Sönke Iwersen - Die große Strom-Abzocke

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Es ist einer der größten Betrugsfälle in der deutschen Wirtschaftsgeschichte: Hunderttausende Kunden brachte der Billigstromanbieter Teldafax um ihr Geld. Dahinter steckte ein Mann, der noch aus dem Gefängnis heraus die Strippen im Unternehmen zog – und der zahlreiche prominente Partner hatte, darunter Rudi Völler und Thomas Gottschalk.
Lesen Sie in diesem eBook die Geschichte eines beispiellosen Skandals, mit nie zuvor dagewesenen Einblicken in die Mechanismen der Wirtschaft und der Justiz. Im Anschluss wird erläutert, welche Lehren Verbraucher aus der Pleite von Teldafax und der des Nachahmers Flexstrom ziehen können und wie sich, ohne Betrügern auf den Leim zu gehen, ihre Stromrechnung senken.
Mehr als drei Jahre lang recherchierten die Handelsblatt -Reporter Jürgen Flauger und Sönke Iwersen an der Teldafax-Affäre. Nach der Aufdeckung des Skandals im Oktober 2010 blieben die deutschen Behörden zunächst untätig, das Handelsblatt wurde wegen der kritischen Berichterstattung von Teldafax sogar verklagt. Doch die Redakteure ließen sich nicht beirren, rollten nach und nach alle haarsträubenden Vergehen der Teldafax-Führung auf und wurden im Nachhinein von allen Seiten bestätigt. Heute gilt Teldafax als eine der größten Insolvenzen, die es in der deutschen Wirtschaftsgeschichte je gegeben hat.
Dass der Fall Teldafax auch einer der größten Wirtschaftsbetrügereien war, die es je gegeben hat, zeigt dieses Buch in vielen Details. Es gibt jedoch auch Ratschläge, wie sich die Verbraucher vor den Tricks der Stromabzocker schützen können. Denn die Lektüre beweist: Teldafax war und ist nicht die einzige Gefahr auf dem deutschen Strommarkt.

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ImpressumDie groHandelsblattCopyright: published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.deISBN 978-3-8442-8519-2

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG - Wenn alle Kontrollen versagen

KAPITEL 1 - Der Pate von Teldafax

KAPITEL 2 - Die willigen Helfer von Teldafax

KAPITEL 3 - Flexstrom: Verboten günstig

KAPITEL 4 – Wie sich Verbraucher vor Betrügern schützen können

KAPITEL 5 - Fallstricke beim Wechsel – und wie man sie vermeiden kann

Chronik einer Katastrophe

EINLEITUNG - Wenn alle Kontrollen versagen

Als das Theaterspiel vorbei war, als auch der letzte Vorstand das Handtuch geworfen hatte und der Insolvenzverwalter Biner Bähr zum ersten Mal die Tür zur Zentrale des Billigstromanbieters in Troisdorf öffnete, zeigte sich Teldafax als das, was es wirklich war: das blanke Chaos. Stapelweise stauten sich ungeöffnete Kundenbeschwerden in den Fluren. Meterhoch türmten sich ungelesene Faxe auf den Schreibtischen. Der Kassenbestand lag bei null. Teldafax war ein potemkinsches Dorf mitten im Rheinland.

„In den kommenden Wochen werden wir vor allem durch Taten überzeugen und so wieder zu einem normalen Geschäftsalltag zurückkehren“, hatte der letzte Chef von Teldafax, Gernot Koch, noch am 25. Mai 2011 versprochen. Zwei Wochen später war Teldafax pleite. Als Insolvenzverwalter Bähr versuchte, zu retten, was noch zu retten war, gab er schon drei Tage später auf. Bei Teldafax war nichts mehr zu retten. Am 17. Juni 2011 stellte Bähr den Betrieb ein. Sein nächster Gang führte zur Staatsanwaltschaft Bonn.

Wer beschreiben will, welch sagenhafte Misswirtschaft beim größten unabhängigen Stromanbieter Deutschlands jahrelang praktiziert wurde, hält sich am besten an die nackten, hässlichen Zahlen: Bis zu 40 Kisten mit Post blieben zuletzt täglich unbeantwortet; 500 Millionen Euro Schulden häufte Teldafax bei seinen Gläubigern auf; 500.000 Kunden wurden geschädigt; und 17.000 Euro netto pro Monat zahlten sich die Manager aus, die für all dieses Treiben verantwortlich waren.

