Zugegebenermaßen haben die Worte von Olaf Wirkung hinterlassen. Nachdem die erste Wut verflogen ist, schäme ich mich sogar ein bisschen. Herr Albrecht, tzzz, man kann es auch übertreiben, Gabi, ermahne ich mich selbst. Wir duzen uns alle gegenseitig, das ist das Besondere hier bei uns. Wir sind wie eine kleine Familie und Olaf ist eben auch ein Teil von uns. Zwar erst seit 10 Monaten, aber trotzdem. Er ist eigentlich ein recht zuverlässiger Mitarbeiter und bisher hatte ich auch nie Schwierigkeiten mit ihm. Er war zwar noch nie mein Lieblingskollege, dafür ist er mir viel zu sanftmütig, aber ansonsten ist er echt okay. Nur halt eben kein richtiger Mann. Aber dass er jetzt plötzlich so ein Faible für die kleine Rebekka entwickelt... Findet er sie etwa scharf? Während ich die heutige Übergabe mit Olaf weiter Revue passieren lasse, spaziere ich wie in Trance durch den Flur. Ich erschrecke mich selbst ein wenig, als ich plötzlich vor Zimmer 14 stehe und den Hinterkopf von Rebekka anstarre. Als ich auch noch eine Stimme unsicher "Rebekka?", fragen höre, beschleunigt sich mein Herzschlag. Ich drehe mich um, um zu schauen, wer da gerade spricht, bis ich realisiere, dass ich es bin. Ich stehe hier und ich habe soeben diese Frage gestellt. Oh mein Gott.
Ich zucke zusammen. Rebekka? Wer zur Hölle ist diese Rebekka von der alle immer reden? Nachts träume ich oft von einem Mädchen, das so genannt wird. Doch wer diese Rebekka ist und warum ich ständig von ihr träume, weiß ich nicht. Egal. Es ist alles egal. Es spielt alles keine Rolle mehr. Es gibt nur noch eines, was zählt: Die Wand und ich. Und eines Tages hoffentlich das Loch in der Wand. Oder sogar mehrere Löcher? Ich gluckse kurz vor mich hin, als ich die innige Verbundenheit zwischen mir und der Wand spüre. Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon sitze. Doch es scheint lange genug gewesen zu sein, als das sich zwischen der Wand und mir so etwas wie eine Freundschaft entwickelt konnte. Zwar eine recht trostlose Freundschaft, doch immerhin eine stabile und zuverlässige. Anfangs hat es mich sehr beruhigt, dass die Wand nicht sprechen kann. Ich habe die Wand sogar dafür geschätzt. Ich konnte reden und reden und sie hat nie dazwischen gequatscht. Sie hat nie blöde Kommentare von sich gegeben und unsinnige Fragen hat sie auch nie gestellt. Doch wie das halt so ist... Dinge und Eigenschaften, die man am Anfang gerne hat, können am Ende zu etwas werden, was man verflucht. Und manchmal verfluche ich die Wand tatsächlich! Ich verfluche sie dafür, dass sie mich behandelt, als sei ich Luft, dass sie so tut, als sei ich ihr egal. Am meisten aber verfluche ich sie dafür, dass sich keine Löcher in ihre feste Struktur starren lassen. Dabei wünsche ich mir doch so sehr einen Beweis für meine Existenz.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.