ruhig. „Was willst du dagegen unternehmen, hm?“
Nichts! Ich konnte nichts dagegen tun. Gegen Tony hatte ich keine Chance. Die wenigsten Männer hätten, und ich war nur eine Frau. Die Erkenntnis machte mich wütend. Ich hasste es, mich hilflos zu fühlen.
„Ich bringe dir das Geld morgen“, sagte Tony und wandte sich zum Gehen, mich mit sich ziehend.
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