Drei von ihnen, Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten, sitzen seit Februar 2014 auf der Anklagebank des Landgerichts Bonn. Sie bestreiten die Vorwürfe. Nun muss die Justiz entscheiden. Zunächst 16 Verhandlungstage haben die Richter veranschlagt, weitere sollen folgen – und schon jetzt steht fest: Es wird einer der größten Wirtschaftsprozesse in Deutschland. Weite Teile der Klageschrift beruhen auf der Berichterstattung des Handelsblattes. Denn als Reporter der größten deutschen Wirtschaftszeitung haben wir den Teldafax-Skandal schon im Oktober 2010 aufgedeckt und in den Folgemonaten immer mehr Details der fortgesetzten Insolvenzverschleppung beschrieben. Dass die zuständigen Behörden monatelang einfach zuschauten, ist Teil des Skandals.

Teldafax hatte viele Vorstände, aber nur einen Strippenzieher. Wie Michael Josten, ein verurteilter Anlagebetrüger, noch aus dem Gefängnis heraus das Unternehmen steuerte, ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte ohne Beispiel. Im ersten Kapitel dieses Buches erzählen wir seine Geschichte. Im zweiten Kapitel stellen wir prominente Weggenossen vor. Rudi Völler, Thomas Gottschalk, Rezzo Schlauch – sie alle spielten bei Jostens Geschäften eine unrühmliche Rolle.

Der Teldafax-Skandal ist aber größer als das Unternehmen selbst. Während in der Zeitung bereits detailliert über die unglaublichen Zustände bei Teldafax zu lesen war, hielten die Aufsichtsbehörden einfach still. Ihre Tatenlosigkeit hatte üble Folgen. Im vierten Kapitel beschreiben wir, wie sich im Schatten der Skandalberichte über Teldafax der Konkurrent Flexstrom ein perfides Beispiel nahm. Flexstrom, gegründet von den Brüdern Thomas und Robert Mundt in Berlin, wuchs in rasendem Tempo mit der gleichen Masche: Vorkasse und Dumpingpreise. Zigtausende, die bei Teldafax kündigten und zu Flexstrom wechselten, kamen vom Regen in die Traufe. 22 Monate nach Teldafax, am 12. April 2013, meldete auch Flexstrom Insolvenz an. Wenig später wurde der Betrieb eingestellt, auch hier rief der Insolvenzverwalter die Staatsanwaltschaft.

Welche Lehren können Verbraucher aus dem Chaos ziehen? In Kapitel vier erklären wir die Hintergründe der Misere auf dem Billigstrommarkt. In einem Interview mit dem erfahrenen Verbraucherschützer Udo Sieverding finden zudem Kunden Rat, die ihre Stromrechnung senken wollen, ohne sich Scharlatanen in die Arme zu werfen. Die wichtigsten Tipps und Tricks fassen wir im fünften Kapitel zusammen.

Im letzten Kapitel steht die komplette Chronik über Aufstieg und Niedergang von Teldafax, inklusive einer Auswahl interner Dokumente aus dem Unternehmen. Sie belegen: Die Beteiligten sahen die Katastrophe lang kommen. Aber sie verhinderten sie nicht.

Jürgen Flauger & Sönke Iwersen, Februar 2014

Über die Autoren:

Mehr als drei Jahre lang recherchierten die Handelsblatt -Reporter Jürgen Flauger und Sönke Iwersen an der Teldafax-Affäre. Nach der Aufdeckung des Skandals im Oktober 2010 blieben die deutschen Behörden zunächst untätig, das Handelsblatt wurde wegen der kritischen Berichterstattung von Teldafax sogar verklagt. Doch die Redakteure ließen sich nicht beirren, rollten nach und nach alle haarsträubenden Vergehen der Teldafax-Führung auf und wurden im Nachhinein von allen Seiten bestätigt. Heute gilt Teldafax als eine der größten Insolvenzen, die es in der deutschen Wirtschaftsgeschichte je gegeben hat.

Dass der Fall Teldafax auch einer der größten Wirtschaftsbetrügereien war, die es je gegeben hat, zeigt dieses Buch in vielen Details. Es gibt jedoch auch Ratschläge, wie sich die Verbraucher vor den Tricks der Stromabzocker schützen können. Denn die Lektüre beweist: Teldafax war und ist nicht die einzige Gefahr auf dem deutschen Strommarkt.

Jürgen Flauger, geb. 1970 in Göppingen, ist der Stromexperte des Handelsblattes und berichtet seit 2003 über die Branche. Für seine Teldafax-Recherchen erhielt er gemeinsam mit Iwersen 2010 den Georg von Holtzbrinck Preis, ein Jahr später wurden die beiden für ihre Artikel über zweifelhaften Geschäfte des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus mit dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.

Sönke Iwersen, geb. 1971 in Hamburg, leitet das Ressort Investigative Recherche beim Handelsblatt, seit Februar 2014 ist er zudem Chefredakteur von Handelsblatt Live, der digitalen Ausgabe des Handelsblattes. Die Leser des Fachmagazins „Der Wirtschaftsjournalist“ wählten Iwersen 2011 zum Wirtschaftsjournalisten des Jahres. Seitdem erhielt er unter anderem den Henri-Nannen-Preis.

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